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Veröffentlicht am 11.02.2021

Aktueller denn je...

Generation Beziehungsunfähig
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Auch wenn das Buch mittlerweile fünf Jahre auf dem Buckel hat, so trifft es immer noch den Tenor der heutigen Zeit. Ich persönlich habe sogar das Gefühl, dass es noch schlimmer geworden ist.

Anders als ...

Auch wenn das Buch mittlerweile fünf Jahre auf dem Buckel hat, so trifft es immer noch den Tenor der heutigen Zeit. Ich persönlich habe sogar das Gefühl, dass es noch schlimmer geworden ist.

Anders als erwartet, geht es in diesem launigen Sachbuch nicht nur um Beziehungen oder deren Nicht- Existenz, sondern vor allem um unsere Gesellschaft und deren Erwartungen. Warum fiel es unserer Elterngeneration noch so leicht einen Partner zu finden, während wir heute beinahe daran verzweifeln?

Michael Nast schreibt so unterhaltsam und kurzweilig, dass es sich wirklich wie ein Gespräch unter Freunden anfühlt, die im Buch enthaltenen Texte zu lesen. Dies kann man in einem Rutsch tun oder Stück für Stück genießen.

Ich fand es vor allem interessant hierdurch mal die Perspektive eines Single- Mannes zu erleben, die sich doch sehr mit meinen Dating- Erfahrungen deckt.

Auch wenn ich beim Lesen oft dachte: "Das kann er jetzt nicht so formulieren." oder "Oh weh das hat er jetzt nicht wirklich geäußert.", so muss ich nach der Beendigung der Lektüre sagen, dass er lediglich das ausspricht, was wir alle denken, uns aber nicht trauen zu sagen.

Klar tut es als Frau Mitte 30 schon weh, dass man welkt statt reift und dass man langsam aber sicher unsichtbar wird, aber genauso ist es in der heutigen Gesellschaft, die nach Jugend, Perfektion und Idealen strebt, die gar nicht zu erreichen sind.

Herr Nast schafft es mit seinen Texten, dass sich der Leser selbst reflektiert und sich vielleicht auch mal fragt, was man eigentlich selbst will und nicht was die anderen von einem wollen.

Gut gefallen hat mir außer der lockeren Erzählweise übrigens auch das Einstreuen zahlreicher Zitate von Schriftstellern, Musikern und ähnlichen, die man sich nur zu gern notiert, um sie beim nächsten Date anzuwenden.

Fazit: Das perfekte Buch für alle Millennials. Wenn ihr euch verstanden fühlen wollt, dann lest dieses Buch!

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Lass dich vom Glück finden!

Glückskinder
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In der Geschichte geht es um die Brandl- Frauen, die 1945 in München das Kriegsende erleben. Sie versuchen, auch durch Schwarzmarktkäufe, über die Runden zu kommen. Wird Bruder Max aus der Gefangenschaft ...

In der Geschichte geht es um die Brandl- Frauen, die 1945 in München das Kriegsende erleben. Sie versuchen, auch durch Schwarzmarktkäufe, über die Runden zu kommen. Wird Bruder Max aus der Gefangenschaft irgendwann heimkehren? Und was ist mit dem vermissten Vater? Zu allem Überfluss müssen sie auch noch eine ehemalige KZ- Insassin aufnehmen. Kann das gut gehen?

Mit diesem Roman ist es Frau Simon gelungen ein realistisches Bild von München nach dem Krieg zu zeichnen. Man sieht die zerstörten Gebäude, das Chaos auf den Straßen und die Schwarzmarktstände bildlich vor Augen und kann auch das Schöne wahrnehmen, was den Krieg überlebt hat.

Die Hauptfiguren Toni Brandl und Griet van Mook sind wie Feuer und Wasser und dennoch verbindet sie etwas: die jungen Fraun wollen neu anfangen und das Glück wiederfinden.

Toni Brandl habe ich als tatkräftige, junge Frau erlebt, die für das Überleben ihrer Familie jedes Risiko eingeht. Das Handeln auf dem Schwarzmarkt ist alles andere als ungefährlich. Die Einblicke in die Arbeit eines Verlages durch sie fand ich interessant.

Griet van Mook hat viel erlebt als Zwangsarbeiterin und KZ- Häftling. Der Todesmarsch ging mir richtig unter die Haut. Es war unglaublich schön mit anzusehen, wie sie wieder auf ihre Füße kommt und etwas aus sich macht. Ihr wohlbehütetes Geheimnis will man als Leser unbedingt lüften. Die vielen Informationen zu den amerikanischen GIs und was sie alles mit ins Land brachten, war spannend, da ich bisher vermehrt nur Bücher über russisch besetzte Zonen gelesen hatte.

Die eingestreuten Liebschaften kamen immer ohne Kitsch daher und lasen sich mehr als angenehm.

Dieses Buch ist einfach ein Schmöker, den man nicht mehr weglegen kann, denn der Schreibstil der Autorin saugt den Leser regelrecht auf und lässt ihn alles um sich herum vergessen. Das ist gerade in der aktuellen Zeit eine willkommene Abwechslung. Zudem lernt man viel über die damalige Zeit.

Die Rezepte am Ende des Romans zeigen doch sehr deutlich, wie gut wir es derzeit haben.

Fazit: Unglaublich fesselnd und Geschichte zum Anfassen. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Spitze!

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Veröffentlicht am 08.02.2021

Ein Mädchen kann nicht Dichterin werden...

Kindheit
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Dieser autofiktionale Roman fällt auf durch sein ungewöhnliches Format, den blauen Buchschnitt und das collageartige Cover. Da es überall auf den sozialen Netzwerken zu sehen war, musste ich einfach meine ...

Dieser autofiktionale Roman fällt auf durch sein ungewöhnliches Format, den blauen Buchschnitt und das collageartige Cover. Da es überall auf den sozialen Netzwerken zu sehen war, musste ich einfach meine Neugier befriedigen.

In der Geschichte geht es um die Kindheit von Tove, die in den 20er Jahren im Arbeiterviertel von Kopenhagen aufwächst. Während die Erwachsenen malochen, hat Tove nur einen Traum: Sie möchte Dichterin werden. Aber dürfen Fraun das auch?

Ehrlich gesagt war mir gar nicht bewusst wie man auf so wenigen Seiten so viel sagen und den Leser damit berühren kann.

Nahezu chronologisch berichtet Tove als Ich- Erzählerin aus ihrem Leben als Arbeiterkind, das von Hunger geprägt ist. Die Erwachsenen sind mit sich selbst beschäftigt. Die Kinder haben zu funktionieren.

Die Kindheitsschilderungen haben mich tief bewegt, denn fast hat man den Eindruck als wenn die Kinder sich für ihre Existenz entschuldigen müssen.

Ditlevsen erzählt all dies mit einer Sprachgewalt, die den Leser umhaut. Die wenigen, eingestreuten Gedichte im Buch haben mich verzaubert.

In meinen Augen erschafft Ditlevson ein authentisches Bild der 20er, die eben nicht überall und für jeden golden waren.

Fazit: Eine Besonderheit, die nun zu Recht endlich auch den Weg in eine deutsche Übersetzung gefunden hat. Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 04.02.2021

So intensiv, wie ein Gespräch mit der besten Freundin...

Zweit.nah
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Nachdem ich "Schnell.liebig" sehr mochte, wollte ich natürlich wieder etwas von Lina lesen und ich würde sagen, dass sie sich nochmal selbst übertroffen hat. Man kann das vorliegende Buch auch lesen ohne ...

Nachdem ich "Schnell.liebig" sehr mochte, wollte ich natürlich wieder etwas von Lina lesen und ich würde sagen, dass sie sich nochmal selbst übertroffen hat. Man kann das vorliegende Buch auch lesen ohne den Vorgänger zu kennen, aber dann verpasst man etwas.

In diesem Buch geht es nicht in erster Linie um das Leben in der Beziehung, sondern wie komme ich dahin und was für Steine liegen einem im Weg.

Ich hatte so oft das Gefühl, dass die Autorin aus meinem Leben berichten würde, denn vieles habe ich genauso oder ähnlich auch durchgemacht. Bisher dachte ich immer, dass ich einfach nur nicht fähig sei, aber offenbar geht es vielen anderen da draußen ganz genauso.

Ich habe mich hier so verstanden gefühlt. Das Beste ist, dass aufgezeigt wird, was alles falsch laufen kann, aber nie mit erhobenem Zeigefinger oder dieses und jenes ist richtig, wie es oft in Frauenzeitschriften passiert.

Die Texte im Buch sind einfach authentisch und ich hatte beim Lesen oft das Gefühl mich mit einer guten Freundin zu unterhalten, die mir ihr Herz ausschüttet und gleichzeitig merkt man wie ähnlich es einem geht.

Für mich war dieses Buch als hätte ich früher täglich durch Milchglas geschaut und nach der Lektüre sehe ich endlich klar.

Der Schreibstil der Autorin ist so kurzweilig, dass man das Buch in einem Rutsch lesen könnte. Ich habe mir aber täglich ein paar Storys gegönnt, einfach weil ich länger etwas davon haben wollte.

Fazit: Ich bin hellauf begeistert, denn dieses Buch braucht es in der heutigen Zeit einfach. Klare Leseempfehlung, lasst euch dieses Highlight nicht entgehen. Spitzenklasse!

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Wenn Armut dein ganzes Leben beeinflusst...

Das Leben wartet nicht
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Nachdem mir "Ich bleibe hier" so gut gefallen hatte, wollte ich mehr von diesem Autor lesen. Eine mentale Reise nach Italien mit dem vorliegenden Buch erschien mir daher genau richtig.

In der Geschichte ...

Nachdem mir "Ich bleibe hier" so gut gefallen hatte, wollte ich mehr von diesem Autor lesen. Eine mentale Reise nach Italien mit dem vorliegenden Buch erschien mir daher genau richtig.

In der Geschichte geht es um Ninetto. Seine Familie ist arm. Sie haben kaum etwas zu essen und der Tag wird durch Arbeit gefüllt. Als seine Mutter schwer erkrankt, endet seine Kindheit. Was macht es mit einem, wenn man die Schule nicht beenden kann? Und wie ist es bereits als Kind stundenlang hart zu arbeiten? Gibt es jemals einen Weg heraus aus der Armut?

Mir war eigentlich klar, dass es kein fröhliches Buch wird, aber dass mich Ninos Geschichte so mitnehmen würde, dass hatte ich nicht erwartet.

Ninetto liebt seine Eltern, aber noch mehr liebt er Gedichte und die Schule. Durch ihn spürt man wie einem Kind die Chancen genommen werden, wenn die Schule nicht beendet werden kann und kein Geld für Bildung da ist. Auch wenn er als recht kauzig beschrieben wird und schlimmes getan hat, so habe ich ihn doch sehr in mein Herz geschlossen.

Das Besondere an dem Roman ist, dass er sehr bewegend über Emigration spricht und wie sich jemand in der Fremde fühlt und wie er von den Einheimischen wahrgenommen wird. Auch wenn das Geschilderte in den 60ern und 70ern stattfand, so ist das Thema aktueller denn je.

Meines Erachtens sorgt gerade die nüchterne Erzählweise Balzanos dafür, dass man so bedrückt ist und Emotionen beim Leser hochkommen.

Ich habe diesen Roman innerhalb eines Tages inhaliert, das spricht wohl eindeutig für ihn. Zurückgeblieben bin ich mit einem Kloß im Hals und der Erkenntnis wie unglaublich gut es mir geht.

Fazit: Ein berührender Roman mit leisen Tönen, den ich nur vollends empfehlen kann. Klasse!

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