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Veröffentlicht am 09.05.2023

Eine böse Saat auf fruchtbaren Boden

Josses Tal
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Der kleine Josef, der sich später Josse nennt, findet in seiner Familie nur Kälte, Ablehnung und Gewalt, da er unehelich geboren ist und der Großvater ihn für den sozialen Niedergang der Familie verantwortlich ...

Der kleine Josef, der sich später Josse nennt, findet in seiner Familie nur Kälte, Ablehnung und Gewalt, da er unehelich geboren ist und der Großvater ihn für den sozialen Niedergang der Familie verantwortlich macht. Bei seinen neuen Nachbarn findet der kleine Junge, der trotz allem lebensfroh, aufgeweckt, freundlich und aufgeschlossen ist, das, was er im eigenen Haus entbehren muss: Zuwendung, Fürsorge und Interesse. Insbesondere Wilhelm ist dem Jungen sehr zugetan, nimmt sich seiner an und fördert ihn. Allerdings ist Wilhelm auch Anhänger der aufkommenden nationalsozialistischen Bewegung und macht Josef zu seinem Instrument, ihrer beider Heimatdorf auszuspionieren und somit auf Linie der neuen Partei zu bringen. Josef steigt dabei in der Hitlerjugend immer weiter auf, beginnt aber zugleich auch immer wieder zu hinterfragen, ob das, was Wilhelm von ihm verlangt und was Josef aus Bewunderung und Liebe zu ihm immer wieder tut, wirklich das Richtige ist. Dann macht er eines Tages eine Entdeckung, die seine ganze Existenz und seine Beziehung zu Wilhelm infrage stellt.
Aus der Sicht des Jungen schildert die Autorin, wie sich der lange Schatten des Nationalsozialismus über das Land ausbreiten, wie die giftige Saat langsam gerade in den Köpfen der Unschuldigen ausbreitet. Von Anfang an begleitet den Leser, der sich zunächst darüber freut, dass es jemanden gibt, der sich für Josef einsetzt, ein unangenehmes Gefühl, das umso bedrückender wird, je offensichtlich die Parolen der Nazis Eingang finden in die Lebenswelt des Jungen. Die Bücherverbrennung ist ein erster Höhepunkt in der Fanatisierung der Anhänger der Bewegung. Dabei bezieht sich die Autorin vielfach auf originale Quellen, was das Geschehen authentischer wirken lässt. Keimen in Josef erst langsam kleine Zweifel, so gibt es in seinem Dorf doch auch viele beeindruckende Beispiele für Zivilcourage, die sich dem unmenschlichen Regime in vielen kleinen Akten der Humanität entgegenzuwerfen versucht.
Sehr anschaulich, lebendig und gut nachvollziehbar zeigt Angelika Rehse mit ihrem Buch auf, wie so etwas wie der Nationalsozialismus „passieren“ konnte. Es ist ein wichtiges Buch, das nachfolgenden Generationen deutlich macht, wie das Gefühl des Ausgestoßenseins, der Unzulänglichkeit und der Demütigung den Nährboden bereitet für die verführerischen Parolen eines Regimes, das seinen Anhängern auf Kosten anderer, ausgewählter Sündenböcke und Feindbilder das Gefühl von Stärke, Macht, Überlegenheit, Stolz, Zusammengehörigkeit und Volksgemeinschaft vermittelt. Diese Bewegung verstand es auf sublime Art, ihre böse Saat in einen nahrhaften Boden zu legen. Und nur das Wissen darum kann verhindern, dass eine solche Saat zukünftig noch einmal aufgehen kann. Von daher ist der Roman „Josses Tal“ ein wichtiges Buch, weil es dieses Wissen nicht einfach nur zu vermitteln sucht, sondern es anschaulich, erlebbar und nachvollziehbar macht und somit umso beeindruckender ist.
Einzig der Schluss, der für mein Gefühl die Geschichte zu schnell zu einem Ende führt und die Dinge zu unvermittelt auflöst und die Fratze des Bösen zu demonstrativ bloßlegt, lässt Wünsche offen.

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Veröffentlicht am 08.05.2023

Gemeinsam durch schwierige Zeiten

Hinter den Wolken wartet die Sonne
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Als Beth mit dem schweren Unfall ihrer Schwester konfrontiert wird, bei dem ihr Schwager stirbt und seit dem ihre Schwester im Koma liegt, verändert sich ihr ganzes Leben mit einem Schlag. Die eher chaotische ...

Als Beth mit dem schweren Unfall ihrer Schwester konfrontiert wird, bei dem ihr Schwager stirbt und seit dem ihre Schwester im Koma liegt, verändert sich ihr ganzes Leben mit einem Schlag. Die eher chaotische Beth, die nichts länger durchhält, keinen Job, keine Beziehung, und immer noch in ihrem Mädchenzimmer bei den Eltern wohnt, muss sich auf einmal um ihre 14jährige Nichte Polly und ihren um einiges jüngeren Neffen Ted kümmern. Ihre Eltern, insbesondere ihre Mutter, sehen dies mit Sorge, da Beth über wenige hausfrauliche und mütterliche Qualitäten verfügt. In ihrem langjährigen Jugendfreund Jory wähnt Beth eigentlich einen Verbündeten, doch hat dieser gerade ganz andere Sachen im Kopf, nämlich seine Kollegin Sadie, was Beths Gefühlsleben zudem mächtig durcheinander wirbelt. Vielleicht kann Albert ihr helfen, der seit dem Tod seiner Frau sehr zurückgezogen lebende 80jährige Nachbar ihrer Schwester? Wird Beth die verantwortungsvolle Aufgabe meistern oder wird sie auch diesmal alles hinschmeißen?
Mit einer bewundernswerten Stilsicherheit weiß die Autorin Sarah Turner in ihrem Roman „Hinter den Wolken die Sonne“ die Traurigkeit und die Verzweiflung, die der schreckliche Unfall über Beths Familie bringt, mit warmherzigen Humor zu verbinden. Dem Leser wächst beim Lesen die chaotische, von Selbstzweifeln geplagte Beth ans Herz, die alles daran setzt, das Vertrauen, das ihre Schwester in sie gesetzt hat, als sie sie zum Vormund ihrer Kinder bestimmt hat, zu erfüllen. Auch wenn sie mit ihrer Mutter nicht immer einer Meinung ist, wenn der pubertierende Teenager Polly ihr das Leben schwer macht und der kleine Ted sie mit seinen Fragen nach dem Verbleib seiner Eltern in Erklärungsnot bringt und sie sich mit der Wut und Trauer der beiden Kinder überfordert fühlt, da ja auch sie in Sorge und Trauer um Schwester und Schwager lebt, so zeigt der Roman, wie viel Hoffnung und Trost eine Familie spenden kann. Und dass Fürsorge und Zuwendung nicht unbedingt in gesunden warmen Mahlzeiten, aufgeräumten Häusern und dem Besuch von Elternabenden bestehen, sondern dass das Zuhören, das Dasein, das Verständnis, das gemeinsame Erinnern und das gemeinsame Feiern sowie das gemeinsame Meistern eines Ausnahmezustandes, der alle immer wieder aufs Neue fordert, das ist, was Familie ausmacht und was Menschen auch über Gartenzäune, Fehlkommunikation und Missverständnisse hinweg verbindet. Eine berührende Geschichte, die bei der Schwere der Ereignisse doch leicht und schön zu lesen ist.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

"Andersiger" gemacht werden

Wolf
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Der Ich-Erzähler wird von seiner Mutter ins Ferienlager geschickt. Gegen seinen Willen. Mit einem Bus, jeder Menge ungeliebter Mitschüler und vier schrägen Betreuern geht es los in eine Siedlung von Holzhütten ...

Der Ich-Erzähler wird von seiner Mutter ins Ferienlager geschickt. Gegen seinen Willen. Mit einem Bus, jeder Menge ungeliebter Mitschüler und vier schrägen Betreuern geht es los in eine Siedlung von Holzhütten mitten im Wald voller ungeliebter Plagegeister wie Mücken und ungeliebter gesellschaftlicher Verpflichtungen, die eine solche Reise so mitbringt: das Zimmer mit jemanden teilen, die Mahlzeiten mit anderen einnehmen, an Gemeinschaftsaktivitäten teilnehmen … Und dabei wäre der Erzähler doch am liebsten allein. Weil er anders ist als die anderen. Und weil er gern anders ist. Er geht gern in die Schule, liest gerne Bücher, macht gerne mit seiner Mutter Salat und ist sich selbst genug. Aber auf der Fahrt muss er sich auseinandersetzen mit anderen aus seiner Gruppe: z. B. Jörg, der auch anders ist als die anderen, den die anderen darunter aber leiden lassen. Insbesondere Marko und die Dreschke-Zwillinge. Und der Erzähler muss sich entscheiden, ob er sich aus allem raushält oder ob er für den anderen, für Jörg eintreten will und für das Recht, anders zu sein. Denn jeder ist schließlich anders und eigentlich hat keiner ein Recht, andere „andersiger“ zu machen. Wenn da nur der Wolf nicht wäre ...
Das Buch „Wolf“ von Saša Sanišić ist ein tolles Buch über das Recht auf Individualität und die Notwendigkeit von Solidarität. Es erzählt eine spannende Geschichte über Außenseiter, die ganz unterschiedlich mit ihrer Rolle umgehen, aber beide bewundernswert stark damit umgehen. Beide wirken sehr gefestigt und reifer als mancher Erwachsene, der in diesem Buch mit pseudo-pädagogischer Gesprächsführung klar zu erkennen gibt, dass er nicht im Ansatz gecheckt hat, was in den Jungs vorgeht und was ihnen blüht. Klug und voller Wortwitz ergibt sich der Erzähler in sein Schicksal im Wald und in der Gruppe sein zu müssen und dort etwas zu finden, was er wohl nie erwartet hätte: einen Freund. Auf lustige, unterhaltsame und spannende Weise und ohne pädagogischen Zeigefinger, dafür aber mit wunderbaren Illustrationen, macht das Buch Mut, anders zu sein, sich aber von anderen nicht „andersiger“ machen und sich dabei von anderen helfen zu lassen oder selbst zu helfen. Klare Leseempfehlung nicht nur für Kindern, sondern auch für Erwachsene, damit sie auch mal was checken!

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Einmal bis hinter den Mond und wieder zurück

Morgen und für immer
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Das Leben von Kajan Derwishi gleicht einer Odyssee. Als Junge lebt er mit seinem Onkel in den Bergen Albaniens, seine Eltern kämpfen als Partisanen gegen die deutschen Besatzer, als ein deutscher Wehrmachtssoldat ...

Das Leben von Kajan Derwishi gleicht einer Odyssee. Als Junge lebt er mit seinem Onkel in den Bergen Albaniens, seine Eltern kämpfen als Partisanen gegen die deutschen Besatzer, als ein deutscher Wehrmachtssoldat auf dem kleinen Hof erscheint. Er ist des Kämpfens müde und versteckt sich dort. Von ihm lernt Kajan das Klavierspielen. Nach Ende des Krieges, seine Mutter ist von der Anführerin einer Partisanengruppe zu einer wichtigen Figur in der kommunistischen Regierungspartei geworden, macht Kajan Karriere als Musiker. Seine große Liebe verschwindet, seine Neffen werden als Regimegegner verfolgt und getötet. In dem Glauben müssen ihre Eltern in ein Umerziehungslager, wo sie Zwangsarbeit verrichten müssen.
Kajan aber reist als Nachwuchstalent und offizieller Vertreter in die DDR, um dort an einem Konzert der besten Musiker kommunistischer Länder teilzunehmen. Durch Zufall gerät er in eine Gruppe, die die DDR durch einen Tunnel verlassen wollen. Von dort treibt das Schicksal ihn nach Amerika. Doch damit sind die Schicksalsschläge noch lange nicht zu Ende. Zudem treibt ihn die stete Frage um, wie es seiner Mutter ergangen ist, als klar war, dass Kajan nicht nach Albanien zurückkehren würde. Schlussendlich macht er sich erneut auf, eine Antwort auf diese Frage zu erhalten.
Kajan selber sagt, dass für jeden Schicksalsschlag das Schicksal auch immer eine Liebkosung für ihn bereit gehalten habe. Immer wieder macht er schicksalhafte Begegnungen, die sein Leben in die ein oder andere Richtung beeinflussen. Ein Getriebener zwischen Glück und Unglück, zwischen Liebe und menschenverachtendem Hass, zwischen himmlischer Musik und roher Gewalt, zwischen Loyalität und Verrat, zwischen Freund und Feind.
In diesem dramatischen und spannend erzählten Roman, der bisweilen wie ein Agententhriller anmutet oder wie ein Abenteuerroman, knüpfen die Fäden immer wieder aneinander an. Für Kajans Leben gilt auf jeden Fall der Spruch: „Man sieht sich im Leben immer zweimal.“ Fast schon märchenhaft mutet es an, wenn Kajan selbst im fernen Amerika Menschen wiederbegegnet, die einst wichtiger Bestandteil seines Lebens waren. Und ganz zum Schluss, nachdem sich die schreckliche Wahrheit enthüllt, wer eigentlich Kajans Leben diese Wendung gegeben hat, versöhnt uns das Schicksal auch wieder. Dieser Roman um den Schrecken und das Grauen der kommunistischen Diktatur in Albanien endet mit einem Hoffnungsschimmer, nicht nur im politischen Sinne, sondern auch im Sinne einer ausgleichenden Gerechtigkeit für all die Qualen und Schmerzen physischer und psychischer Natur, die unser Held Kajan Derwishi zu erdulden hatte.
In wunderbaren Bildern, die die Übersetzung sehr gelungen wiedegibt, beschreibt der Autor ein Stück wenig bekannter Geschichte eines Landes, das jeden, der nur in den Verdacht geriet, das Regime zu kritisieren oder gar verlassen zu wollen, in schreckliche Umerziehungslager steckte oder gleich in den Gefängnissen und Bergwerken verschwinden ließ. Wie ein Mensch, dem immer wieder alles genommen wird, sein altes Leben, seine Liebe, seine Freiheit, trotz allem nicht den Mut verliert, weil ihm der Trost der Musik bleibt, die, auch wenn er sie nicht spielen kann, doch immer in seinem Kopf sein wird, zeigt dieses Buch auf mitreißende und berührende Art und Weise, die den Leser in seinen Bann zieht, der das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Weiblicher Karl May auf zwei Rädern

Die Radfahrerin
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Annie Kopchovsky ist 22, verheiratet mit einem Hausierer, strenggläubiger Jude, Mutter von drei kleinen Kindern, wohnhaft mit Bruder und Schwägerin sowie deren Kindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, einer ...

Annie Kopchovsky ist 22, verheiratet mit einem Hausierer, strenggläubiger Jude, Mutter von drei kleinen Kindern, wohnhaft mit Bruder und Schwägerin sowie deren Kindern in einer Zwei-Zimmer-Wohnung, einer Pappschachtel in jüdischen Ghetto von Boston. Ihr Mann geht lieber in die Synagoge zum Thora-Studium als Geld nach Hause zu bringen oder auf die Kinder aufzupassen.
Annie ist zu jung und zu lebenshungrig, um in diesem Gefängnis zu versauern. Sie sehnt sich danach, frei zu sein wie die Wildgänse, und hat Angst, das Schicksal der Hausgänse zu teilen, nach Gefangenschaft das Leben zu verlieren.
Wenn das Geld knapp ist, wie meist, verdient Annie etwas dazu, indem sie Werbeanzeigen in Zeitungen verkauft. Dabei stößt sie auf eine Anzeige, die ihr Leben verändert: Gesucht wird eine Frau, die bereit und gesund genug ist, ohne Geld und nur mit Wechselunterwäsche auf ein Fahrrad zu steigen und in einem Jahr die Welt zu umradeln. Geld hat Annie eh keines, Fahrrad fahren kann sie aber eigentlich auch nicht, aber das ist ihre Chance. Gewinn: 10.000 Dollar und 5.000 Dollar, die sie auf der Fahrt verdienen muss. Z. B. durch die Vorträge, die sie über ihre Fahrradtour hält oder ihre Berichte für Zeitungen, in denen sie à la Karl May ihre Erlebnisse mehr als großzügig ausschmückt. Das Preisgeld würde für ein neues Leben außerhalb der Enge des Bostoner Ghettos reichen. Und so radelt Annie allen Widerständen zum Trotz los in die weite Welt. Sie wird Opfer von schlechten Wegen, ihrem geschundenen Körper, übler Nachrede, Diebstahl, Gewalt und Krieg. Aber sie erlebt auch Liebe, Begeisterung und viele unvergessliche Momente. Kann sie überhaupt noch in ihr altes Leben und zu ihrer Familie, insbesondere zu ihren Kindern zurück?
Mit großer Sym- und Empathie für ihre Heldin vermittelt die Autorin dem Leser einen differenzierten, tiefgehenden Einblick in das Seelenleben von Annie, ihre Sehnsüchte, ihre Ängste und Gewissensnöte. Sie zeigt uns eine mutige und unkonventionelle Frau, die ihre drei kleinen Kinder zurücklässt, um dem Traum von Freiheit zu folgen, die die Leute, die ihr auf ihrer Fahrt begegnen, zu bezaubern und um den Finger zu wickeln weiß, die einen Hang zur Übertreibung hat, die bereit ist, auch mit Fäusten für ihr Ziel zu kämpfen, und die bis zur Selbstaufgabe keine Mühen scheut, ihr Ziel zu erreichen. Schnell schließt man Annie in sein Herz und kann verstehen, warum ihr so viel Begeisterung entgegenschlägt.
Neben den historisch verbürgten Personen erfindet Susanna Leonard noch einige ausdrucksstarke Figuren hinzu, die der Geschichte einen weiteren Reiz verleihen, insbesondere den liebenswerten Literaturprofessor Dowe als Initiator der Wette und Mentor Annies.
Annies Reise um die Welt schildert die Autorin anhand spannender Episoden, teils in Auszügen aus Annies Reisetagebuch, teils in direkter Beschreibung, teils in der Wahrnehmung derer, die daheim geblieben sind, wie Dowe und seine Frau. Die Schwierigkeiten, vor die eine Radtour dieses Ausmaßes im Jahre 1895 (!) und unter den genannten Bedingungen nicht nur eine Frau stellt, verleihen dem Geschehen eine Dynamik, der sich der Leser nicht entziehen kann. Immer wieder kurz vor dem Scheitern kommt häufig von unerwarteter Seite ein lebensrettender Impuls, und es kann weitergehen. Doch zum Verschnaufen kommt der Leser nicht lange.
Ich finde es wunderbar, dass diese außergewöhnliche Frau mit der vorliegenden Romanbiographie wieder in Erinnerung gebracht und ihr damit ein hoffentlich bleibendes Denkmal gesetzt wird. Denn die Zeugnisse über Annie Londonderrys – wie sie sich auf der Fahrradtour nennt – Leistung sind wahrlich rar. Umso empfehlenswerter ist die Lektüre dieses Buches von Susanna Leonard.

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