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mari_liest

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2021

Tolles Buch für Katzeneltern oder solche, die es noch werden möchten

Schmusekater oder Grummelkatze?
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Lauren Finka hat es geschafft, ein super Buch zu erstellen – für werdende „Katzeneltern“ und auch für welche, die es bereits sind. Diese Lektürte hilft, die Bedürfnisse, Anregungen und Beschwerden unserer ...

Lauren Finka hat es geschafft, ein super Buch zu erstellen – für werdende „Katzeneltern“ und auch für welche, die es bereits sind. Diese Lektürte hilft, die Bedürfnisse, Anregungen und Beschwerden unserer Fellnasen besser zu verstehen. Infos zum Umgang mit Alleingänger*innen, Beziehungen von Katzen untereinander, Bedürfnissen, dem „Bereit-Sein“ einem oder zwei oder mehreren Kätzchen ein daheim zu geben, helfen, ein besseres Verständnis aufzubauen. Finka gibt auch Input zur Katzensprache, verschiedenen Interaktionen mit dem (nicht-)schmusigen Haustier und allerhand Fragenblöcke, um sich ein besseres Bild machen zu können. Der Schreibstil ist sehr angenehm und bildhaft. Die Illustrationen sind sehr gut im Buch integriert.
Für mich als Katzenmama seit 25 Jahren war es sehr spannend, dieses Buch zu lesen. Ich kann mit gutem Gewissen sagen, dass ich es gut bis sehr gut gemacht habe. Meine kleine Luni ist jetzt mittlerweile 17,5 Jahre alt, manchmal sehr eigen, immer noch spielwütig (im Sinne von sie durch die Wohnung jagen oder mit ihr Verstecken spielen). Nach 17 Jahren kann, ich meine Mitbewohnerin sehr gut lesen und fand die AHA-Erlebnisse sehr gut.
Was ich hier vermisst habe, ist einen intensiveren Teil mit Katzen, die ihren Unmut mit offener und versteckter Pinkelei kundtun. Denn auch damit habe ich seit 15 Jahren zu kämpfen.
Alles in allem eine wunderbare Lektüre und ein feines Geschenk an Menschen, die einer Katze ein zu Hause geben (werden oder möchten). Kauf- und Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 26.09.2021

... dieses Buch ist anders ...

Der Termin
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Eine Frau. Ein Stuhl zur „Untenrum-Untersuchung“. Ein kahler Kopf von Dr. Seligmann. Ein Monolog. Eine gnadenlose Abrechnung mit der Welt.

Dieses Buch ist wie ein Tsunami in die Literaturwelt gebrandet ...

Eine Frau. Ein Stuhl zur „Untenrum-Untersuchung“. Ein kahler Kopf von Dr. Seligmann. Ein Monolog. Eine gnadenlose Abrechnung mit der Welt.

Dieses Buch ist wie ein Tsunami in die Literaturwelt gebrandet und überrollt einen Wort für Wort. Was Euch erwartet? Nichts für schwache Nerven. Das Aushalten einer Sprachlawine, auf teils straight, teils vulgäre Art, gepaart mit Wut, Ironie und Humor. Ein Text, der radikal daherkommt.

Die namenlose Protagonistin hat vor kurzem ein Erbe erhalten und sitzt nun, untenrum frei, am Stuhl. Zwischen ihren Beinen der jüdische Dr. Seligman, vor dem sie ihr Innerstes nach außen stülpt. Sowohl anatomisch als auch in geballter Sprachexplosion. Von ihrer Familie hat sie sich abgewandt, die ja nur scheinheilig katholisch zu sein scheint, mit ihrer deutschen Herkunft will sie nichts mehr zu tun haben, thematisiert ihre persönliche Scham aufgrund deutscher Herkunft, sympathisiert ihre Sexträume mit Hitler und Sexrobotern. Trotzdem verfolgt sie ihre Vergangenheit und ihre Überlegungen zur sippenhaften Schuld zum Holocaust. In ihren geistigen, verbal sprunghaften Ergüssen rechnet sie gesellschaftlich gnadenlos alles auf 0 herunter. Die persönliche Biografie der jungen Frau prasselt auf Dr. Seligmann von oben herab, wo sie ihre Ängste, Identitätsfragen, Gedanken und anderes kundtut. In all dieser Lesezeit bleibt der liebe Dr. Seligmann ein einziger Hinterkopf mit einer kahlen Stelle drauf. Sie redet sich alles radikal (erbricht sich quasi), tlw. in rotziger Manier und unverblümt von der Seele, auf eine Art, wie wir es vermutlich nie tun (nicht mal in Gesprächen mit uns selbst!?).

Leseempfehlung? JA!!!
Gewagt und vulgär? Definitiv, ja!
Knallhart, intensiv, ehrlich und trotzdem ernst? Zum Henker, ja!
Lerneffekt und (denk-)anstößig?? OH JA!!
Verstörend?? Jup!!
Hier wird aufgeräumt, Wut verarbeitet, mutig gedacht, ausgebrochen und auf die Etikette geschi..en: auf ca. 120 Seiten!

Ich weiß nicht, ob ich dieses literarische Werk vollkommen begriffen habe, aber ich feiere es!! Berührungsängste mit vulgären Themen wie Oralsex mit Fremden, Toilettenficks und Sex mit Hitler, darf man hier nicht haben. Ich habe mir oft gedacht „bäääääh“ und mich hat‘s geschüttelt, ich habe gelacht und mir aufs Hirn geklopft … dennoch: große Kunst!

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Ein wichtiges Stück Zeitgeschichte

Der ehemalige Sohn
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Filipenko schildert in seinem Roman die aufwühlende Geschichte eines Landes, das unter einem diktatorischen Regime leidet. So diktatorisch, dass sogar dieses Buch unter dem Ladentisch verkauft wird (erschien ...

Filipenko schildert in seinem Roman die aufwühlende Geschichte eines Landes, das unter einem diktatorischen Regime leidet. So diktatorisch, dass sogar dieses Buch unter dem Ladentisch verkauft wird (erschien bereits 2014). … zu heutiger Zeit gelesen kann man sagen, dass die Situation nicht an Aktualität verloren hat.
Die Geschichte handelt von Franzisk, einem 16jährigen Belarussen, der während einer Massenpanik „unter die Räder“ der verängstigten Menschenmasse gerät und ins Koma fällt. Keiner glaubt an seine Genesung, nur seine Großmutter. Sie sitzt tagein, tagaus an seinem Bett. Nach unglaublichen zehn Jahren erwacht Zisk aus dem Koma und er muss nach und nach feststellen, dass sich nichts geändert hat. Der autoritäre Mann sitzt immer noch an der Regierungsspitze, Proteste gegen das Regime werden kurzerhand brutal niedergeschlagen, Personen der Opposition sogar ermordet.
Filipenko hält die Konversationen im Buch kurz und knackig. Man kann gut an den Gedanken und Gefühlen der handelnden Personen teilhaben. Zynisch arbeitet er die politische Absurdität von Belarus (im 21. Jhdt.) in das Buch ein. Man hat beim Lesen das Gefühl, man steckt in einer immer wiederkehrenden Zeitschleife, ist eingefroren.
Wie auch in seinem Roman „Rote Kreuze“ schafft Filipenko den Spagat perfekt Weltgeschichte in einer Geschichte zu beleuchten. Es führt uns bei weiterer Betrachtung auch vor Augen, wie untätig die westlicheren Regierungen sind und wie sie Mord, Verfolgung, Wahlmanipulation und die Unterdrückung von Menschenrechten dulden!
Dieses Buch liefert wichtige Zeitgeschichte, auch wenn die Situation für die Belarussen trostlos und sicher unerträglich ist.
Leseempfehlung!

„Meine inständige Hoffnung ist, dass dieses Buch in meinem Land eines Tages nicht mehr aktuell sein wird.“ (Sasha Filipenko)

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Enttäuschend

Headhunter
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Da war er, mein erster Nesbo. Und was soll ich sagen, er hat mich nicht vom Hocker gerissen.

Hauptprotagonist ist der Headhunter Roger Brown, einer der besten in seiner Stadt. Da er und seine Frau Diana ...

Da war er, mein erster Nesbo. Und was soll ich sagen, er hat mich nicht vom Hocker gerissen.

Hauptprotagonist ist der Headhunter Roger Brown, einer der besten in seiner Stadt. Da er und seine Frau Diana einen sehr ausschweifenden Lebensstil haben, stiehlt der Gute auch Kunstgemälde. In seinen Recruitinggesprächen, wo er die Bewerber (alle männlich), total in die Zange nimmt, stellt er sehr persönliche Fragen und findet so auch die benötigten Details heraus. Sein Partner arbeitet in der Sicherheitsfirma, die die Alarmanlagen in Häusern installiert und so führen die beiden ihre Aktionen durch. Doch eines Tages trifft er auf einen Bewerber, Greve, der ein millionenhohes Kunstwerk im geerbten Haus gefunden hat, und weiß leider nicht, mit wem er sich da anlegt. Der Krieg zwischen den beiden steigert sich, als Diana zwischen die Fronten gerät.

Meine Meinung:
Der Plot ist zwar nicht hervorsehbar, aber gefühlt an den Haaren herbei gezogen. Viele Einzelheiten kommen so richtig „na no na net“ daher, was mir mehrfach Augenrollen einbrachte. Der Hauptprotagonist ist sowas von überheblich. Und so schlau er oft dargestellt wird, so dumm kam er mir zeitenweise vor. Seine Ehefrau wird klischeehaft dargestellt. In diesem „Thriller“ schlägt die Klischeekeule des weißen Mannes mit seiner klischeehaften Ehefrau und seinem klischeehaften Leben durch. Die Charakterentwicklung ist nicht vorhanden, die Personen sind alle durchwegs unsympathisch. Und spätestens bei der Szene im Plumpsklo dachte ich mir, was für ein Quatsch. Es gibt einige Wendungen, die spannend waren und die mich auch bei dem Buch hielten, aber alles in allem, ist das wohl nicht sein bestes Buch (wage ich jetzt mal zu behaupten und zu hinterfragen!? – Nesbo-Fans, klärt mich bitte auf!!).
Für mich war der erste Nesbo daher mehr enttäuschend und ich hoffe, dass es bessere Bücher von ihm gibt als dieses, auch wenn die Spannung und der Nervenkitzel vorhanden waren.
Von meiner Seite eine zwiespältige Empfehlung und 3/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Ergreifend und sehr lesenswert!

Der Brand
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Klammheimlich und leise von hinten kam die Story angeschlichen. Zu Beginn hatte ich mehrmals das Bedürfnis sie wegzulegen. Ich fragte mich, warum die Rezensionen dazu durchwegs so positiv sind. Und dann ...

Klammheimlich und leise von hinten kam die Story angeschlichen. Zu Beginn hatte ich mehrmals das Bedürfnis sie wegzulegen. Ich fragte mich, warum die Rezensionen dazu durchwegs so positiv sind. Und dann hatte es mich! Denn auf einmal kamen die Dinge daher wie ein riesiger Waldbrand, aber unaufgeregt. Unaufhaltsam hat sich die Geschichte von Rahel und Peter in mich gebrannt.

Rahel und Peter sind ein älteres Ehepaar, gut situiert, zwei erwachsene Kinder. Er ist Professor an einer Hochschule und sie Psychologin. Rahel vom Typ her eher emotional, temperamentvoll. Peter emotional eher introvertiert; jemand, der Dinge mit sich ausmacht. So würde ich die beiden beschreiben. Immer mehr zieht Peter sich von Rahel zurück, scheint fast vor ihr zu fliehen. Die Frage, was los ist, kann Rahel für sich nicht beantworten. Haben sie beide doch Jahrzehnte miteinander verbracht, alles gemeistert, waren im Einklang miteinander und nun „knatterts buchstäblich im Getriebe“.
Um einer Freundin zu helfen, deren Mann schwer erkrankt ist, ziehen die beiden für drei Wochen auf deren Bauernhof, versorgen dort das Haus, die Tiere und Pflanzen. In Zeiten, wo allein sind reflektieren beide. Auch als die beiden Kinder zu Besuch kommen, merkt man, wie unterschiedlich diese beiden sind und auch Dissens zwischen Rahel und Peter bringen.
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Rahel. Dies aber nicht einseitig, denn auch die Sorgen, Ängste und Emotionen von Peter kommen in der Geschichte nicht zu kurz.
Die Geschichte kommt leise daher, hat mir dann aber quasi eine von hinten „mitgegeben“ … denn die Themen tun irgendwie weh im Herzen. Jeder von uns hat gewisse Themen schon erlebt, und doch schafft es die Autorin, dies auf direkte, aber auch sanfte Weise zu erzählen. An mancher Stelle habe ich geschluckt und mir gedacht: Na bumm, voll erwischt. Und auch, wenn vieles nicht – gefühlt – in die Tiefe geht, war es trotzdem nicht zu wenig oder zu viel … die Story ist vollkommen richtig dosiert.
Eine feine, sensible, unaufgeregte und doch auch direkte Lektüre, die ins Herz geht. Klare Leseempfehlung!

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