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Veröffentlicht am 23.01.2022

Ein Stück Medizingeschichte und eine starke Frau

Das Juliusspital. Ärztin aus Leidenschaft
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„...Nur einen halben Tag war es her, dass ihre Kindheit jäh zu Ende gegangen war. Ganz sicher würde sie den achtundzwanzigsten April nie vergessen – und was an ihm geschehen war auch nicht...“

Mit diesen ...

„...Nur einen halben Tag war es her, dass ihre Kindheit jäh zu Ende gegangen war. Ganz sicher würde sie den achtundzwanzigsten April nie vergessen – und was an ihm geschehen war auch nicht...“

Mit diesen Sätzen beginnt ein spannender historischer Roman, der mir ein Stück Medizingeschichte nahebringt. Das Buch hat mich sofort in seinen Bann gezogen.
Wir befinden uns in Würzburg anno 1850. Viviana hat nur einmal mit Paul geschlafen – und nun ist sie schwanger. Die junge Frau stammt aus dem Hause des Bankiers Winkelmann. Paul ist ein Steinmetz und damit nicht standesgemäß.
Viviana beugt sich dem Willen ihrer Eltern und geht ins Kloster, um dort ihr Kind zur Welt zu bringen. Kurz nach der Geburt aber flieht sie mit dm Baby. Doch Paul ist verschwunden. Magda, Pauls Vermieterin, nimmt sie bei sich im Pleicher Viertel auf.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Er passt sich den Inhalten an.
Viviana bekommt eine Stelle als Apothekenhelferin im Juliusspital. Sehr gut wird beschrieben, wie die Zubereitung von Arzneimitteln damals funktionierte.

„….Die Aufgabe des Stößers war es, Kräuter, heilsame Gewürzpflanzen und andere Arzneisubstanzen im Mörser zu zerstoßen...“

Als Viviana zu Botengängen ins Spital geschickt wird, erlebt sie eine Vorführung von Professor von Marcus am Krankenbett. Außerdem hört sie heimlich eine Vorlesung, wie man heute sagen würde.
Viviana ist eine intelligente und vielseitig interessierte junge Frau. Sie träumt davon, auch Ärztin werden zu dürfen. Die Umstellung vom verwöhnten Bürgertöchterchen zur arbeitenden Mutter hat sie gut auf die Reihe bekommen. Dabei hat sie das Glück, dass sich Magda während der Arbeit um ihre Tochter kümmert.
Das Juliusspital zählte damals zu den führenden Lehrkrankenhäusern. Gerade wenn es um die medizinische Zusammenhänge geht, zeigt sich die exakte und umfassende Recherche der Autorinnen. Virchow und Kölliker forschen beide an der Zelltheorie. Das Mikroskop wird als wichtiges Mittel in der medizinischen Forschung genutzt. Während allerdings Virchow, um mit heutigen Worten zu sprechen, seine Forschungen gekonnt publiziert und vermarktet, wirkt Köllinger eher im Stillen.
Viviana stellt einen Antrag, Vorträge mit dem Studenten hören zu dürfen. Die Diskussion unter den Mediziner zeigt, wie rückständig sie in dieser Beziehung waren.

„...Frauen würden das Niveau des Universitätsstudiums deutlich senken. Sie sind dem Manne geistig klar unterlegen...“

Es gibt aber Ausnahmen. Einige der Ärzte erkennen Vivianas Begabung und fördern sie stillschweigend. Mittlerweile hat allerdings auch ihre Familie mitbekommen, wo und wie sei lebt. Damit sind neue Konflikte vorprogrammiert, vor allem mit der Mutter.
Viviana wird zunehmend selbstbewusster. Sie weiß, was sie will und schließt sich einer Gruppe von Frauenrechtlern an. Sie wollen gleiche Bildung für Frauen und die Möglichkeit, ein Abitur abzulegen. Dabei nutzen sie ungewöhnliche Methoden, um ihr Ziel publik zu machen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es wird spannend erzählt und vermittelt eine Menge an wissen über die Zeitverhältnisse.

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Sehr schönes Geschenkbuch

Geschenkheft »Viel Glück & viel Segen«
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„...Manchmal braucht man die Gelassenheit, sich nicht wichtiger zu nehmen als nötig...“

Das Büchlein enthält auf sieben Doppelseiten humorvolle Weisheiten. Manche Seiten beginnen mit einem Spruch wie ...

„...Manchmal braucht man die Gelassenheit, sich nicht wichtiger zu nehmen als nötig...“

Das Büchlein enthält auf sieben Doppelseiten humorvolle Weisheiten. Manche Seiten beginnen mit einem Spruch wie den obigen. Dann folgt die Anekdote einer bekannten Persönlichkeit.
Auf drei Seiten gibt es einen längeren Text über das Älterwerden und ein Rezept für ein glückliches Jahr. Folgende Zeilen stammen aus letzterem:

„..Es wird jeder Tag einzeln angerichtet
aus einem Teil Arbeit
und zwei Teilen Frohsinn und Humor...“

Die Texte und Anekdoten sind eingerahmt und mit einem Schmetterling verziert. Die Hälfte der jeweiligen Doppelseite gehört einer farbenfrohen Fotografie.
Das Büchlein hat mir ausgezeichnet gefallen. Es ist auch ein schönes Geschenk.

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Veröffentlicht am 22.01.2022

Erschütternd

Am Abgrund der Menschlichkeit
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„...Im Mittelmeer ertrinken derzeit auch die Menschenrechte. Die Menschenrechte sind die wesentliche Grundlage der europäischen Identität. Verlieren wir diese gemeinschaftliche Lebensbasis, verlieren wir ...

„...Im Mittelmeer ertrinken derzeit auch die Menschenrechte. Die Menschenrechte sind die wesentliche Grundlage der europäischen Identität. Verlieren wir diese gemeinschaftliche Lebensbasis, verlieren wir uns...“

Harte und deutliche Worte, die der Autor hier ausspricht. Er ist Arzt und war bei Naturkatastrophen weltweit vor Ort. Außerdem hat er auch in den Flüchtlingslagern dieser Welt gearbeitet. Mit diesem Buch lässt er mich als Leser an seinem Erleben teilhaben.
Der Schriftstil ist über weite Phasen sachlich. Um so eindringlicher ist allerdings die Wirkung der Tatsachenberichte und der persönlichen Schicksale.
Der Autor geht allerdings nach weiter. Er beschreibt nicht nur. Er zieht Schlussfolgerungen, erläutert Zusammenhänge und fordert Änderungen. Dabei legt er gekonnt den Finger in die Wunden unsere Zivilisation. So registriert er bei seinem Besuch in den syrischen Kurdengebieten:

„… Der NATO – Partner Türkei führt hier eine völkerrechtswidrige Militäraktion durch und agiert Hand in Hand mit islamisch-fundamentalistischen Gruppen...“

Den deutschen Ärzten war es gelungen, einem kurdischen Krankenhaus einen Inkubator zur Verfügung zu stellen, damit Frühgeborene eine Überlebenschance haben. Den Angriff der türkischen Armee ist auch dieses Gerät zum Opfer gefallen.
Die Informationen werden fett gedruckt. Dabei geht es unter um Vergewaltigung, Genitalverstümmelung und Kinderhandel.
Seine persönlichen Schlussfolgerungen werden kursiv und in zartgrün wiedergegeben. So meint er nach einem Besuch in Afghanistan:

„...Zum Schluss bleibt die Frage oder sollte man es schon als Feststellung bezeichnen, ob man mit Stethoskop (medizinische Versorgung) und Kreidetafel (Bildung) nicht mehr gegen die Wurzeln des Terrorismus ausrichten kann als mit Gewehrkugeln und Bomben?!...“

Das Buch besticht durch die Ehrlichkeit des Autors. Dazu gehört, dass die eigenen Ängste nicht verschwiegen und erkannte Fehler benannt werden.
Schonungslos beschreibt er die Zustände in Lesbos und Bosnien. Er hinterfragt, wie so etwas in Europa möglich ist. Hier erzählt er etliche persönliche Schicksale. Dabei geht es vor allem um behinderte Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind.
Ab und an drückt der Autor seine Gedanken in einem Gedicht aus:

„...Eine Wurzel
der Macht des Krieges
ist der Glaube vieler Menschen,
dass die Mächtigen wissen,
was sie tun...“

Jeder Reise ist eine Karte des Landes vorangestellt. Viele Fotos vermitteln einen Eindruck vom den Menschen, denen der Arzt und Autor begegnet ist.
Vorangestellt sind im Prolog Aussagen von jungen Menschen, die 1945 auf der Flucht waren. Nach einer Einleitung folgen Zahlen und Fakten zur Flüchtlingsbewegung und eine Weltkarte, auf der die Arbeitsorte des Arztes gekennzeichnet sind.
Das Buch endet mit persönlichen Vorschlägen, was sich dringend bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen ändern muss und eine Petition an den Bundestag.
Das Buch hat mich sehr bewegt. Es rüttelt auf und zeigt, was so alles auch in Europa im Argen liegt.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Humorvoller Tierkrimi

Kalle und Kasimir – Flitterwochen im Pfötchenhotel
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„...Ich sach ma so, normalerweise bin ich da ja blitzschnell...“

Kater Kasimir und Mops Kalle leben bei Mads und Linna. Das Buch beginnt mit deren Hochzeit.

Die Tiere dürfen ihre Dosenöffner auf der ...

„...Ich sach ma so, normalerweise bin ich da ja blitzschnell...“

Kater Kasimir und Mops Kalle leben bei Mads und Linna. Das Buch beginnt mit deren Hochzeit.

Die Tiere dürfen ihre Dosenöffner auf der Hochzeitsreise nach Sankt Andreasheim begleiten. Im Hotel wurde gerade die Hündin Schuschu entführt. Außerdem kommt es verstärkt zu Diebstählen. Sofort sind Kasimir und Kalle in ihrem Element, denn sie haben bisher schon zwei Fälle aufgeklärt.

Die Autorin hat einen amüsanten Tierkrimi geschrieben. Ich kenne die Vorgängerbände nicht, hatte aber kein Problem, mich in die Handlung zu finden.

Die Geschichte wird abwechselnd von Kalle und Kasimir erzählt. Kasimir ist der Boss, Kalle sein Assistent. Diese Rolle akzeptiert er auch problemlos. Außerdem ist er stetig bemüht, von Kasimir zu lernen.

Der Schreibstil des Buches ist sehr humorvoll. Vor allem bei Kalles Sprachspielen musste ich wiederholt schmunzeln. So macht er aus dem Trau-dich-Zimmer ein Wag-es-Zimmer. Sehr detailliert wird von Kalle die Reise ins Pfötchenhotel beschrieben. Im Hotel gibt es eine Tierbetreuung, während sich die Zweibeiner auf dem Skihang vergnügen. Die verschiedenen Tiere werden gut charakterisiert, sei es die Siamkatze Stanzerl. die Main-Coon-Katze Penelope oder der schon etwas betagte Hund Frodo. . Sowohl die Katzen als auch die Hunde unterstützen Kalle und Kasimir bei ihren Ermittlungen je nach ihren Möglichkeiten. Erstaunlich phantasievoll gehen die Tiere dabei vor. Während Kasimir der Denker ist, sorgt Kalles ausgezeichneter Geruchssinn für praktische Erfolge. Allerdings kann Kalle an keinem gefüllten Futternapf vorübergehen. Das führt zu amüsanten Szenen und ist nicht immer den Ermittlungen dienlich.

Auch Tiere haben Gefühle. Kalle vermisst die Hündin Amanda. Kasimir hatte dafür wenig Verständnis, doch dann trifft ihn die Liebe selbst.

Obiges Zitat stammt von Kalle. Der erste Teil des Satzes ist für ihn typisch und findet sich in vielfältiger Kombination. Kalle redet gern, Kasimir eher weniger.

Die Autorin versteht es, manche Situationen so anschaulich zu schildern, dass die Geschichte als Bild im Kopf abläuft. Ein Beispiel dafür ist die Skiabfahrt vom Mads mit Kalle im Rucksack.

Die eigentlichen Kriminalfälle werden bravourös gelöst. Dabei zeigt sich, das Diebstahl nicht gleich Diebstahl ist. Auch hier differenzieren die tierischen Ermittler gekonnt.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich nicht nur humorvoll unterhalten, sondern thematisiert unterschwellig auch gesellschaftliche Probleme.

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Veröffentlicht am 21.01.2022

Fesselnder Roman

Die Prüfung
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„...Kaely hatte sich zwei Wochen frei genommen. Am Samstag hatte sie gepackt, am Sonntag war sie aufgebrochen und am Montag nun fast am Ziel...“

Der Anruf ihres Bruders Jason hatte Kaely ans Krankenbett ...

„...Kaely hatte sich zwei Wochen frei genommen. Am Samstag hatte sie gepackt, am Sonntag war sie aufgebrochen und am Montag nun fast am Ziel...“

Der Anruf ihres Bruders Jason hatte Kaely ans Krankenbett ihrer Mutter gerufen. Sie ist an Krebs erkrankt. Doch das Verhältnis zwischen Tochter und Mutter ist schwierig. Kaely arbeitet als Fallanalytikerin beim FBI. Arbeit ist ihr Leben, seit sie mit 18 Jahren das Eltrnhaus verlassen hat.
Die Autorin hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Er vereint einen spannenden Fall mit tiefenpsychologischen Betrachtungen der Protagonisten.
Als Kaely in Darkwater ankommt, hat es gerade wieder einen Brand gegeben. Die örtlichen Behörden gehen von einer falschen Benutzung von Heizgeräten aus. Als aber Kaely einen Blick auf die Brandorte wirft, kommt ihr ein anderer Verdacht. Leider hat sie in Nebraska keinerlei Befugnisse.
Der Schriftstil unterstützt die teilweise rasante Handlung, ermöglicht aber in vielen Gesprächen auch einen Blich in die Gedankenwelt der Protagonisten. So ist Jasons Verhältnis zur Mutter weitaus gelassener als das seiner Schwester. Er erklärt ihr:

„...Mom hat ihre eigene Sicht auf die Wirklichkeit. Vor allem jetzt. Wenn du mit dem eigenen Tod konfrontiert wirst, dann kann das schon mal deine Sicht auf die Dinge verändern...“

Es geht, wie so oft, auch um die Themen Vergeben und Verzeihen.
Kaely begibt sich während eines Brandes an den Ort des Geschehens. Sie hofft, den Brandstifter zu sehen. Noch ahnt sie nicht, dass ab sofort ihr eigenes Leben bedroht ist.
Ab und an lässt mich die Autorin einen Blick in die Seele des Täters werfen.

„...Er lacht. Denn er beherrscht das Feuer. Er beherrscht alles. Und niemand kann ihn aufhalten. Niemand...“

Die kurzen Sätze wirken besonders eindringlich. Der Täter weiß, was er will. Und er geht davon aus, dass ihn niemand auf den Schirm hat. Dafür gibt es gute Gründe. Die aber erschließen sich mir als Leser erst viel später.
Kaelys Vorgesetzter schickt Noah, ihren Partner, nach Nebraska zur Unterstützung in einer Drogenermittlung und unterstellt beide der örtlichen FBI – Stelle. Dort haben sie zwar einen Auftrag zu erfüllen, können gleichzeitig die Spur des Brandstifters aufnehmen.
Das aber sorgt bei Kaely für neue Konflikte. Ihr Bruder war davon ausgangen, dass sie sich nun ganz um die Mutter kümmert und nicht dem Beruf den Vorrang gibt. Außerdem scheut sie keinerlei Risiko, wenn es um Ermittlungen geht. Und dann spürt Kaely tief in sich, dass ihr Noah mehr bedeutet als nur ein Partner im Dienst. Damit kann sie – noch – nicht umgehen.
Ihre Fähigkeit, Menschen allein durch ihre Beobachtung einschätzen zu können, wird nicht von jedem akzeptiert. Doch das Leben war eine Harte Schule für sie.

„...Menschen tragen Masken, Sir, Ich habe gelernt, dass fast jeder käuflich ist. Vielleicht nicht von Anfang an mit der Absicht, illoyal zu sein...“

Kaelys besondere Ermittlungsmethoden ermöglichen ihr, den Fall zu lösen. Dabei geht sie das größtmögliche Risiko ein.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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