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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.12.2023

Frau Appeldorns zweiter Fall

Frau Appeldorn und der tote Bademeister
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„...Frau Appeldorn betrachtete die lachenden Frauen und beglückwünschte sich innerlich dazu, dem Kulturverein beigetreten zu sein. Sie hatte gute Freundinnen gefunden...“

Doch ganz füllt sie diese Arbeit ...

„...Frau Appeldorn betrachtete die lachenden Frauen und beglückwünschte sich innerlich dazu, dem Kulturverein beigetreten zu sein. Sie hatte gute Freundinnen gefunden...“

Doch ganz füllt sie diese Arbeit nicht aus. Als einstige Chefsekretärin war sie mehr gefordert. Dann aber erfährt sie aus der Zeitung, dass der Bademeister tot aufgefunden wurde.
Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben, der mit feinem Humor durchzogen ist.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er sorgt für den hohen Spannungsbogen.
Frau Appeldorn nimmt zusammen mit ihrem Nachbarn, Herrn Büyüktürk, die Ermittlungen auf. Zugute kommt ihnen, dass die Tochter des Nachbarn im Rathaus arbeitet. Da kann man schon mal nach Kontakten und Adressen nachfragen. Frau Appeldorn redet gern Klartext.

„...Wenn Sie weiterhin helfen wollen, Mordfälle aufzuklären, müssen sie Ihren Blick für die Details noch schärfen...“

Gemeinsam sehen sie sich den Tatort an. Sie interessiert, wer um die Zeit dort gewesen sein könnte. Dadurch kommen sie zu Zeugen oder Verdächtigen. Allerdings steht plötzlich Annemie, Frau Appeldorns Schwester, mit ihrem Mann vor der Tür. Damit hatte sie nicht gerechnet.
Frau Appeldorn hat kein Problem damit, Menschen anzusprechen und auszufragen. Nicht jeder ist erfreut darüber. Mancher reagiert genervt. Doch das schreckt sie nicht ab. Sie kann sehr hartnäckig sein.
Ab und an tauschen die Hobbyermittler ihre Erkenntnisse mit Kommissar Walther aus. Der wollte zwar anfangs nichts davon wissen, lässt sich dann aber doch auf den Deal ein.
Gut finde ich, dass ich als Leser immer nahe dran an den Ermittlungen bin und demzufolge mitdenken darf. Dabei gehe ich allerdings auch alle Irrwege mit.
Während der Ermittlungen schließt sich ihnen ein weiterer Hobbydetektiv an. Der will über den Fall ein Buch schreiben und bringt sich mit seine unbedachten Äußerungen selbst in Gefahr.
Die Geschichte wird logisch zu einem überraschenden Ende geführt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Protagonisten sind sympathisch und die Handlung war raffiniert gestrickt.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Die Macht der Liebe

Ein Frosch, der auszog, ein Prinz zu werden
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„...Seufzend sitzt Siegfried, versteckt hinter den Zweigen einer Trauerweise, auf einem Stein und bewundert die wunderschöne Prinzessin Odette, die im Mondschein verträumt auf den kleinen See blickt...“

Der ...

„...Seufzend sitzt Siegfried, versteckt hinter den Zweigen einer Trauerweise, auf einem Stein und bewundert die wunderschöne Prinzessin Odette, die im Mondschein verträumt auf den kleinen See blickt...“

Der erste Satz klingt wie aus einem normalen Liebesroman. Doch Siegfried ist ein Frosch und die Prinzessin Odette hat nur die Wahl, einen Zauberer zu heiraten oder auf ewig als Schwan auf dem See zu kreisen.
Erneut hat die Autorin verschiedene Märchen zu einer zauberhaften Handlung verknüpft. Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Spannende Momente folgen auf humorvolle Szenen. Ein bisschen Romantik und manch heftige Diskussionen runden die Geschichte ab. Außerdem treffe ich in dem Buch auf eine Vielzahl alter Bekannter aus den Vorgängerbänden.
Siegfried träumt davon, ein Prinz zu werden und die Prinzessin zu befreien. Seine Tante Agathe allerdings will, dass er endlich Kaulquappen produziert. Dann erscheint der gestiefelte Kater. Der reagiert wie erwartet:

„...Haben deine Eltern dich nicht richtig aufgeklärt oder dir Flausen in den Kopf gesetzt, dass alles im Leben möglich ist, wenn man nur ganz fest daran glaubt?...“

Dann aber nimmt er sich des Frosches an. Allerdings bestimmt er, wo es lang geht. Doch nach und nach gewinnt Siegfried an Selbstbewusstsein und fällt eigene Entscheidungen. Dabei wird eines deutlich. Mit Empathie hat es der Fuchs nicht so, während Siegfried eine ganze Menge davon mitbekommen hat.
Natürlich hat die Autorin wieder aktuelle Probleme eingeflochten Sie beleuchtet die Frage nach der eigenen Identität, nach Wünschen und Träumen. Tara formuliert das so:

„...Ich habe auch meine Heimat verlassen und hier Unterschlupf gefunden, weil ich herausfinden möchte, wer und was ich bin...“

Natürlich gibt es noch einen zweiten Bewerber namens Elias , der gern die Hand der Prinzessin hätte. Siegfried und Elias unterscheiden sich wie Feuer und Wasser. Wahre Liebe kann verzichten. Deshalb will Siegfried die Prinzessin nur, wenn sie ihn auch will. Achtung vor dem Willen des anderen ist sein Prinzip.

„...Kein Lebewesen auf der Welt sollte gezwungen werden, gegen seinen Willen einen Partner zu wählen...“

Elias erweist sich als Egoist, der haben muss, was er haben will. Aber auch er ist lernfähig, wenn auch nicht ganz freiwillig.
Es gäbe noch ein Menge zu der abwechslungsreichen Handlung zu sagen. Viele Märchenfiguren tragen dazu bei, dass Siegfried nach manchem Auf und Ab sein Ziel erreicht. Mir gefällt insbesondere die Entwicklungsmöglichkeit der Personen. Die wenigsten bleiben in ihrem starren Korsett haften.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 07.12.2023

Humorvoller Krimi

Nur Hilde küsste wilder
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„...Die gelernte Altenpflegerin sperrte mit dem Ersatzschlüssel auf und betrat das Heim der ehemaligen Landwirte. Den Hof bewirtschafteten mittlerweile Tochter und Schwiegersohn...“

Wenige Minuten später ...

„...Die gelernte Altenpflegerin sperrte mit dem Ersatzschlüssel auf und betrat das Heim der ehemaligen Landwirte. Den Hof bewirtschafteten mittlerweile Tochter und Schwiegersohn...“

Wenige Minuten später wird sie die Polizei anrufen, denn das Ehepaar ist tot. Im Wohnzimmer sitzt die Tochter mit der Pistole in der Hand, ist aber völlig weggetreten.
Der Autor hat erneut einen spannenden und humorvollen Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Gewisse saarländische Ausdrücke, die am Ende des Buches erklärt werden, sorgen für das lokale Flair.
Im Ort ist Dorffest. Am Abend vor dem Mord trat die ehemalige Schlagersängerin Hilde Kaiser auf, die aus dem Dorf stammt. Gut, der Auftritt war sehr schnell zu Ende.
Und genau diese wird nun beschuldigt, ihre Eltern ermordet zu haben. Doch der örtliche Polizist Jupp sieht das anders. Dummerweise ist er aber gar nicht mit den Ermittlungen betraut. Das hindert ihn jedoch nicht, seine Fühler auszustrecken.
Ich mag Jupps eigenartige Wortspiele.

„...Machst du mir bitte noch ein veganes Schaumsüppchen aus Hopfen und Gerste?...“

Als erstes bekommt Jupp am Tatort den Mops der Verdächtigen in die Hände gedrückt. Das hat ihn gerade noch gefehlt.
Jupp nimmt sich die seiner Meinung nach möglichen Täter zur Brust. Das ist eine ganze Reihe an Personen. Teilweise liegen die Motive sogar in den Jugendjahren von Hilde.
Währenddessen ist Käthe, seine Schwiegermutter, gerade mal wieder auf Männerfang. Ein Herr Professor hat auf dem Dorffest mit ihr getanzt. Dass ihn Jupp später auch in die Liste seiner Verdächtigen aufnimmt, kann sie nicht begreifen.
Es sind die vielen Gespräche, die immer wieder für amüsante Momente sorgen, sei es im Hause von Jupp Backes oder im Rathaus. Dort hat Doris ungewöhnliche Einfälle.

„...Weißt du, Inge, wenn die das Leben Zitronen schenkt, dann musst du sie auspressen, den Saft in eine Wasserpistole füllen und deinen Feind in die Augen spritzen...“

Na gut, Doris und die Männer ist ein Kapitel für sich.
Trotz manch ungewöhnlicher Ermittlungsmethoden klärt Jupp am Ende den Fall. Der Täter ist eine ziemliche Überraschung.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Fundierter historischer Roman

Der Flug des Ambouronx
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„...Ein Aufwiegler war ich, der es wagte, sich dem König zu stellen, ihn anzuklagen...“

So beschreibt Ambouronx sich gleich zu Beginn des Buches. Grund für sein Verhalten ist die Abkehr des Königs von ...

„...Ein Aufwiegler war ich, der es wagte, sich dem König zu stellen, ihn anzuklagen...“

So beschreibt Ambouronx sich gleich zu Beginn des Buches. Grund für sein Verhalten ist die Abkehr des Königs von der alten Religion. Doch dazu komme ich später noch.
Der Autor hat einen tiefgründigen und sehr umfangreich recherchierten Roman über die Hochkulturen in Südamerika geschrieben. Die Geschichte wird in drei Abschnitten erzählt.
Der Schriftstil ist über weite Teile sachlich. Das Buch ist voller Informationen über den Aufbau des Staates, die Planungen für die Zukunft, die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und die zahlreiche Götterwelt. Nicht zuletzt spielt der Mayakalender eine besondere Rolle.
Im ersten Teil steht Ambouronx vor dem König und wird gefoltert. Manche der Szenen sind ziemlich heftig. Gleichzeitig werde ich als Leser durch seine Gedanken mit den Problemen des Staates bekannt gemacht.

„...Aus dem Tod entsteht Leben und der König macht seinen Platz frei für den Nächsten frei...“

Im Reich der Maya war es üblich, dass zu bestimmten Zeitpunkten das Herrschergeschlecht zurücktrat und eine neue Blutlinie dazu berufen wurde. Das sorgte für Erneuerung und stetige Entwicklung. Doch der momentane Herrscher will sich über diese Regel hinwegsetzen. Die Vorarbeiten dafür hat schon sein Vater geleistet. Er will seinem Geschlecht die Herrschaft für die Ewigkeit sichern und sich zum Gottkönig ausrufen lassen. Damit stellt er sich auf einen Stufe mit dem höchsten Gott.
Ambouronx warnt dafür, wird aber nicht erhört. Gleichzeitig sieht er die Diskrepanz dessen, was geschieht und dem Charakter der Gottheit.

„...Nicht die immer größeren Opferrituale wollte er, sondern einen festen Glauben mit wahren Worten und ehrlichen Gebeten...“

Blutige Opferrituale wurden erst unter dem gegenwärtigen Herrscher eingeführt. Allseitige Überwachung nimmt zu.
Im zweiten Teil wird Ambouronx von Freunden befreit. Er arbeitet daran, dem König erneut entgegenzutreten. Die Heilkraft der Pflanzen sorgt dafür, dass er wieder zu Kräften kommt. Dazu hält er sich in Minxa auf, einer alten Stadt, die sich die Natur langsam zurückholt. Hier gewährt er mir einen Blick in deren Vergangenheit.

„...Diese Etagengärten dienten dem Leben und dem Glauben. Sie waren das Zentrum des Reiches. […] Sie waren der Schlüssel für alles, das Leben, den Tod, das Wissen und die Glaubenslehre...“

Im letzten Teil nähert sich die Zeitrechnung dem Punkt des großen Sprunges. Doch schon zuvor zeigt sich, dass es im Hintergrund grummelt.

„...Die Fehler sind oft in kleinen Details verborgen...“

Hat der zukünftige Gottkönig wirklich alles bedacht? Welche Rolle spielen die Frauen in der Geschichte? Hier bleibe ich die Antworten schuldig.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Trotzdem hätte ich mir manchmal weniger blutige Details gewünscht. Wer einen spannenden historischen Roman erwartet, ist hier allerdings falsch, Über weite Strecken ähnelt die Geschichte eher einen Sachbuch. Dadurch wird der Spannungsbogen häufig unterbrochen. Mit einem Zitat, das durchaus aktuell ist, auch wenn man es etwas anders formulieren würde, möchte ich meine Rezension beenden:

„...In der göttlichen Vorherbestimmung bauen wir menschliche Reiche immer wieder auf, um sie dem Verfall preiszugeben. Nichts ist von Dauer und doch bleiben Spuren zurück...“

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Veröffentlicht am 02.12.2023

Schöner weihnachtlicher historischer Roman

Das Mädchen vom Striezelmarkt
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„...Im Salon über dem Antiquitätengeschäft brannten an diesem Nachmittag nur wenige Lichter. Die Liebermanns empfingen zwar ein Dutzend Gäste, doch es war keine der üblichen Geselligkeiten...“

Dieses ...

„...Im Salon über dem Antiquitätengeschäft brannten an diesem Nachmittag nur wenige Lichter. Die Liebermanns empfingen zwar ein Dutzend Gäste, doch es war keine der üblichen Geselligkeiten...“

Dieses Zitat zeigt, dass sich im Hause Liebermann einiges ändern wird. Der Hausherr ist verstorben. Sohn Aaron übernimmt das Geschäft. Doch bei der Testamentseröffnung gibt es nicht nur eine Überraschung.
Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben, der sich recht bald als weihnachtlicher Krimi entpuppt.
Wir befinden uns kurz vor Weihnachten des Jahres 1899. Lea Liebermann, Aarons jüngere Schwester, ist eine fähige Holzschnitzerin. Von ihrer Familie wird das aber nur als Hobby gesehen. Als ihr Lehrmeister kurzfristig verreist, verkleidet sich Lea als junger Mann und verkauft an seinem Stand ihre Schnitzereien. Das ist heikel, denn Lea ist Jüdin und schnitzt Krippenfiguren.
Sehr genau wird die Geschichte des Strietzelmarktes, sein Aufbau und sein Regeln wiedergegeben.

„...Das Pyramidenfest gehörte zu den beliebtesten Attraktionen des Marktes, ein Ereignis, das keiner versäumen wollt...“

Bei der Testamentseröffnung war Willie wieder aufgetaucht, älteste Tochter der Liebermanns und das schwarze Schaf der Familie. Sie ist Opernsängerin, hat nun ein Arrangement in Dresden und greift Lea hilfreich unter die Arme. Dabei sagt sie offen, was sie denkt. Das sie ihren einstigen Ehemann verlassen hat, kommentiert sie so:

„...Nun ja, wo die Liebe hinfällt, bleibt sie nicht immer liegen. Das wirst du vielleicht auch noch feststellen...“

Als in einem See in Dresden ein Toter entdeckt wird, gehen auf dem Strietzelmarkt die Gerüchte hoch. Plötzlich steht Lea im Fokus der Ermittlungen. Wie lange kann sie ihr Doppelleben noch verbergen?
Deutlich wird auch, wie sehr der Antisemitismus in Dresden schon um sich gegriffen hat. Das bekommt unter anderem Willie zu spüren.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist spannend, sehr gut recherchiert und zeigt viele lokale Details.

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