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Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Zarentochter

Die Zarentochter (Die Zarentöchter-Saga 2)
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Petra Durst-Benning erzählt in ihrem Roman die Geschichte der Kinder des russischen Zaren Nikolaus I. und konzentriert sich dabei auf die Protagonistin Olga. Die Autorin steigt im Dezember 1825 in die ...

Petra Durst-Benning erzählt in ihrem Roman die Geschichte der Kinder des russischen Zaren Nikolaus I. und konzentriert sich dabei auf die Protagonistin Olga. Die Autorin steigt im Dezember 1825 in die Geschichte ein, als Olga gerade mal drei Jahre alt ist und endet mit ihrer Heirat im Jahre 1945. Dazwischen wird der Leser in die Geschichte der Romanow-Kinder eingebunden, erlebt die Kinder- und Jugendzeit, das Erwachsenwerden, die Einführung bei Hofe und schließlich die Brautwerbungen sowie die Hochzeiten dieser prominenten Geschwister. Das strenge Hofzeremoniell und die Sitten bei Hofe werden in lebhaften Farben geschildert, zugleich aber auch die große Not und Armut der ländlichen Bevölkerung erwähnt. Für mich als „Neuling“ im Bereich der Historischen Romane war diese Familien- bzw. Liebesgeschichte ein wunderschöner Ausflug in die Welt der Reichen und Schönen Russlands. Der in Schulzeiten einst so langweilige und trockene Geschichtsunterricht, der oft in einer Aneinanderreihung von Jahreszahlen endete, wurde mit einem Mal lebendig. Ich empfand die Umsetzung der Grundidee als überaus interessant und freute mich bereits beim Lesen der letzten Seite dieses Romans auf dessen Fortsetzung.

Die Autorin versteht es, den Leser sofort in ihren Bann zu ziehen und für die Geschichte und ihre Protagonisten zu begeistern. Obgleich es sich hierbei um einen historischen Roman und keinen fesselnden Thriller handelt, war der Spannungsbogen für meinen Geschmack relativ hoch und ich fühlte mich außerstande, dieses Buch zur Seite zu legen. Die Neugier darauf, wie die Dinge sich entwickeln werden und die Tatsache, dass dies keine reine Fiktion war, brachten mich dazu, dieses Buch an einem Nachmittag zu lesen. Die Geschichte ist in insgesamt 31 Kapitel unterteilt und aus der Sicht des Erzählers in der Mitvergangenheit geschrieben, die Sätze sind klar und eindringlich. Ein Prolog mit Datumsangabe zu Beginn und einige Anmerkungen mit Quellenangaben runden das Gesamtbild ab. Eine Leseprobe auf den letzten Seiten weckt in dem Leser die Neugier auf die Fortsetzung der Geschichte um die russische Zarentochter Olga in ihrem neuen Heimatland Deutschland.

Frau Durst-Benning hat es geschafft, jeden einzelnen ihrer Protagonisten – auf ihre Art – liebenswert erscheinen zu lassen. Sowohl das Zarenpaar Nikolaus und Alexandra als auch die Kinder Mary, Olly, Adini, Sascha und Kosty sind sehr lebendig gezeichnet und es gelingt dem Leser mit Leichtigkeit, sich in sie hinein zu versetzen. Intensiv lebt und leidet man mit ihnen durch die gesamte Geschichte hindurch. Auch den Nebenfiguren wird einige Aufmerksamkeit zuteil. Ich hätte mir jedoch mehr Details über den Lebensretter des kleinen Zarensohnes, dem Sohn des Bootsmannes namens Mischa, und Prinz Alexander Bariatinski erwartet. Die Erzählung beschränkt sich zum Großteil auf die Zarenfamilie selber, während das Umfeld nur grob gezeichnet wird.

Es handelt sich hierbei um eine Weltbild-Ausgabe mit einem Bild der russischen Zarentochter Olga in rosafarbenem Kleid. Der blaue Hintergrund passt trotz des Kontrastes erstaunlich gut und eine rot-blaue Schrift vervollständigt das Gesamtbild. Bereits die Optik lädt zum Lesen des Klappentextes ein und verspricht eine Familien- und Liebesgeschichte der „oberen Zehntausend“. Überaus wichtig war für mich der Zusatz zum Inhalt im Klappentext, dass es sich hierbei um eine wahre Geschichte handelt.

Ich empfand die Lektüre dieses wunderschönen historischen Romans von Petra Durst-Benning als reines Lesevergnügen und freue mich bereits auf den Folgeband „Die russische Herzogin“.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Das zweitbeste Glück

Das zweitbeste Glück
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Margrit Schriber erzählt in ihrem Roman „Das zweitbeste Glück“ die Geschichte des Geschwisterpaares Oskar und Julie Helene Bider, kurz Leny genannt. Oskar, der als Flugpionier vor allem durch seine Pyrenäen- ...

Margrit Schriber erzählt in ihrem Roman „Das zweitbeste Glück“ die Geschichte des Geschwisterpaares Oskar und Julie Helene Bider, kurz Leny genannt. Oskar, der als Flugpionier vor allem durch seine Pyrenäen- und Alpenüberquerung und dem ersten Direktflug von Bern nach Paris Berühmtheit erlangte, starb am 7. Juli 1919 bei einem Absturz seines Flugzeugs. Wenige Stunden später erschießt sich seine vierundzwanzigjährige Schwester Leny, die zur gefeierten Stummfilm-Schauspielerin avancierte, in einem Zürcher Nobelhotel. Die Autorin rollt die Lebensgeschichten auf und gibt nach sorgfältigen Nachforschungen ihrerseits tiefe Einblicke in das Leben der beiden durch ihr tragisches Schicksal berühmt gewordenen Bider-Geschwister. Der Einstieg in das Buch liefert die harten Fakten, die Autorin beginnt mit der Selbsttötung von Leny Bider. Auf akribische Art und Weise rollt sie danach behutsam und in kleinen Schritten die kurzen Lebensjahre der beiden Geschwister auf und konzentriert sich dabei in erster Instanz auf Julie Helene. Frau Schriber verwendet Tagebucheinträge und die Figur der zukünftigen Stiefmutter als Inhalt vermittelnde Elemente und gibt tiefen Einblick auch in das Seelenleben der jungen Frau. Das Buch erzählt abwechselnd aus der Gegenwart, dem Juli 1919, wie auch aus der Vergangenheit, den Kindheits- und Jugendtagen der Protagonisten. Beeindruckend auch das Foto von Helene Bider auf einem Tennisplatz im Jahre 1916/17 sowie im Flugzeug, gemeinsam mit ihrem Bruder Oskar. Die Kopie einer Tagebuchseite der jungen Leny auf den letzten Seiten verleiht diesem Buch zusätzlich authentische Züge.

Die Autorin bevorzugt eher kurze, knappe Sätze und untermalt ihre Aussagen mit eingeflochtenen Fragen. Ihre Beschreibungen sind detailliert und liebevoll und erwecken im Leser das Verlangen, mehr über die Geschichte zu erfahren, ja sie verführen regelrecht dazu, immer weiter und weiter zu lesen. Der tragische Höhepunkt erfolgt bereits auf der ersten Seite, nämlich die Erwähnung des Flugzeugabsturzes von Oskar und der Freitod von Leny Bider. Dies nimmt jedoch nicht die geringste Spannung vorweg. Im Gegenteil. Nun erst beginnt Margrit Schriber, die Handlungsfäden zu entwirren, die Geschichte nach und nach aufzurollen. So gründlich wie das Forschen in einem Archiv wird dem Leser auch die Wahrheit über das Leben dieser beiden schillernden Persönlichkeiten präsentiert. Da ich bereits aus einigen vorherigen Büchern vom Schreibstil dieser Autorin begeistert war, ist der vorliegende Roman keine Überraschung in diesem Sinne … Frau Schriber liefert Stoff in gewohnt exzellenter Qualität und wunderschönem Schreibstil.

Die Hauptfiguren dieses Romans sind mit Sicherheit Julie Helene und Oskar Bider. Die beiden Geschwister bilden den Schwerpunkt der Geschichte und sie sind sehr glaubwürdig und gut gezeichnet. Die Autorin gibt tiefe Einblicke in deren Motive und Seelenleben und bezieht den Leser so stark ins Geschehen ein. Durch das Zitieren von Tagebucheinträgen und deren Deutung bekommt man recht schnell ein Bild der fragilen emotionalen Gefühlslage von Leny, die von abwechselnden Hochs und Tiefs gekennzeichnet ist. Julie Helene Biders Persönlichkeit ist sehr vielschichtig und schwer in Worte zu fassen. Für meine Person ist es Frau Schriber vortrefflich gelungen, sie mir nahe zu bringen. Eine sehr wichtige Nebenfigur ist eine Pariser Witwe, die eine Heirat mit Leny’s ebenfalls verwitwetem Vater in Betracht zog und aus deren Sicht dieses Buch erzählt wird. Ihr Sohn Jakob, ein linkischer, schüchterner Junge, ist ein großer Verehrer Lenys, die ihm jedoch keine Aufmerksamkeit schenkt.

Es handelt sich hierbei um eine gebundene Ausgabe mit einem großen Foto der posierenden Schauspielerin Julie Helene Bider. Der Roman ist in insgesamt 27 Kapitel unterteilt, auf den ersten und letzten Seiten befindet sich jeweils ein Bild der jungen Leny auf dem Tennisplatz sowie bei einem Flug mit ihrem Bruder Oscar. Die kostbarste Seite stellt für mich jedoch die erste dar – hier befindet sich eine handschriftliche Widmung mit einigen persönlichen Zeilen für meine Person. Von ganzem Herzen „Danke“, Frau Schriber. Nicht nur für diese berührende und wundervolle Geste, sondern auch dafür, dass Sie mir Einblick in das Leben dieser beiden faszinierenden Personen gegeben haben.

Menschen, die einen spannenden ungeklärten Todesfall, einen Thriller erwarten, würde ich raten: „Finger weg von diesem Buch“. Für Menschen, die jedoch am Leben eines wagemutigen und lebensfrohen Geschwisterpaares interessiert sind und Details über die erhebenden Moment der Eroberung des Luftraumes erfahren möchten, für all jene, die am Entstehen des Stummfilms und am Leben Anfang des 20. Jahrhunderts Interesse zeigen, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es ist exzellent recherchiert, hervorragend geschrieben und mit liebevoll gezeichneten Protagonisten ausgestattet: Fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Landkarte der Zeit

Die Landkarte der Zeit
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Félix J. Palma erzählt in diesem Roman drei verschiedene Geschichten – Ausschnitte aus dem Leben dreier Protagonisten, die allesamt eng mit dem Thema „Zeitreise“ verbunden sind. Die drei Erzählstränge ...

Félix J. Palma erzählt in diesem Roman drei verschiedene Geschichten – Ausschnitte aus dem Leben dreier Protagonisten, die allesamt eng mit dem Thema „Zeitreise“ verbunden sind. Die drei Erzählstränge erscheinen zunächst unabhängig voneinander, doch mit dem Verlauf der Erzählung tritt immer stärker zutage, dass es einen großen gemeinsamen Nenner gibt: die Person des Schriftstellers H. G. Wells. Der erste Teil der Geschichte befasst sich mit der unglücklichen Liebe des Andrew Harrington zu einer irischen Prostituierten, die durch die Hand Jack the Rippers auf grausame Weise den Tod findet und ihn damit in tiefste Verzweiflung stürzt, bis an den Rand des Selbstmords treibt. Der zweite Part erzählt von der Bewunderung der wohlbehüteten jungen Dame der Gesellschaft namens Claire Haggerty für den Helden der Zukunft des Jahres 2000, Hauptmann Shackleton. Den Abschluss bildet die eingeleitete Fahndung nach Hauptmann Shackleton durch Scotland-Yard-Inspektor Colin Garrett, die Turbulenzen, aber auch ein Zusammenführen der verschiedenen Handlungsstränge zur Folge hat. Der Autor wartet auch mit einigen überraschenden Wendungen auf und schafft es so, den Leser immer wieder aufs Neue mit der Vielfalt seiner Ideen zu erstaunen.

Palma ist es gleich beim Einstieg in seine Geschichte gelungen, mich als Leser vollständig in seinen Bann zu ziehen. Es handelt sich hierbei zwar um einen historischen Roman, der meines Erachtens zusätzliche Genres in sich vereint, jedoch kann man weder die Kriminalgeschichte um das Rätsel Jack the Rippers noch das große Geheimnis um die Frage der Zeitreisen (Science Fiction) als fesselnd oder von höchster Spannung bezeichnen. Vielmehr brilliert der Autor mit einem Sprachstil auf hohem Niveau und lässt sich dabei ausreichend Zeit, seine Geschichte zu erzählen. Wenn man bereit ist, sich auf seine wunderschöne Sprache einzulassen und keinen Spannungs- oder Unterhaltungsroman der klassischen Art erwartet, wird man tief in diese phantastische Geschichte eintauchen, die kunstvolle Aneinanderreihung von Wörtern und Satzgefügen in vollen Zügen genießen und nach der letzten Seite in der Gewissheit, höchsten Lesegenuss erlebt zu haben, wieder auftauchen.

Der Autor bedient sich vieler Protagonisten, die durchaus glaubwürdig und gut gezeichnet sind und schenkt dabei auch den Nebenfiguren ausreichend Beachtung. Die Tatsache, dass der Roman im viktorianischen London spielt, vermittelt dem Leser tiefe Einblicke nicht nur in das gesellschaftliche Leben, sondern auch in die Wertvorstellungen dieser Epoche.


Es handelt sich hierbei um ein Taschenbuch mit aussagekräftigem Cover – einer Uhr, deren Mittelpunkt der Buchtitel „Die Landkarte der Zeit“ bildet. Der Klappentext auf der Rückseite ist viel versprechend und das im Nebel liegende London im Hintergrund gibt der Optik einen mystischen Anstrich.

Ein großartiger Roman, der durch die wunderschöne Sprache und das hohe Niveau des Autors höchsten Lesegenuss verspricht … und dies auch einhält. Ich kann „Die Landkarte der Zeit“ uneingeschränkt jedem empfehlen, der Wert auf einen gehobenen Lesestil legt und bereit ist, sich auf die komplexen Gedankenspiele um die Thematik der Zeitreisen und dessen Paradoxa einzulassen.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Herz von Siena

Das Herz von Siena
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Marina Fiorato lässt den Leser tief in die Welt des Großherzogtums Siena im Jahre 1723 eintauchen. Als Mittelpunkt ihres Romans fungiert die zarte Liebesgeschichte zwischen Pia Tolomei und Riccardo Bruni. ...

Marina Fiorato lässt den Leser tief in die Welt des Großherzogtums Siena im Jahre 1723 eintauchen. Als Mittelpunkt ihres Romans fungiert die zarte Liebesgeschichte zwischen Pia Tolomei und Riccardo Bruni. Die Faszination dieses Buches begründet sich jedoch meiner Meinung nach auf der gründlich recherchierten Geschichte dieser stolzen Stadt, dem Refugium der Medicis. Nicht nur Intrigen und Machtkämpfe beherrschen die Reichen und Mächtigen dieser Zeit, sondern auch Leid und tragische Schicksalsschläge. Anfangs hatte ich den Eindruck, dass Fioratos Figuren blass und unpersönlich erscheinen. Dies änderte sich jedoch nach dem etwas zähen Einstieg in die Geschichte. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen, fieberte regelrecht danach, zu erfahren, wie es mit den Machtbestrebungen Gian Gastones de Medici, der zu dieser Zeit herrschenden Regentin Violante de Medici und dem Schicksal Sienas weiter geht. Die Autorin schildert in farbenprächtigen Szenerien die Vorbereitungen und die Regeln der Palios und die Intrigen der um den Sieg konkurrierenden Stadtviertel. Ein glanzvolles Epos einer längst vergangenen Zeit – wieder lebendig gemacht durch Marina Fiorato. Dies wird mit Sicherheit nicht meine letzte Lektüre dieser grandiosen Autorin bleiben.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Lächeln der Fortuna

Das Lächeln der Fortuna
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Rebecca Gablé lässt in ihrem Epos über das England im 14. Jahrhundert zur Zeit der Ritter den Leser durch ihren Protagonisten, Robin of Waringham, den Zeitraum von 1360 -1399 hautnah miterleben. Wir begleiten ...

Rebecca Gablé lässt in ihrem Epos über das England im 14. Jahrhundert zur Zeit der Ritter den Leser durch ihren Protagonisten, Robin of Waringham, den Zeitraum von 1360 -1399 hautnah miterleben. Wir begleiten Robin beginnend von der Ermordung und Enteignung seines Vaters, dem Earl of Waringham und Robins Abstieg zu einem Stallknecht und lernen dadurch das Ausmaß des Elends und der Nöte der armen Bevölkerungsschicht dieser Zeit kennen. Die Geisel Pest rafft Reich wie Arm dahin, die Heilkünste der damaligen Zeit sind beschränkt und die Menschen ächzen unter der Last der Abgaben. Nicht nur die Adeligen, deren Leibeigenen sie sind, sondern auch die Kirche fordert regelmäßige Abgaben, die zu leisten sie bald nicht mehr imstande sind.

Die Autorin veranschaulicht im Gegensatz zur bitterarmen Landbevölkerung auch den Ruhm und den Prunk der Adelshäuser, allen voran des Hauses Lancester, dessen Oberhaupt John ein Förderer Robins war und mit dem dieser Zeit seines Lebens eng verbunden war. König Richard spielt eine bedeutende Rolle in diesem Buch und Gablé erläutert ausführlich die exzellent recherchierten historischen Ereignisse in ihrer chronologischen Reihenfolge bis hin zur Krönung Henrys of Lancaster, dem ersten vom Parlament erwählten König. Neben Robin, dem Earl of Waringham, wird in diesem Buch das Hauptaugenmerk auf John of Gaunt, dem Duke of Lancaster, gelegt, auf den in direkter Linie die Mitglieder des englischen Königshauses zurück verfolgt werden können.

Rebecca Gablé hat mich durch ihre bildhafte Art, die Geschichte lebendig zu machen, regelrecht gefesselt. Ich konnte nicht umhin, dieses Buch an einem Wochenende auszulesen … bei nahezu 1200 relativ eng beschriebenen Seiten eine zeitaufwändige und intensive Leseerfahrung. Der Spannungsbogen war durchgehend hoch, die hervorragend gezeichneten Charaktere verführten dazu, sich vollständig auf sie einzulassen. So lebte und bangte man mit den Protagonisten dieses Buches, freute sich über ihre Erfolge und litt unter ihren Niederlagen.

Die Aufstellung der wichtigsten Figuren in sinnvoller Anordnung von Stammbäumen der Häuser Plantagenet und Lancaster sowie eine Übersicht der historischen Ereignisse sind meines Erachtens eine unbedingte Notwendigkeit. Nicht selten ertappte ich mich dabei, auf diesen Seiten nachzuschlagen, mich über die handelnden Personen sowie deren Rang und Funktion zu informieren und auf diese Weise nicht den Überblick zu verlieren.

Die Schreckensszenarien des Krieges, die willkürlichen Verurteilungen und die rohe Gewalt gegen die arme, rechtlose Bevölkerungsschicht zeichnete ein realistisches Bild jener Zeit. Doch auch in Adelskreisen kam es vor, dass Günstlinge des Königs innerhalb kürzester Zeit denunziert, enteignet, aus dem Land verbannt – oder gar ermordet wurden. Der Aufstieg konnte rasch gelingen, der tiefe Fall jedoch gleichermaßen.

Es war faszinierend, sich in diese Epoche zu versenken und Geschichte auf diese Art und Weise zu erfahren. Fünf Bewertungssterne für das bislang beste Leseerlebnis im Genre „Historischer Roman“ und eine unbedingte Leseempfehlung für „Das Lächeln der Fortuna“.