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Veröffentlicht am 23.02.2024

Rätselhafte Insel

Mord auf der Insel Gokumon
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Chimata Kito, Enkel und Erbe einer der wichtigsten Familien auf der Insel Gokumon, ist auf dem Weg nach Hause gestorben, nachdem er den Zweiten Weltkrieg unversehrt überlebt hat. Diese tragische Nachricht ...

Chimata Kito, Enkel und Erbe einer der wichtigsten Familien auf der Insel Gokumon, ist auf dem Weg nach Hause gestorben, nachdem er den Zweiten Weltkrieg unversehrt überlebt hat. Diese tragische Nachricht überbringt der Privatermittler Kosuke Kindaichi der Familie Kito, nachdem Chimata ihn kurz vor seinem Tod darum gebeten hat. Chimata hat zudem prophezeit, dass seine drei Halbschwestern bedroht seien und Kosuke gebeten, alles dafür zu tun, diese zu beschützen. Schon bald nachdem Kosuke auf der Insel Gokumon angekommen ist, passiert ein Mord und Kosuke gerät selbst unter Verdacht.

Dies ist der zweite Teil der insgesamt 77 Bücher umfassenden Reihe um den Privatermittler Kosuke Kindaichi des japanischen Autors Seishi Yokomizo (1902-1981). Der erste Band konnte mich vor geraumer Zeit gut unterhalten, sodass ich nun auf ein Wiedersehen mit dem jungen Privatermittler gespannt war. Wieder führte ein Ich-Erzähler durch das Buch und kommentierte die Geschehnisse, wobei die ein oder andere Kleinigkeit für mich als Leserin weggelassen wurde, um dadurch die Spannung zu steigern und mir zu ermöglichen, selbst raten zu können, welche Person als Täter oder Täterin in Frage kommen könnte.

Was im ersten Buch funktionierte, funktionierte auch hier, lediglich an die ungewohnten japanischen Namen konnte ich mich bis zuletzt nicht gewöhnen. Die altmodische Sprache war gewöhnungsbedürftig und der Fall ebenso knifflig und kompliziert, wie dies im Vorgängerband bereits der Fall war. Nicht einmal eine entsprechende Ausbildung hätte mir geholfen, diesen zu lösen, was das Lesevergnügen allerdings nicht geschmälert hat. Für Liebhaber von Klassikern, insbesondere den Werken von Agatha Christie, ist dieses Buch die perfekte Lektüre.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Eine schrecklich nette Familie

Murder in the Family
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Vor zwanzig Jahren wurde Luke Ryder ermordet aufgefunden im Garten des Familienanwesens seiner vierzehn Jahre älteren Ehefrau Caroline. Die wohlhabende Witwe und die drei Stiefkinder blieben geschockt ...

Vor zwanzig Jahren wurde Luke Ryder ermordet aufgefunden im Garten des Familienanwesens seiner vierzehn Jahre älteren Ehefrau Caroline. Die wohlhabende Witwe und die drei Stiefkinder blieben geschockt zurück, der Mord konnte nie aufgeklärt werden. Eines dieser Kinder, der damals zehnjährige Guy, ist mittlerweile Filmemacher und will als Regisseur bei der Streaming-Serie „Infamous“ dem damaligen Verbrechen auf den Grund gehen. Zur Seite steht ihm ein hochkarätiges Ermittlerteam, bestehend aus sechs Personen. Ziel ist es, in der True Crime-Show neue Beweise zu finden und damit zur Aufklärung des Falles beizutragen.

Ich muss zugeben, dass ich zuerst ein wenig skeptisch war, als ich hörte, dass das komplette Buch wie ein Drehbuch für die True Crime-Show gestaltet sein würde, meine Bedenken erwiesen sich allerdings sehr bald als absolut unbegründet. Mittels Drehbuch, Ausschnitten von Nachrichten und sonstigen Zeitungsartikeln, Emails und Sprachmemos wurde der zwanzig Jahre zurückliegende Fall präsentiert, die damaligen, sehr dürftigen Beweise vorgelegt und zusätzlich neue Fakten und Informationen gesammelt, um wiederum in Expertenrunden ausführlich diskutiert zu werden. Bereits zum Ende des ersten Drittels gab es eine Enthüllung, die ein gänzlich neues Licht auf den gesamten Fall geworfen hat, sodass meine bis dahin getroffenen Mutmaßungen schlicht und ergreifend unsinnig wurden. Ganz schön raffiniert das Ganze!

Im weiteren Verlauf gab es viele interessante Einblicke in die Ermittlungsarbeit, wobei mir nach und nach klar wurde, dass hier eine Instanz ein perfides Spiel spielt. Meine Verdächtigen hätten weniger werden sollen, aber je weiter die Geschichte voranschritt, desto länger wurde die Liste. Das Buch war voller Merkzettel und meine Notizen quollen über, da die Anmerkungen und Verbindungen einfach keinen Sinn ergeben wollten, je mehr Informationen ich bekam. Ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, dass ich einen Heidenspaß hatte bei diesem Ratespiel.

Die vielen Wendungen im Buch und die gut platzierten sowie oftmals schockierenden Enthüllungen hielten die Spannung permanent oben, das Buch zur Seite legen, das konnte ich irgendwann einfach nicht. Natürlich hat die Autorin kurz vor Ende einen weiteren Twist eingebaut, als ich schon dachte, dass dies das Finale gewesen ist. Dadurch war die Überraschung am Ende groß, als die Auflösung mit einem Knall präsentiert wurde. Das war wirklich ein ungewöhnliches, spannendes und intensives Leseerlebnis, dem ich beiwohnen durfte. Großes Kino, das mit der vollen Punktzahl belohnt wird. Absolut beeindruckend und lesenswert!

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Fatale Entscheidung

Die Komplizen
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Der Bauunternehmer Joseph Lambert fährt mit seiner Geliebten Edmonde zu einer Baustelle; statt auf die Straße zu achten, ist er mit der Frau auf dem Beifahrersitz beschäftigt, zwischen deren Schenkeln ...

Der Bauunternehmer Joseph Lambert fährt mit seiner Geliebten Edmonde zu einer Baustelle; statt auf die Straße zu achten, ist er mit der Frau auf dem Beifahrersitz beschäftigt, zwischen deren Schenkeln sich seine rechte Hand befindet. Durch seine Unaufmerksamkeit verursacht er einen fürchterlichen Unfall und begeht Fahrerflucht. Wie lebt man weiter mit einer solchen Schuld, wenn man unzählige Menschenleben auf dem Gewissen hat?

„Ihm kam die Idee, anzuhalten und kehrtzumachen. Aber er schaffte es nicht. Das ging über seine Kräfte. Er wollte nichts sehen. Panik, eine Macht, über die er keine Kontrolle hatte, trieb ihn weiter.“ (Seite 7)

Georges Simenon kam sofort zur Sache, er hielt sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, sondern schmiss mich einfach direkt mitten ins Geschehen rein, nämlich in die Situation, die geradewegs auf eine Katastrophe zusteuerte. Ich habe das ungeheuerliche Ausmaß des Unfalls nicht erwartet, wurde durch die Brutalität des Fahrmanövers kalt erwischt. Obwohl ich bereits wusste, wie Joseph reagieren würde, war ich dennoch überrascht und kann mein Entsetzen kaum in Worte fassen, als mir klar wurde, welches Unglück er mit seiner Eskapade verursacht hat.

„Es kam jetzt darauf an, kaltblütig zu bleiben. Er durfte nicht auf das Heulen der Sirenen achten, das ihn an das verzweifelte Hupen des Busses erinnerte.“ (Seite 12)

Joseph war kein sympathischer Mann, er selbst fand auch niemanden sympathisch. Ziellos und haltlos, dabei allerdings durchaus geschäftlich erfolgreich, schlitterte er durchs Leben. Die Ausnahmesituation, in die er sich gebracht hat, war unausweichlich bei seinem Lebensstil, die Folgen malte er sich je nach Laune unterschiedlich aus. Die Schuld aber, die suchte er nicht bei sich, ihn interessierte nur, wie er mit heiler Haut aus dieser Situation wieder herauskam.

Dieses Psychogramm der menschlichen Abgründe des belgischen Autors wurde bereits 1956 in Frankreich veröffentlicht, für mich allerdings ist es zeitlos, auch der Ort des Geschehens austauschbar. Der innere Kampf des Protagonisten mit und gegen sich, der ist das Herz der Geschichte und hätte spannender nicht sein können. Ein großartiger Roman, der mich wunderbar unterhalten hat. Von mir gibt es die volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

Rasante Spannung

Gestehe
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Als der Wiener Starermittler Johann Winkler, Jacket genannt, an einen Tatort kommt, glaubt er seinen eigenen Augen kaum. Das grausam ermordete und zur Schau gestellte Opfer gleicht eins zu eins der ermordeten ...

Als der Wiener Starermittler Johann Winkler, Jacket genannt, an einen Tatort kommt, glaubt er seinen eigenen Augen kaum. Das grausam ermordete und zur Schau gestellte Opfer gleicht eins zu eins der ermordeten Frau, die in Winklers neuestem Buch vorkommt. Einem Buch, das allerdings noch als unveröffentlichtes Skript in einer Schublade liegt. Das mit Blut an die Wand geschmierte Wort macht das Ganze noch mysteriöser, denn es lautet so, wie der Titel des geplanten Thrillers, nämlich GESTEHE. Zwischen Wahn und Wirklichkeit erkennt Winkler bald, dass das Morden gerade erst angefangen und er eine besondere Rolle in einem perfiden Spiel zugewiesen bekommen hat.

Ich bin nicht sofort ins Buch eingetaucht, war nicht direkt gebannt, sondern eher verwirrt, weil der Prolog und die folgenden Kapitel zwischen verschiedenen Personen hin und her gesprungen sind. Auch war ich zunächst ein wenig skeptisch, ob es funktionieren kann, dass da mal wieder ein Autor im Mittelpunkt steht, dessen Werk eine Rolle spielt. Henri Faber hat mich allerdings sehr schnell eines Besseren belehrt, er zog mich kontinuierlich in eine Geschichte rein, die mich kurze Zeit später vollkommen vereinnahmt und gefesselt hat. Dabei fand ich die Protagonisten gleichermaßen unsympathisch wie interessant, weil beide lange nebulös geblieben sind. Der Autor verstand es dabei meisterhaft, die Spannung immer wieder ins Unermessliche zu steigern, die abwechselnde Perspektive überschnitt sich oft, was dazu führte, dass ich vor Neugierde wahnsinnig geworden bin. Einige Enthüllungen waren schlau platziert, viele Spuren klug gelegt. Ein bestimmter Hinweis führte mich schnell auf die richtige Fährte, aber nicht im mindesten dazu, dass es dadurch weniger aufregend wurde; im Gegenteil legte Henri Faber noch eine Schippe drauf.

Tempo- und wendungsreich war die Story, ich bewunderte die vielen Einfälle, den großartigen Humor und den ein oder anderen klugen Twist. Immer wieder gab es Überraschungen, die keine Langeweile aufkommen ließen, so liebe ich es. Die Auflösung war schlüssig, das Ende unvorhersehbar und im Abschluss folgte unerwartet ein schöner Moment. Ein toller Thriller, der mir unglaublich gut gefallen hat. Volle Punktzahl gibt es von mir und natürlich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Ein Leben für ein Leben

VITA
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Justine Callaghan hat als Mitbegründerin der Vita-Bewegung vor Jahren dazu beigetragen, die Todesstrafe zu revolutioniern; sollte sich eine zum Tode verurteilte Person als unschuldig herausstellen, muss ...

Justine Callaghan hat als Mitbegründerin der Vita-Bewegung vor Jahren dazu beigetragen, die Todesstrafe zu revolutioniern; sollte sich eine zum Tode verurteilte Person als unschuldig herausstellen, muss der dies zu verantwortende Staatsanwalt oder Staatsanwältin selbst auf den elektrischen Stuhl. Justine hat ein einziges Mal ein Todesurteil verhängen lassen und weigert sich seitdem, dies ein weiteres Mal zu tun. Als die Frau des zum Tode verurteilten Mannes sich bei Justine meldet und behauptet, einen Beweis für die Unschuld ihres Ehemannes gefunden zu haben, ist das Entsetzen und die Angst vor den Konsequenzen groß.

„Wie kann man wiedergutmachen, was nicht wiedergutzumachen ist?“ (Seite 113)

Dieser Roman war nicht einmal annähernd das, was ich erwartet habe, aber bereits jetzt kann ich verraten, dass er meine Erwartungen, seien es auch andere gewesen, bei weitem übertroffen hat. Zu Beginn hatte ich einige Schwierigkeiten, um ins Buch zu finden, denn obwohl ich damit sonst nie Probleme habe, war ich überrascht, dass Justine als Ich-Erzählerin fungierte. Dies legte sich nach einigen Kapiteln allerdings und kurze Zeit später hätte ich es mir nicht anders vorstellen können. Auch die schriftlichen Bekenntnisse des Insassen im Todestrakt erfolgten in der Ich-Form, diese unterbrachen die Geschichte und ergänzten mein Wissen, verrieten allmählich, was wirklich geschah.

„Und genau das zeigen sie eben nicht im Film, schreiben es nicht in die Hinrichtungshandbücher des Justizministeriums. Aus gutem Grund: Sie können es nicht.“ (Seite 106)

Stückchenweise erfuhr ich die Hintergründe des Gesetzes, der Tat und ihren Folgen, auch die Lebensumstände von Justine, die öfters mal ins Plaudern kam, wurden thematisiert. Was Anfangs nach einer unterhaltsamen Dystopie klang, entwickelte sich zu einem Drama, das es an Spannung stellenweise mit einem Thriller hätte aufnehmen können. Je mehr ich erfuhr, desto erschütterter war ich, bis eine Wendung folgte, die mir die Sprache verschlug. Ich fragte mich, wie ich entschieden hätte, dies war aber nicht einfach zu beantworten. Geschockt las ich weiter, gespannt darauf, welche Richtung die Story nun einschlagen würde. Was ich dann erfuhr, brach mir das Herz.

„All das ist so ungeheuerlich und unvorstellbar, dass mir die Worte fehlen. Ich habe das Gefühl, nie wieder Worte zu finden.“ (Seite 262)

Nie hätte ich eine solche Erklärung erwartet und auch nicht, was dann geschah, denn als ich mir sicher war, den richtigen Wegweiser zu sehen, überraschte mich die Geschichte zum wiederholten Mal und bog ganz anders ab. Der Ausgang war perfide, gemein und einfach fies, aber auch passend, voller Hoffnung und vielleicht gab es einen Kompromiss. Nichts wird verraten meinerseits, aber eines ist sicher: Dieser dystopische Thriller war eines der besten Bücher im Genre, die ich in letzter Zeit lesen durfte. Von mir gibt es dafür volle Punktzahl und eine Leseempfehlung.

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