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Veröffentlicht am 26.07.2020

Anfangs anstrengend, später mit klarer Botschaft

American Spy
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Und wieder mal las ich ein Buch, bei dem Fakten und Visionen perfekt verwoben wurden. American Spy las sich wie ein spannender Krimi, der aber viel von der Geschichte Burkina Fasos beinhaltete.

Es beginnt ...

Und wieder mal las ich ein Buch, bei dem Fakten und Visionen perfekt verwoben wurden. American Spy las sich wie ein spannender Krimi, der aber viel von der Geschichte Burkina Fasos beinhaltete.

Es beginnt damit, dass eine Frau namens Marie Mitchell mitten in der Nacht von einem Fremden überfallen wird. Der will sie töten, zum Glück schafft sie, sich zu retten. Ihre beiden Söhne leben auch im Haushalt und müssen den Überfall miterleben. Völlig verängstigt reisen Mutter und Söhne zur Großmutter. Dort beginnt Marie mit dem Schreiben eines Tagebuchs. Das ist wie ein Brief formuliert und richtet sich an ihre Kinder. Sie sollen die Wahrheit über das Leben Maries und den Grund für den Überfall erfahren. Auch das Geheimnis um den Vater der Zwillinge möchte die junge Frau endlich lüften.

American Spy ist keine Lektüre, die der Leser nebenbei und oberflächlich lesen kann. Mir zeigte er, wie sehr die USA schon seit Jahrzehnten versucht, sich in die Angelegenheiten anderer Länder einzumischen. Frei nach dem Motto: „Und willst du nicht mein Bruder sein, dann hau ich dir den Schädel ein.“ Ich habe zu Thomas Sankara recherchiert und war beeindruckt, wie genau die Autorin Lauren Wilkinson sein Leben beschreibt. Auch die Situation der Schwarzen kennt sie sehr gut, sodass auch diese Elemente des Buches für mich glaubhaft sind. Das Cover kann sich sehen lasse und unterscheidet sich wohltuend von vielen Romanen, die im Moment auf den Markt kommen. Ich gebe sehr gerne fünf Sterne plus und empfehle das Lesen des Buches. Nein, es ist kein Thriller, wie es wohl einige junge Leser erwarteten. Es ist ein anspruchsvoller Spionageroman, der unterhaltsam und lehrreich ist.

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Veröffentlicht am 23.07.2020

Mit Herzblut und Humor geschrieben

HOLIDAY Reisebuch: Wo Deutschland am schönsten ist
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Das Buch „Wo Deutschland am schönsten ist“ oder anders ausgedrückt: „Urlaub daheim“, ist außergewöhnlich. Und zwar außergewöhnlich gut. Es beschreibt nicht nur die schönsten Ziele in Deutschland, es sind ...

Das Buch „Wo Deutschland am schönsten ist“ oder anders ausgedrückt: „Urlaub daheim“, ist außergewöhnlich. Und zwar außergewöhnlich gut. Es beschreibt nicht nur die schönsten Ziele in Deutschland, es sind auch entsprechende Fotos zu bewundern. Auch die kurzen Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten heben sich von üblichen Reisebüchern ab. Sie sind liebevoll und mit Humor bedacht. Egal, welche Aktivitäten die Urlauber bevorzugen, hier kommen alle auf ihre Kosten.

Nicht erst seit dem Jahr 2020 bietet Deutschland eine Menge Abwechslung, wenn es um Freizeitgestaltung geht. Aber in diesem Jahr sind es halt sehr viele, die wegen der Pandemie nicht in ferne Länder reisen wollen. Egal, ob es die Nord- oder Ostsee mit ihren tollen Stränden, die Industriemuseen und Zechen im Ruhrgebiet oder die stillen Orte der Eifel sind. Unsere Heimat ist so abwechslungsreich, dass sich niemand langweilen muss. Und das gilt für alle Altersstufen.

Dieses Buch wurde mit Herzblut und Kenntnis der Orte geschrieben. Es hat mich mitgerissen und viele der hier erwähnten Plätze kannte ich bereits. Einige Sehenswürdigkeiten warten noch darauf, von mir entdeckt zu werden. Ein tolles Werk, dem ich gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

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Veröffentlicht am 20.07.2020

Die Wirtschaftswunderjahre humorvoll beschrieben

Die Wunderfrauen
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Sie heißen Luise, Annabel, Helga und Marie und wollen die schweren Jahre des Krieges vergessen. Luise möchte einen Laden aufmachen, Annabel von ihrem Mann geliebt werden, Helga eine Ausbildung zur Krankenschwester ...

Sie heißen Luise, Annabel, Helga und Marie und wollen die schweren Jahre des Krieges vergessen. Luise möchte einen Laden aufmachen, Annabel von ihrem Mann geliebt werden, Helga eine Ausbildung zur Krankenschwester machen und Marie ihre Flucht aus Schlesien verarbeiten. Die vier Frauen treffen immer wieder aufeinander und freunden sich nach einigen Missverständnissen sogar an. Sie haben gelernt, was es heißt, zu verzichten. Jetzt möchten sie endlich auch ein Stück vom Wohlstandkuchen abbekommen.

Das Buch ist locker leicht und mit viel Humor geschrieben. So lässt es sich auch lesen. Wir lernen etwas über die bange Sorge von Eltern und Geschwistern, wenn in der Familie ein behindertes Kind lebte. Das war unter Hitler lebensgefährlich und wer hier half, der bezahlte oft mit dem Leben. Die Männer berichten von ihren Erfahrungen im Krieg und der anschließenden Gefangenschaft. Das prägt sie bis viele Jahre danach und es ist nicht immer so einfach, mit ihnen umzugehen. Das erste Fernsehen oder die ersten Autos waren damals noch Dinge, die für offene Augen der Nachbarn sorgte. Es gab Menschen, die rasch vergaßen, was sie hinter sich hatten. Sie wurden auf Kosten anderer reich und scherten sich nicht um ihre Nächsten. Dann gab es aber zum Glück auch solche, die sich miteinander freuten, endlich in Frieden leben zu können. Sie halfen sich gegenseitig und waren dankbar, wenn die Ernte gut ausfiel.

Die Wunderfrauen gefiel mir gut. Die vier Frauen kommen aus unterschiedlichen Verhältnissen und das beschreibt die Autorin sehr bildhaft. Für alle vier ist Freundschaft wichtig und nur so können sie ihren Weg zum Glück gehen. Mit Freude warte ich auf die folgenden Bücher und gebe gerne fünf Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

AHAWAH heißt Liebe

AHAWAH. Das vergessene Haus
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„Ich nenne ihre Namen, damit sie hier stehen. Wenigstens hier, dann keine dieser Frauen wird einen Grabstein haben.“ (Zitat aus dem Buch AHAWAH)

Das Wort Ahawah stand über dem Eingang einer Schule in ...

„Ich nenne ihre Namen, damit sie hier stehen. Wenigstens hier, dann keine dieser Frauen wird einen Grabstein haben.“ (Zitat aus dem Buch AHAWAH)

Das Wort Ahawah stand über dem Eingang einer Schule in Berlin. Sie lag in der Auguststraße und die Autorin besuchte sie. Immer wieder fragte sie sich, welche Geschichte dieses Haus wohl hatte. Dann kam sie darauf, dass es unter anderem ein jüdisches Kinderheim war. Regina Scheer befasste sich einige Jahre mit der Vergangenheit. Dabei lernte sie Menschen kennen, die davon berichteten. Aber auch einige, die schwiegen. Ob aus Scham oder weil sie nichts damit zu tun haben wollten, das erschloss sich ihr nicht. Heraus kam dieses Zeitzeugnis. Wertvoll, weil es viele Sichtweisen zusammenfasst und für Berliner mit Sicherheit sehr interessant ist.

AHAWAH konnte ich nicht lesen, wie einen Roman. Zu hart waren die Schilderungen der Menschen, welche hautnah die Qual der Juden miterlebten. Das Haus war nämlich weit mehr als das Kinderheim. Im Keller finden sich noch Spuren von Gefangenschaft und Qual der Menschen. Frau Scheer suchte die Überlebenden und fand viele von ihnen aber nicht nur in Berlin. Verteilt auf der ganzen Welt, auch in Israel und USA, gaben sie nach einigem Zögern ihre Erlebnisse preis.

Das Buch wurde immer wieder erweitert und aktualisiert. Es gibt Originalfotos, die Kinder und deren Erzieher zeigen. Auch Nachworte zu den verschiedenen Ausgaben durch die Autorin sowie ein Personenregister und ein Literaturverzeichnis sind erfasst. Es ist anders als die Bücher, welche ich bisher zum Thema las und daher wohl auch so bewegend. Fünf Sterne sowie die Leseempfehlung gebe ich dafür.

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Veröffentlicht am 16.07.2020

Absolut lesenswert

Unter den Linden 6
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Sie heißen Anni, Hedwig und Lise. Drei junge Frauen, die sich im Jahr 1907 in Berlin treffen. Unterschiedlicher können die Verhältnisse nicht sein, aus denen sie kommen. Aber eins haben alle drei gemeinsam: ...

Sie heißen Anni, Hedwig und Lise. Drei junge Frauen, die sich im Jahr 1907 in Berlin treffen. Unterschiedlicher können die Verhältnisse nicht sein, aus denen sie kommen. Aber eins haben alle drei gemeinsam: Sie möchten mehr erreichen als Hausfrau und Mutter zu sein. Nein, auch nicht nur für den Mann kochen und die Wohnung sauber halten oder Besucher empfangen. Zum Beispiel will Lise unbedingt an der Universität zu Berlin studieren. Das war damals für Frauen verboten und sie kämpft um ihr Recht. Die drei verbünden sich und lernen auch noch einige Damen kenne, die ebenfalls für die Emanzipation kämpfen wollen.

„Unter den Linden 6“ ist ein Buch, das ich nicht aus der Hand legen konnte. So gefällig ist die Sprache und auch die abwechslungsreiche Beschreibung der Lebensumstände damaliger Zeit machte es zum „Pageturner“. Die Autorin schreibt über die Anfänge der Berliner Universität und die Entwicklung bis zum Krieg. Wie hart die Frauen arbeiten mussten und dennoch nicht die Anerkennung bekamen, die ihre Kommilitonen längst hatten. Wie schwierig es war, sich gegen die Eltern durchzusetzen und n i c h t den Mann zu heiraten, der für sie ausgesucht wurde, das können wir uns heute kaum noch vorstellen. Sogar der Titel Professorin half ihnen nicht viel.

Der Schluss lässt einige Fragen offen und ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung der Geschichte um die drei Damen gibt. Die Autorin erläutert, dass der Titel des Buches nicht historisch sei. Ebenfalls schreibt sie am Ende des Buches, welche Fakten sie verarbeitete und wo sie ihre dichterische Freiheit einsetzte. Viele der hier genannten Personen lebten tatsächlich und dazu zählt unter anderem die hier erwähnte Lise. Für mich ein wenig zu ausführlich, das waren die Erklärungen physikalischer Lehren und deren Erforschung. Die Autorin studierte eine Weile dieses Fach und daher kam wohl die Lust am Darlegen der Zusammenhänge. Das konnte aber meine Lust am Lesen und Lernen nicht wesentlich dämpfen. Fünf Sterne und eine Leseempfehlung gebe ich ganz eindeutig.

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