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Veröffentlicht am 18.03.2019

Verdient jeder eine zweite Chance?

Perfect Girl
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Zoe wird aus dem Jugendarrest entlassen und versucht zusammen mit ihrer Mutter sowie ihrem neuen Stiefvater und Stiefbruder ein neues Leben aufzubauen. Sie will ihre zweite Chance nutzen. Die Musik gibt ...

Zoe wird aus dem Jugendarrest entlassen und versucht zusammen mit ihrer Mutter sowie ihrem neuen Stiefvater und Stiefbruder ein neues Leben aufzubauen. Sie will ihre zweite Chance nutzen. Die Musik gibt dem Teenager Halt, denn Zoe ist eine begabte Pianistin. Doch kurz nachdem ihr erster Auftritt nach der Gefängniszeit unterbrochen wird, stirbt ihre Mutter Maria. Zoes Leben gerät erneut aus den Fugen und nach und nach kommen immer mehr Geheimnisse ans Licht.

Autorin Gilly Macmillan erzählt die fesselnde Geschichte aus den Perspektiven von Zoe, ihrer Tante Tessa, ihrem Anwalt Sam und ihrem Onkel Richard. Zwischendurch werden wiederholt Ausschnitte aus einem Drehbuch eingefügt, das Zoes Stiefbruder Lucas über seine verstorbene Mutter geschrieben hat.

Die kurzen Kapitel des Thrillers erzählen die Geschichte zunächst nicht chronologisch, sondern springen zwischen dem Abend des Konzer, dem nächsten Morgen sowie Episoden aus der Vergangenheit hin und her. Dadurch wird geschickt Spannung aufgebaut, da sich die Ereignisse der Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf die verschiedenen Familienmitglieder erst nach und nach enthüllen. Nach etwa einem Drittel fand ich das Hin-und-Her-Hüpfen etwas ermüdend, jedoch stieg die Spannung bald wieder an. Nach und nach wird enthüllt, was tatsächlich in der Vergangenheit von Zoe und Lucas passiert ist und wer Maria letztendlich getötet hat. Der Verdacht fällt im Laufe der Geschichte auf verschiedene Personen. Im Stil von Gone Girl und Girl on a Train gibt es allerdings am Ende eine überraschende Enthüllung.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Teil 3 der Totenfrau-Trilogie

Totenrausch
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"Totenrausch" ist der dritte Teil der Totenfrau-Triologie von Bernhard Aichner. Ich habe die ersten beiden Bücher nicht gelesen und hatte trotzdem kein Problem, der Handlung zu folgen. Am Anfang wird das ...

"Totenrausch" ist der dritte Teil der Totenfrau-Triologie von Bernhard Aichner. Ich habe die ersten beiden Bücher nicht gelesen und hatte trotzdem kein Problem, der Handlung zu folgen. Am Anfang wird das wichtigste aus den ersten eiden Teilen kurz zusammengefasst, so dass man direkt in Brünhilde Blums dramatisches neues Leben in Hamburg einsteigen kann.

Ich vermute allerdings, dass die Leser von Teil 1 und 2 bereits mehr Sympathie für die Protagonistin entwickeln konnten. Mir fiel es teilweise etwas schwer, mit dieser Antiheldin mitzufühlen. Sie ist natürlich in einer sehr schwierigen Situation und versucht alles zu tun, um ihre Kinder zu schützen. Ohne zu viel von der Handlung verraten zu wollen: Dabei geht sie nicht gerade zimperlich vor und scheint manchmal eine leicht sadistische Neigung auszuleben, wenn jemand ihr Unrecht tut (beispielsweise der Richter). Das geht zum Teil deutlich über reine Notwehr hinaus. Als Charakter macht das Blum interessanter, als wenn sie nur das unschuldige Mädchen wäre, das ohne Eigenverschulden in diese Situationen gerät.

Sehr gut gefiel mir Aichners Schreibstil, der sehr karg und reduziert ist. Er bringt kein überflüssiges Wort zu Papier und beschreibt die Situation sehr knapp. Dadurch entstand sehr viel Spannung und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Ansprechender Debutroman

Sweetgirl
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Die Handlung von "Sweetgirl" klingt zunächst wie geschaffen für einen spannenden Thriller: Percy, ein 16-jähriges Mädchen, sucht ihre drogenabhängige Mutter und findet dabei im Haus des Dealers Shelton ...

Die Handlung von "Sweetgirl" klingt zunächst wie geschaffen für einen spannenden Thriller: Percy, ein 16-jähriges Mädchen, sucht ihre drogenabhängige Mutter und findet dabei im Haus des Dealers Shelton ein schreiendes, vernachlässigtes Baby. Sie nimmt es mit, um es in ein Krankenhaus zu bringen. Das ist leichter gesagt als getan, da ein Schneesturm über Michigan fegt. Percys Auto steckt in einer Schneewehe fest und sie macht sich zu Fuß auf den Weg zu Portis, dem Ex-Freund ihrer Mutter. Als Shelton bemerkt, dass das Baby seiner Freundin verschwunden ist, begibt er sich auf die Suche und setzt auch einige seiner kriminellen Freunde auf das Baby an.

Die Verfolgungsjagd ist jedoch gar nicht so dramatisch, wie sie klingt. Erst in der zweiten Hälfte des Buches kommen die Verfolger Percy und dem Baby gefährlich nah. Schließlich handelt es sich bei "Sweetgirl" um einen Roman, nicht um einen Thriller. Daher legt der Autor mehr Wert auf die Charaktere, die sehr detailliert geschildert werden. Obwohl die Situation natürlich dramatisch ist, hat sich für mich nie richtig die extreme Spannung aufgebaut, die ein Krimi oder Thriller erzeugen könnte. Allerdings fand ich die Protagonisten sehr stark. Percy als Heldin und Portis als Antihelden steht Shelton als Antagonist, der gleichzeitig seine eigenen Probleme und Unsicherheiten vor der Außenwelt versteckt, gegenüber. Das Drogenmilieu wird hier zudem sehr genau unter die Lupe genommen. Für einen Roman gibt es allerdings ganz schön viele Leichen...

Der düsteren Handlung setzt Travis Mulhauser zum Teil einen sehr schwarzhumorigen Schreibstil gegenüber. Das hat mit gut gefallen, vor allem bei den inneren Monologen von Shelton. Etwas nervig fand ich nach einer Weile hingegen das "humorvolle" Geplänkel zwischen Percy und Portis. Nach einer Weile las sich das einfach etwas angestrengt und wirkte zu bemüht.


Ich würde "Sweetgirl" als Roman mit Thriller-Elementen und einer überschaubaren Handlung beschreiben. Travis Mulhauser hat ein interessantes Debut vorgelegt, das sich leicht lesen ließ und das mich gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Fesselndes, aber kurzes Leseerlebnis über die legendäre Mata Hari

Die Spionin
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Gestern hatte ich Paulo Coelhos neuen Roman "Die Spionin" im Briefkasten, noch am selben Abend habe ich ihn ausgelesen. Der Autor lässt Mata Hari ihre Lebensgeschichte in einem Brief an ihre entfremdete ...

Gestern hatte ich Paulo Coelhos neuen Roman "Die Spionin" im Briefkasten, noch am selben Abend habe ich ihn ausgelesen. Der Autor lässt Mata Hari ihre Lebensgeschichte in einem Brief an ihre entfremdete Tochter selbst erzählen und schafft dabei ein flüssiges, fesselndes Leseerlebnis.

Obwohl sie nur 41 Jahre alt wurde, führte die gebürtige Niederländerin ein bewegtes und teilweise sehr glamouröses und exzentrisches Leben: Eine tragische Jugend, eine unglückliche Ehe, eine Karriere als Tänzerin. Im Ersten Weltkrieg wurde sie schließlich von den Deutschen als Spionin angeworben und bot sich Frankreich daraufhin als Doppelagentin an. Am Ende des Buches berichtet ihr Anwalt von Mata Haris Festnahme und von dem Prozess, der zu ihrer Hinrichtung führte.

Im Laufe des Buches wird klar, dass die Angeklagte vermutlich keine relevanten Informationen weitergegeben hat und die Bezeichnung als Spionin eher übertrieben ist. Das Mysterium bleibt trotzdem bestehen und die Frage, was Mata Hari genau während des Krieges getan hat, beantwortet auch Paulo Coelho nicht vollständig. Es handelt sich jedoch, wie er im Anhang selbst betont, bei "Die Spionin" nicht um eine offizielle Biografie. Stattdessen hat der Autor sich die kreative Freiheit genommen, bestätigte historische Ereignisse (die im Buch mit Fotos und historischen Dokumenten geschickt unterstrichen werden) zu einem teilweise fiktiven Roman zusammenzufügen. Das macht er auf sprachlich hohem Niveau, jedoch hätte ich mir hier gewünscht, dass er inhaltlich einfach mehr erzählt und mehr erfindet, um seine fiktive Version von Mata Haris Lebensgeschichte auszuschmücken.

Was Coelho zeigt, ist stattdessen das Portrait einer starken, modernen, unabhängigen und egozentrischen Frau, die von den Menschen in ihrer Umgebung oft missverstanden und/oder ausgenutzt wird. (Und die ganz schön viel Mansplaining über sich ergehen lassen muss. ;) )

Insgesamt hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht. Für so eine komplexe Geschichte und eine interessante Protagonistin ist das Buch doch ziemlich kurz ausgefallen. Selbst Begegnungen mit spannenden Zeitgenossen wie Freud und Picasso werden wie nebenbei abgefrühstückt.
Knapp 200 Seiten klingen erst einmal relativ ok, doch wegen des sehr kleinen Formats und des langen Anhangs ist die reine Geschichte am Ende sehr kurz.

Veröffentlicht am 18.03.2019

Poetischer Roman mit komplexen Charakteren

Zärtlich
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Catherine und James, zwei junge Iren, lernen sich durch gemeinsame Freunde in Dublin kennen und entwickeln in kurzer Zeit eine tiefe Freundschaft. James ist schwul und unzufrieden mit seinem nicht vorhandenen ...

Catherine und James, zwei junge Iren, lernen sich durch gemeinsame Freunde in Dublin kennen und entwickeln in kurzer Zeit eine tiefe Freundschaft. James ist schwul und unzufrieden mit seinem nicht vorhandenen Liebesleben, während Catherine sich heimlich in ihn verliebt. Beide landen ungeplant im Bett, was ihre Beziehung komplett verändert.

"Zärtlich" erzählt die Geschichte einer Freundschaft, einer unerfüllten Liebe und einer dem Untergang geweihten Affaire. Das sind alltägliche Themen, die Autorin Belinda McKeon sehr gefühlvoll und in poetischer Sprache aufarbeitet. Sie vermittelt die Gefühlswelt ihrer Protagonisten sehr überzeugend. Beide lassen sich in keine Schublade einordnen, sondern haben positive wie negative Eigenschaften und treffen sowohl gute als auch schlechte Entscheidungen. Der Roman behandelt ihre Gefühle, ohne schnulzig zu sein.

Die reichliche erste Hälfte des Buches ist zum Großteil in langen Absätzen geschrieben. Einige Seiten sind eine komplette Bleiwüste mit nur einem oder zwei Absätzen. Das erschlägt einen anfangs etwas, doch es hat mich nicht davon abgehalten, das Buch zu verschlingen. Ab dem Kapitel "Romanze" schreibt die Autorin in kurzen Gedanken- und Gesprächsfetzen, die eine große emotionale Kraft haben. Ich habe die Lektüre von Anfang bis Ende genossen und bin gespannt auf die nächsten Werke der Autorin!