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Veröffentlicht am 17.04.2024

Gesellschaftliche Dystopie trifft auf biotechnologische Utopie

Phytopia Plus
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„Phytopia Plus“ ist ein gleichzeitig abgefahrener und unangenehm realistischer Zukunftsroman, der mich ziemlich gecatcht hat. Wir begleiten primär Aylin in den 2040er Jahren, die weder gesellschaftlich ...

„Phytopia Plus“ ist ein gleichzeitig abgefahrener und unangenehm realistischer Zukunftsroman, der mich ziemlich gecatcht hat. Wir begleiten primär Aylin in den 2040er Jahren, die weder gesellschaftlich noch umweltbezogen besonders rosig sind. Das Wasser steht merklich hoch in Hamburg, die extreme Hitze und Dürreperioden haben zu einer echten Nahrungsmittelknappheit geführt. Zumindest für alle, die nicht reich sind. Letztere Bevölkerungsgruppe lebt nämlich in umzäunten Wohnvierteln, Klimaanlagen und Bio-Supermärkte inklusive. Alle anderen müssen sehen, wo sie mit viel Arbeit für wenig Geld bleiben.

Aylin arbeitet in den Gewächshäusern der Drosera AG und hier beginnt die biotechnologische Utopie. Denn dieser Konzern bietet es an, dass Menschen ihr Bewusstsein digitalisieren und für die Nachwelt auf der DNA einer Pflanze speichern lassen können - für einen sechsstelligen Betrag. Aylin lebt eher ärmlich und kann nicht vom Komfort der wohlhabenden Gruppen profitieren. Sie kümmert sich jedoch mit viel Expertise um die Speicherpflanzen und entdeckt eines Tages besondere Muster auf deren Blättern. Sie entwendet ein Blatt und zieht sich zuhause Stecklinge heran. Denn Aylin verdient sich mit dem illegalen Handel von Zierpflanzenstecklingen frische Lebensmittel, deren Kauf reichen Menschen vorbehalten ist. Dass diese besondere Blattzeichnung jedoch nicht unproblematisch ist und wie Aylins Arbeitgeber seine Machtposition ausspielt, wird im Verlauf des Buches deutlich.

Zwischendurch finden sich immer wieder auch kleine „Dialoge“ der Pflanzen, die auf kreative Weise darstellen, dass eben auch sie kommunizieren. Außerdem geben die Passagen zuerst Aufschluss auf die möglichen Probleme der dargestellten Biotechnologie.

Ich mochte das Buch sehr gern! Es ist in jedem Fall gesellschaftskritisch und das wie ich finde auf eine kreative Art. Von Biotechnologie habe ich überhaupt keine Ahnung, fand den Einblick aber richtig spannend. Die kurzen Kapitel lesen sich sehr schnell und im letzten Teil hin nimmt die Handlung nochmal richtig Fahrt auf. Das Ende bleibt offen, was ich nicht so gerne mag, aber insgesamt bleibt „Phytopia Plus“ ein tolles und besonderes Buch.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Spannende Geschichte mit viel Perspektivwechsel

Die verschwindende Hälfte
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Packende Geschichte über zwei Schwestern aus Mallard, einem Ort, an dem die Schwarze Bevölkerung versucht, so hell wie möglich zu werden. Beide Schwestern fliehen gemeinsam von dort, aber danach teilt ...

Packende Geschichte über zwei Schwestern aus Mallard, einem Ort, an dem die Schwarze Bevölkerung versucht, so hell wie möglich zu werden. Beide Schwestern fliehen gemeinsam von dort, aber danach teilt sich die Geschichte. Stella lebt von da an als Weiße, Desiree bekommt eine sehr dunkelhäutige Tochter. Ihre Rückkehr nach Mallard sorgt daher für Aufruhr und Unverständnis.
Eine spannende und neue Geschichte, die durch die Perspektivenwechsel mitreißt. Es ist nicht immer sofort klar, wer spricht - eine der Zwillingsschwestern oder deren Töchter. Und obwohl ihre Leben so verschieden sind, gibt es eine Verbindung zwischen den 4 Protagonistinnen. Wie stark und anhaltend diese jeweils ist, zeigt sich im Verlauf des Romans.
Ich konnte leicht eine Bindung zu den Charakteren aufbauen und mich in die Gründe für ihr Verhalten einfühlen. Trotz Lesepausen habe ich mich immer wieder gut in die Geschichte eingefunden.

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Veröffentlicht am 07.02.2025

Ein lesenswertes, dichtes Werk voller Interpretationsraum

Nichts, was uns passiert
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Das Debüt von Bettina Wilpert ist ein wirklich sehr gelungenes. Aufgrund des besonderen Schreibstils (indirekte Rede aus Sicht einer namenlosen Person) ist es schon in seiner Form eher herausfordernd, ...

Das Debüt von Bettina Wilpert ist ein wirklich sehr gelungenes. Aufgrund des besonderen Schreibstils (indirekte Rede aus Sicht einer namenlosen Person) ist es schon in seiner Form eher herausfordernd, weshalb ich auch nicht ganz die volle Sternenzahl vergebe. Dabei möchte ich aber betonen, dass der Erzählstil nicht schlecht ist, ich mochte ihn nach einer Weile sogar ganz gern. Er fordert besonders zu Beginn aber schon ein wenig Konzentration und Flexibilität.

Inhaltlich bin ich dagegen vollends begeistert! Wilpert nimmt sich hier einem Thema an, über das es nie genug Bücher geben kann. Vergew@ltigungen sind leider so verbreitet wie die Betroffenen gesellschaftlich stigmatisiert werden. Da sie oft im persönlichen Umfeld der Betroffenen und in einem Umfeld ohne Zeuginnen stattfinden, liegt die Beweislast üblicherweise beim Opfer. Gleichzeitig wird die Gesellschaft nicht müde, eben diesem in irgendeiner Form eine eigene Schuld zu unterstellen. Mich macht diese fehlende Solidarität so unglaublich wütend, weshalb dieses Buch, das ganz genau in diese Kerbe haut, inhaltlich so fordernd wie gut ist.

Absolut herausragend finde ich die Fähigkeit Wilperts, verschiedene Stimmen zu Wort kommen zu lassen und sich damit auf dem extrem schmalen Grat einer eigenen Positionierung zu bewegen. Ich durfte die Autorin auf einer Lesung des Buches kennenlernen und weiß spätestens seitdem, wie sie sich persönlich positioniert. Doch das ist streng getrennt von der Erzählstimme. Fast, aber nur fast, hatte ich Mitgefühl mit Jonas. Und ganz genau darum geht es auch - ich kann sogar für bestimmte Konsequenzen seines Handelns Mitgefühl empfinden und trotzdem sehr klar Position beziehen. Gleichzeitig darf ich Anna phasenweise unsympathisch finden und ihre Betroffenheit trotzdem nicht infrage stellen.

Diese Arbeit überlässt die Autorin auf geniale Art komplett ihren Leser
innen. Solange es die schier unbegreifliche Masse an 6ualisierter Gewalt gibt, werde ich immer bedingungslos Betroffenen glauben. Und wer die Verfilmung noch nicht kennt: Die ist ebenso gut umgesetzt wie ihre Vorlage.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Tolle Charaktere, queere Story, liebevolle Beziehungen

Bright Falls 1. Delilah Green Doesn't Care
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Wieder ein toller queerer Easy-Read mit einer schönen Umgebung, starken Charakteren und liebevollen Beziehungen. Besonders auch die Beziehung zwischen den beiden Schwestern hat mich sehr berührt. Gefallen ...

Wieder ein toller queerer Easy-Read mit einer schönen Umgebung, starken Charakteren und liebevollen Beziehungen. Besonders auch die Beziehung zwischen den beiden Schwestern hat mich sehr berührt. Gefallen hat mir außerdem, dass auf überzogenes Drama verzichtet wurde und die Konflikte sehr nachvollziehbar waren.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Eine würdige Fortsetzung

Miez Marple und die Pfote des Todes
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Wer Teil 1 mochte, wird hier auch wieder glücklich werden. Solide Fortsetzung, die ich spannend und leicht zu lesen fand. Beim ersten Teil war denke ich die Sprache einfach noch neuer und deshalb für mich ...

Wer Teil 1 mochte, wird hier auch wieder glücklich werden. Solide Fortsetzung, die ich spannend und leicht zu lesen fand. Beim ersten Teil war denke ich die Sprache einfach noch neuer und deshalb für mich begeisternder, aber der Autor hat das alles schlüssig und unterhaltsam fortgesetzt. Richtig tolle Lektüre für einen Sofatag.

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