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Veröffentlicht am 19.07.2017

Hält Auftaktniveau nicht ganz

Tiefe Schuld
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„Tiefe Schuld“ ist der zweite Band rund um Toni Stieglitz von der Münchener Mordkommission, die sich privat mit einem gewalttätigen Ex-Freund rumschlägt. Der erste Band hierzu hat mir bereits gut gefallen, ...

„Tiefe Schuld“ ist der zweite Band rund um Toni Stieglitz von der Münchener Mordkommission, die sich privat mit einem gewalttätigen Ex-Freund rumschlägt. Der erste Band hierzu hat mir bereits gut gefallen, weil ein spannender Kriminalfall geboten wurde und man merkte, dass die Autorin selbst jahrelang als Polizistin gearbeitet hat, weil die Details stimmten. Mein einziger Kritikpunkt war die Protagonistin selbst, weil sie auf einer Skala von „supernervig“ hin zu „super verletzlich“ wirklich alles abgedeckt hat.
Genau diesen Kritikpunkt muss ich auch für den zweiten Band festhalten. Klar, man kann lobenswert sicherlich festhalten, dass die Autorin ihrer Protagonistin keine 180° Kehrtwende angedeiht hat, aber auf Dauer ist dieses ewige Hin und Her wirklich schwer zu ertragen. In diesem Band ist mir das sogar noch mehr ins Auge gesprungen, da auch das Privatleben von Toni noch mehr in den Fokus kam. Verknüpft war das mit einer in meinen Augen vollkommen unnötigen Perspektive von Mulder, da diese nur sporadisch eingefüttert wurde und das Geschehen eher unnötig in die Länge gezogen hat. Mulder ist es auch der Toni auch noch zu einem eifersüchtigen Teenager macht und das dann neben ihrer frechen, selbstbewussten Art im Dienst, da tun sich für mich unerklärliche Welten auf.
Da das Privatleben so in den Fokus rückte, kam der Kriminalfall auch etwas kürzer. Der Fall an sich war spannend, auch weil er auf Toni vom Hintergrund her wirklich perfekt zugeschnitten war. Ihre Erfahrungen mit einem gewalttätigen Partner wurden interessant thematisiert und wie sich das auf ihre Arbeit als Polizistin auswirkt. Hier hat sich eigentlich perfekt gezeigt, wie man Krimi und Protagonist verknüpft. Die Auflösung des Falls wurde immer mal in den Hintergrund gedrängt, aber dennoch war bei mir als Leserin Spannung da, weil ich wissen wollte, wer jetzt der Mörder war. Der Weg hin zur Auflösung ist mit kleineren Überraschungen gespickt, aber die letztliche Auflösung war ein Ticken zu früh klar. Aber das soll nur Kritik auf hohem Niveau sein.
Fazit: Ich war sehr gespannt auf den zweiten Band rund um Toni Stieglitz, aber leider schätze ich „Tiefe Schuld“ schwächer ein als den Auftaktband. Tonis Privatleben rückt noch mehr in den Fokus und damit auch ihre – für mich – nervige Persönlichkeit. Der Kriminalfall muss dahinter etwas einstecken, beweist aber im Gesamtbild erneut, dass die Autorin vom Fach ist und glaubwürdige und spannende Kriminalfälle konstruieren kann.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Anfang gut, Mitte ein einziges Klischee, Ende perfekt

Nothing Like Us
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Von Kim Nina Ocker hatte ich bereits gehört, als sie zwei Werke im Forever-Verlag von Ullstein veröffentlicht hat. Die Klappentexte klangen ganz interessant, aber manchmal gehen einfach Bücher an einem ...

Von Kim Nina Ocker hatte ich bereits gehört, als sie zwei Werke im Forever-Verlag von Ullstein veröffentlicht hat. Die Klappentexte klangen ganz interessant, aber manchmal gehen einfach Bücher an einem vorbei, weil der Buchmarkt nun wirklich allmonatlich von Neuerscheinungen überschwemmt wird. „Nothing like us“ ist nun ein NA-Titel, der als Reihenauftakt konzipiert ist und in New York spielt. Bereits bei Mona Kasten fand ich es etwas befremdlich, dass deutsche Autoren ihre Geschichten in den USA spielen lassen müssen. Hier ist zumindest die Protagonistin eine Deutsche, aber trotzdem ist das Setting der Big Apple. Ob das sein muss, ich weiß es nicht, aber ich habe es inzwischen akzeptiert.
Der Anfang des Buches hat mir gut gefallen, da Lena eine freche, zielstrebige und wirklich nette Persönlichkeit hat. Neben dieser toughen Protagonistin hat mir auch gefallen, dass Sander nur kleine Charakterzüge eines reichen Schnösels hatte, ansonsten aber demütig, gutmütig und abenteuerlustig wirkt. Dadurch entwickelt sich zwischen dem zentralen Pärchen eine entspannte, lustige Wohlfühlatmosphäre mit vielen romantischen, aber auch unerwarteten und vielen frechen Momenten. Also wirklich eine Liebesgeschichte, die jeder mal erlebt hat, weil sie so realistisch und bodenständig erzählt ist.
Mir gefällt es auch gut, dass wir immer mal wieder kleinere Einblicke in Sanders Denken bekommen, da sich so sein Handeln und seine Mentalität wunderbar ergänzen. Ich bin zwar immer noch größerer Fan, wenn es 50:50 bei den Perspektiven aufgeteilt wird, aber Sanders Perspektive wird zumindest konsequent umgesetzt.
Es werden einige Nebenfiguren geboten: ein paar fiese, eine paar griesgrämige, die ihre harte Schale zum Ende hin fallen lassen und die obligatorischen Berater in Liebesangelegenheiten. Die Mischung der Figuren hat mir gut gefallen, da alles vorhanden war, was so eine Geschichte braucht. Die Liebesszenen waren intensiv und genau richtig im Rahmen erzählt.
Nach diesen positiven Aspekten von „Nothing like us“ muss ich aber auch Kritik üben. Die Figuren und der Schreibstil passen gut für mich, aber die Storyentwicklung leider gar nicht. Mich haben die realistischen Momente überzeugt, die nur so von Bodenständigkeit gestrotzt haben und die wurden am Ende immer weniger. Stattdessen wurde plötzlich ein Klischee nach dem anderen ausgepackt. Die Geschichte verlor ihre Spannung und da alles plötzlich furchtbar konstruiert wirkte, gab es keine überraschenden Momente mehr. Sander wurde etwas out of character und Lena wirkte irgendwann nur noch wie ein Roboter, die sich eine Meinung gesetzt hatte und nicht einen Millimeter davon abweichen wollte. Zudem ist mir negativ aufgestoßen, dass Lena sich alle 50 Seiten schwer betrinken musste.
Das Ende wiederum war ziemlich perfekt, auch hier wurde mit Klischees gearbeitet, aber die passten so wunderbar zu den Figuren und den Stärken ihrer Beziehung, die ich ausgemacht habe, so dass ich die letzten Seite sehr genossen habe und das Buch ruhig ein paar Seiten mehr hätte haben können.
Fazit: Meine erste Leseerfahrung mit Kim Nina Ocker fällt gemischt aus. Grundsätzlich kann ich wunderbar mit ihrem Schreibstil leben. Die ersten Kapitel sind gut erzählt, da man Bekanntschaft mit interessanten Figuren macht, die eine gute Chemie haben und es einige Momente gibt, die das Mitfiebern mit dem Pärchen stärken. Irgendwann gibt es einen Bruch, nachdem erstmal sämtliche Klischees bedient werden, die die Geschichte konstruiert und 08/15 wirken lassen. Das ist zu diesem Zeitpunkt eine herbe Enttäuschung, da der Anfang wirklich viel hat erhoffen lassen. Ich gehe dennoch versöhnlich aus der Geschichte, da das Ende dafür für das Liebespärchen perfekt erzählt wurde.

Veröffentlicht am 19.07.2017

Viel Lärm um wenig

Liebe findet uns
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„Liebe findet uns“ hat alleine durch das Cover schon richtig Lust auf mehr gemacht. Dazu der Klappentext, der eine abenteuerliche Europareise von jungen Erwachsenen verspricht und dazu eine gehörige Portion ...

„Liebe findet uns“ hat alleine durch das Cover schon richtig Lust auf mehr gemacht. Dazu der Klappentext, der eine abenteuerliche Europareise von jungen Erwachsenen verspricht und dazu eine gehörige Portion Liebe. Wenn dann auch noch die Promotion zu einem Buch so intensiv ausfällt, dann greift man gerne zu, wenn sich die Möglichkeit zum Lesen ergibt. Letztlich bereue ich es aber, dass ich mich sowohl vom Cover als auch vom Klappentext und der aufwendigen Werbung habe täuschen lassen.
Der große Knackpunkt dieser Geschichte ist in meinen Augen der Schreibstil, da dieser überhaupt nicht einheitlich ist und ich mich daher nie richtig wohlgefühlt habe zwischen den Buchdeckeln. Die Geschichte beginnt mit der Du-Perspektive. Eine Perspektive, die mehr als ungewöhnlich ist und deswegen stolpert man regelrecht darüber. Doch ich habe zunächst drüber weggesehen, da ich es als ein pfiffiges Stilmittel sehen wollte. Doch dieses Stilmittel wird immer mal wieder aufgegriffen, ohne dass sich für mich erklärte, wann der Autor diese Perspektive aus welchem Grund wählt. Neben der Du-Perspektive fällt ins Auge, dass im ersten Drittel der Geschichte nur kurze Kapitel zu finden sind. Das erzeugt beim Lesen eine gewisse Hektik, zumal in den einzelnen Kapiteln auch kaum etwas passiert. Später werden die Kapitel dann auch länger und haben die perfekte Länge, warum also am Anfang so kurz? Zuletzt möchte ich in Bezug auf den Erzählstil erwähnen, dass ich irritiert war, wie problemlos sich seitenlange simple Dialoge mit weitschweifigen Passagen mit poetischer Sprache gegenseitig ablösten. In der poetischen Sprache entdeckte ich den Englisch-Professor, in den Dialogen war ich aber nur verwirrt, weil diese alles andere als poetisch oder tiefgründig waren. Damit bleibt für mich als Fazit, dass ich Monniger als Erzähler nicht identifizieren konnte, weil er zu widersprüchliche Signale gesendet hat.
Neben dem Erzählstil habe ich mich aber auch mit den Figuren und dem Verlauf der Geschichte schwer getan. Durch Heathers Augen erlebt man die Geschichte und auch wenn ich sie stellenweise als anstrengend empfand, konnte ich sie doch am besten greifen, weil mir ihre Motive und Denkweisen schlüssig wurden. Die anderen Figuren wirken aber häufig eher oberflächlich und dazu gehört leider auch Jack. Am Anfang war er noch der Charmeur, der keinem spritzigen Wortgefecht aus dem Weg ging, aber irgendwann wurde er blasser und blasser, weil man ihm eben nicht hinter den Kopf schauen konnte und er mir so nie als erinnerungswürdige Figur zurückbleiben wird.
Die Handlung wird insgesamt gemächlich vorangetrieben. Eigentlich perfekt, um – so dachte ich zumindest – sich intensiv der Liebe und dem Leben zu widmen. Aber das passiert leider viel zu selten. Häufig stagniert die Handlung regelrecht, manchmal ist sie absurd, manchmal fragwürdig und erst am Ende entwickelt sie sich dahin, was ich mir für die gesamte Erzählung erhofft hätte.
Fazit: „Liebe findet uns“ fällt bei mir leider durch und ich rätsle wirklich, was den Verlag zu diesem Aufwand für die Werbung bewogen hat. Denn das Buch überzeugt weder von den Figuren, weder von der Handlung, noch vom Schreib- und Erzählstil. Lange Zeit bleibt vieles oberflächlich, der Stil ist verwirrend und der Autor Monninger ist für mich nicht zu charakterisieren. Erst ganz am Ende kann man erahnen, wo die Geschichte hätte hingehen können, aber das ist leider viel zu wenig für eine Leseempfehlung.