Glasklare Analyse
Eiszeit„...Die große Aufgabe dieses Jahrhunderts scheint mir zu sein, Feindbilder abzubauen und sich Realitäten zu stellen, statt mit einer westlichen Werteideologie Kreuzzüge anzuzetteln, die nirgendwo auf der ...
„...Die große Aufgabe dieses Jahrhunderts scheint mir zu sein, Feindbilder abzubauen und sich Realitäten zu stellen, statt mit einer westlichen Werteideologie Kreuzzüge anzuzetteln, die nirgendwo auf der Welt im Sinne von Menschenrechten und Menschlichkeit irgendetwas gebracht haben...“
Die Autorin analysiert in beeindruckender Art das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland. Dabei hinterfragt sie das Verhalten beider Seiten und zeigt auf, wo die eigentlichen Probleme liegen. In sechs Abschnitten widmet sie sich den wichtigsten Feldern der Weltpolitik.
Sie beginnt mit der Entwicklung nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Dabei geht sie auf das Chaos unter Jelzin ein und zeigt, wie und warum sich die Politik Putins in den letzten Jahren geändert hat.
„...Bei uns besteht derzeit die Neigung, nur einen Teil der Geschichte zu erzählen und die Elemente wegzulassen, die nicht in das Bild vom friedlichen Westen und vom aggressiven Russland passen...“
Genau diese Elemente stellt die Autorin in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Einer der Schwerpunkte ist dabei die Osterweiterung der NATO. Die Vorgänge in Georgien und der Ukraine werden detailliert auseinander genommen. Sie weist mit Quellenangaben nach, wie der Wunsch nach Aufnahme von außen gekonnt stimuliert wurde.
Das Thema Syrien nimmt ebenfalls einen weiten Raum ein. Auch hier wird belegt, dass die Massenmedien nur einen Teil der Wahrheit erzählen.
In einem Kapitel setzt sich die Autorin mit der Frage auseinander, wer wen bedroht. Sie vergleicht die Rüstungsausgaben, die Stärke des Militärs und die Militärbasen.
Sehr gekonnt spielt die Autorin mit dem Worten Aktion und Reaktion. Mehr und mehr wird dabei deutlich, dass das Verhalten Russlands eine Reaktion auf die Aktionen der NATO sind.
Ihre Schlussfolgerung klingt hart:
„...Der Westen ist zu echten Kompromissen nicht mehr in der Lage, weil er die eigene Weltsicht für alternativlos hält. Das hat was von missionarischen Eifer, der schon immer das beste Rezept war, um große Katastrophen herbeizuführen...“
Doch die Autorin analysiert nicht nur die Situation. Sie bezieht historische Vergleiche ein und macht Vorschläge, wie ein Aufeinander – zu – gehen aussehen könnte. Ein Vorbild dafür ist für sie die damalige Entspannungspolitik von Willy Brandt.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.