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Veröffentlicht am 05.04.2024

Ich fands super!

Trial of the Sun Queen
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Ich muss gestehen, dass ich positiv überrascht gewesen bin, als ich "Trial of the Sun Queen" beendet hatte. Die Leseprobe konnte mich bereits überzeugen, aber ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass ...

Ich muss gestehen, dass ich positiv überrascht gewesen bin, als ich "Trial of the Sun Queen" beendet hatte. Die Leseprobe konnte mich bereits überzeugen, aber ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet, dass ich so gespannt auf den zweiten Teil sein werde - ich freue mich aber darüber, denn die Reihe hat trotz kleinerer Makel wirklich viel Potential!

Besonders die Charaktere bleiben mir noch immer positiv im Sinn: Lor ist ein unglaublich vielfältiger und multidimensionaler Charakter mit vielen verschiedenen, teilweise auch konträr zueinander stehenden Nuancen und Eigenschaften. Mir hat besonders dieser starke, unnachgiebige, starrsinnige Kern gefallen, der sie durchweg durch das Buch begleitet. Sie ist definitiv nicht auf den Mund gefallen, was ich persönlich sehr erfrischend finde - dadurch ergeben sich spannende Konversationen mit anderen Charakteren, die eben teilweise nicht wissen, wie sie mit solch einer auffälligen, dickköpfigen Figur umgehen sollen. Noch dazu finde ich es schön, dass man gerade diesen Charakterzug an ihr auch wirklich sehr präsent im Buch wiederfindet - das bedeutet aber nicht, dass sie sich nicht im Verlauf der Geschichte weiterentwickelt. Sie durchlebt definitiv eine charakterliche Entwicklung, auch wenn ich mir wünsche, dass diese noch ein Stück mehr intensiver und persönlicher gestaltet worden wäre. Ich schätze aber mal, dass das eher im Folgeband passieren wird; hierfür waren im ersten Buch andere handlungstechnische Ereignisse deutlich wichtiger - was auch vollkommen valide ist! Allgemein finde ich jedoch auch die anderen Charaktere wie Atlas und Nadir gut und interessant gestaltet, wenn auch teilweise etwas zu offensichtlich.

Meine letzte Feststellung, das "zu offensichtlich" lässt sich allgemein auch auf die Handlung beziehen, denn meiner Meinung nach ist die Geschichte für Romantasy-Profis etwas zu offensichtlich geschrieben. Ich hatte jedenfalls schon relativ früh gewisse Annahmen aufgestellt, die sich bewahrheitet haben - das bezieht sich jedoch nur auf bestimmte Handlungslinien, denn andere Ereignisse haben mich hingegen etwas überrascht. Grundsätzlich muss ich jedoch gestehen, dass ich nicht so wirklich einen richtigen "WOW"-Effekt hatte, was jedoch nicht bedeutet, dass ich das Buch als langweilig oder langatmig empfinde - eher im Gegenteil! Die Handlung ist trotz allem sehr spannend gestaltet und bietet wirklich konstant interessante Ereignisse, auch wenn gewisse Hinweise teilweise zu offensichtlich platziert werden, wie ich finde. Ich könnte mir aber vorstellen, dass gerade Leute, die neu im Romantasy-Game sind, hier auf ihren vollen Genuss kommen werden. Meiner Meinung nach enthält das Buch alle wichtigen Romantasy-Faktoren: Romantik, Spannung und Humor - und das alles in einer schön abgestimmten und dynamischen Mischung! Die grundsätzliche Idee mit dem Tribute-Kampf find ich sowieso echt cool und meiner Meinung nach wird diese Idee auch echt gut und mitreißend umgesetzt. An sich handelt es sich hierbei ja jetzt nicht um ein neues Konzept, aber die Autorin bringt definitiv ihre eigenen Ideen und Kniffe mit ein, was ich echt schön finde. Dass ich die Geschichte durchweg als spannend und dynamisch empfunden habe, liegt vermutlich auch besonders an dem energetischen, scharfsinnigen Schreibstil, der mir bereits vom ersten Satz an sehr zugesagt hatte. Ereignisse, Gespräche und Gedanken werden aufgeweckt, bildlich und schön akzentuiert gehalten, sodass man wirklich auch die Charaktereigenschaften der Charaktere wiedererkennen kann. So spiegelt sich beispielsweise Lors Scharfsinnigkeit auch im Schreibstil wider: Man merkt wirklich, dass sie gefühlt keinen Filter hat und eine wirkliche Kämpfernatur ist. Mir haben vor allem ihre Interaktionen mit den anderen Figuren sehr gut gefallen und ich bin sehr gespannt, wie sich ihre Beziehungen mit ihnen im weiteren Verlauf noch entwickeln werden - ich freue mich auf Band 2 und bin sehr gespannt, was dieses Buch alles für uns bereithalten wird!

Kleines Fazit: Auch wenn ich glaube, dass die Geschichte für übliche Romantasy-Leser:innen nicht unbedingt überraschend sein wird, finde ich das Buch spannend und habe es sehr gerne verschlungen. Besonders die Charaktere haben mich positiv überrascht und der Schreibstil ist sowieso sehr eingängig und verständlich - das Buch ist also eine wirkliche Empfehlung von mir, wenn auch kein absolutes Herzensbuch. Die Reihe hat viel Potential - ich bin gespannt auf den zweiten Teil!

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Veröffentlicht am 10.07.2022

Ein tolles Buch!

Falling in love was not the plan
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𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐭𝐨𝐫𝐲𝐥𝐢𝐧𝐞
„Falling in love was not the plan“ ist ein Buch, das es fast auf die Liste meiner Highlights im Jahr 2022 geschafft hätte. Der Klappentext hat mich sofort catchen können — Feminismus ...

𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐭𝐨𝐫𝐲𝐥𝐢𝐧𝐞
„Falling in love was not the plan“ ist ein Buch, das es fast auf die Liste meiner Highlights im Jahr 2022 geschafft hätte. Der Klappentext hat mich sofort catchen können — Feminismus und der „rivals to lovers“-trope in einem Buch? ICH BIN DABEI! Grundsätzlich finde ich auch, dass die Idee sehr spannend umgesetzt wird. Wir werden mit wichtigen Themen konfrontiert, die realistisch und eindringlich aufgegriffen werden und dabei auf eleganter Weise eine ernste Gesellschaftskritik umfassen — neben der Feminismus-Debatte finden verwandte Diskussionen rund um Sexismus, Stereotypie und Gleichberechtigung ihren Platz im Werk. Wichtig ist zu betonen: Auch wenn dieses Buch als eine YA-Romanze gekennzeichnet ist, so dominieren meiner Meinung nach eher nicht romantische Szenen, sondern detaillierte, intensive und kritische Auseinandersetzungen mit den genannten inhaltlichen Bereichen. Das ist nicht etwas, das mich gestört hat, eher im Gegenteil: Ich finde es originell, wie die Autorin damit umgeht und vor allem auch, wie sie die Vielschichtigkeit und Kontroversität einfängt. Wir erhalten keine beschönigende Darstellung, sondern die ehrliche Realität, die wirklich hart sein kann! Besonders das Setting mit der Redaktion ist für mich sehr innovativ und vielversprechend, wobei ich finde, dass das entstandene Potential wirklich vollständig genutzt und ausgeschöpft wird. Die Autorin entwickelt eine dynamische Atmosphäre, die nicht nur durch die besprochenen Themen so oder so schon an sich aufgeladen ist, sondern auch durch wichtigen und scharfsinnigen Diskussionen zwischen den einzelnen Gruppen der Schule gestärkt werden. Die Wirkung ist, dass man sich als Leser*in in einem Strudel der Emotionen befindet, in dem man ständig mit anderen Sichtweisen konfrontiert wird. Auf mich wirkt das jedoch nicht zu überladend, sondern ansprechend, komplex, interessant. Einzuwenden ist, dass ich es teilweise etwas zu dramatisch und gezwungen finde, wie der Feminismus platziert wird, und manche dargelegten Ansichten finde ich auch würdig zu diskutieren. Das zentrale Drama der Geschichte, der Konflikt zwischen Feminismus und Gefühl, verspricht hingegen eine große, emotionale Portion an Spannung — und auch der Spannungsbogen der Geschichte ist definitiv konstant vorhanden und wird, wie ich finde, mit jedem weiteren Kapitel gestärkt. Bei jungen Menschen, die sich für ihre Ziele und ihre Ideale einsetzen, erwarte ich jedoch fast nichts anderes — unsere Generation ist laut! Ich finde die Umsetzung dieser Dynamik SEHR gut gelungen. Die Aktionen der Beteiligten sind sehr eindringlich und kreativ, vermitteln dabei für mich auch eine bestimmte Botschaft, die nicht nur politisch angehaucht, sondern auch für uns als Gesellschaft äußerst wichtig und zielgerichtet ist. Ich bin wirklich sehr durch diese Geschichte geflogen, eben weil ständig irgendetwas passiert, man neue Informationen erhält und mit neuen Dingen konfrontiert wird. Die sehr vielfältige, diverse und harmonierende Konstellation von Charakteren begleitet uns dabei durch das Buch hinweg. Es wird viel auf ethnische Erfahrungen wert gelegt, sodass wir viel über die jeweilige Kultur der Charaktere erfahren. Wir erhalten einen schönen Einblick in ihre Innenleben und dürfen sie auf ihrer Reise und ihrem Kampf gegen die patriarchale Struktur begleiten. Mir gefällt besonders gut, dass die Geschichte trotz ihrer wichtigen, sachlichen Thematik nicht allzu trocken ist — stattdessen inkludiert die Autorin einen tollen, beißenden Humor, der das Lesen für mich erleichtert und eine tolle Mischung aus verschiedenen Tönen erreicht! Etwas, das die Geschichte für mich hingegen abmindert, ist die bereits angesprochene Romantik, die teilweise etwas fehlt. Nicht, weil ich finde, dass sie hier dominieren sollte — es ist schon gut, dass der Feminismus zentral ist. Sondern, weil ich durch den Klappentext eine Erwartungshaltung aufgebaut habe, dass es mehr romantische Einflüsse geben wird, z.B. durch ihre gezwungen Zusammenarbeit. Ein weiterer Punkt ist, dass der Wendepunkt des Buches nicht allzu überraschend für mich ist und ich finde, dass das Ende recht schnelllebig und hastig ist — ich glaube, dass dahingehend noch nicht genutztes Potential vorhanden ist. Noch einmal eine Botschaft zum Beispiel, die Eindruck hinterlässt und nachhaltig wirkt; wo noch einmal das gesamte Ausmaß der Situation donnernd und blitzend dargelegt wird. So etwas in die Richtung gibt es zwar, aber irgendwie hat mich das dann nicht so stark beeindruckt und eingenommen, wie ich mir erhofft habe. Ich hätte mir gewünscht, dass zum Ende hin noch Einiges angesprochen wird, vor allem, weil teilweise Handlungslinien aufgebaut werden, die irgendwann recht abrupt enden oder nicht fortgeführt werden. Das wäre etwas, wo ich sagen würde, dass eine etwas feinere, akzentuiertere Skizzierung der Handlung besser gewesen wäre — auch wenn man grundsätzlich einen klaren roten Faden erkennt! Abgesehen von diesen Dingen finde ich, dass die Geschichte wirklich sehr empfehlenswert ist. Ihre Frische, ihre Energie und ihre intensive Auseinandersetzung mit wichtigen Themen punkten bei mir eindeutig. Meiner Meinung nach ist das Buch eine tolle Bereicherung für die Buchwelt, weil wir starke, engagierte und aktivistische Jugendliche erleben, die für ihre Rechte und ihre Ideale kämpfen. Solltet ihr also eine Geschichte mit einem starken Mindset und einer tollen Botschaft suchen, dann kann ich euch die Geschichte von Eliza und Len, dem „Gesicht des Patriarchats“, absolut empfehlen! Sie ist humorvoll, dynamisch und demonstrativ.

𝐒𝐩𝐫𝐚𝐜𝐡𝐬𝐭𝐢𝐥
Ein Highlight der Geschichte ist für mich der jugendliche, dennoch auch eloquente und energetische Schreibstil. Ich persönlich finde den Einstieg in das Buch sehr spannend und dynamisch. Er hat mich sofort gecatcht, und genau dieses Muster zieht sich auch durch das gesamte Buch — ein Schreibstil, der neugierig macht, gleichzeitig auch angenehm und flüssig ist und perfekt für einen dramatischen Aufbau der Spannung. Die Interaktionen zwischen den Charakteren sind lebhaft, kraftvoll und ziehen mich in ihren Bann. Besonders, wenn es um Themen wie Feminismus geht, die deutlich im Buch dominieren, ist es nicht immer leicht, die dann doch recht faktenbasierten, realistischen Aspekte lebensnah und nicht zu langweilig zu präsentieren, finde ich. Die Autorin löst dies aber sehr gut, indem der Feminismus super in die Geschichte eingearbeitet und dabei keinesfalls trocken dargestellt wird, wie ich finde. Das Thema wird sehr verständnisvoll und zugänglich eingeflochten, sodass man einen interessanten Einblick in die inhaltliche Substanz erhält. Besonders die Dialoge zwischen den einzelnen Charakteren empfinde ich als recht vielseitig gestaltet, weil die verschiedenen Meinungen der Menschen nicht beschönigend, sondern kritisch, nahbar und realistisch aufgezeigt werden. Was ich besonders toll finde, ist, dass allein durch den Schreibstil Elizas Charakter perfekt gespiegelt wird. Er ist so schön jugendlich bissig, teils auch zynisch und kratzbürstig, aber auch für ein YA-Buch recht eloquent und intelligent gestaltet meiner Meinung nach. Das Einzige, was ich ein bisschen schade finde, ist, dass die romantische Atmosphäre etwas „leidet“ und demnach auch keinen dominanten Platz im Schreibstil findet. Trotzdem punkten dafür Humor und Spannung bei mir, weswegen ich den Schreibstil trotz diesem kleinen Kritikpunkt als sehr gelungen und Highlight empfinde!

𝐂𝐡𝐚𝐫𝐚𝐤𝐭𝐞𝐫𝐞
Eliza und Len sind definitiv ein Musterbeispiel für den „rivals to lovers“-trope. Ihre Dynamik, wenn sie miteinander interagieren, ist wirklich unschlagbar, absolut feurig und wirklich lustig und spannend zu beobachten! Sie liefern sich temperamentvolle Schlagabtausche, treiben sich gegenseitig zu Höchstleistungen an und geben dabei so viel Energie, dass die Funken nur so sprühen. Gleichzeitig sind sie aber nicht nur leidenschaftlich; die Gespräche entwickeln teilweise auch einen tiefsinnigen Charakter, der ihrer Beziehung etwas Romantik verleiht. Zusammen gefallen sie mir beide sehr gut, weil ich finde, dass sie super zusammenpassen und sich toll ergänzen! Besonders Len sagt mir hierbei zu, weil ich seinen Charakter wirklich toll ausgearbeitet finde. Er ist sympathisch, humorvoll und ein verständnisvoller Mensch, der auf mich persönlich hilfsbereit und intelligent wirkt. Was mir besonders gut an ihm gefällt: Er wirkt außerordentlich reflektiert und ist sich seinem Platz in dieser Gesellschaft bewusst. Auch wenn er nicht direkt eine ausschweifende Entwicklung durchlebt, wie ich finde, erhält man trotzdem Einblicke in sein Innenleben, z.B. wenn er über seine Familie oder seine Zukunft spricht. Len als auch Eliza gehen oftmals auf ihre kulturellen und ethnischen Hintergründe ein, etwas, was ich sehr schön und interessant finde. Damit wird nicht nur eine große, diverse Repräsentationsfläche etabliert, sondern man erhält auch einen tieferen Einblick in die Art, wie sie mit ihrer ethnischen Herkunft umgehen und was sie sich im Leben wünschen. Besonders bei Eliza ist dies sehr interessant zu beobachten. Als zielstrebiger, direkter, scharfsinniger Mensch ist sie jemand, die weiß, wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Ich glaube, dass ihr Selbstbewusstsein von einigen anderen Menschen als überheblich wahrgenommen werden könnte — für mich ist sie aber ein starker Mensch! Sie kämpft für ihre Ziele, hängt sich absolut rein und ist nicht still, wenn ihr etwas nicht passt. Sie ist laut, sie teilt ihre Meinung und steht für die Ideale, die ihr am Herzen liegen. Sie ist starrköpfig und leidenschaftlich, aber auf eine gute Weise, wie ich finde. Das Einzige, das ich an ihr etwas kritisieren könnte: Für mich neigt sie dazu, in gewisser Hinsicht etwas wenig zu reflektieren. Das mag etwas seltsam klingen, setzt sie sich doch für Feminismus und Gleichberechtigung ein, schließlich reflektiert sie ja das gesamte (patriarchalisch geprägte) System unserer Gesellschaft. Das tut sie auch definitiv, indem sie ständig Dinge hinterfragt und ihre Meinung stabilisiert. Ich finde jedoch, dass ihre innere Reflexionsfähigkeit manchmal etwas leidet, zum Beispiel wenn es um das Thema Empathie geht. Da hätte ich mir eine etwas mehr fein ausgearbeitetere Entwicklung gewünscht. Grundsätzlich finde ich aber, dass sie sich toll weiterentwickelt und wir immer wieder neue, komplexe Einblicke in ihr Innenleben erhalten! Sowohl Eliza als auch Len sind vielschichtige Charaktere, deren Wesen viele verschiedene Schattierungen haben. Ich mag beide sehr gerne, auch wenn Len mir persönlich etwas mehr zusagt, weil ich ihn ein Stück weit mehr reflektiert, sympathisch und erwachsen finde. Nichtsdestoweniger mag ich Eliza auch wegen ihres Bisses und Hartnäckigkeit — sie bietet definitiv eine coole, eloquente und kluge Konkurrentin zu Len. Die beiden tragen einen ausgeglichenen, starken Kampf miteinander aus, bei dem die Funken sprühen! Falls ihr ihre Dynamik selbst erleben möchtet, dann lest unbedingt das Buch.

Danke für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Absolut berührend und bedeutend!

Habits of my Heart
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⇝ Vorsicht: eventuelle Spoiler.

𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐭𝐨𝐫𝐲𝐥𝐢𝐧𝐞
REGENBOGENFARBENER STERN AM HIMMEL DER JAHRESHIGHLIGHTS. „Habits of my Heart“ — ein Roman, der voller tiefwurzelnder Ängste sowie dunklen, in der Vergangenheit ...

⇝ Vorsicht: eventuelle Spoiler.

𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐭𝐨𝐫𝐲𝐥𝐢𝐧𝐞
REGENBOGENFARBENER STERN AM HIMMEL DER JAHRESHIGHLIGHTS. „Habits of my Heart“ — ein Roman, der voller tiefwurzelnder Ängste sowie dunklen, in der Vergangenheit liegenden Erlebnissen, aber auch träumerischer Hoffnung und lieblicher Zuversicht ist. Die Geschichte von Alexis und Reagan ist ergreifend, bedeutsam, emotional. Düsterheit, trauernder Schmerz und ein tiefer Abgrund in der Seele des Körpers treffen auf Glauben: glauben an sich selbst, glauben an die Träume, nach denen man sehnlichst strebt. & vor allem auch: Glauben an die Liebe, in all seinen Formen und regenbogenbunten Farben. All das vereint „Habits of my Heart“, indem die Protagonistin Alexis nicht nur versucht, die Ängste zu überwinden, die so tief und starr in ihr verankert sind, sondern auch auf der Suche nach sich selbst und ihren Träumen ist. Ihre Geschichte und ihr Aufeinandertreffen mit Reagan ist voller allumfassender Emotionen: Hass und Liebe, Leid und Freude, Schmerz und Leidenschaft. Denn es geht nicht nur darum, dass die beiden sich in einer Umgebung befinden, in der sie mit vielen Problemen und Ängsten von außen konfrontiert werden, sondern auch in ihren Inneren herrscht ein ängstliches Chaos, das sie innehalten lässt und tiefgehend beschäftigt. Themen wie (TW und SPOILER) Missbrauch, Gewalt, Konflikte innerhalb der Familie, Homophobie oder auch Druck durch sich selbst sowie anderen Menschen und noch vieles mehr werden eingebunden und in einzelne kleine Stückchen zersetzt. Ich schätze es sehr, wie intensiv, offenherzig, kontrastreich und detailliert sich die Autorin mit diesen Themen beschäftigt und in einer meiner Meinung nach unglaublich transparenten, poetischen und greifbaren Art und Weise Emotionen schildert, sodass auch wir als Außenstehende in den Bann gezogen werden und das Leid der Figuren in uns aufnehmen. Dabei wird nichts beschönigt, im Gegenteil: es herrscht viel Trauer, viel Melancholie, viel Zweifel. Doch trotz der Niedergeschlagenheit ist die Handlung gleichzeitig auch dynamisch und elektrisierend, weil so Vieles passiert, so viel uns berührt. Der Spannungsbogen wird meines Erachtens nach von der Autorin schön aufgebaut und durch das Buch gehalten, sodass ich persönlich nur so durch die Seiten geflogen bin und voller Schmerz verfolgt habe, wie Alexis und Reagan versuchen, ihre Probleme zu bewältigen und sich selbst vollends zu finden. Besonders das letzte Drittel hat mein Herz in tausend einzelne Splitter zerbrechen lassen, was ich als gutes Zeichen werte, denn das zeigt, dass mich die Geschichte so sehr berührt und ergriffen hat, dass ich wegen Alexis, Reagan oder auch Chester und Hudson Tränen aus meinem Gesicht streichen und tief durchatmen musste. Auch der Handlungsrahmen mit dem Tanzen als leitendes und immer wiederkehrendes Motiv finde ich so schön gestaltet und etwas, mit dem ich mich vollends identifizieren kann, weil mir das Tanzen ebenfalls sehr am Herzen liegt. Der Druck, der dahingehend auf Alexis lastet, ist hierbei sehr authentisch und realitätsnah dargestellt, finde ich. Das Buch ist meiner Meinung nach so bedeutsam und das nicht nur, weil authentisch gezeigt wird, wie wichtig es ist, über Toleranz sowie Akzeptanz in der Gesellschaft zu sprechen und darüber, wie viel Leid heutzutage noch LGBTQ+-Menschen ertragen müssen und mit was sie konfrontiert werden. Für mich selbst vermittelt und vereint das Buch gleichzeitig auch mehrere wichtige Botschaften, die mir Hoffnung geschenkt und mir gezeigt haben, dass es wichtig ist, an seinen Träumen festzuhalten, egal, wie viele Ängste einem heimsuchen und von wie vielen Dämonen man verfolgt wird. Dadurch, dass das Buch so ehrlich, authentisch und brutal-ernst auf diese Aspekte eingeht und uns keine schlimmen und tragischen Erlebnisse, keine vernichtenden Emotionen vorenthält, wird man mit den nackten Tatsachen konfrontiert. Was deutlich wird: Die Geschichte, die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Ich finde, dass sie alles vereint, was ich mir bei einem guten YA/NA-Roman wünsche: Tiefgängigkeit und Vielschichtigkeit der behandelten Themen sowie Charaktere, eine dynamische Spannung und vor allem auch ein großer, großer Funken an Liebe — denn auch hier ist die Geschichte von Alexis und Reagan ein Inferno der Gefühle. Ihre Liebe ist so roh und schön, wenn auch von anderen Ereignissen bitterlich schmerzhaft ummantelt. Besonders die Wendungen, die ich teilweise erahnen konnte, teilweise nicht kommen gesehen habe, haben für mich nur die Dynamik der Geschichte und ihrer Liebe gefördert und dafür gesorgt, dass ich die Geschichte als rund und vollkommen erachte. Ein einziger kleiner Kritikpunkt wäre, dass ich teilweise etwas Probleme dabei hatte, die Zeit einzuschätzen — plötzlich war beispielsweise ein halbes Jahr vorüber, was ich zuerst gar nicht realisiert habe, weil das Tempo recht schnell, aber dennoch meines Erachtens nach noch angemessen ist. Vielleicht würde ich das manchmal besser aufschlüsseln und genauer auf das Tempo achten, damit es nicht zu überhastet wird. Nichtsdestoweniger habe ich unglaublich gerne verfolgt, wie Alexis und Reagan sich näher kommen und ineinander verlieben — und ich hoffe, dass ich euch hiermit neugierig machen konnte, denn ich kann ich „Habits of My Heart“ aus tiefstem Herzen empfehlen. Das Buch ist an allen Stellen perfekt für mich gewesen; besonders in den poetischen, magischen und ästhetischen Schreibstil habe ich mich verliebt — genauso wie in Hudson, ein Charakter, von dem ich hoffe, dass ihr ihn kennenlernen werdet, denn ich glaube, dass ihr ihn genauso lieben würdet wie ich. Doch nicht nur als weiteres Herzstück für den LGBTQ+-Buchmarkt ist die Geschichte von Alexis und Reagan eine Bereicherung, sondern auch als wichtige Message an uns alle: Liebt, wen ihr wollt und solange ihr könnt. Nutzt eure Zeit, verfolgt eure Träume und gebt nicht auf — ihr seid es wert, dass euer Herz mit Glück befüllt wird! & liebe Selina, wenn du das hier liest: Das zusätzliche Kapitel, das wir im Rahmen der Bloggerbox erhalten haben, hat mir den Rest gegeben und mich KOMPLETT zerstört. Was hast du dir dabei nur gedacht, wolltest du mein Herz mit deinen Worten zerreißen? :b Danke, dass ich Teil deines Teams sein und diese letzten, wunderschönen Zeilen lesen durfte. <3

𝐒𝐩𝐫𝐚𝐜𝐡𝐬𝐭𝐢𝐥
Ein besonders großes Highlight ist für mich der Schreibstil der Autorin, der meines Erachtens nach nicht nur angenehm und flüssig zu lesen ist, sondern mich zugleich faszinieren und in seinen Bann ziehen kann. Ich liebe die Art, wie Gedankengänge und Handlungen beschrieben werden, weil sie voller Emotionen, voller Tiefe und Intensität dargestellt werden. Die Autorin arbeitet mit viel Liebe zum Detail, was sich für mich darin äußert, dass Worte bewusst und eindringlich gebraucht werden, um Gefühle transparent, hart und ehrlich zu transportieren und das Gefühl zu vermitteln, dass wir selbst Teil dieser Geschichte sind und den Schmerz, das Leid, aber auch die Hoffnung ebenfalls fühlen dürfen. Doch nicht nur die Intensität sticht hierbei hervor und dominiert durchweg in dem Roman, sondern besonders auch der poetische, gefühlsbetonte, einfühlsame Stil der Autorin ist ein Aspekt, der meines Erachtens nach dafür sorgt, dass wir Leser*innen in die Geschichte eingesogen werden und denselben Schmerz oder dieselbe Glückseligkeit wie die Charaktere spüren können. Durch die bewusst gewählten, von Emotionen und Authentizität geprägten Worte kann mich diese ergreifende, dynamische Atmosphäre voll und ganz in meinem tiefsten Inneren berühren, sodass ich selbst in die Tiefe gezogen worden bin, mein Herz geblutet hat und danach wieder geflickt worden ist. Es ist nicht nur eine Geschichte, bei welcher man stur und emotionslos liest, was als nächstes geschieht. Nein, man fliegt durch die Seiten, schwebt durch die Wolken, wird in das ernste, tiefe und dunkle Wasser gezogen und Teil einer Geschichte, die auf der sprachlichen Ebene wundervoll gestaltet sowie poetisch-magisch aufbereitet wird. Dieses packende Elektrisieren und das Fesseln durch die sprachliche Gestaltung ist zudem von sprachlichen Stilmitteln, bedeutsamen Akzentuierungen und einer künstlerischen, besonderen Metaphorik durchdrungen. So wird auch hier meiner Meinung nach deutlich, wie bewusst und liebevoll die Autorin mit der Sprache arbeitet und dafür sorgt, dass wir all die Spannung, all die Emotionen verspüren. Besonders auch die Interaktionen zwischen den einzelnen Charakteren finde ich sehr gut ausgearbeitet, weil man sich durch diese außerordentlich transparente und ehrliche Vermittlung der Gefühle und Gedankengänge leicht in die Charaktere hineinversetzen kann. Die gesamte Geschichte wird somit von einem Schreibstil begleitet, welcher meiner Meinung nach ausdrucksstark, in einem hohen Maß illustrativ und künstlerisch angehaucht sowie herzzerreißend und emotional aufwühlend ist. Eine tolle Leistung, die mich absolut abholen und begeistern kann! Ihr wisst, dass ich ein Fan davon bin, wenn man mit Sprache spielt und ihren ästhetischen, poetischen Wert für sich nutzt — genau das schafft die Autorin meiner Meinung nach perfekt.

𝐂𝐡𝐚𝐫𝐚𝐤𝐭𝐞𝐫𝐞
In „Habits of my Heart“ ist eine Konstellation von Charakteren vorzufinden, die für mich eine schöne und diverse Abwechslung darstellt. Im Zentrum stehen Alexis und Reagan, die beide ihre Besonderheiten besitzen und ebenso wie die Nebencharaktere liebevoll und mit Bedacht ausgearbeitet sind. Alexis ist eine Person, mit der ich mich sehr gut identifizieren kann, weil ich ihren Drang zum Perfektionismus so, so gut nachvollziehen kann. Sie ist ein Mensch, der eine harte, unnahbare Schale, aber dafür einen umso weicheren, verletzlicheren Kern besitzt. Ihre Seele ist zutiefst angeschlagen, was sich in ihrem gesamten Wesen und ihrem zerstörten Selbstwertgefühl zeigt. Ängste, Sorgen, Probleme — ihr komplex konzipierter Charakter ist geprägt von einer Vergangenheit, die dunkel und traurig ist. Trotz dessen ist sie eine Kämpferin, die für ihre Träume einsteht und nicht aufgeben will, egal, welche Hürden ihr begegnen. Für mich ist sie ein Mensch, den man aufgrund ihrer Güte bewundern kann und sollte. Reagan ist ebenfalls eine wunderschöne Seele, auch wenn ich mich nicht so sehr an sie heranwagen konnte wie an Alexis. Ihr Wesen zeichnet sich dadurch aus, dass sie nur das Beste in jedem Menschen sieht und will, dass die Menschen, die sie liebt, glücklich sind. Was ich an ihr besonders mag, ist ihr Temperament, das genau dann auftritt, wenn sie gewisse Menschen beschützen möchte. Allgemein ist sie dennoch ein bedachter Mensch, habe ich das Gefühl, der einen tollen Humor besitzt. Wenn sie zusammen sind, spürt man einfach die Chemie zwischen den beiden, weil sie solch eine Harmonie und gleichzeitig auch elektrisierende Dynamik ausstrahlen, die mein Herz höher schlagen lassen.Des Weiteren finde ich, dass beide Protagonistinnen einen durchdachten, komplexen Prozess der Entwicklung durchlaufen, bei welcher man nochmals die Vielschichtigkeit und Tiefe ihrer Charaktere bemerkt. Das ist der Autorin meiner Meinung nach sehr gut gelungen, weil beide Figuren ihre Ecken und Kanten haben, die sie menschlich und authentisch wirken lassen — besonders in den emotionalen Szenen sticht das hervor. Wer mein Herz aber noch höher schlagen lässt, ist Hudson, mein absolut liebster Charakter, dessen Geschichte mich absolut berühren und zum Weinen bringen konnte. Ich bin mir sicher, dass ihr ihn auch alle lieben würdet, weswegen ich gar nicht so viel verraten will, weil ich hoffe, dass ihr ihn selbst kennenlernen und lieben werdet. Er ist so ein Cutie, der nicht nur eine goldene Seele besitzt, sondern auch trotz allem äußerlich für mich heller als die Sonne strahlt, selbst in den dunklen Zeiten.

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Veröffentlicht am 14.11.2021

Ein absolutes Jahreshighlight für mich!

Felix Ever After
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Vorsicht: eventuelle Spoiler.

𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐭𝐨𝐫𝐲𝐥𝐢𝐧𝐞
JAHRESHIGHLIGHT. Für mich ist dieses Buch definitiv ein Meisterwerk, das ich auf so vielen Ebenen wertschätze, liebe und ehre. Ich habe mich schon so ...

Vorsicht: eventuelle Spoiler.

𝐈𝐧𝐡𝐚𝐥𝐭 𝐮𝐧𝐝 𝐒𝐭𝐨𝐫𝐲𝐥𝐢𝐧𝐞
JAHRESHIGHLIGHT. Für mich ist dieses Buch definitiv ein Meisterwerk, das ich auf so vielen Ebenen wertschätze, liebe und ehre. Ich habe mich schon so sehr darauf gefreut, dieses Buch zu lesen, weil ich finde, dass Diversität in der Literaturwelt gefördert und normalisiert werden sollte - wir brauchen Akzeptanz und Vielfalt in all ihren Formen statt Heteronormativität und Stereotypen. Umso mehr freue ich mich, dass „Felix Ever After“ so viele verschiedene Sphären vereint; sich gegen Konventionen stellt und aufzeigt, wie divers unsere Welt sein kann! Das Buch ist von den Themen her vielfältig und komplex gestaltet, sodass uns eine Fülle an oftmals schwierigen, schlimmen und tragischen, teilweise schönen, aber immerzu wichtigen Themen begegnen. Dazu gehören beispielsweise, und somit spreche ich auch eine Triggerwarnung (⚠️) aus, Aspekte wie Queerfeindlichkeit (internalisierte) Transfeindlichkeit, Dysphorie, Deadnaming, Misgendering, Mobbing oder Zwangsouting. Es sind Themen, die schmerzen, bei denen man Mitleid empfindet, bestimmte Charaktere schlagen oder beleidigen möchte. Es sind tiefgründige und intensive Themen, die mit Emotionen wie Angst, Wut, Panik oder auch Schuld und Ekel in Verbindung stehen und somit sehr verletzliche, sensible Portale öffnet. Das Buch greift dies alles sehr detailliert und ausführlich auf; beleuchtet sie in all ihren Einzelheiten, Formen sowie Ausmaße und das auf eine brutale, raue und harte Weise. Teilweise haben Charaktere Aussagen getätigt, wo ich nur fassungslos den Kopf schütteln kann, weil ich nicht verstehe, wie man solche Werte und Denkweisen pflegen kann und was für verkehrte, irregeleitete Weltbilder manche Menschen haben. Doch gerade das ist die Realität und macht das gesamte Buch für mich authentisch und wichtig, weil einerseits nichts beschönigt wird, aber auch, weil man aufzeigt bekommt, wie viel noch in dieser Welt falsch läuft - auch von Seiten, die man nicht erwartet hätte und die mich fast noch mehr schockiert haben. Doch nicht nur auf einer gesellschaftskritischen Ebene werden viele Aspekte beleuchtet; auch auf intrapersoneller Ebene findet eine immense, tolle Entwicklung und Reflexion von Felix statt. Indem auch Themen wie Identität, Sexualität, Selbstfindung und Selbstwahrnehmung angesprochen werden, kann das Buch in die Welt vieler jugendlicher Menschen eindringen und beispielsweise bei mir ein hohes Identifikationspotential, gepaart mit emotionalen Ausbrüchen, auslösen. Als lesende Personen werden wir Trauer, Probleme, Missstände konfrontiert und müssen Felix dabei beobachten, wie er versucht, sich selbst zu finden, ohne sich zu verlieren. Das Buch hat in mir persönlich sehr viele tiefliegende Emotionen ausgelöst, weil ich absolut mit ihm und seinem Findungsprozess mitfühlen und mitleiden konnte und gehofft habe, dass er es schafft, seine Probleme zu überwinden, sich selbst zu lieben und glücklich zu werden. Gleichzeitig wird die Geschichte eben dadurch abgerundet, dass im Kontrast schöne, ergreifende Themen wie Liebe, Freundschaft oder Zusammenhalt aufgegriffen werden, welche die Welt in den dunklen Stunden erhellen. Meiner Meinung nach beschreibt Callender das gesamte Komplex an Themen auf eine sensible, ergreifende und vernünftige Art und Weise, bei denen wichtige Botschaften und Appelle vermittelt und kommuniziert werden. Ich kann aus diesem Buch sehr viele Dinge mitnehmen, die mich selbst zum Nachdenken und Reflektieren gebracht haben, weswegen die Geschichte von Felix einen extrem jochen Lerneffekt für mich hat und dafür sorgt, dass ich dieses Buch zu 100% empfehlen kann. Die Handlung ist dynamisch gestaltet, mit einer tragischen und dennoch gut ausgearbeiteten Storyline behaftet und einem stetig steigenden Spannungslevel bestückt. Die Wendungen, die das Buch angepeilt hat, habe ich persönlich nicht vorhersehen können, weswegen ich öfters mal überrascht worden bin von dem Handlungsausgang und auch den Entscheidungen der Charaktere. Des Weiteren sind die Interaktionen zwischen den Charakteren sehr greifbar ausgearbeitet, sodass Kontroversen oder Spannungsverhältnisse elektrisierend und fesselnd dargestellt werden meiner Meinung nach. Ein einziger Kritikpunkt, den ich kurz ansprechen möchte, ist der Alkohol- und Drogenkonsum. Ja, auch dies ist irgendwie ein kleineres Thema, auch wenn es eher nicht kritisch beleuchtet wird, was ich etwas schade finde. Ich persönlich hätte es besser gefunden, wenn die Konsequenzen davon dargelegt worden wären, aber andererseits habe ich überlegt: Heutzutage ist es, ohne zu werten, so, dass Alkohol und Drogen normalisiert sind und bereits von Jugendlichen konsumiert werden. Wäre es demnach nicht eher weniger authentisch gewesen, wenn sie vollkommen abstinent gewesen wären? Zeigt der Konsum nicht auch hier die Realität auf, unabhängig von unserer eigenen Wertung, wie wir das finden? Es ist eine pure Abwägung, finde ich. Nichtsdestoweniger: Sucht man somit nach einer Lektüre, die sowohl auf gesellschaftskritischer als auch individuell-emotionaler Ebene ein ganzes Spektrum an Themen anspricht und sich zudem durch eine toll gezeichnete Handlung sowie einer diversen Figurenkonstellation auszeichnet. Dieses Buch hat mich persönlich auf so vielen Ebenen erreicht, weswegen ich es euch aus vollstem Herzen empfehlen kann. Es ist ein verdammt wichtiges und tolles Buch, das mir gesagt hat: Es ist okay, sich selbst zu hinterfragen - sei offen und mutig, denn Labels sind nicht alles.

𝐒𝐩𝐫𝐚𝐜𝐡𝐬𝐭𝐢𝐥
Der Schreibstil von Callender zeichnet sich besonders durch einen jugendlich-verspielten Flair aus, der gespickt ist von Slang, Beleidigungen und jugendsprachlichen Sprechmustern. Gerade aufgrund dieses jugendsprachlichen Touchs, den ich oftmals auch an mir selbst bemerke, kann mich die Art,
wie Callender die Gedanken der Charaktere darstellt, vollkommen erreichen und ergreifen. Die Gefühle und Probleme werden meines Erachtens nach auf so einer authentischen, greifbaren Ebene präsentiert, die einerseits doch so jugendlich vermittelt wird, aber andererseits auch einen Hauch von Philosophie aufweist, der hin und wieder in das große Muster eingewoben wird. Somit hat sich für mich herauskristallisiert, dass das Buch nicht nur angenehm und erfrischend zu lesen ist, sondern dass ich mich allein aufgrund der sprachlichen Vielfalt und Atmosphäre mit den Charakteren identifizieren kann. Sie verkörpern so auch sprachlich wirklich das Bild von Jugendlichen, die sich nicht unbedingt an formelle Konventionen halten und somit allein auf der Ausdrucksebene Parallelen mit meiner eigenen Welt aufbauen. Was mich dahingehend persönlich besonders gefreut hat, ist, dass durch gegendert wird und zudem auch nicht-binäre Personen mit „they“ angesprochen werden. Für einige Leser:innen mag dies recht ungewohnt sein; etwas, mit dem man zu Beginn vielleicht noch nicht so ganz zurecht kommt. Ich kann jedenfalls von mir aus sagen, dass mich das Gendern und die Einbeziehung von „they“ absolut gar nicht gestört hat und ich sogar eher die Aufmerksamkeit dahinter wertschätze, gut finde und fördere - für mich persönlich kann das gerne zum Normalfall in Büchern werden, aber ich kann auch nachvollziehen, wenn nicht jede Person das so sieht wie ich. Ebenfalls finde ich es toll, dass der Deadname von Felix niemals erwähnt wird.

𝐂𝐡𝐚𝐫𝐚𝐤𝐭𝐞𝐫𝐞
Die gesamte Figurenkonstellation in „Felix Ever After“ zeichnet sich durch ein hohes Maß an Diversität, Vielfalt und Charakterstärke aus. Kein Charakter gleicht dem anderen, jeder Charakter hat etwas, das ihn:sie besonders erscheinen lässt, wie ich finde. Dabei ist mir aufgefallen, dass jeder Charakter sehr detailliert und feingliedrig ausgearbeitet ist, indem sie alle in irgendeiner Art und Weise eine komplexe, tiefgründige Struktur zugeteilt bekommen, die sie zweidimensional erscheinen lässt. Sei egal ob Haupt- oder Nebencharakter, sie sind meiner Meinung nach allesamt liebevoll ausgearbeitet und so individuell konzipiert, dass man sie entweder sofort hassen oder lieben möchte. Zwei Charaktere, die ich liebe, sind Felix und Ezra. Ihre Freundschaft, ihre Harmonie ist einfach nur unglaublich faszinierend zu beobachten, weil man bemerkt, wie sehr sie einander schätzen und wie viel ihnen ihre Zeit zusammen bedeutet. Mir lässt es wirklich das Herz aufgehen, weil mir die beiden zusammen so schöne, tolle Vibes gegeben haben. Doch auch als Individualpersonen haben mir beide sehr gut gefallen, besonders Felix mag ich sehr gerne, auch wenn seine Handlungen und Gedanken manchmal für mich etwas unverständlich gewesen sind. Dennoch erkenne ich in ihm ein verletzliches, sensibles, aber auch starkes und mutiges Wesen, das offen durch die Welt streitet, auf sich selbst stolz sein sollte und leider eine viel zu negative Selbstwahrnehmung hat. Diese negative Eigenwahrnehmung projiziert er auch nach außen, was sich in seinen Handlungen und seiner Kommunikation widerspiegelt. Deswegen kann ich ihm persönlich auch nicht allzu böse sein, wenn er zu oft zu viel Negatives irgendwo hineininterpretiert, weil ich denke, dass das eine unterbewusste Art von ihm ist, mit seinem eigenen Seelenschmerz umzugehen. Umso faszinierender und bemerkenswerter finde ich seine Entwicklung, die sehr ausgreifend und tiefgründig ist. Er entdeckt sich selbst mehr, macht schwerwiegende, schmerzhafte Fehler und lernt daraus, wird reifer. Es ist unglaublich interessant, ihn auf seiner Reise zu beobachten und mitzufühlen. Für mich ist er ein toller Charakter, weil er so viele Seiten von sich zeigt, so zerbrochen und unbeherrscht wirkt, aber gleichzeitig versucht, sich selbst wieder zusammenzubauen, aufzurichten und zu finden. Dabei geht er über Grenzen hinweg und wirkt so authentisch und menschlich unperfekt, dass ich das Gefühl hatte, er sei neben mir. Ich bin froh, dass ich ihn auf seiner Reise begleiten und ihn kennenlernen durfte.

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Veröffentlicht am 30.07.2021

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Dreieinhalb Stunden
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Achtung: eventuelle Spoiler.

Momentan bin ich auf dem Pfad, immer mehr historische Romane zu lesen und in der Vergangenheit zu stöbern. Deswegen konnte ich es mir auch definitiv nicht nehmen lassen, "Dreieinhalb ...

Achtung: eventuelle Spoiler.

Momentan bin ich auf dem Pfad, immer mehr historische Romane zu lesen und in der Vergangenheit zu stöbern. Deswegen konnte ich es mir auch definitiv nicht nehmen lassen, "Dreieinhalb Stunden" zu lesen - das geteilte Deutschland sowie die Wiedervereinigung sind Themen, die mich schon in der Schule begeistern konnten. Natürlich besitze ich schon ein historisches Grundwissen über den Mauerbau, aber trotzdem hat das Buch einen großen Mehrwert, finde ich. Man erlebt das Buch aus einer anderen, intimeren, privateren Perspektive, indem man viele Charaktere kennenlernt, die eine lebenswichtige Entscheidung treffen: Zurückkehren oder nicht?

Das Element der Zeit spielt hierbei, wie schon der Titel anklingen lässt, eine wichtige Rolle. Genau das gefällt mir auch an dieser Geschichte; dieser Druck, der vermittelt wird. Man steht vor einer wichtigen Entscheidungen, aber muss sich relativ schnell entscheiden. Das fördert natürlich die Spannung, was meiner Meinung nach gut herübergekommen ist im Buch. Es ist wirklich interessant, die einzelnen Hintergründe der Charaktere kennenzulernen, denn auch wenn sie alle verschieden sind, haben sie dennoch alle irgendeinen Bezug zum Westen, der sie verbindet. Demnach rätselt man natürlich mit, welche Entscheidungen getroffen werden, wie sie mit der Situation umgehen und was sie über den Westen (oder auch die DDR!) denken. Tatsächlich mochte ich die Band hierbei am liebsten; ich finde, dass sie sehr divers und abwechslungsreich konstruiert und mir persönlich auch (jedenfalls meistens) am sympathischsten gewesen sind. Ebenfalls sind ​vor allem die Prozesse des kritischen Hinterfragens; des Nachdenkens und Abwägens sehr kreativ und interessant gestaltet. Zusammen mit dem Zeitdruck ist dies wirklich ein gut konstruiertes Spannungsfeld.

Gleichzeitig hat sich hierbei leider ein Problem bei mir entwickelt: Die Vielfalt. Normalerweise würde ich das loben, aber ehrlich gesagt konnte ich nicht zu 100% in das Buch hineinfinden, weil ich zwischendurch wirklich Probleme hatte, die einzelnen Charaktere wieder ihrem Umfeld und ihrer Geschichte zuzuordnen. Besonders, wenn ich eine kurze Pause von dem Buch gemacht habe, hatte ich leider das Gefühl, dass ich zu sehr rausgekommen bin. Das finde ich echt schade; aber ich denke, dass das hauptsächlich eher an mir liegt - im weiteren Verlauf hat sich das zwar nämlich verbessert, aber für mich war das dennoch ein kleiner Dämpfer. Ich glaube, dass man im Film dieses Problem nicht hat, weil man dann direkt auch Personenbilder vor Augen hat - im Buch ist das leider aber etwas schwierig. Dennoch finde ich es an sich toll, dass wir mit solch einem vielfältigen Spektrum konfrontiert werden, weil man somit mehr Perspektiven, mehr Meinungen und mehr innere Konflikte erfährt, die im Endeffekt dafür sorgen, dass man ein besseres Bild (aus der Perspektive der Bevölkerung) über den Mauerbau erhält. Demnach kann ich das Buch auf jeden Fall empfehlen, wenn man sich für jenen historischen Abschnitt interessiert und gerne die konfliktreiche Entscheidungsfindung der Charaktere kennenlernen würde. Denn schließlich befassen wir uns mit einer Frage, die nicht leicht ist und das ganze Leben beeinflussen kann...Wie würdest du dich entscheiden?

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