Profilbild von moni2506

moni2506

Lesejury Star
offline

moni2506 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit moni2506 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2022

Mit kleineren Abstrichen absolut empfehlenswert

Die Berechnung der Sterne
0

„Die Berechnung der Sterne“ von Mary Robinette Kowal erzählt in einer Dilogie eine etwas andere Geschichte vom Weg der Frauen in die Raumfahrt. Erschienen ist der Roman bei Piper im Januar 2022.

Als ...

„Die Berechnung der Sterne“ von Mary Robinette Kowal erzählt in einer Dilogie eine etwas andere Geschichte vom Weg der Frauen in die Raumfahrt. Erschienen ist der Roman bei Piper im Januar 2022.

Als ein gewaltiger Meteorit die Erde trifft, ist nichts mehr wie es einmal war. Dr. Elma York ist eine der ersten, die auf die Folgen des Meteoriteneinschlags aufmerksam macht. In wenigen Jahrzehnten wird sich das Klima so deutlich ändern, dass ein Leben auf der Erde kaum noch möglich ist. Um das Überleben der Menschheit zu sichern, muss das Weltall erobert werden. Hierzu müssen auch Frauen ins Weltall fliegen. Kein leichtes Unterfangen in einer Zeit, in der das Denken, dass Frauen an den Herd gehören noch weit verbreitet ist. Doch Elma gibt nicht auf und nach einiger Zeit kann sie erste Erfolge verbuchen.

Dieses Buch ist mir schon in den Vorschauen aufgefallen. Dort wurde es als alternative Geschichte beworben, aber ich hatte es weniger wegen dem Meteoriten als mehr mit den Frauen in Verbindung gebracht. Letztendlich waren die Abweichungen zur Geschichte der Raumfahrt weniger extrem als ich angenommen hatte.
Mary Robinette Kowal lässt Dr. Elma York die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen. Die Ich-Perspektive liegt mir bei Büchern nicht ganz so sehr und so habe ich mich anfangs etwas schwer getan, kam letztendlich aber doch sehr gut in die Geschichte rein. Wir erleben durch Elma eine weibliche Sicht auf die Entwicklungen in der Raumfahrt, was mir sehr gefallen hat.
Elma ist eine Person, die sich auch mal hinterfragen kann und mit ihr und ihrem Mann haben wir ein jüdisches Ehepaar als Protagonisten. Bis auf Bücher, die ich zu meiner Schulzeit zum Holocaust gelesen habe, kam dies, muss ich gestehen, gar nicht vor. Der Holocaust wird hier am Rande auch mal erwähnt, schließlich spielt das Buch in den 50er Jahren und der Meteoriteneinschlag ist erst nach dem zweiten Weltkrieg, aber ansonsten ist dies kein Thema.
Die Autorin lässt in diesem Buch einige Minderheiten in den Mittelpunkt treten. Neben dem jüdisch sein spielt die Rolle der Frau und ihr Wandel als auch POC eine Rolle. Das hat mir sehr gut gefallen. Wir bekommen dies immer aus Elmas Sicht mit, die in Bezug auf POC nicht immer alles richtig macht, sich im Verlaufe des Buches aber immer wieder ihrer Privilegien bewusst wird und versucht entsprechend zu handeln.
Der Feminismus kommt eher leise daher. Elma ist niemand der gerne im Mittelpunkt steht und laut ist und es ist eher der Zufall und ein kleiner Schubser von außen, der sie zur Identifikationsfigur für junge Frauen macht, doch mit der Zeit kommt sie immer besser mit ihrer Rolle zurecht und kann so einiges erreichen. In diesem Zusammenhang fand ich es toll, dass z.B. auch das Thema Angststörung und Panikattacken als Thema Einzug in dieses Buch erhalten haben. Mir hat aber auch gefallen, dass da auch Zweifel waren und die Unsicherheiten gezeigt werden, die damit einhergehen, wenn ein neuer Weg beschritten wird, der einem vorher nicht so offen stand.
Die eine Sache, die mir nicht gefallen hat, waren die Andeutungen zum Sexleben von Elma und ihrem Ehemann Nathaniel. Ich bin echt jedes Mal zusammengezuckt. Es gibt in dem Buch keine expliziten Sexszenen, aber wenn es dann mal zur Sache geht, gibt es immer Analogien zu Raketenstarts. Irgendwie hat das in diesem Buch nicht für mich gepasst und ich hätte darauf lieber verzichtet.
Viele mögen Science-Fiction nicht gerne lesen, weil sie Angst vor zu vielen technischen und wissenschaftlichen Erläuterungen haben. Das finde ich war in diesem Buch gar nicht der Fall, auch wenn ich ein neues Wort gelernt habe, dass ich vorher so noch nie gehört habe. Es gibt einige Begriffe aus dem jüdischen Sprachgebrauch. Diese werden immer gut innerhalb des Textes erläutert oder erschließen sich aus dem Kontext.
In einem Nachwort erzählt die Autorin noch etwas zu den Abweichungen zur echten Historie und bei welchen Themen sie sich Hilfe geholt hat. Ich war beeindruckt wie viele Themen dies betrifft und hier sind Themen, die Minderheiten betreffen, nicht ausgeschlossen. In der Bibliografie finden sich Bücher, die die Autorin selber zur Recherche genutzt hat und die auch selber genutzt werden können, um sein Wissen zu erweitern.

Fazit: Mir hat es mit kleineren Abstrichen wahnsinnig gut gefallen. Ich mochte den Einblick in die Welt der Raumfahrt und wie die Frauen dieses Themenfeld immer mehr für sich einnehmen und sich für immer weitere Veränderungen einsetzen. Ich bin gespannt, ob sich diese Erfolgsgeschichte im zweiten Band fortsetzt. Für mich hat sich die Geschwindigkeit der Veränderungen sehr realistisch angefühlt. Empfehlenswert für alle, die auch einer ruhigeren Geschichte etwas abgewinnen können, die das Leben zeigt und das große Veränderungen nicht unbedingt über Nacht passieren.

Veröffentlicht am 23.04.2022

Ein spannendes Gedankenexperiment

Artefakt – Sternenpforte
0

„Artefakt - Sternenpforte“ von Stephen Baxter behandelt die Geschichte von Reid Malenfant, der nach über 400 Jahren aus dem Kälteschlaf geweckt wird, weil seine Ehefrau einen Notruf vom Phobos abgesetzt ...

„Artefakt - Sternenpforte“ von Stephen Baxter behandelt die Geschichte von Reid Malenfant, der nach über 400 Jahren aus dem Kälteschlaf geweckt wird, weil seine Ehefrau einen Notruf vom Phobos abgesetzt hat. Auf deutsch ist der Roman im Juni 2020 bei Heyne erschienen.

2004 bricht Emma Stoney zur ersten bemannten Mission zum Marsmond Phobos auf. Eine Anomalie soll untersucht werden, doch der Kontakt zur Erde bricht ab. Einige Jahre später stürzt ihr Mann Reid Malenfant mit einem Spaceshuttle ab, wird schwer verletzt geborgen und in einen Kälteschlaf versetzt.
Mehr als 400 Jahre später wird er aus diesem geweckt und das aus einem bestimmten Grund: Seine Frau Emma hat einen Notruf gesendet - vom Phobos - und um Malenfants Hilfe gebeten. Wie kann das sein und was erwartet ihn dort? Und wie kommt er mit der stark veränderten Welt zurecht, in der es kein Raumfahrtprogramm mehr gibt?

Bei diesem Buch habe ich zuerst den Klappentext des zweiten Bandes gelesen, der mich sehr neugierig gemacht hat und so musste natürlich auch der erste Band bei mir einziehen. Als ich das Buch begann zu lesen, hatte ich Lust auf etwas was ganz weit weg von Krieg ist und das habe ich im Großen und Ganzen bekommen, dennoch war es auf einigen wenigen Seiten erschreckenderweise sehr nah an der aktuellen Realität dran.
Der Schreibstil des Buches hat mir gut gefallen. Ich konnte mir größtenteils alles gut vorstellen, was ich gerade bei Science-Fiction durchaus wichtig finde. So technisch und wissenschaftlich es manchmal auch wird, ich muss ein Gefühl für die Idee bekommen, damit sie mich begeistern kann.
Die Perspektiven in diesem Buch wechseln sich ab. Mal erzählt Reid Malenfant aus der Ich-Perspektive, mal gibt es Kapitel, die eine Art Gespräch darstellen und über weite Strecken haben wir einen Erzähler, bei dem Malenfant oftmals etwas mehr im Fokus steht als andere.
Der Spannungsbogen entwickelt sich sehr langsam und teilweise hat auch mir das fast zu lange gedauert. Ich hatte schnell eine Idee, worum es thematisch gehen könnte, es dauert allerdings fast bis zum Ende des Buches bis zu einer umfassenden Erklärung. Zunächst einmal wurde ich mit Malenfant ins 25. Jahrhundert katapultiert und habe viel über die Veränderungen erfahren, die bei den Werten und Gepflogenheiten anfangen und sich über die Politik bis hin zum Klima ziehen. Es ist wirklich sehr viel anders und es war ein interessanter Blick auf unsere Zukunft, wenn auch für meinen Geschmack etwas zu ausführlich. Das ist alles wichtig, um die Idee der Geschichte zu verstehen, aber ich glaube, das hätte auch etwas kürzer funktioniert.
Über die Ideen und Themen in diesem Buch möchte ich gar nicht so viel verraten, denn ich glaube, es macht am meisten Spaß diese selber zu entdecken. Von meinem Gefühl her ist dieses Buch so, wie viele sich Science-Fiction typischerweise vorstellen, obwohl das Genre an sich sehr vielfältig ist und ich glaube, dass sich da für jeden etwas findet. Wenn man sich darauf einlassen kann, dann gibt einen dieses Buch ein super spannendes Gedankenexperiment, mit dem man sich stundenlang beschäftigen kann. Dieses Buch steigt da im weiteren Verlauf recht tief ein und mir begann so manches Mal ein bisschen der Kopf bei zu schwirren, dennoch mochte ich es auch total gern, weil es so viele Möglichkeiten eröffnet hat.
Malenfant war anfangs ein recht schwieriger Charakter für mich. So sehr ich seine Schwierigkeiten mit den neuen Gegebenheiten verstehen konnte, seine Handlungen blieben mir da doch eher etwas fremd. Nach und nach hat er sich allerdings doch in mein Herz geschlichen, was sicher auch Deirdra Greggson zu verdanken ist, die unerschütterlich an seiner Seite steht und ich mochte seine Referenzen zu anderen Science-Fiction Werken, wie z.B. Asimov.
Deirdra Greggson oder nach den Gepflogenheiten im 25. Jahrhundert eher Greggson Deirdra mochte ich von Beginn an. Sie wirkt die meiste Zeit im Hintergrund und dennoch weiß man, dass sie wichtig ist. Ich mochte ihre verständnisvolle Art und ihre Neugier, die sie selbstbewusst ihren Weg gehen lässt. Und auch Bartholomew, der Leibarzt Malenfants, konnte mich für sich einnehmen, über ihn möchte ich allerdings nicht zu viel verraten.
Viel Zusatzmaterial gibt es in diesem Buch nicht. Die Ideen des Buches werden bereits gut in der Geschichte umrissen. In einem kurzen Nachwort gibt der Autor einen kurzen Einblick, über die Werke, die er zur Recherche für dieses Buch genutzt hat und woher einige Zitate im Buch stammen.

Fazit: Ein Buch, das seine Zeit braucht, um sich richtig zu entfalten, dass allerdings mit einem spannenden Gedankenexperiment aufwarten kann, mit dem ich mich gerne beschäftigt habe. Das Buch kann als abgeschlossenes Werk gelesen werden, ich bin allerdings sehr neugierig auf den zweiten Teil, in dem ich hoffentlich noch tiefer in die Thematik eintauchen kann. Empfehlenswert für Menschen, die gerne Science-Fiction lesen und Lust auf ein cooles Gedankenexperiment haben.

Veröffentlicht am 09.01.2022

Hamburg und Amsterdam im 17. Jahrhundert

Gold und Ehre
0

Sabine Weiß hat mit „Gold und Ehre“ den zweiten Band veröffentlicht, der in und um Amsterdam spielt. Mit Hamburg und seinem Michel ist allerdings ein weiterer Ort mit in den Fokus gerückt. Die Geschichte ...

Sabine Weiß hat mit „Gold und Ehre“ den zweiten Band veröffentlicht, der in und um Amsterdam spielt. Mit Hamburg und seinem Michel ist allerdings ein weiterer Ort mit in den Fokus gerückt. Die Geschichte der Architektenfamilie Aard wird im 17. Jahrhundert weitererzählt. Erschienen ist der Roman im November 2021 bei Lübbe.

Amsterdam, 1650: Der junge Benjamin Aard liebt die Architektur, aber auch die Wissenschaften reizen ihn sehr. Nachdem eines seiner Experimente außer Kontrolle gerät, wird er von seinem Vater nach Hamburg geschickt. Dort soll er sich beweisen und erwachsen werden. Nach einigen Rückschlägen lernt er schließlich Menschen kennen, auf die er sich verlassen kann. Unter ihnen ist die junge Lucia, die in ärmlichen Verhältnissen lebt und ihre kranke Mutter pflegt. Um sich über Wasser zu halten, muss sie auch zu Mitteln greifen, die nicht in Ordnung sind, dennoch entsteht eine zarte Liebe zwischen ihr und Benjamin, die auf eine harte Probe gestellt wird, als dieser wieder zurück nach Amsterdam gerufen wird.

Zumindest die historischen Romane der Autorin sind bei mir immer gesetzt, erst recht, wenn eine Stadt wie Hamburg einer der zentralen Handlungsorte ist. Ich lebe in der Nähe dieser wunderbaren Stadt und bin immer begierig darauf etwas über die Vergangenheit von Orten zu lernen, in denen ich häufiger verweile.
Zunächst werden wir allerdings wieder nach Amsterdam entführt, denn dort beginnt die Geschichte und Sabine Weiß versteht es direkt wieder Bilder vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Die Beschreibungen von Orten faszinieren mich jedes Mal wieder aufs Neue und oftmals habe ich direkt Lust, die Orte zu besuchen, wenn es sie denn heute noch gibt. Sowohl Amsterdam als auch Hamburg wurden wunderbar eingefangen. Mit Nieuw Amsterdam, dem heutigen New York, haben wir allerdings noch einen interessanten, wenn im Umfang auch kleineren, Schauplatz.
Die Themenvielfalt dieses Romanes ist enorm. Es geht natürlich wieder um Architektur. Der Bau des kleinen Michel spielt eine große Rolle, aber auch Bauten in und um Amsterdam. Die Wissenschaft gewinnt an Bedeutung, die Niederlande sind eine wichtige Größe auf den Weltmeeren, es geht um Seeschlachten, Kolonien und Sklavenhandel, die politische Lage jener Zeit ist sehr angespannt, der Adel ist im Niedergang begriffen, Werte wie Freiheit gewinnen an Bedeutung, aber der Weg dorthin ist auch von Rückschlägen geprägt. Für mich war das eine sehr spannende Mischung und ich verstehe das manche Themen nur angerissen werden konnten, dennoch hat mir der Gesamtüberblick, den das Buch gibt, sehr gut gefallen.
Mit den Personen im Roman habe ich mitgefiebert, auch wenn es keine Person gab, die mich so richtig für sich einnehmen konnte. Benjamins Entwicklung hat mir gefallen, ich fand es schön, dass er Fehler machen durfte und aus diesen lernen konnte, obwohl es mir manchmal fast ein bisschen zu einfach ging. Die Liebesgeschichte zu Lucia kam nicht so wirklich bei mir an, insgesamt spielt diese im Gefüge des Romanes keine so große Rolle, was mir wiederum gut gefällt. Ich mochte Lucia und ihre Wissbegierde, insgesamt betrachtet war sie für mich etwas zu blass. Theos Geschichte mit der Seefahrt hat mir gut gefallen. Mit ihm hat man die Weltmeere bereist und interessante Orte kennengelernt. Ich verstehe, warum Sabine Weiß einen bestimmten Weg nicht gegangen ist, hätte es mir allerdings dennoch insgeheim gewünscht. So kennen wir nur die Folgen, wenn man erwischt wird. Insgesamt hat mir der Personenmix sehr gut gefallen, da dieser die Vielfalt der Themen unterstützt hat und man sich so in verschiedene Sichtweisen versetzen konnte.
Der Spannungsbogen war insgesamt gut gewählt, allerdings ging es für mein persönliches Empfinden am Anfang ein bisschen zu langsam und am Ende deutlich zu schnell. Gerade zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse regelrecht und es fiel mir schwer noch richtig zu folgen. So manche Entwicklung war mir fast ein wenig zu leicht. Hier ist es glaube ich recht schwer die richtige Balance zu finden, ohne dass es am Ende dann doch zu dramatisch wirkt, manchmal hätte ich es mir dennoch etwas dramatischer gewünscht.
Das Nachwort der Autorin gibt nochmal einen guten Überblick über den gesamten Roman, seine Themenvielfalt und was das für eine wahnsinnige Recherche bedeutet haben muss. Wer sich weiter informieren will, findet im Nachwort schon einige Lesetipps, kann aber auch auf der Homepage der Autorin noch einiges zu den Hintergründen des Romanes erfahren. Ich werde dort mit Sicherheit vorbeischauen. Ich bin ein Fan von Nachworten. Für mich rückt das die Arbeit, die in so einem Roman steckt, nochmal in den Fokus und steigert meine Wertschätzung dafür.

Fazit: Ein toller Roman über Hamburg und Amsterdam im 17. Jahrhundert, der die wichtigen Ereignisse und Veränderungen wunderbar einfängt und mit einer großen Themenvielfalt aufwartet. Wer historische Romane mit tollen Ortsbeschreibungen liebt und es mag, wenn statt des Adels, Bürger, Kaufleute und Architekten in den Mittelpunkt rücken, ist hier genau richtig. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen Roman, auch wenn der letzte kleine Funke zur totalen Begeisterung gefehlt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.10.2021

Akram El-Bahay weiß auch diesmal zu überzeugen

Ministry of Souls – Die Schattenarmee
0

„Die Schattenarmee“ ist der zweite und finale Band der „Ministry of Souls“-Reihe von Akram El-Bahay, in der ein junger Soulmen, eine Katze und eine Prinzessin den dunklen Plan des Schattenspielers vereiteln ...

„Die Schattenarmee“ ist der zweite und finale Band der „Ministry of Souls“-Reihe von Akram El-Bahay, in der ein junger Soulmen, eine Katze und eine Prinzessin den dunklen Plan des Schattenspielers vereiteln müssen. Erschienen ist der Roman im September 2021 bei Bastei Lübbe.

London, um 1850: Der Kampf gegen den Schattenspieler geht weiter. Nur knapp konnten der Soulman Jack, Prinzessin Naima und Kater Oz fliehen, doch ein Fluch hat Jack getroffen und dieser wird dadurch immer schwächer. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg nach Ra‘s -Al-Chaima, das Königreich der Prinzessin, und hoffen dort eine Lösung zu finden. Doch neue Probleme tauchen auf. Anscheinend zieht der Schattenspieler eine Armee aus dunklen Geschöpfen zusammen und möchte diese aus der Zwischenwelt in die echt Welt bringen. Es bleibt nur noch wenig Zeit, um diesen Plan zu verhindern und dabei brauchen Jack, Naima und Oz jede Hilfe, die sie bekommen können.

Endlich konnte ich die Geschichte rund um die Zwischenwelt, die Soulmen und ein ungewöhnliches Dreier-Gespann weiterlesen. Die Welt, die Akram El-Bahay in der „Ministry of Souls“-Reihe erschaffen hat, ist reich an Fantasie und vielen unterschiedlichen Elementen und gibt einen neuen Einblick in das mögliche Leben nach dem Tod.
Der Schreibstil des Autors zieht einen wie eh und je sofort in seinen Bann. Ich mag die Art, wie er Dinge beschreibt und ich liebe das Lesegefühl, dass bei seinen Geschichten entsteht. Einerseits ist es locker-leicht und liest sich schnell weg, andererseits wird einem auch eine gewisse Tiefe geboten, um über bestimmte Themen nachzudenken. Diesmal wurde das alles noch mit einer ordentlichen Prise Humor versehen, die mir sehr gut gefallen hat.
Der Spannungsbogen hat mir gut gefallen. Immer wieder gibt es einen Schlagabtausch mit dem Schattenspieler, der neue Erkenntnisse zu Tage fördert. Spannende Szenen und kleinere Verschnaufpausen wechseln sich ab, insgesamt steigert sich die Spannung von Begegnung zu Begegnung und am Ende kann man das Buch kaum noch aus den Händen legen.
Die Geschichte spielt zu großen Teilen in der echten Welt und in der Vergangenheit. Dies hat eine neue Art der Recherche vorausgesetzt. Denn die Details mussten stimmen, damit alles ein rundes Gesamtbild ergibt. Die Verbindung der echten Historie mit der Fantasie-Welt ist dem Autor extrem gut gelungen. Wieder einmal schafft es Akram El-Bahay Dinge miteinander zu verbinden, wo man auf den ersten Blick sagen würde, das passt nicht zusammen. Hier trifft ein bisschen echte Historie auf Aberglauben, das Leben nach dem Tod, Katzen und 1001 Nacht.
Mit den Personen im Buch habe ich wieder mitgefiebert und ich wollte unbedingt, dass sie den Kampf gegen den Schattenspieler gewinnen. Allerdings hat mir der Kater Oz, im Gegensatz zu Jack und Naima mein Herz gestohlen. Ich liebe diesen Kater einfach. Er war so bissig, so majestätisch und hat einen Spruch nach dem anderen rausgehauen. Ich mochte sein Selbstbewusstsein und die Selbstverständlichkeit, wie er Dinge für sich in Anspruch nimmt und dennoch hat man immer gemerkt, dass das Herz am rechten Fleck sitzt. Jack und Naima wirken dagegen etwas blass, dennoch mochte ich auch diese beiden. Jack wirkt zwischendurch weiterhin etwas unbeholfen, wenn es drauf ankommt, ist er aber voll da und handelt im Zweifelsfalle selbstlos, was mir sehr imponiert hat. Die Prinzessin hat eine gewisse Sanftheit an sich und kann Mensch und Tier schnell für sich einnehmen, so dass sie immer wieder vermittelt, wenn sich Jack und Oz mal wieder necken.
Zusatzmaterial gibt es zumindest im ebook nicht. Die Personenanzahl im Buch ist überschaubar und fremde Begriffe werden direkt im Text erklärt. Wer schon andere Bücher von Akram El-Bahay gelesen hat, wird das ein oder andere sicher wiedererkennen und sich besonders darüber freuen aus welcher ungewöhnlichen Bibliothek dieses Buch stammt. Ein kleines Nachwort hätte ich gut gefunden, weil ich glaube, dass man da schon die ein oder andere interessante Information hätte einbringen können, die man jetzt dann nur bei einer Lesung oder durch ein Interview bekommt.

Fazit: Ein weiteres Mal konnte mich Akram El-Bahay für seine Geschichte begeistern. Eine Geschichte, die fantasievoll, märchenhaft und humorvoll ist und diesmal sogar ein bisschen Historie enthält. Okzident trifft auf Orient, echte Welt auf Zwischenwelt und Fantasie trifft auf Aberglauben. Eine wirklich gelungene Mischung, die sich schnell lesen lässt und dennoch Tiefe hat. Wer schon andere Bücher des Autors begeistert gelesen hat, kann hier beruhigt zugreifen.

Veröffentlicht am 05.09.2021

Ein starker Auftakt für die Claim The Stars-Reihe

Skyward - Der Ruf der Sterne
0

„Skyward - Der Ruf der Sterne“ ist der erste Teil einer neuen Science-Fiction Trilogie von Brandon Sanderson für Jugendliche, in der es um die 17jährige Spensa geht, deren unbedingter Traum es ist Pilotin ...

„Skyward - Der Ruf der Sterne“ ist der erste Teil einer neuen Science-Fiction Trilogie von Brandon Sanderson für Jugendliche, in der es um die 17jährige Spensa geht, deren unbedingter Traum es ist Pilotin zu werden. Erschienen ist der Roman im August 2021 im Knaur-Verlag.

Die Menschen leben seit Jahrhunderten auf einem fremden Planeten namens Detritus und werden dort von Außerirdischen, die Krell genannt werden, festgehalten. Immer wieder gibt es Auseinandersetzungen, denen sich die unerschrockenen Piloten der DDF stellen. Die jugendliche Spensa möchte auch Pilotin werden, doch die Erreichung ihres Traumes wird vom Ruf ihres Vaters erschwert. Einst lies er in einem Kampf seine Staffelkameraden im Stich und wurde beim Versuch zu fliehen getötet. Trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen und eines Tages bietet sich ihr eine Chance, die sie doch noch hoch hinauf zu den Sternen führen könnte. Sie findet ein altes Raumschiff und beschließt es zu reparieren.

Science-Fiction ist seit letztem Jahr zu meiner neuen Passion geworden. Im Fantasy-Bereich habe ich schon gute Erfahrungen mit Brandon Sanderson gemacht und der Klappentext dieses Buches klang einfach zu spannend, um es nicht zu lesen.
Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen und ich war schnell im Geschehen drin. Die Handlungsorte mit den vielen Höhlen und später der Flugschule konnte ich mir sehr gut vorstellen. Insbesondere die Kämpfe in der Luft haben für viel Adrenalin während des Lesens gesorgt. Die Zeichnungen der Raumschiffe der Krell und der Flugzeuge der DDF haben zur Veranschaulichung der Kämpfe beigetragen.
Der Spannungsbogen ist gut gesetzt und steigert sich immer mehr zum Ende hin. Die Einführung in die Welt von Spensa und den Planeten Detritus macht neugierig und auch im Laufe der Geschichte werden immer wieder neue Erkenntnisse zum Leben auf Detritus, seiner Geschichte und der Flugschule der DDF enthüllt.
Die Zielgruppe dieses Romanes sind ganz klar Jugendliche, ich glaube allerdings, dass hier viele Menschen unabhängig von ihrem Alter Spaß haben werden. Ein bisschen Durchhaltevermögen kann allerdings nicht schaden. Ich bin ingesamt zwar schnell in die Geschichte reingekommen, Spensa und die DDF ging mir allerdings die ersten 30% teilweise sehr auf die Nerven. Hätte man da nicht zwischendurch erahnen können, dass Spensa sich entwickeln wird, dann hätte ich das Buch wohl abgebrochen.
Spensa wurde auf Grund der Flucht ihres Vaters während einer wichtigen Schlacht viele Jahre gehänselt und beleidigt und dementsprechend gemieden und ausgeschlossen. Sie musste sich eine harte Schale zulegen, um hier durchzukommen und insofern verstehe ich ihre Aufmüpfigkeit, Angeberei und ihre Schimpftiraden, die ihre Unsicherheit überdecken sollen. Durch ihre Wut war sie selber allerdings auch nicht in der Lage hinter die Fassade eines Menschen zu blicken. Gerade anfangs hat sie sehr viele Vorurteile in sich, die sie andere auch spüren lässt. Ich war sehr froh als sie begonnen hat, sich zu reflektieren, denn das erfordert viel Mut und auch sonst, lernt sie in diesem ersten Band viel dazu, was ihr sicher dabei helfen wird, die zukünftigen Herausforderungen zu meistern.
Mein Highlight dieses Buches ist allerdings das Raumschiff. Es ist ein kleiner Spoiler, aber ohne diesen kann man die Faszination dieses Buches nur schwer erklären. Das Raumschiff besitzt eine KI mit Persönlichkeitssimulation und diese Persönlichkeit ist einfach so erfrischend. Diese KI ist sehr rational, wie man es erwartet und es können wichtige Berechnungen und sofern vorhanden viel Wissen abgerufen werden, aber diese hier besitzt auch einen sehr trockenen Humor, an dem ich sehr viel Freude hatte.
In diesem Buch wurde eine gute Mischung geschaffen. Es ist spannend, manche Wendungen sind überraschend, anderes wiederum etwas vorhersehbar und es ist eine Geschichte, die von der Mischung der Charaktere lebt. Die Leitung der DDF ist sehr festgefahren in ihrer Meinung und hat dementsprechend harte Regeln zur Aufnahme in ebenjene Pilotenschule aufgestellt. Es gibt den alten Veteranen, der mehr gesehen hat als gut für ihn ist, der sich aber dennoch dazu entschieden hat, den Nachwuchs auszubilden, wenn auch eher auf unkonventionelle Weise und auch die Dynamik in der Flugstaffel Spensas hat mit sehr gefallen. Es gab viel Potenzial für Konflikt, es gab allerdings auch viel Potenzial zum Wachsen und gegenseitig voneinander lernen.

Fazit: Ein starker Auftakt für die Claim the Stars-Reihe von Brandon Sanderson. Eine gute Mischung aus Abenteuer, Spannung und Humor sorgen für kurzweilige Unterhaltung und ziehen einen schnell in ihren Bann. Ich hatte allerdings leichte Startschwierigkeiten mit Spensa und der DDF. Empfehlenswert für alle, die gerne auch mal ein Jugendbuch lesen und unterhaltende Science-Fiction ohne viele wissenschaftliche Erklärungen suchen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere