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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.06.2022

Markus Kling lässt nicht locker

Tegernsee-Kartell
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„...Michael Fromberger hatte seine Jacke in den Schnee geworfen, riss sich das Hemd auf und versuchte vergeblich, es ebenfalls loszuwerden, auf seiner kopflosen Flucht vor etwas Unsichtbaren, das in ihm ...

„...Michael Fromberger hatte seine Jacke in den Schnee geworfen, riss sich das Hemd auf und versuchte vergeblich, es ebenfalls loszuwerden, auf seiner kopflosen Flucht vor etwas Unsichtbaren, das in ihm selbst war...“

Das Filmteam verharrt kurz in Schockstarre, bevor man den Notarzt ruft. Michael kommt noch bis in die Notaufnahme, bevor er stirbt. Der Tod war durch eine halluzinogene Droge eingetreten. Der Fall landet anfangs bei Hauptkommissar Markus kling von der Polizeiinspektion Miesbach, wird später aber von München übernommen.
Der Autor hat erneut einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil fördert den hohen Spannungsbogen.
Nach ein paar Tagen meldet sich eine Person, die weiß, woher der Stoff kommt. Doch als Markus und Murad in der Wohnung erscheinen, ist der Zeuge tot. Wer zieht hier im Hintergrund die Fäden?
Ab und an durchzieht eine feiner Humor das Geschehen, so beim oben erwähnten Telefongespräch.

„...Borell klang rau und sprach mit unüberhörbaren Berliner Akzent. Saupreiß, würden die Alteingesessenen sagen...“

Dann stirbt ein Millionär. Die Polizei geht von Selbstmord aus, nur Kling ist skeptisch. Dessen Sachwerte werden versteigert. Wenige Tage später wird der Auktionator als vermisst gemeldet. Jetzt muss es schnell gehen.
Haben die verschiedenen Ereignisse miteinander zu tun? Kling hat die Gabe, gedanklich die einzelnen Fälle durchzuspielen und mögliche Szenarien daraus abzuleiten.

„...Für ihn war jeder Fall eine Denksportaufgabe, und genau das hatte bei seiner Berufswahl den Ausschlag gegeben...“

Nun gilt es aber, die entsprechenden Beweise zu finden.
Hinzu kommt, dass einige Spuren in die Vergangenheit führen, denn es taucht ein altes Dokument auf. An der Stelle wird sehr gut erklärt, wie Verschlüsselungsverfahren funktionieren könnten. Ungünstig ist es nur, wenn man den Schlüssel nicht kennt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Zum einen entwickelt sich die Geschichte sehr komplex.sehr komplex. Zum anderen gefällt mir die Zusammenarbeit im Team der Kriminalisten. Jeder bringt sich auf seine spezielle Weise ein.

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Veröffentlicht am 10.06.2022

Carolin mischt mit

Bitterwasser
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„...Also habe ich weitergemacht und auf den richtigen Moment gewartet. Weil jemanden umzubringen ist ja leicht, aber so, dass man net direkt als Erstes an mich denkt, das erfordert ein bisserl mehr Planung...“

Das ...

„...Also habe ich weitergemacht und auf den richtigen Moment gewartet. Weil jemanden umzubringen ist ja leicht, aber so, dass man net direkt als Erstes an mich denkt, das erfordert ein bisserl mehr Planung...“

Das Zitat stammt aus den Prolog des Buches. Und es lässt viele Fragen offen, die auf Antworten warten.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben.Die Geschichte spielt in Bad Gastein bei nutzt Es wird in der Handlung jede Möglichkeit genutzt, um mir den Ort und die Umgebung vorzustellen.
Der Schriftstil ist lockerleicht. Durch den eingeflochtenen Dialekt bekommt der Krimi viel lokales Flair..
Carolin Halbach aus Düsseldorf hat ihre neue Stelle in Bad Gastein als Bibliotheksleiterin angetreten. Noch ahnt sie nicht, dass die Pläne der Bürgermeisterin Annemarie Axamer für die Zukunft des Ortes nicht bei allen auf Wohlgefallen treffen. Im ersten Gespräch zwischen beiden äußert Frau Axamer ihre Wünsche.

„...Ich würde mich freuen, wenn Sie auch ein paar Bestsellerautoren erwerben. Verstaubte Klassiker haben wir hier in Gastein schon genug.“ „ja, natürlich.“ Carolin nickte zustimmend. „Sie meinen so etwas wie Kluftinger – Krimis oder Sebastian Fitzek?“ „Ich dachte eher an Diana Gabaldon und Rebecca Gablé.“...“

Carolin ist Krimifan. Als bei der Eröffnung des Kulturzentrums Professor Hutter verstirbt, nimmt sie deshalb die Ermittlungen in die eigenen Hände – und das mit dem Wohlwollen der Bürgermeisterin.

„...“Na, Sie sind neu hier.“ Frau Axamer strahlte sie an. „Sie kennt noch keiner, Sie können sich blöd stellen und ganz unauffällig mit den Leuten reden und was rausfinden. So wie in den Krimis.“...“

Doch der Mord ist nicht das einzige Problem, das es im Ort gibt. Wie mit kleinen Nadelstiche werden durch Sabotageakte die weiteren Bauarbeiten am Kulturzentrum behindert.
Das Buch ist eine gelungene Kombination aus Ortsbeschreibung und Ermittlungen. Trotzdem verfügt die Handlung über einen hohen Spannungsbogen. Die einzelnen Puzzleteile fallen erst nach und nach an ihren richtigen Platz. Selbst die Frage, ob wirklich der Professor das Ziel war oder womöglich Carolin ist nicht so einfach zu beantworten. Hinzu kommt, dass der Revierinspektor es nicht mag, wenn ihn Carolin in sein Handwerk pfuscht. Er verpasst ihr den Namen „Miss Marple“.
Dazu passen die Kapitelüberschriften.
Der Krimi hat mich sehr gut unterhalten. Mehr davon!

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Veröffentlicht am 09.06.2022

Die Geschichte der Gormannstraße

Links und rechts der Gormannstraße
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„...Gormannstraße, Steinstraße, Mulackstraße? Auch Berliner bekennen: nie gehört! […] Mit einem Streifzug durch diese Straßen wird dem Leser die wechselvolle ferne und nahe Vergangenheit dieses Kiezes ...

„...Gormannstraße, Steinstraße, Mulackstraße? Auch Berliner bekennen: nie gehört! […] Mit einem Streifzug durch diese Straßen wird dem Leser die wechselvolle ferne und nahe Vergangenheit dieses Kiezes in der Spandauer Vorstadt näher gebracht...“

Nach dem Vorwort weiß ich, was mich erwartet. Der Autor hat in akribischer Recherchearbeit die Geschichte einzelner Häuser erkundet.
Das Buch zeichnet sich durch vielfältige Kartenmaterial und eine große Anzahl von Fotografien aus verschiedenen Epochen aus.
Zu Beginn gibt es einen Blick in die Umgebung, dann werde ich ausführlich mit der Spandauer Vorstadt und dem Scheunenviertel bekannt gemacht, bevor die Straßen im Gormannkiez benannt werden.
Es folgen Ausführungen zur Baugeschichte und zu Orten der Erinnerung. Anschließend werden einzelne Gebäude und ihre Geschichte erläutert. Ich erfahre, wer wann das Haus besessen hat und welchem Beruf derjenige nachging. Als Beispiel sei die Mulackstraße 15 erwähnt.

„...In dem Haus aus dem Jahre 1770 befand sich bis 1800 eine Tabagie, die neben dem Getränkeausschank auch die Möglichkeit des Tabakrauchens anbot...“

Das Zitat zeigt, dass der Schriftstil sachlich gehalten ist. Das passt zum Inhalt.
Zwei der Häuser gehörten Vorfahren des Autors. Sie waren Bäcker. Hier erfahre ich zusätzlich einiges über die Lebensverhältnisse des Zeit.

„...Das Erdgeschoss des Bäckerhauses diente der Produktion und dem Handel, während Obergeschoss und Dachgeschoss dem Wohnen vorbehalten waren...“

Auch die Errichtung der ersten Schulen im Viertel und die Folgen des Weltkrieges werden aufgezeigt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine etwas andere Art der Geschichtsbetrachtung.

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Veröffentlicht am 08.06.2022

Inhaltsreiches Kinderbuch

Kleiner Pinguin ganz groß
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„...Ein Aufatmen ging durch die Gruppe der Jungpinguine und die Ersten machten sich auch sofort watschelnd auf den Weg Richtung Kolonie. Philip schaute sich verstohlen um. Wo war Tscharly mit seinen halbstarken ...

„...Ein Aufatmen ging durch die Gruppe der Jungpinguine und die Ersten machten sich auch sofort watschelnd auf den Weg Richtung Kolonie. Philip schaute sich verstohlen um. Wo war Tscharly mit seinen halbstarken Kumpels? Denen wollte er keinesfalls begegnen...“

Endlich war der Schulausflug zu Ende. Selbst für die Welt der Pinguine war es ziemlich kalt. Philip gehört körperlich zu den Kleinsten von ihnen. Deshalb fällt es Tscharly leicht, ihn zu bedrohen. Obiges Zitat ist auch ein Beleg für die kindgerechte, humorvolle und leichtlockere Sprache des Buches.
Die Autorin hat ein inhaltsreiches Kinderbuch geschrieben. Es geht um Mut, Zusammenhalt und Vertrauen. Wir Menschen kommen darin allerdings nicht besonders gut weg - und das hat einige Gründe.
Philip ist befreundet mit dem Albatros Chris. Der informiert ihn, dass eine neue Gruppe Menschen auf dem Eis gesichtet wurde. Die benehmen sich, als gehöre die Welt ihnen. Mit ihren Schneemobilen kennen sie keine Rücksicht, Glasflaschen werden auf dem Eis zertöppert und Müll liegt überall.

„...“Vertrag, Vertrag, dass ich nicht lache!“ Chris schnaubte. „Die Menschen halten sich nicht an Verträge, das solltest du doch wissen.“...“

Die erste Idee, wie man die Menschen vertreiben könnte, hat die Robbe Wendy, die auch eine Freundin von Philip und Chris ist. Die Zelte stehen nämlich nicht auf dem Land, sondern auf dem Wasser.

„...Immerhin leben wir hier, während die Menschen nur Eindringlinge sind. Es wäre doch gelacht, wenn wir unseren Lebensraum nicht verteidigen könnten...“

Bald erkennen die Tiere, dass sie nur eine Chance haben, wenn sie zusammenhalten. Jetzt wächst Philip über sich hinaus. Plötzlich tritt er Tscharly mutig gegenüber und macht dem klar, was wirklich wichtig ist. Jeder darf seine Stärken in der Gruppe einbringen.
Es bedarf noch weiterer Helfer, bis die Menschen das Eis verlassen. Die Tiere haben begriffen, dass es wichtig ist, Schranken zu überwinden, wenn man überleben will.
Das Buch besitzt einen umfangreichen Anhang, der über die Antarktis und die dortige Tierwelt informiert. Im vorderen Teil des Buches weisen kleine Pinguine auf die Seitenzahlen hin, die an entsprechender Stelle nachgelesen werden können, nicht müssen. Meiner Meinung nach kann man sogar mit dem Anhang beginnen, bevor man in die Geschichte einsteigt.
Sehr schön finde ich auch, dass zu Beginn die fünf wichtigsten Protagonisten mit Bild vorgestellt werden.
Viele schwarzweiße Illustrationen veranschaulichen die Handlung. Die Kapitelüberschriften stehen unter Eisblöcken, die Seitenzahlen sind von Fischen eingerahmt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es erhält eine unbedingte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Heftiger Krimi

Paris und die Mörder der Liebe
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„...Doch ein schmerzhafter Knall, der das ganze Schiff erschütterte, hielt sie zugleich davon ab. Laetita stürzte. Das Glas zersprang. […] Sie blickte in die Dunkelheit...“

Ein Dating-App-Konzern feiert ...

„...Doch ein schmerzhafter Knall, der das ganze Schiff erschütterte, hielt sie zugleich davon ab. Laetita stürzte. Das Glas zersprang. […] Sie blickte in die Dunkelheit...“

Ein Dating-App-Konzern feiert auf einem Boot eine Party. Mit an Bord ist die Lobbyistin Laetitia. Als das Boot gegen einen Brückenpfeiler rast, wird sie von Bord geschleudert. Was wie ein Unfall aussieht, ist ein perfide geplanter Mord. Den Passagieren wurde mit Drogen versetzter Wein gereicht.
Der Autor hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Dabei zeigt er gekonnt auf, was die Datensammelwut der sozialen Netzwerke für Folgen haben kann.
Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Kurze Abschnitte, schnell wechselnde Handlungsorte und ein eingestreuter digitaler Briefwechsel setzen gekonnt Spannungsakzente.
Die Personen werden gut charakterisiert. Jeder der Kriminalisten hat so seine Geheimnisse.
Die Suche nach den Tätern läuft in zwei Richtungen. Einerseits orientiert man sich auf die Firma, andererseits gerät eine Künstlergruppe in den Fokus, die gegen die Datensammelwut und den laxen Umgang mit persönlichen Daten aufbegehrt.
Als besonderes Highlight kreiert uns der Autor den eigentlichen Täter als Ich – Erzähler.

„...Die Selbstoptimierung hatte sich gelohnt. Eigentlich war die Sache mit dem Abnehmen trivial. Man musste einfach nur mehr Energie verbrauchen, als man zu sich nahm...“

Ein Teil der Spannung wird durch die komplexen Beziehungen der Protagonisten und ihrer Interessen erzeugt. Zu den sprachlichen und inhaltlichen Höhepunkten gehören für mich die Diskussionen über Datenschutz .

„...Wir zwingen niemanden, bei uns mitzumachen. Die Daten, die wir sammeln, geben uns die User aus freien Stücken. Sie drängen sie uns sogar regelrecht auf!...“

An anderer Stelle wird das so formuliert:

„...Die Klicks und Likes haben im Geist des Kapitalismus doch schon längst Warenwert erlangt. […] Anerkennung schmeckt schal, wenn sie vom Geber nur dadurch motiviert ist, ebenfalls Anerkennung zu erhalten...“

Zu den interessantesten Protagonisten gehört die junge chinesische Polizistin Jinjin. Über ihre privaten Probleme weiß nur einer Bescheid. Nun will sie das Leben wieder genießen und manövriert sich in eine Situation, mit der sie nie gerechnet hätte.

„...War das nicht der kommerzielle Imperativ ihrer Zeit: Lebe so, dass dein Leben zum Inhalt eines global vermarktbaren Bestsellers werden könnte...“

Die Ermittlungen erweisen sich als kompliziert. Manipulation, Vertuschung Lüge – dieses Geflecht gilt es zu durchstoßen.
Eingebunden in die Geschichte ist das Manuskript eines Buches. Bei dem lässt sich schwer einschätzen, welche der Gedanken in die philosophische Richtung gehen und welche eher von Lebensmüdigkeit sprechen.
Sehr nachdenklich haben mich auch die Aussagen von Passanten gemacht, die gefragt wurden, warum sie die App benutzen. Diese Antwort klingt fast makaber.

„...Klar hab´ ich inzwischen einen festen Freund. Aber deshalb lösche ich doch nicht gleich meinen Account![…] Ich begreife das Leben als eine ständige Suche nach dem Besseren...“

Ab und an arbeitet der Autor mit Traumsequenzen. Sie lassen die Realität bis zu einem gewissen Grad verschwimmen.
Am Ende wird der Fall gelöst. Das heißt abr nicht, dass die Täter Reue empfinden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt eine Entwicklung, die schon nahe an der Realität ist.

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