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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2024

Was und wem glauben wir?

Tief verwurzelt glauben
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„...Wir waren wie Schwimmer in der beginnenden Ebbe, die noch sicheren Boden unter den Füßen wähnten und gar nicht merkten, wie sie sachte ins Meer hinausgezogen wurden, währen sich die Welle aufbaute, ...

„...Wir waren wie Schwimmer in der beginnenden Ebbe, die noch sicheren Boden unter den Füßen wähnten und gar nicht merkten, wie sie sachte ins Meer hinausgezogen wurden, währen sich die Welle aufbaute, in der die subjektiven Wahrheiten immer umfassende und bestimmender wurden...“

Dieses Zitat weist auf den ersten Punkt hin, mit dem sich der Autor befasst hat. Es geht ihm den Wahrheitsbegriff im Blick auf den Glauben.
Das Sachbuch ist keine leichte Lektüre. Der Autor führt seine Leser tief in die Texte des Glaubens. Ab und an bedient er sich an der Mathematik. Auch gibt es kurze Bemerkungen zu neueren Erkenntnissen der Physik. Schwerpunkt aber sind die biblischen Texte, die er an den Problemen unserer Zeit spiegelt. Dabei macht er deutlich, wie weit sich die Postmoderne vom Kern des Glaubens entfernt hat.
Der Schriftstil ist durchgehend sachlich. Der Autor geht von eigenen Erfahrungen aus, bringt griffige Beispiele und nimmt dann seinen Leser mit in einer gedankliche Reise durch Axiome, ihre Bedeutung und ihre Veränderungen. Eine leise Kritik sei mir an der Stelle gestattet. Die Mathematik unterscheidet deutlich zwischen Axiom und Definition, der Autor nicht immer.
Ausgangspunkt ist das Gleichnis vom Samenkorn. Die Frage stellt sich: Auf welchen Boden fällt heute der Samen? Die aktuelle Entwicklung fasst er in folgender Aussage prägnant zusammen:

„...All die vielen Unterscheidungen, die wir für wahr und unwahr, für gut und schlecht, für richtig und falsch halten, sind nicht, was sie zu sein scheinen. Menschen haben sie durch sprachliche Machtwirkung hervorgebracht...“

Im ersten Teil geht es um Wahrheit, um das Wort Gottes und um die Grundlagen des Glaubens. Dabei wird die aktuelle Entwicklung sehr konkret dargestellt. Heute scheint jeder seine eigene Wahrheit zu haben. Er nimmt sich die Freiheit dazu. Die folgende Aussage zeigt, wie das zu sehen ist.

„...Gott respektiert die Freiheit des Menschen, sich zu entscheiden. Der Mensch aber muss mit den Konsequenzen seiner Entscheidung leben. Das nennt sich Verantwortung...“

Eine Gemeinsamkeit von Glauben und Wissenschaft wird herausgestellt. Wer sich intensiv mit der Mathematik beschäftigt hat, weiß, dass deren Gebäude auf Axiomen beruht. Deren Gültigkeit muss ich glauben. Sie sind nicht beweisbar. Dieses Konstrukt verwendet der Autor nun, um Veränderungen in der Gegenwart aufzuzeigen.
Im zweiten Teil des Buches liegt der Schwerpunkt auf Anfechtungen und deren Überwindung. Hier arbeitet der Autor gekonnt mit Veranschaulichung und einer räumlichen Einordnung.
Der dritte Abschnitt befasst sich mit dem Gottesbild, dem Leben und Sterben Jesu und Schlussfolgerungen für sie heutigen Kirchen und Gemeinden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es regt zum Nachdenken über den eigenen Standpunkt an und hilft, Gewohnheiten zu hinterfragen.

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Veröffentlicht am 27.05.2024

Sehr spannend

Wenn der Engel kommt
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„...Vor der Wohnungstür zieht Lina den Kragen ihres dünnen Jäckchens vor die Nase. Das ist nicht auszuhalten. Sie hämmert wütend an die Tür von Hilde Fuchs...“

Lina stört der Geruch im Hausflur. Doch ...

„...Vor der Wohnungstür zieht Lina den Kragen ihres dünnen Jäckchens vor die Nase. Das ist nicht auszuhalten. Sie hämmert wütend an die Tür von Hilde Fuchs...“

Lina stört der Geruch im Hausflur. Doch die alte Frau öffnet nicht. Als Lina zufällig das Auto des Pflegedienstes sieht, ruft sie dort an. In der Wohnung finden sie dann die tote Frau.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Sie ist äußerst sozialkritisch.
Der Arzt geht von einem natürlichen Todesfall aus. Die Tochter aber glaubt nicht daran. Sie vermutet, dass der Pflegedienst beim Spritzen des Insulins einen Fehler gemacht hat.
Der Fall landet bei Alfred Meister und Dominique Brodbecker. Doch es gibt keine Anhaltspunkte für Fremdverschulden. Dann aber werden zwei weitere Tote gemeldet. Nur im letzten Fall liegt eindeutig ein Mord vor.
Ins Visier gerät ein Pflegedienst. Auch Sonja, eine der Hinterbliebenen, macht denen Vorwürfe.

„...Hätten Sie nicht den Arzt auf die zunehmende Demenz meiner Mutter hinweisen müssen? Das bekommen Sie doch eher mit als er!…“

Deutlich wird, dass bei der Pflege einiges im Argen liegt. Auch Dominique ist persönlich davon betroffen, denn ihr 18jähriger Sohn Jan hat nur noch wenige Tage zu leben. Allerdings macht sie den Pfleger sehr schnell klar, was geht und was nicht.
Der erste Fall spielt sich in einem Hochhaus ab. Man kennt einander kaum. Lina gehört zu den Kindern, um die sich die Eltern, hier insbesondere die Mutter, kaum kümmern. Das 14jährige Mädchen aber nimmt im Verlaufe der Handlung eine positive Entwicklung. Sie stellt die Weichen für ihre eigene Zukunft neu und gewinnt Freunde, die ihr gut tun.
Kursiv eingebunden sind kurze Lebensberichte einer anderen Frau. Sie stammt aus ähnlichen Milieu, landet im Kinderheim und kompensiert die fehlende Liebe durch Gewalt.
Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Es scheint so, als ob ein weiterer privater Pflegedienst eine Rolle spiele. Der ist aber nirgendwo zu erreichen.
Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Die komplexen Beziehungen der Protagonisten und das soziale Milieu sorgen außerdem für eine innere Spannung.
Das Ende birgt einige Überraschungen, passt aber perfekt zum Geschehen.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Heikle Thematik

Die kurze Stunde der Frauen
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„...Wenn wir uns heute mit den Frauen der Nachkriegszeit beschäftigen, hören wir oft Heldinnengeschichten: Erst befreien sie mit bloßen Händen das Land von Trümmern des Kriegs, dann tragen sie kraft ihrer ...

„...Wenn wir uns heute mit den Frauen der Nachkriegszeit beschäftigen, hören wir oft Heldinnengeschichten: Erst befreien sie mit bloßen Händen das Land von Trümmern des Kriegs, dann tragen sie kraft ihrer reinen Herzen dazu bei, das Land von seiner moralischen Schuld zu reinigen...“

Diese Zeilen stammen aus dem Prolog des Buches. Auf den folgenden Seiten räumt die Autorin dann mit diesem Mythos gründlich auf.
Der Schriftstil ist sehr sachlich. Das passt zum Inhalt. Er fordert Konzentration. Häufig greift die Autorin auf Originaldokumente zurück. Die werden allerdings nicht zitiert, sondern von ihr aufbereitet und zusammengefasst.
Das Buch gliedert sich in neun Kapitel. Zuerst analysiert sie das Verhalten der Frauen während der Zeit des Nationalsozialismus.

„...Wir wollen nicht vergessen, selbst diejenigen, die zu jung waren, um die Verantwortung für die Naziverbrechen und den Angriffskrieg der Deutschen tragen zu müssen, waren oftmals bis zum Schluss von der Sache überzeugt gewesen...“

In persönlichen Gesprächen im Bekanntenkreis habe ich die Erfahrung gemacht, dass Flucht und Nachkriegszeit ein Thema waren, die eigentliche Kriegszeit aber meist ausgespart wurde. Natürlich kann die Autorin nicht auf die Vielschichtigkeit des Verhaltens der Bevölkerung eingehen. Sie gibt Beispiele von Frauen an, die aktiv im Regime involviert waren.
Anschließend geht die Autorin auf die Gewalterfahrung der Frauen während der Besatzung ein. Sie macht dabei deutlich, dass es dieses Problem bei allen Besatzungsmächten gab. Das sind erstaunlich neue Töne.
Das Bild der Trümmerfrau rückt sie gerade. Viele wurden zwangsverpflichtet, andere sahen die Chance, dadurch an eine bessere Versorgung zu kommen. Ich kenne historische Romane, in denen das sehr realistisch dargestellt wird.

„...Die große Anerkennung, die den Frauen der Nachkriegszeit heute gezollt wird, haben sie sich in erster Linie für ihren Einsatz in der Familie verdient...“

Diesen Abschnitt hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht. Zwar wird gut herausgearbeitet, dass die Frauen für das Überleben der Familie verantwortlich waren, aber dass sie auch diejenigen waren, die häufig die Flucht organisieren mussten, wenn die Front näher rückte, wird kaum erwähnt. Gerade hier zeigte sich aber Organisationstalent und kreatives Handeln.
In den folgenden Kapiteln geht es dann darum, wie den Frauen das Heft des Handelns wieder aus der Hand genommen wurde. Die geäußerten Gedanken zu den Ursachen sind nachvollziehbar. Gut gefällt mir, dass die unterschiedliche Entwicklung im Westen und im Osten dargestellt wird. Beides wird von der Autorin kritisch betrachtet.
Das letzte Kapitel widmet sich der Kindererziehung.
Viele Fotos sind eingefügt.
Ich fand die Darstellung interessant, kann mir aber vorstellen, dass das Buch durchaus für kontroverse Diskussionen sorgen könnte.

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Veröffentlicht am 25.05.2024

Abwechslungsreicher Krimi

Die Doppelte Frau
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„...Nichts an diesen Bildern ist zufällig. Erkennen Sie es? Diese Fotos verbergen ein großes Geheimnis. Und niemand hat es bemerkt…“

Max hatte einen Koffer mit Bildern enthalten. Die Fotos waren in Salzburg ...

„...Nichts an diesen Bildern ist zufällig. Erkennen Sie es? Diese Fotos verbergen ein großes Geheimnis. Und niemand hat es bemerkt…“

Max hatte einen Koffer mit Bildern enthalten. Die Fotos waren in Salzburg entstanden. Er erhält den Auftrag, einiges über die Fotos herauszufinden.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte spielt in Salzburg des Jahres 1946. Der Schriftstil ist gehoben. Ab und an enthält er eine Spur Sarkasmus.

„...Ich musste jedes Mal lachen, wenn ich die Amis in Zweier- oder Dreierreihe durch die Stadt stolpern sah. Das konnten die 10jährigen Pimpfe besser...“

Drei Personen stehen im Mittelpunkt. Das ist zum einen Max, ein kleiner Gauner, der sich als Privatdetektiv ausgibt, zum anderen Eva, eine geheimnisvolle Frau, die Max` Auftraggeberin ist, ihre Vergangenheit aber unter der Decke hält und Harry, der verantwortliche amerikanische Offizier für Salzburg.
Die einzelnen Parts wechseln sich beim Erzählen ab. Das bedarf eines aufmerksamen Lesens, denn nicht immer geht aus der Überschrift hervor, wer gerade dran ist.
Die Fotos wurden von Carl Ellinger signiert. Der aber hielt sich zur Zeit der Entstehung der Bilder gar nicht mehr in Österreich auf. Wer hat jetzt das Sagen im Fotoatelier Ellinger? Warum wurden die Fotos falsch signiert? Warum interessiert das Eva? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der Geschichte.
Harry hat allerdings ein weiteres Problem. Ein Zug mit Luxusgütern aus Ungarn wurde nach Salzburg gebracht. Er soll ihn bewachen, kann aber einen Überfall nicht verhindern. Wer hat Interesse daran, Schmuck und Kostbarkeiten zu stehlen? Und wer hat die Fähigkeiten dazu??
Die Zeitverhältnisse werden gut wiedergegeben. Wenige reiche Familien haben nach wie vor das Sagen in der Stadt. Die Amerikaner bekommen kaum etwas davon mit, was sich wirklich abspielt. Alte Seilschaften sorgen füreinander.
Schnell wird klar, dass es schwierig ist, jemand zu vertrauen. Selbst Harry wird von seinen Vorgesetzten kritisch beobachtet. Überall muss man mit Verrat, Korruption und Gewalt rechnen.
Über die Fotos wird nicht nur geredet. Viele von ihnen sind im Buch enthalten.
An einigen Stellen wird die Handlung durch ein in sehr dunklen Ton gehaltenen Comic verdichtet.
Im Anhang befindet sich die Wahre Geschichte der Fotogrfin Betty Steinhart, weitere Fotos und Bildnachweise.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird das Leben in Salzburg im Jahre 1946 in unterschiedlichen Facetten sichtbar.

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Liebevoll gestaltetes Kinderbuch

Donnerwetter, was für ein Sommer!
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„...Der Sommertag wird immer schwüler.
„Vielleicht wird uns beim Wippen kühler“...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein wunderschönes Kinderbuch. Der Schriftstil ist kindgerecht. Die gereimten Zeilen prägen ...

„...Der Sommertag wird immer schwüler.
„Vielleicht wird uns beim Wippen kühler“...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein wunderschönes Kinderbuch. Der Schriftstil ist kindgerecht. Die gereimten Zeilen prägen sich gut ein und eignen sich zum Vorlesen.
Die Bilder gehen meist über eine Doppelseite, sind in zarten Farben gehalten und liebevoll gestaltet.
Als das Gewitter beginnt, flüchten sich die drei Hörnchen in eine Höhle. Die ist zwar schon besetzt, aber der Regen lässt alle zusammenrücken. Als die Sonne hervorkommt, haben die Hörnchen neue Freunde.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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