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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.04.2025

Die perfekte Welle

The Surf House
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Zum Inhalt:
Nach einem traumatischen Erlebnis landet Bea am Strand von Marokko in einer Surfer-Community und jobbt im Ferien-Hostel ihrer neuen Freundin Marian. Als Bea in großen Geldschwierigkeiten steckt, ...

Zum Inhalt:
Nach einem traumatischen Erlebnis landet Bea am Strand von Marokko in einer Surfer-Community und jobbt im Ferien-Hostel ihrer neuen Freundin Marian. Als Bea in großen Geldschwierigkeiten steckt, bietet ein Amerikaner einen Ausweg und viel Geld, wenn Bea das Verschwinden seiner verschollenen Schwester erforscht, denn Samantha wurde zuletzt an genau diesem Ort gesehen. Bea nimmt Geld und Herausforderung an und begibt sich dadurch in große Gefahr.

Mein Eindruck:
Das einzige, was den wirklich überaus guten Eindruck das Thrillers schmälert, ist der dramatische Grund, warum Bea bei Marian landet - wenn das eine Nummer kleiner ausgefallen wäre, hätte das Buch einen Glaubwürdigkeits-Punkt zusätzlich bekommen.
Aber sonst gibt es an der Geschichte wirklich gar nichts zu meckern. Besonders gut gefällt die Charakterzeichnung der Protagonistin, die sehr viel - auch gegen ihre eigene Natur - tut, um geliebt zu werden. Dass in einem Thriller auch diese Saite angeschlagen wird, ist eher selten, - doch Lucy Clarke verwirrt ihre Leser (und Bea) genau mit diesem Aspekt. Dadurch lässt sich die Hauptperson manipulieren, interpretiert einige Umstände falsch und kann sich fast nicht aus den Fesseln befreien, die ihr Umwelt und letztendlich auch sie selbst angelegt haben. Viele Figuren haben doppelte Böden, - das macht Spaß und lässt einen bis zum Schluss raten und fiebern, ob und wo Samantha lebt und wie sich Bea durch den Showdown kämpfen kann.

Mein Fazit:
Spannende Urlaublektüre, - nicht nur für Surfer

Veröffentlicht am 29.03.2025

Abklatsch

Die Yacht
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Zum Inhalt:
Ihre Freunde haben es im Gegensatz zu Hannah geschafft - Mags und Libby (beide verheiratet) schwimmen im Geld und Harry startet mit seiner Kunst durch. Als Hannah mit ihnen und den zwei Gatten ...

Zum Inhalt:
Ihre Freunde haben es im Gegensatz zu Hannah geschafft - Mags und Libby (beide verheiratet) schwimmen im Geld und Harry startet mit seiner Kunst durch. Als Hannah mit ihnen und den zwei Gatten der Frauen auf einer Yacht den Jahreswechsel feiert, ahnt sie nicht, dass das Boot am nächsten Morgen auf dem Meer treibt - ohne funktionierendes Funkgerät, Rettungsbooten und mit wenig Proviant. Ein Kampf um das Überleben beginnt - mit- und gegeneinander.

Mein Eindruck:
Diese Geschichte erinnert leider zu sehr an den Erstling von Sarah Goodwin "Stranded", denn auch hier muss ein hässliches, ungeliebtes Entlein in einer vor allen Dingen von toxischen, hinterlistigen und gewalttätigen Männern ohne Skrupel bevölkerten Umgebung um sein Leben kämpfen. Für Menschen, die mit diesem Buch beginnen, ist es dank des guten Schreibstils deshalb eher ein Genuss als für die Leser, die "Stranded" kennen.
Die beiden Ehepaare sind sehr negativ gezeichnet, die Männer übergriffig und brutal, die Frauen nur an Äußerlichkeiten interessierte Weibchen. Dass insbesondere bei den beiden Männern überhaupt keine Verinnerlichung der schlechten Situation stattfindet und - ganz im Gegenteil - nur Bösartigkeit und Gewalt gepflegt wird, ist auch für ein fiktionales Werk irgendwann ermüdend und nicht ernst zu nehmen. Nach einem vorgezogenen Showdown wird der Überlebenskampf sogar ein bisschen zäh und dadurch langweilig - das Ende wird herbeigesehnt. Dabei gelingt der Autorin noch ein Twist, das Buch rettet sich jedoch nicht mehr wirklich. Schade.

Mein Fazit:
Eine Kopie des Erstlings, beim nächsten Mal hoffentlich wieder ein Original

Veröffentlicht am 29.03.2025

Er hat es wieder geschafft

Der letzte Mord am Ende der Welt
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Zum Inhalt:
Eine kleine Insel bietet die letzte Bastion gegen einen das Leben zerstörenden Nebel. Als jedoch die Wissenschaftlerin Niemi stirbt, werden die Abwehrmechanismen außer Kraft gesetzt und der ...

Zum Inhalt:
Eine kleine Insel bietet die letzte Bastion gegen einen das Leben zerstörenden Nebel. Als jedoch die Wissenschaftlerin Niemi stirbt, werden die Abwehrmechanismen außer Kraft gesetzt und der Nebel rückt näher. Nur wenn der Schuldige für den Tod gefunden wird, kann die Menschheit ihrem Ende entgehen, so lautet das Vermächtnis Niemis und die wissbegierige Emory versucht, diesen Schuldigen zu finden.

Mein Eindruck:
Stuart Turton ist und bleibt der Meister der Verblüffung. Zum wiederholten Male schafft er es, dass seine Leser einem Twist absolut fassungslos beiwohnen, um dann das, was sie bis zu dieser Stelle gelesen haben, hinterfragen zu müssen. Seine Mischung von Fantasy, Science-Fiction, Krimi und Roman sucht ihresgleichen und ist dazu mit wunderbaren Charakteren unterlegt. Ein Buch, welches wachhält, denn man möchte unbedingt wissen, ob und wie die Menschen überleben.

Mein Fazit:
Bravourös

Veröffentlicht am 29.03.2025

Täuschungen

Ein ungezähmtes Tier
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Zum Inhalt:
Bänker Arpad und Anwältin Sophie führen gemeinsam mit ihren beiden Kindern ein Bilderbuchleben in Genf. Ihre Nachbarn Greg und Karine (Polizist und Verkäuferin) finden das beneidenswert; insbesondere ...

Zum Inhalt:
Bänker Arpad und Anwältin Sophie führen gemeinsam mit ihren beiden Kindern ein Bilderbuchleben in Genf. Ihre Nachbarn Greg und Karine (Polizist und Verkäuferin) finden das beneidenswert; insbesondere Greg verstrickt sich in eine Obsession und beobachtet das Nachbarhaus als Stalker. Dabei findet er Überraschendes heraus.

Mein Eindruck:
Okay, es ist ein Dicker und fast hat man beim mit Lobeshymnen großzügigen Feuilleton das Gefühl, dass das allein reicht, um eine Geschichte in den Himmel zu heben. Technisch ist an dem Buch auch nichts auszusetzen: Es hat genügend Charaktere, um interessant zu sein, aber wenig genug, um diese auszuloten und ihnen Tiefe zu verleihen. Der Aufbau des Buches ist ebenfalls gelungen - die verschiedenen Zeitebenen und Blickwinkel verleihen der Geschichte Spannung. Die mondäne Grundstimmung lässt das Publikum träumen und die Probleme der Charaktere führen dazu, dass man sich auf schäbige Weise sagen kann: Siehst Du, es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Aber die Geschichte zieht sich, es werden Nebenkriegsschauplätze aufgetan, die für den Fortgang unerheblich sind. Insbesondere bei der Charakterisierung von Greg beschleicht einen das Gefühl, dass Joel Dicker mit der Ordnungsmacht schlechte Erfahrungen gemacht hat. So mies wird dessen Verhalten geschildert, obwohl die Vergehen, Täuschungen und Schlichen der anderen nicht weniger verachtenswert sind, aber eher als lässliche Sünden durchgehen.
Das Ende ist dann zwar folgerichtig, jedoch enttäuschend. Denn dieses ist nach dem zähen Fluss auf einmal so, als ob ganz schnell alles - und zwar wirklich alles - zu einem Abschluss gebracht werden muss, der keine weiteren Konsequenzen und Fragen offenlässt.
Torben Kessler ist bei der ganzen Story ein verlässlicher Sprecher, welcher die einzelnen Charaktere gut herausarbeitet.

Mein Fazit:
Nicht der beste Dicker

Veröffentlicht am 18.03.2025

Erst langsam, dann gewaltig

Hotel Ambrosia - Du. Entkommst. Nicht.
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Zum Inhalt:
Robyn leidet an einer Krankheit, die sie ans Bett und den Rollstuhl fesselt, doch zum Glück kümmert sich ihre Großtante Nelly rührend um sie. Außerdem hat Robyn ein Hobby, welches ihr viel ...

Zum Inhalt:
Robyn leidet an einer Krankheit, die sie ans Bett und den Rollstuhl fesselt, doch zum Glück kümmert sich ihre Großtante Nelly rührend um sie. Außerdem hat Robyn ein Hobby, welches ihr viel Spaß macht: Ein True-Crime Podcast. Als Robyn Ivy, der Autorin dieses Podcasts, eine Idee zum gegenüberliegenden Hotel Ambrosia - ein heruntergekommener Schuppen mit seltsamen Dauergästen - präsentiert, wird sie von Ivy gebeten, bei den Recherchen vor Ort zu helfen. Um ihr Handicap nicht zuzugeben, überredet Robyn einen Einbrecher, sie zu unterstützen. Das bringt beide in große Gefahr.

Mein Eindruck:
Richtig gut ist der Aufbau des Buchs, denn man bekommt nicht nur einfach eine Geschichte in Text serviert; diese wird aufgelockert durch Zeichnungen und Telefongespräche. Leider zieht sich der Beginn der Story am Anfang ein bisschen. Das liegt an der Krankheit Robyns, die sehr viel Raum einnimmt (inklusive Erklärungen, Medikation und Therapie) und der daraus folgenden Fürsorge Nellys. Ähnlich Robyn (die von ihrer Krankheit ausgeknockt wird) ist man teilweise eher genervt, dass die Handlung dadurch eher stockt, als dass sie an Fahrt gewinnt. Zusätzlich muss man sich darauf konzentrieren, von welcher Person gerade die Rede ist, da Robyn den Bewohnern des Hauses Phantasie-Namen verpasst hat.
Doch hat man sich irgendwann in das Buch eingegroovt und Robyns Partner in Crime so richtig Fuß gefasst, wird es immer spannender und man kann das Buch praktisch nicht mehr zur Seite legen. Einige Vorgänge, die zu Beginn nicht unbedingt wichtig erschienen, bekommen auf einmal eine Bedeutung und zum Schluss ist wirklich sehr viel geklärt, was am Anfang unerklärbar schien. Das ist ganz großes Kino, auch wenn es den Epilog nicht wirklich gebraucht hätte. Aber dieses Geplänkel zum Schluss ist wohl auch der Zielgruppe geschuldet und - seien wir ehrlich - wenn ein Buch ein so gutes und stimmiges Finale hat, kann der Epilog auch nicht mehr stören.

Mein Fazit:
Am Anfang zäh, doch dann schlägt der Kaugummi Blasen