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Veröffentlicht am 06.08.2017

Ermittler unter Verdacht

Sturmläuten
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Ein Junge macht beim Spielen ein grauenhaften Fund. In einem hohlen Baum steckt die verweste Leiche einer Frau. Es ist ein ganz besonderer Fall für Hauptkommissar John Benthien, denn der Baum steht auf ...

Ein Junge macht beim Spielen ein grauenhaften Fund. In einem hohlen Baum steckt die verweste Leiche einer Frau. Es ist ein ganz besonderer Fall für Hauptkommissar John Benthien, denn der Baum steht auf dem Grundstück der Eltern seiner Ex. Kurz darauf wird in dem Garten auch noch seine Ex Karin erschlagen aufgefunden und Benthien gerät in Verdacht. Umso wichtiger ist es für ihn, den Fall möglichst schnell aufzuklären.
Dieses ist bereits der vierte Band um den Hauptkommissar John Benthien, aber für mich war es der erste. Dennoch ist es problemlos möglich, sich in die Geschichte hineinzufinden.
Benthien ist ein sympathischer Mensch, der Karin helfen wollte und sich nun um ihre Tochter Celina kümmert. Aber dass er zum Verdächtigen wird, ist nicht das einzige Problem, mit dem er zu kämpfen hat. Der neue Kollege macht es ihm schwer, aber zum Glück hat er auch Kollegen, die ihm beistehen. Darüber hinaus lässt ihm auch Silke keine Ruhe.
Nicht nur die Charaktere sind gut und authentisch beschrieben, sondern auch die Gegend. Ich hatte alles sehr gut vor Augen und fand auch Sturmflut auf Hallig Hooge ganz schön gruselig.
Die kurzen Kapitel sorgen mit dafür, dass es kurzweilig und spannend zugeht. Die unterschiedlichen Handlungsstränge verbinden sich zu einem fesselnden Ende.
Ein spannender und überzeugender Krimi mit interessanten Charakteren und Küstenatmosphäre.

Veröffentlicht am 01.08.2017

Die stumme Tote

Das Mädchen, das schwieg
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Der letzte Fall hat seine Spuren hinterlassen. Daher haben sich die Journalistin Kasja Coren und der Polizist Karsten auf die kleine norwegische Insel Losvika zurückgezogen. Allerdings fehlt Kasja ihr ...

Der letzte Fall hat seine Spuren hinterlassen. Daher haben sich die Journalistin Kasja Coren und der Polizist Karsten auf die kleine norwegische Insel Losvika zurückgezogen. Allerdings fehlt Kasja ihr Job und als auf der Insel eine Tote in ihrem Haus aufgefunden wird, berichtet sie für die lokale Zeitung. Das gefällt Karsten eigentlich nicht, denn auch er ist in den Fall eingespannt. Dann verschwindet auch noch ein vierzehnjähriges Mädchen.
Mir hat bereits der Vorgängerband "Totensommer" um die Journalistin Kajsa Coren sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist eingängig und angenehm zu lesen. Durch kurze Kapitel und Zeit- und Perspektivwechsel wird Spannung aufgebaut und das Tempo hochgehalten.
Kasja hat sich bei dem Fernsehsender eine Auszeit genommen, aber sie ist mit Leib und Seele Journalistin und ihr fehlt der Beruf. Daher stürzt sie sich natürlich aus beruflichem Interesse auf diesen Fall. Sie ist sympathisch und hat ein Gespür für Menschen.
Die Polizei kommt in diesem Fall nicht wirklich weiter.
Die Tote, namens Sissel, lebte seit dem gewaltsamen Tod ihres Vaters vor einem Jahr alleine. Die junge Frau wirkt eigenartig. Sie hat seit vielen Jahren nicht mehr gesprochen, aber alles genau beobachtet und aufgeschrieben. Was hat sie gesehen, das nicht bekannt werden durfte? Oder lag das Motiv in der Vergangenheit der jungen Frau, denn bei der Obduktion stellte sich heraus, dass sie einmal schwanger war? Die Bewohner der Insel haben sich nicht weiter um sie gekümmert, sondern sie einfach so genommen, wie sie war.
Kasja betreibt ihre eigenen Recherchen, dabei darf sie der Polizei nicht in die Quere kommen, aber sie will auch gute Arbeit abliefern. Ein schwieriger Spagat für sie. Was sie dann zutage fördert, zeigt wieder einmal die menschlichen Abgründe.
Alle Charaktere sind sehr gut gezeichnet, so dass man sich gut einfühlen kann. Aber auch die etwas düstere Atmosphäre auf der Insel ist sehr gut dargestellt.
Der Spannungsbogen wird von Anfang an hochgehalten und steigert sich dann zu einem dramatischen Showdown.
Ein sehr empfehlenswerter Krimi

Veröffentlicht am 25.07.2017

Afrikanisches Leid

Der Ort, an dem die Reise endet
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Ajany kehrt aus Brasilien nach Kenia zurück. Anlass ist der Tod ihres Bruders Odidi, der in den Straßen Nairobis erschossen wurde. Mit Ihrem Vater zusammen will Ajany den Leichnam nach Hause bringen, nach ...

Ajany kehrt aus Brasilien nach Kenia zurück. Anlass ist der Tod ihres Bruders Odidi, der in den Straßen Nairobis erschossen wurde. Mit Ihrem Vater zusammen will Ajany den Leichnam nach Hause bringen, nach Hause auf eine heruntergekommene Farm im Norden des Landes. Mit der Trauer kommen auch die Erinnerungen.
Dann taucht auch noch Brite Isaiah Bolton auf, der auf der Suche nach seinem Vater Hugh ist, den er nie kennengelernt hat. Auch er kommt zu spät um von Odidi noch etwas über seinen Vater zu erfahren. Odidis Familie ist in der Trauer gefangen und will sich nicht auch noch mit dem Fremden auseinander setzen. Ajanys Mutter entzieht sich dem allen durch Flucht in die Wildnis.
Das Buch ist nicht einfach zu lesen. Es gibt viele Rückblicke und die Zeiten wechseln häufig, auf den ersten Blick nicht immer erkennbar. Der Schreibstil wirkt zerrissen und ist mit fremder Sprache durchsetzt. Die Erklärung gibt es zwar im Anhang, aber ich blättere ungern ständig während des Lesens zurück. Es dauerte eine Weile bis ich mich auf die Geschichte einlassen konnte, doch dann sah ich in der Zerrissenheit der Sprache die Zerrissenheit der Gefühle. Die Sprache ist außerordentlich kraftvoll und voller Bilder und Metaphern.
Es ist eine uns fremde Welt, die wir kennenlernen und auch wenn einem beim Lesen manches verständlicher wird, bleibt sie uns weiterhin fremd. Nichtsdestotrotz nimmt einen die Geschichte gefangen.
In Ajanys Erinnerungen erfahren wir sehr viel darüber, wie die Geschwister aufgewachsen sind. Aber auch die Erinnerungen an die koloniale Gewaltherrschaft und die blutigen Auseinandersetzungen nach der Unabhängigkeit haben die Familienmitglieder weiterhin im Griff. Es ist sicherlich hilfreich, wenn man schon ein wenig über die Geschichte Kenias weiß.
Die Figuren sind alle ganz besondere Charaktere, die authentisch und interessant dargestellt sind. Sie sind versteinert in ihrer Trauer und verzweifelt.
Ich kann das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 23.07.2017

Sie wollte nur tanzen

Die Tänzerin von Paris
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Lucia Joyce fühlt sich in Paris sehr wohl. Sie hat schon an verschiedenen Orten gelebt, aber Paris wird so etwas wie ihre Heimat. Als talentierte Tänzerin hätte sie alle Chancen Karriere zu machen, doch ...

Lucia Joyce fühlt sich in Paris sehr wohl. Sie hat schon an verschiedenen Orten gelebt, aber Paris wird so etwas wie ihre Heimat. Als talentierte Tänzerin hätte sie alle Chancen Karriere zu machen, doch ihre Familie lässt ihr keine Freiheiten. Als Sie Samuel Beckett begegnet und sich in ihn verliebt, hofft sie, dass eine Ehe mit ihm sie endlich von ihrer Familie wegbringt und sie ihren Weg gehen kann. Doch wieder legen die Eltern ihr Steine in den Weg.

Es ist eine fesselnde und traurige Geschichte, die uns Annabel Abbs hier erzählt. Lucias Leben wird von anderen bestimmt. Der Vater benutzt sie als seine Muse, die Mutter ist eine unangenehme Person, so dass Lucia zu ihr kein inniges Verhältnis hat und ihr Bruder Giorgio, den sie sehr liebt, verändert sich auch auf eine unangenehme Art. Die Männer der Familie schmeißen mit dem Geld nur so um sich und die Familie lässt sich bedenkenlos von großzügigen Gönnern finanzieren. Lucia möchte aus diesen Verhältnissen heraus und ihr Leben nach eigenen Wünschen gestalten. Aber sie widersetzt sich nicht und lässt ergeben anderen über sich bestimmen. Sie setzt ihre Hoffnungen auf ihre große Liebe Samuel Beckett, doch der verehrt James Joyce und wagt es daher nicht sich an Lucias Seite zu stellen.

Lucia Joyce suchte Hilfe bei Dr. Carl Jung. Aber die Aufzeichnungen wurden vernichtet. So weiß man nicht besonders viel über die junge Frau. Aber der Autorin ist es gelungen, eine Geschichte um Lucia zu erzählen, die authentisch ist und die einem ans Herz geht.
Sehr gut hat mir auch die Beschreibung des pulsierende Lebens in Paris gefallen.

Ich kann diesen intensiven Roman nur empfehlen.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Mary - Taschunka-gleschka-win

Taschunka-gleschka-win, Geflecktes-Pferdemädchen
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Auf dem Treck nach Oregon stirbt die Familie von Mary. Die Menschen in der Wagenkolonne lassen das Mädchen einfach zurück. Mit ihrem Pony Tupfen versucht Mary den Anschluss an die Kolonne zu bekommen. ...

Auf dem Treck nach Oregon stirbt die Familie von Mary. Die Menschen in der Wagenkolonne lassen das Mädchen einfach zurück. Mit ihrem Pony Tupfen versucht Mary den Anschluss an die Kolonne zu bekommen. Doch sie verirrt sich in der Prärie und wird von zwei Indianer völlig entkräftet gefunden. Sie nehmen das Mädchen mit zu ihrem Stamm und dort erhält Mary eine neue Familie.
Dieses Kinderbuch kann auch Erwachsene begeistern. Man erfährt sehr viel über das Alltagsleben der Lakota, die im Einklang mit der Natur leben.
Mary muss sehr viel lernen und nicht nur die Sprache. Das Leben der Lakota, die alles was sie umgibt als Verwandte betrachten, weicht schon sehr von Marys bisherigem Leben ab. Aber Mary ist lernbegierig und anpassungsfähig. Die Lakota nehmen sie sehr liebevoll auf und sehr schnell akzeptiert Mary ihre „Adoptivfamilie“ als ihre wirkliche Familie. Ihr fällt auf, dass die Erziehungsmethoden der Lakota völlig abweichen von dem, was bisher kennenlernte. Nicht Schelte und Strafe bringen die Kinder dazu, das zu tun, was sie sollen, sondern liebevolle Anleitung und Korrektur des Verhaltens.
Die Erinnerungen an ihre wirkliche Familie verblasst recht schnell und wird erst wieder aufgefrischt, als Mary entführt und zu den Weißen zurückgebracht wird. Nun erinnert sie sich eher an die angenehmen Stunden mit ihren Eltern und vergisst die Prügel, die der Vater großzügig verteilte. Im Fort wird ihr sehr bewusst, dass sie inzwischen eine Lakota ist und keine Weiße mehr.
Der Schreibstil ist eingängig und kindgerecht, dennoch anspruchsvoll. Die Illustrationen ergänzen die Geschichte sehr schön. Das Ende ist nochmals sehr aufregend für Mary und die Leser.
Absolute Leseempfehlung.