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Veröffentlicht am 06.04.2019

Augenöffnend und bereichernd für jede Frau der Neuzeit...

Alte weiße Männer
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Gleich vorweg: Ich bin weder Feministin, noch war mir Frau Passmann vor der Lektüre allzu bekannt und dennoch finde ich ihr Buch wichtig und interessant.

Sophie führt in ihrem Buch Gespräche mit Männern, ...

Gleich vorweg: Ich bin weder Feministin, noch war mir Frau Passmann vor der Lektüre allzu bekannt und dennoch finde ich ihr Buch wichtig und interessant.

Sophie führt in ihrem Buch Gespräche mit Männern, die vermehrt aus der Medienbranche kommen, weil das die alten weißen Männer sind (oder zu solchen werden könnten), die ihr im alltäglichen Leben gefährlich werden könnten (oder beruflich) und durch die Medien den meisten Lesern bekannt sein dürften.Und wie wir alle wissen, wird ein Klemptner oder Bauarbeiter bereits aufgrund seiner Stellung nie ein alter weißer Mann werden, weshalb eben diese Jungs nicht im Buch auftauchen.

Ich muss gestehen, dass ich den ein oder anderen Mann erstmal googlen musste, um ein Gesicht vor Augen zu haben. Für meinen Geschmack hat die Autorin eine ausgewogene Wahl an männlichen Interviewpartnern gewählt.

Das Buch ist komplett gegendert, was mich beim Lesen anfänglich gestört hat, aber je mehr ich las, desto deutlicher wurde mir wie wichtig es ist, dass es eben nicht nur Spitzenpolitiker, sondern eben auch Spitzenpolitikerinnen gibt.

Das Buch verspricht keine Lösung für das Problem Ungerechtigkeit gegenüber Frauen, aber das hatte ich gar nicht erwartet. Vielmehr zeigt es auf wie unsere Gesellschaft aktuell so tickt und dass noch jede Menge passieren muss, damit es keine Unterschiede mehr gibt.

Ich hatte bisher immer die Einstellung, dass es keine Quote braucht, denn schließlich will man bei einem Job genommen werden, weil man die Beste ist, aber oft wird man auch als Beste nicht genommen, weil man eine Frau ist. Hier wurden mir regelrecht die Augen geöffnet, dass die Quote schlichtweg nur eine Chance von vielen ist.

Gerade bei den Chefredakteuren habe ich meine männlichen Vorgesetzten wiedererkannt, was mich peinlich berührt und zum Schmunzeln gebracht hat.

Besonders geschockt war ich übrigens von den Gesprächen mit Jörg Thadeusz und Rainer Langhans. Diese Herren hatte ich eigentlich als sehr liberal und in die Schublade "Frauenversteher" gepackt. Interessant wie sich an so einem Thema wie Feminismus dann doch die Geister scheiden.

Ansonsten mochte ich beim Lesen das Laute, das leicht Nörgelige und Aufmöpfige der Autorin, was mich stark an mich selbst erinnert hat. Wahrscheinlich hat man als Frau nur dann die Möglichkeit wahrgenommen zu werden, wenn man nicht so bequem ist wie einen die Männer gerne hätten.

Das Einzige was ich maximal zu kritisieren hätte ist die Farbe des Bucheinbandes: warum ausgerechnet rosa? Ist nicht mittlerweile grün das neue pink?

Fazit: Ein großartiges Buch, das mich sehr gut unterhalten hat und mir nach der Lektüre einen enormen Wissenszuwachs verschafft und meine Einstellung zu bestimmten Themen noch geschärft hat. Für mich ein Buch, das von jeder Frau gelesen werden sollte. Klare Kauf- und Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 04.04.2019

Die Zuverlässigkeit guter Unterhaltung...

Kaffee und Zigaretten
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Ehrlich gesagt war mir vor Start der Lektüre völlig egal, ob es sich hier um das persönlichste Buch des Autors handelt oder schlichtweg um einen weiteren Erzählband, der den Leser in die Abgründe der menschlichen ...

Ehrlich gesagt war mir vor Start der Lektüre völlig egal, ob es sich hier um das persönlichste Buch des Autors handelt oder schlichtweg um einen weiteren Erzählband, der den Leser in die Abgründe der menschlichen Seele blicken lässt. Vielmehr versprach ich mir besondere Unterhaltung, die ich mal wieder erhielt.

An Schirachs Büchern liebe ich einfach den nüchternen Schreibstil, der klar und einfach schildert was passiert. Völlig schnörkellos erlebt man so Anekdoten aus dem Leben des Autors und natürlich auch wieder interessante Gerichtsfälle. Da bleibt kein Raum für Missverständnisse, was mir gut gefällt.

Natürlich mochte ich hier wieder am liebsten die eingestreuten Kriminalfälle, bei denen man zwar schon ein wenig von den Taten geschockt ist, aber deren Täter auch irgendwie verstehen kann. Von der Ehefrau, die ihren Mann los werden will bis hin zum bestechlichen Anwalt ist alles dabei, was das Leserherz eines Schirachfans begehrt.

Die Einblicke in das Privatleben des Autors empfand ich gleichermaßen spannend, wenn auch auf einer anderen Ebene als die Kriminalfälle. In ihnen wird sehr deutlich wie enorm das Allgemeinwissen des Autors ist und sein Verständnis für die Menschen um ihn herum und deren Handeln. Wahrscheinlich kann man so eine Weltsicht nur als Anwalt haben, weil man in diesem Beruf auch immer wieder Menschen vertritt, die man vielleicht nicht mag und für deren Recht kämpft, auch wenn sie Unrecht getan haben.

Dieses Büchlein hat mir zwei herrliche Lesenachmittage verschafft und mich wieder einmal sehr nachdenklich gestimmt. Wahrscheinlich sollte man vielmehr im Augenblick leben, das Leben genießen und sich nicht immer über Dinge grämen, die man eh nicht beeinflussen kann.

Fazit: In meinen Augen ein weiteres, gelungenes Buch des Autors, egal ob nun persönlicher als seine bisherigen, in jedem Fall gute Unterhaltung, die einem noch länger im Gedächtnis bleibt. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus!

Veröffentlicht am 03.04.2019

Wie wichtig sind Freundschaften und die große Liebe?

Alles, was ich weiß über die Liebe
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Das Buch klang enorm vielversprechend, ist die Autorin schließlich in meinem Alter und wird ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich. Leider gehen die Memoiren von Frau Alderton in eine ganz andere Richtung ...

Das Buch klang enorm vielversprechend, ist die Autorin schließlich in meinem Alter und wird ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich. Leider gehen die Memoiren von Frau Alderton in eine ganz andere Richtung als ich sie erwartet hatte.

Die Autorin schreibt in ihrem Buch über Alltägliches aus ihrem Leben. Mal fand ich ihre Offenbarungen recht spannend wie ihre Äußerungen zum Thema Magersucht und Körperkult, oft jedoch war es aber nur ewiges Schwadronieren über Partys und Saufgelage, wie sie scheinbar in England sehr üblich sind.

Ab der Mitte des Buches habe ich leider nur noch querlesen können in der Hoffnung, dass nochmal etwas kommt, was mich wirklich fesseln würde, doch das blieb leider aus. Auch fühlte ich nie den Bezug zu dem Geschilderten, da sich vieles eben nicht auf die deutsche, interessierte Leserschaft übertragen lässt.

Natürlich schreibt die Autorin frei von der Leber weg und nimmt kein Blatt vor den Mund, aber das macht es noch lange nicht zu einem spannenden oder gar lesenswerten Buch. Nicht jedes veröffentlichte Tagebuch führt automatisch dazu, dass dessen Schreiber Anerkennung damit erlangt.

Geschrieben ist das Buch mit jeder Mensche Umgangssprache, was zwar authentisch wirken will, mich aber nicht angesprochen oder gar erreicht hat.

Positiv hervorheben möchte ich dennoch, dass man gespürt hat wie wichtig ihr ihre beste Freundin Farly ist. Das zeigt wie menschlich die Autorin hinter dem ganzen Getue doch tatsächlich ist.

Ich hatte irgendwie erwartet, dass die Autorin Tipps gibt wie man mit solchen Erlebnissen umgeht, aber die gab es leider nicht.

Fazit: Mich hat das Buch leider nicht angesprochen, weshalb ich keine Leseempfehlung aussprechen kann.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Wenn du glaubst es wird nicht mehr schlimmer...

Liebes Kind
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Der Klappentext des Buches klang so grausig, dass ich dachte: "Das muss ich unbedingt lesen um zu merken, dass die Handlung niemals so heftig sein kann wie beschrieben." Doch was ich geboten bekam, war ...

Der Klappentext des Buches klang so grausig, dass ich dachte: "Das muss ich unbedingt lesen um zu merken, dass die Handlung niemals so heftig sein kann wie beschrieben." Doch was ich geboten bekam, war so viel grausamer als erwartet...

In der Geschichte geht es um Lena, die mit ihren Kindern in einer Hütte im Wald eingesperrt ist. Ihr Entführer ist der Vater der Kinder. Er beschützt sie vor dem Bösen, weshalb die Hütte von der Außenwelt komplett abgeschirmt ist. Kein Licht, kein Geräusch und ähnliches dringen von außen herein. Doch dann gelingt Lena die Flucht und erst da merkt sie, dass sie dem Abgrund nicht mehr fern ist. War es nicht doch besser eingesperrt zu sein?

Gleich vorweg muss ich jeden warnen dieses Buch vor dem Zubettgehen lesen zu wollen, denn zum Einen werdet ihr weiterlesen wollen und so nicht zum schlafen kommen und selbst wenn ihr es versucht, wird euch das Buch verfolgen im Schlaf. Mich hat es jedenfalls so sehr geflasht, dass ich zu Recht behaupte, dass es sich hier um einen echten Pageturner handelt.

Die Handlung wird uns aus mehreren Perspektiven geschildert. Mal erleben wir die Geschichte aus der Sicht der kleinen Hannah, die das Draußen gar nicht kennt, mal aus der Sicht von Lena und mal aus der Sicht von Matthias, den Vater von Lena, der seine Tochter seit fast vierzehn Jahren vergeblich sucht.

Besonders bedrückend empfand ich die Schilderungen von Hannah. Immer wieder habe ich mich gefragt warum sie alles so rational und nüchtern betrachtet, was völlig unnormal für ein Kind ist. Sie scheint regelrecht zufrieden mit dem Leben in Gefangenschaft, aber wer mag es ihr verübeln, schließlich kennt sie die reale Welt ja nicht. Erst im späteren Verlauf der Handlung wird klar, dass sie Aspenger hat, was viel von ihrem Verhalten verständlicher gemacht hat.

Am meisten Licht ins Dunkel haben die Abschnitte rund um Lena gebracht, da sie uns an ihrem Martyrium der Gefangenschaft und der Gewalt teilhaben lässt. Oft fragt man sich, warum sie so auf Distanz den Kindern gegenüber ist, was sich aber immer mehr aufklärt je mehr man liest. Ihren Verfolgungswahn und ihre Panik konnte ich nur zu gut nachvollziehen nach allem was sie erleben musste. Ich mag mir gar nicht vorstellen wollen wie es ist, wenn einen Presse und Co belästigen und man gar keine Gelegenheit hat das erlebte Drama zu verarbeiten.

Matthias als leidender Vater war auch sehr authentisch dargestellt. Ich konnte sehr gut nachvollziehen, dass er endlich Gewissheit wollte, um mit dem Ereignis abschließen zu können.

Ansonsten bleibt mir nichts anderes zu sagen als dass es der Autorin gelungen ist von der ersten bis zur letzten Seite die Spannung sehr weit oben zu halten, so dass man einfach mit dem Lesen nicht mehr aufhören kann. Ich habe sehr schön mitgerätselt, wer der Täter sein könnte und bin der Schriftstellerin leider immer wieder auf dem Leim gegangen, was zeigt wie gut sie falsche Fährten legen kann.

Der Schluss der Geschichte war so brachial, dass ich beim Lesen der Auslösung laut aufgestöhnt habe, weil ich es einfach nicht glauben konnte.

Fazit: Wer in der Lage ist in die Abgründe der menschlichen Seele zu blicken, der darf sich diesen spannenden Thriller nicht entgehen lassen. Ich kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Gänsehaut garantiert!

Veröffentlicht am 31.03.2019

Ist Blut wirklich dicker als Wasser?

Großes Sommertheater
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Frank Goldammer dürfte jedem ein Begriff aufgrund der Max-Heller-Reihe sein und nun geht er etwas andere Wege. Aber jeder darf beruhigt sein, sowohl Krimi als auch Weltkrieg sind nicht ganz vergessen.

In ...

Frank Goldammer dürfte jedem ein Begriff aufgrund der Max-Heller-Reihe sein und nun geht er etwas andere Wege. Aber jeder darf beruhigt sein, sowohl Krimi als auch Weltkrieg sind nicht ganz vergessen.

In der Geschichte geht es um den Patriarchen Joseph, der vor seinem anstehenden Tod seine zerstrittene Familie zu sich ruft. Noch einmal möchte er all seine Kinder sehen, die ihn mal mehr und mal weniger leiden können. Ob das eine gute Idee war sie alle zu sich zu holen inklusive Kind und Kegel?

Der Autor entführt uns an die Ostsee und mit der Einstiegsbeschreibung der Region fühlt man sich direkt im Urlaub angekommen.

Die Familie des Patriarchen ist alles andere als klein, hat er doch mindestens drei Kinder, von denen er weiß, die jeweils von anderen Müttern stammen. Und diese bringen ihre extravaganten Ehefrauen samt verwöhnter Kinder und gar Enkel mit.

Da haben wir den Politiker Erwin, der sich weder optisch noch in seinem Verhalten sonderlich von seinem Bruder Harald unterscheidet, der als Gangster seine Brötchen verdient. Die Brüder sind schon aus Prinzip neidisch aufeinander. Was der Eine hat, will der andere unbedingt haben. Das geht vom Auto über die Partnerin bis hin zum Sitzplatz am Tisch. Am liebsten möchte man den Beiden die Augen öffnen und ihnen zeigen, dass sie mehr gemeinsam haben als sie eigentlich trennt.

Und der Dritte im Bunde schlägt ganz aus der Art, schließlich ist Uwe arbeitslos und das schon sein Leben lang. An Uwe hat mich am meisten fasziniert, dass er mehr kann als man ihm eigentlich zutraut und dass er im Verlauf der Geschichte sogar über sich hinaus wächst, was die anderen nicht schaffen werden.

Mein Liebling des Buches, auch wenn er gehörig nervig war, ist und bleibt klein Rocco, der Enkel von Erwin. Mit seinen drei Jahren mischt er die ganze Familie auf und sorgt für reichlich Wirbel. Bei jeder Aktion von ihm musste ich herzhaft lachen und man wartet bei jedem Verschwinden seinerseits nur darauf, was er wohl als Nächstes anstellen wird.

Doch auch die Nebencharaktere wissen zu überzeugen, wie Schwiegersohn Jussi, der die nervigen deutschen Verwandten am liebsten killen wollen würde oder die Teenies, deren zarte Neugier füreinander dafür sorgt, dass sie mal ihr Handy vergessen.

Ansonsten lässt uns Goldammer in die Abgründe der menschlichen Psyche blicken, denn die Familienmitglieder gönnen sich rein gar nichts und würden auch vor Mord nicht zurückschrecken, um an das Ziel ihrer Träume zu gelangen.

Mir hat besonders der Rückblick in Josephs Vergangenheit gefallen, denn hier lernen wir dessen Eltern während des zweiten Weltkrieges kennen und warum letztendlich die Familie sich so verkorkst entwickelt hat.

Fazit: Für mich der ideale Sommer- und Urlaubsroman, der einen sowohl schmunzeln lässt als auch nachdenklich stimmt, ob man immer fair mit der eigenen Familie umgeht. Lesespaß garantiert!