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Veröffentlicht am 07.12.2019

Mein Jahreshighlight 2019 und eine spannende Geschichte über das Leben in der DDR

Die geteilten Jahre
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„Die geteilten Jahre“ von Matthias Lisse erzählt die Lebensgeschichte des Autors vom Bau der Mauer bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990. Erschienen ist der Roman im September 2019 bei Droemer-Knaur.

Berlin, ...

„Die geteilten Jahre“ von Matthias Lisse erzählt die Lebensgeschichte des Autors vom Bau der Mauer bis zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990. Erschienen ist der Roman im September 2019 bei Droemer-Knaur.

Berlin, 13. August 1961: Wolfgang Leipold und seine Familie haben genug von der DDR und so beschließen sie, dass sie in die BRD fliehen möchten. Nach ihrem Urlaub an einem See machen sie sich daher auf nach Berlin um von dort aus nach West-Berlin zu fahren. Doch dies ist nicht mehr möglich. Polizisten versperren alle Übergänge und es wird begonnen eine Mauer zu bauen. Die Familie Leipold ist fortan im eigenen Land gefangen und muss sich mit dem Leben im „Arbeiter- und Bauernparadies“ arrangieren.
Viele Jahre später hat sich ihr Sohn Marcus immer noch nicht mit den Verhältnissen im Land abgefunden. Trotz Frau und Kind beschließt er eines Tages zu fliehen und alles dafür zu tun seine Familie schnellstmöglich nachzuholen. Eine bange Zeit der Trennung mit unsicherem Ausgang beginnt, die allen Beteiligten sehr viel Kraft abverlangt. Wie lange wird es dauern bis alle wieder vereint sind?

Ich war mir tatsächlich unsicher, ob dieses Buch etwas für mich ist, denn meist lese ich Geschichten die zeitlich deutlich weiter zurückliegen. Die Bilder vom Mauerfall haben mich allerdings schon immer sehr berührt, obwohl ich zu dem Zeitpunkt erst 4 Jahre alt war. Ein Treffen auf der Buchmesse mit dem Autor hat mich dann wiederum doch sehr neugierig auf das Buch gemacht, denn es ist seine eigene Lebensgeschichte und seine historischen Romane unter dem Pseudonym Mac P. Lorne lese ich sehr gerne.
Ganz am Anfang hatte ich kleinere Probleme mit dem Schreibstil. Die Kapitel über die politische Führungsriege sind in einem sehr nüchternen Stil verfasst und auch die Gespräche der Familie Leipold wirkten anfangs etwas hölzern auf mich, doch das war spätestens dann weggeblasen als klar wurde, dass sie nicht mehr fliehen können. Die bedrückende Stimmung zu sehen, wie das eigene Land in ein Gefängnis verwandelt wird, wurde sehr gut eingefangen und ab dann hatte mich das Schicksal dieser Familie vollends in seinem Bann.
Wie arrangiert man sich mit einem Staat dessen Ideologie man nicht teilt? Wie sah das Leben in der ehemaligen DDR aus? Das alles sind Fragen, die Matthias Lisse in seinem Roman beantwortet. Ich habe hier wahnsinnig viel über eine Zeit gelernt, die in meiner Schulzeit nicht wirklich behandelt wurde. Der Autor zeigt, wie sehr man dazu genötigt wurde in die SED einzutreten. Immerzu bestand die Gefahr ausgehorcht zu werden, Pakete von der Verwandtschaft wurden geöffnet und man hat jederzeit gespürt, dass der Staat und seine Behörden den Menschen im eigenen Land misstrauen. Dennoch wird nicht alles schlecht gemacht und es gibt auch einige Anekdoten, die die bedrückende Stimmung des Buches zwischendurch auflockern.
Ich habe jederzeit mit den Personen im Buch mitgefiebert, in der zweiten Hälfte des Buches wurde die Anspannung allerdings so sehr gesteigert, dass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte, obwohl ich schon vorher wusste, wie es ausgehen wird. Die Flucht der Familie Leipold ist so spannend und dramatisch geschildert. Ich habe die Verzweiflung gespürt, konnte teilweise nicht mehr weiter atmen und musste kurze Pausen einlegen, um das Gelesene sacken zu lassen und auch meine Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Man muss hier immer im Hinterkopf behalten, dass es sich zwar um einen Roman handelt, diese aber dennoch die wahre Geschichte des Autors erzählt und das alles wirklich passiert ist.
In diesem Roman darf natürlich ein bestimmtes Stilmittel des Autors nicht fehlen, dass mich in anderen Büchern aufgrund der Häufigkeit so manches Mal gestört hat, sich in diesem Roman aber harmonisch einfügt und die Geschichte auflockert: Das Vorgreifen in der Geschichte. Obwohl ich kein Fan davon bin, hat es mich diesmal absolut gar nicht gestört.
Im Vordergrund steht die Geschichte der Familie Leipold, dennoch wurden auch die politischen Ereignisse nicht außer Acht gelassen. Diese werden in kurzen Zwischenkapiteln erzählt und zeigen wie sehr sich der Erfahrungshorizont der politischen Führung von der eigenen Bevölkerung unterschied. Da es sich um die persönliche Geschichte des Autors handelt, war hier in mancherlei Hinsicht weniger Recherche nötig als sonst. Dort wo sie nötig war, bin ich mir sicher, dass der Autor diese wie gewohnt akribisch gemacht hat und so ein realistisches Bild jener Zeit zeigt. Viel Zusatzmaterial gibt es in diesem Roman nicht. Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar das typische Begriffe aus der DDR erklärt.

Fazit: Meine Rezension kann diesem Buch gar nicht gerecht werden. Mein Jahreshighlight 2019 und eine unbedingte Leseempfehlung an alle, denn hier wird ein wichtiger Teil der deutschen Nachkriegsgeschichte erzählt. Persönlich, emotional und sehr dramatisch. Dieses Buch wird mich gedanklich sicher noch einige Zeit begleiten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.10.2019

Das Klischee des schwachen mittleren Teils wird hier nicht bestätigt

Die Shannara-Chroniken: Die dunkle Gabe von Shannara 2 - Blutfeuer
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„Blutfeuer“ ist der zweite Band aus Terry Brooks Reihe „Die dunkle Gabe von Shannara“. Die Suche nach den Elfensteinen geht weiter und Arling und Aphenglow Elessedil müssen sich weiteren Gefahren stellen. ...

„Blutfeuer“ ist der zweite Band aus Terry Brooks Reihe „Die dunkle Gabe von Shannara“. Die Suche nach den Elfensteinen geht weiter und Arling und Aphenglow Elessedil müssen sich weiteren Gefahren stellen. Erschienen ist der Roman bei blanvalet im Juli 2019.

Der Ellcrys stirbt und erwählt Arling Elessedil zu seiner Nachfolgerin. Doch Arling fühlt sich dieser Aufgabe nicht gewachsen und möchte diese nicht erfüllen. In ihrer Verzweiflung wendet sie sich an ihre Schwester Aphenglow und gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise, um eine andere Lösung zu finden den Ellcrys zu retten.
Die Schwäche des Ellcrys hat die Barriere zur Verfemung geschwächt. Einige Wesen haben es bereits in unsere Welt geschafft und die Ard Rhys ist mit einem Teil der Expedition, die sich auf die Suche nach den Elfensteinen gemacht haben, in der Verfemung gelandet. Dort werden sie mit mächtigen und gefährlichen Wesen konfrontiert und in dieser Welt zu Überleben stellt eine große Herausforderung dar.

Ich bin gerade im Shannara-Fieber und auch der zweiten Band aus „Die dunkle Gabe von Shannara“ hat mir sehr gut gefallen. Eines jedoch vorweg: Der Klappentext auf dem Buch ist vollkommen falsch. Khyber Elessedil ist in diesem Buch die Anführerin der Druiden und die letzten beiden Sätze sind bis zum Ende des Buches gar nicht passiert. Das ist etwas was mich nervt, aber was nicht in die Bewertung des Buches einfließen wird.
Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen. Der Autor versteht es Stimmungen zu erzeugen, denn jeder Schauplatz in diesem Buch hat auf mich eine etwas andere Wirkung gehabt. Ich hatte den gesamten Roman über Kopfkino.
Die Spannung wird durchgehend hoch gehalten. Zeitlich gesehen, setzt das Buch genau dort an, wo das vorherige aufgehört hat. Die Szenenwechsel sind sehr gut gesetzt, so dass man immer weiterlesen möchte. Es ist teilweise auch etwas nervig, denn es wechselt fast immer an Stellen, wo die Charaktere in einer sehr brenzligen Situation sind und man unbedingt wissen möchte, wie es mit diesen weiter geht.
Die Schauplätze in diesem Roman gefielen mir sehr gut. Die Verfemung kommt dazu und ich fand es sehr spannend mal einen Blick hinter diese Barriere zu werfen. Wer die Geschichte rund um Grianne Ohmsford schon gelesen hat, für den wird es wahrscheinlich nichts Neues sein. Ich lese die Reihe hingegen in wilder Reihenfolge. Die Wesen, die dort leben haben mich fasziniert und ihre Sichtweise auf ihr Schicksal als „Böse“ hinter dieser Barriere leben zu müssen.
Aus der Föderation werde ich noch immer nicht so wirklich schlau. Die Ziele, die dort verfolgt werden, wirken für mich losgelöst von der restlichen Geschichte. Dort wird das eigene Süppchen gekocht und ohne Rücksicht auf Verluste verfolgt. Ich weiß nicht, ob die so begeistert vom Ausgang wären, wenn ihr Plan glücken würde. Von dem was dann auf die Welt von Shannara zukommt, ahnen die Charaktere der Föderation nichts.
Und dann gibt es noch den Strang rund um die Elfen und den Ellcrys, der mit dem Schicksal der Druiden in der Verfemung verbunden ist. Arling möchte den Platz des Ellcrys nicht einnehmen, dennoch begibt sie sich auf die Reise nach dem Blutfeuer und hofft darauf, dass sich jemand anderes für diese Aufgabe findet. Der andere Teil der Gruppe versucht einen Weg zu finden, um die noch lebenden Personen aus der Verfemung zu retten.
Ich fiebere bei ziemlich vielen Personen in diesem Roman mit. Besonders am Herzen liegt mir das Schicksal der Ohmsford-Zwillinge Redden und Railing und der beiden Elessedil Schwestern Aphenglow und Arling, die ja auch im Zentrum dieser Geschichte stehen. Cymrian mit seinem Beschützerinstinkt oder auch die ungestüme und mutige Mirai haben mir sehr gut gefallen. Die Ulk Bog Tesla Dart ist sehr interessant, aber nicht wirklich durchschaubar und Tael Riverine als Herrscher der Verfemung bietet sehr viel Potenzial.
Ich bin sehr gespannt auf den finalen Teil dieser Trilogie und bin mir sicher, dass auch im letzten Band wieder viel passieren wird. Obwohl ich die Reihe in wilder Reihenfolge lese, hatte ich keinerlei Probleme der Geschichte zu folgen. Die Einwürfe, die etwas über andere Teile dieser Reihe verraten, machen Lust darauf noch mehr aus der Welt von Shannara zu lesen.

Fazit: Ein sehr guter mittlerer Teil, der die Spannung auf einem sehr hohen Niveau hält und Lust auf das Finale dieser Reihe macht. Das Klischee des schwachen mittleren Teils wird hier nicht erfüllt. Empfehlenswert für Fans der Shannara-Reihe und Fantasy-Leser, die Bücher in einer postapokalyptischen Welt mit Magie, Elfen, Druiden und Dämonen mögen.

Veröffentlicht am 14.09.2019

Ein spannender Auftakt, der auf den ersten Blick nicht viel mit den Shannara Chroniken gemein hat

Die Shannara-Chroniken: Die Großen Kriege 1 - Kinder der Apokalypse
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„Kinder der Apokalypse“ von Terry Brooks ist die Vorgeschichte zu den Shannara Chronicken und zeigt uns den Untergang unserer Welt. Dies ist der erste Band der Trilogie „Die Großen Kriege“. Die aktuelle ...

„Kinder der Apokalypse“ von Terry Brooks ist die Vorgeschichte zu den Shannara Chronicken und zeigt uns den Untergang unserer Welt. Dies ist der erste Band der Trilogie „Die Großen Kriege“. Die aktuelle ebook-Ausgabe ist bei blanvalet im Oktober 2016 erschienen.

Die Erde ist zu einem unwirtlichen Ort geworden. Die Böden sind verseucht, das Wasser ist nicht mehr genießbar und nur noch wenige Menschen bevölkern die Erde. Viele haben sich in Lagern zusammen gefunden, aber es gibt auch Menschen, die außerhalb der Lager leben. In einer Welt, in der nur das Recht des Stärkeren gilt, teilen sie sich die zerstörten Städte mit Mutanten und anderen Wesen. Doch es gibt Hoffnung: Längst vergessene Kräfte wurden wieder reaktiviert, die dem Fortschreiten des Bösen in der Welt Einhalt gebieten können.

Dies ist eine Geschichte, auf die ich sehr gespannt war, seit ich Hinweise dazu in der Serie „The Shannara Chronicles“ gesehen habe. Zeitlich gesehen gibt es nur noch die Word-/Void-Trilogie, die davor spielt, aber an sich nichts mit den Shannara-Chroniken zu tun hat. Die Reihe „Die Große Kriege“, die mit „Kinder der Apokalypse“ beginnt, verbindet diese beiden Zyklen.
Was mir als erstes bei diesem Roman auffiel, ist die drückende und düstere Stimmung, die teilweise - zumindest für mich - ins sehr gruselige abdriftete. Die Apokalypse hat stattgefunden und die Welt ist zu einem komplett anderen Ort geworden. Die Überreste der alten Zivilisation sind noch sichtbar, aber zerstört. Lange Zeit gibt es im Roman irgendwie nichts, was wirklich positiv ist und dennoch hat mich gerade diese dunkle Stimmung durch das Buch getragen, denn an meinem sicheren Leseort, bin ich schließlich nur faszinierter Beobachter. Selber miterleben möchte ich das auf keinen Fall.
Ich musste fast bis zur Hälfte des Buches kommen, um endlich einen Lichtblick zu erhaschen. Die Erholungsphasen sind in diesem Buch allerdings eher kurz gehalten, daher weiß ich gar nicht so recht in welchem Genre ich das Buch einordnen soll. Ich hatte eine andere Rezension gelesen und Urban Fantasy Horror gefiel mir ganz gut mit kleinen Einschüben von klassischer Fantasy. In diesen Einschüben entdeckt man auch einige Elemente aus den Shannara Chroniken, worüber ich mich sehr gefreut habe.
In dieser Reihe erleben wir unterschiedliche Perspektiven mit. Zum einen ist dort Hawk mit seinen Ghosts, der in Seattle außerhalb des Lagers ums Überleben kämpft. Seine Geschichte hat mich am meisten fasziniert und gefesselt und hier habe ich am meisten mitgefiebert. Die Gruppe rund um Hawk ist jung und sie sind im wahrsten Sinne des Wortes Kinder der Apokalypse. Es ist spannend mitzuverfolgen, wie sie in dieser postapokalyptischen Welt zurecht kommen und zwischendrin versuchen zumindest ein bisschen Normalität wieder herzustellen.
Dann gibt es die Ritter des Lichts, die zum einen durch Logan Tom vertreten werden, der während der Apokalypse seine Eltern und Geschwister verloren hat. Seine Rückblenden und Einsichten in die sich verändernde Welt, haben mich mit am meisten erschüttert. Es gibt allerdings auch eine Ritterin des Lichts, Angel Perez, die ebenso eine schlimme Kindheit hinter sich hat. Die Beiden haben unterschiedliche Aufgaben, um den endgültigen Untergang der Menschheit zu verhindern.
Durch den alten Mann und Delloreen, zwei Dämonen, erhalten wir zusätzlich Einblick in die Perspektive der Gegenseite, die in diesem Falle „Leere“ genannt wird. Für mich war es faszinierend in die Gedankenwelt der beiden einzutauchen und deren Beweggründe zu ergründen und vor allen Dingen zu erfahren, woher die Dämonen kommen und was sie früher einmal waren.
Wie es sich für eine typische Fantasy-Reihe gehört, gibt es natürlich eine Prophezeiung, in die wir im ersten Band nur teilweise Einblicke erhalten. Die Zusammenhänge und wer welchen Part zu erfüllen hat, sind recht eindeutig gehalten, dies hat für mich aber keinen Abbruch der Spannung bedeutet. Im Gegenteil, ich bin gespannt auf den Weg und dessen Gefahren und bin mir sicher, dass hier noch einiges Unvorhergesehenes passieren wird. Fies war allerdings das Ende des Buches. Es endet mitten in der Szene und mit einem fiesen Cliffhanger. Allerdings sind alle drei Bände der Reihe bereits erschien, so dass man bei Bedarf direkt weiterlesen kann.

Fazit: Ein gelungener Auftakt für die Reihe rund um die Apokalypse, die unsere Welt tiefgreifend verändern soll. In großen Teilen sehr düster und nichts für schwache Nerven, aber auch mit hellen Momenten, die zum kurzen Verschnaufen einladen. Als Einstieg in die Shannara-Chroniken finde ich diese Reihe nicht geeignet und würde daher empfehlen, vorher entweder die Serie zu schauen oder die ursprüngliche Shannara-Trilogie zu lesen.

Veröffentlicht am 22.06.2019

Wieder mal ein sehr gut recherchierter Roman mit nur wenigen fiktiven Personen

Schwert und Krone - Zeit des Verrats
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„Schwert und Krone – Zeit des Verrats“ ist der dritte Teil der groß angelegten Barbarossa-Saga von Sabine Ebert. In diesem Teil werden die ersten Regierungsjahre Friedrichs I. geschildert. Erschienen ist ...

„Schwert und Krone – Zeit des Verrats“ ist der dritte Teil der groß angelegten Barbarossa-Saga von Sabine Ebert. In diesem Teil werden die ersten Regierungsjahre Friedrichs I. geschildert. Erschienen ist der Roman im November 2018 bei Droemer-Knaur.

Aachen, März 1152: Friedrich von Schwaben ist am Zeil seiner Träume. Gerade wurde er im Dom zu Aachen als Friedrich I. zum König des römisch-deutschen Reiches gekrönt. Doch schwere Aufgaben stehen vor ihm. Das Land ist von Kriegen zerrüttet und der Staufer möchte sich schnellstmöglich auch zum Kaiser krönen lassen, doch hierzu muss er die Verhältnisse im Land erst einmal klären. Doch dies ist einfacher gesagt als getan. Während der König neue junge Gefolgsleute um sich schart, fühlt sich die ältere Riege immer mehr zurückversetzt und in ihrer Macht bedroht.

Dies ist jetzt schon der dritte Teil der großen Barbarossa-Saga. Mittlerweile steht fest, dass es insgesamt fünf Bände geben soll. Der nächste und somit vorletzte Teil wird Anfang November erscheinen.
Ich bin wieder einmal beeindruckt von der großen Personenfülle und das diese fast ausschließlich historisch verbürgt sind. Die fiktiven Personen kann man fast an einer Hand abzählen und diese haben alle eine eher untergeordnete Rolle. Das Personenverzeichnis am Anfang des Buches gibt einem schon einmal einen guten Überblick an welchen Fronten wir uns in diesem Roman bewegen. Beim Lesen dieses Romanes muss man sich daher das ein oder andere Mal schon sehr konzentrieren, um die Verwanschaftsverhältnisse zu begreifen und die Personen unterscheiden zu können.
Insgesamt hat mir der Schreibstil aber wieder gut gefallen und ich habe mich in die Zeit des 12. Jahrhunderts zurückversetzt gefühlt. An einigen Stellen in der Geschichte halten wir uns recht lange auf, da hier Treffen und Unterhaltungen unterschiedlicher Gruppen geschildert werden. Wir begleiten Friedrich Barbarossa in seinen ersten Regierungsjahren, in denen er sich neue Verbündete schafft und Feinde zurechtstutzt, in denen er an unterschiedlichen Fronten kämpft und dabei seine Regentschaft festigt.
Doch wir lernen hier nicht nur seine Sichtweise kennen, sondern sind auch an den Höfen seiner Verbündeten und Feinde zu Gast. Hierbei spielt Heinrich der Löwe eine große Rolle, der durch Friedrich eine Menge an Macht und Reichtum hinzugewinnt. Schauplätze sind allerdings auch der Osten mit Polen sowie der Norden mit dem Kampf um Dänemark. Und auch die Geschichte der Slawen ist noch nicht auserzählt.
Dabei hat die Autorin wieder einige Figuren geschaffen, mit denen man gerne mitfiebert. Hierbei haben mir insbesondere die Frauen gut gefallen, die jede auf ihre eigene Weise ihr Schicksal zu meistern hat. Besonders imponiert hat mir hierbei Hedwig, die sehr pragmatisch ist und die das Wissen und die Erfahrungen anderer Frauen für sich zu nutzen weiß. Leider musste ich mich in diesem Buch auch von der ein oder anderen lieb gewonnenen Figur verabschieden.
Recherchiert ist dieser Roman wieder einmal top, was man auf jeder Seite dieses Romanes merkt, was allerdings auch durch das sehr ausführliche Nachwort unterstützt wird. Ich zucke zwar immer etwas zusammen, wenn ich in einem Nachwort von Änderungen aus dramaturgischen Gründen lese, aber diese Anpassungen sind wirklich minimal und absolut vertretbar.
Abgerundet wird dieser Roman durch sehr umfangreiches Zusatzmaterial: Karten im Buchumschlag, Personenverzeichnis, Stammtafeln vieler Adelshäuser, Glossar, Fachliteraturempfehlungen, Zeittafel.

Fazit: Wieder einmal ein toller historischer Roman, bei dem man ein bisschen aufpassen muss, dass man bei den vielen historischen Personen nicht durcheinander kommt, der einem aber wieder einmal zeigt, dass auch Geschichte sehr spannend sein kann und die Realität ähnlich brutal wie Game of Thrones ist. Ein Muss für Fans historischer Romane und eine klare Empfehlung für alle, die es noch werden wollen.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Rezension: „Das Weingut - Aufbruch in ein neues Leben“ von Marie Lacrosse

Das Weingut. Aufbruch in ein neues Leben
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Im April 2019 ist der zweite Teil der Weingut-Saga „Das Weingut – Aufbruch in ein neues Leben“ von Marie Lacrosse im Goldmann-Verlag erschienen. Die Geschichte rund um Franz und Irene und das Gerbansche ...

Im April 2019 ist der zweite Teil der Weingut-Saga „Das Weingut – Aufbruch in ein neues Leben“ von Marie Lacrosse im Goldmann-Verlag erschienen. Die Geschichte rund um Franz und Irene und das Gerbansche Weingut wird weitererzählt und dabei rücken auch die Arbeitsbedingungen in den Fabriken Ende des 19. Jahrhunderts in den Fokus.

Elsass, 1871: Der deutsch-französiche Krieg ist vorbei. Als Franz aus dem Krieg zurückkehrt, ist das Dienstmädchen Irene, dass er eigentlich heiraten wollte nicht mehr da. Diese ist geflohen als Wilhelm Gerban ihr eine niederschmetternde Wahrheit enthüllt. Nach der Geburt ihres Sohnes verdingt sie sich in einer Textilfabrik unter schwersten Bedingungen. Hierbei lernt sie auch den Arbeiterführer Josef Hartmann kennen, der sich für die Belange der Fabrikarbeiter einsetzt. Bei ihm findet sie ein Stück weit Nähe und Geborgenheit. Doch kann sie Franz, den Vater ihres Sohnes, jemals wirklich vergessen?

Was habe ich mich auf diesen zweiten Teil gefreut! Schon der erste Teil konnte mich mit seiner Familiengeschichte, in der das Historische nicht nur Beiwerk ist, von sich überzeugen und so war es auch dieses Mal wieder.
Marie Lacrosse hat mich mit ihren Beschreibungen und ihrer Wortwahl direkt ans Ende des 19. Jahrhunderts katapultiert. Ich habe die Szenen, sei es nun auf dem Weingut, in den Fabriken oder in Frankreich, vor meinem inneren Auge gesehen und konnte so noch mehr der Geschichte nachspüren.
Dieses Mal wurde auch der Spannungsbogen durchgehend gehalten. Manchmal wollte ich noch zügiger lesen, um schneller zu erfahren wie es mit Irene und Franz weiter geht, aber ich wollte auch auf keinen Fall etwas verpassen. Die Dramatik war diesmal gut gesetzt und zu keinem Zeitpunkt übertrieben.
Die Themen in diesem Buch sind vielfältig. Die Arbeitsbedingungen in den Fabriken werden eindrücklich geschildert. Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz spielen zu dieser Zeit keine Rolle und auch die Kinder mussten ihren Beitrag zum Lebensunterhalt der Familie leisten. Es wird das Bild einer Gesellschaft gezeigt, in der die Schere zwischen Arm und Reich sehr groß ist. Mit Josef Hartmann gibt es eine Person in diesem Buch, die sich für die Belange der Arbeiter*innen einsetzt und eine Verbesserung erreichen möchte.
Der Weinanbau nimmt in diesem Roman einen wichtigen Platz ein. Hier ist die Autorin dem Wunsch vieler Leser nachgekommen, die mehr über den Anbau und die verschiedenen Weinsorten erfahren wollten. Es wurde ein großes Spektrum abgedeckt, der auch die Verwaltung eines Weingutes sowie die damit einhergehenden Widrigkeiten nicht außer Acht lässt. Als weiteren Themenschwerpunkt haben wir psychatrische Einrichtungen und die Behandlungsmethoden, die dort zu jener Zeit angewandt wurden. Mit den Personen im Buch habe ich jederzeit mitgefiebert. Im Besonderen mit Irene und Franz, aber auch das Schicksal Pauline Gerbans, Franz Mutter, hat mich in Atem gehalten. Mathilde konnte mich in diesem Roman positiv überraschen, andere Personen wiederum haben mit ihrer Niedertracht und ihrem Neid weiter an Sympathie verloren.
Bei all diesen positiven Punkten hat es die Autorin wieder geschafft, nicht das Historische aus den Augen zu verlieren. Man merkt dem Buch auf jeder Seite an, dass gut recherchiert wurde. Dies dann so einzubinden, dass der Leser etwas lernt und sich dabei unterhalten fühlt, ist eine große Kunst.
Ausgestattet ist der Roman mit einem Personenverzeichnis, einem Glossar, einem Quellenverzeichnis und einem Nachwort, dass Wahrheit und Fiktion trennt und den positiven Eindruck der ausführlichen Recherche stützt. Die Fakten wurden geschickt in die Geschichte eingebaut und es gab Veränderungen im vertretbaren Rahmen. Für alle Ungeduldigen gibt es ganz zum Schluss noch eine Leseprobe aus Teil 3, der im Herbst erscheint und die Reihe abschließen wird.

Fazit: Eine Familiensaga mit Tiefgang, die meinen Wissensdurst nach historischen Informationen gepaart mit einer spannenden Handlung stillt. Der zweite Teil der Weingut-Saga hat mir noch besser gefallen als Band 1 und so bin ich in freudiger Erwartung auf den Herbst. Empfehlenswert für alle, die eine Familiensaga lesen möchte, die nicht nur unterhält, sondern auch ein Bild der Zeit vermittelt, in der sie spielt.