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Veröffentlicht am 10.11.2023

Spannender Krimi auf mehreren Zeitebenen

Blinde Tunnel
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Das schwedische Ehepaar Sonja und Daniel träumt von einem Neuanfang in Tschechien. Sie kaufen ein lange leerstehendes Weingut, aber schon bei den Renovierungsarbeiten finden sie im Keller die mumifizierte ...

Das schwedische Ehepaar Sonja und Daniel träumt von einem Neuanfang in Tschechien. Sie kaufen ein lange leerstehendes Weingut, aber schon bei den Renovierungsarbeiten finden sie im Keller die mumifizierte Leiche eines Jungen. Niemand im Dorf will etwas wissen, nur Anwältin Anna unterstützt sie bei ihren Nachforschungen.

Dann wird Anna ermordet, Daniel gerät unter Tatverdacht und wird verhaftet. Sonja gibt nicht auf, aber wem kann sie vertrauen? Dem Wirt eines Gasthofs, in den sie vorübergehend zieht? Dem Dolmetscher, der bei den Verhören von Daniel übersetzt? Ihrem Gärtner? Der Inhaberin eines Buchladens?

Als sie Annas Vater und dessen Jugendfreunde aufsucht, beginnt Sonja zu begreifen, dass der Schlüssel zur Klärung der Todesfälle im schwierigen Miteinander von Sudetendeutschen und Tschechen liegen muss.

Ein Krimi auf zwei Zeitebenen, spannend und zugleich einfühlsam erzählt. Erst ganz allmählich wird klar, was es mit dem toten Jungen im Weinkeller auf sich hat. Und wie lange die Konflikte in der Bevölkerung schon zurück reichen. Die Autorin hat sich intensiv mit der Thematik befasst und schildert lebendig das Leid der Dorfbewohner im und nach dem 2 Weltkrieg. Manches hat man vielleicht schon mal gehört oder kennt noch Menschen, die die Vertreibung aus Sudetendeutschland miterlebt haben. Aber der Krimi gibt tiefer gehende Einblicke in die Zusammenhänge und versteht es gleichzeitig, gut zu unterhalten.

Wer anspruchsvolle Krimis ohne viel Action, dafür mit historischen und psychologischen Aspekten mag, ist hier bestens bedient.

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Veröffentlicht am 10.11.2023

Eine Reise mit dem Wohnmobil ...

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
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Seit zwei Jahren wartet Evelyn Jancke vergeblich auf ein Lebenszeichen ihres Bruders Fabian, der zusammen mit seiner Ehefrau auf einer Wohnmobiltour durch Südfrankreich spurlos verschwand. Die polizeilichen ...

Seit zwei Jahren wartet Evelyn Jancke vergeblich auf ein Lebenszeichen ihres Bruders Fabian, der zusammen mit seiner Ehefrau auf einer Wohnmobiltour durch Südfrankreich spurlos verschwand. Die polizeilichen Ermittlungen wurden eingestellt, aber Evelyn findet keine Ruhe. Sorge und Ungewißheit setzen ihr zu, auch ihre Beziehung zu Kollege Gerhard Tillmann ist zerbrochen.

Allein ihre Arbeit als forensische Psychologin hält Evelyn aufrecht. Und dann bittet die Oldenburger Polizei um ihre Mithilfe bei einer Mordserie. Ein Unbekannter tötet scheinbar wahllos Menschen auf Campingplätzen. Er kommt immer nachts und verschwindet unerkannt wieder. Bis es einen Zeugen gibt. Und daraufhin ein Phantombild. Und Evelyn ist sicher: das Phantombild zeigt ihren Bruder!
Kann nicht sein! Darf nicht sein! Aber plötzlich bekommt Evelyn Anrufe, in denen ihr Kosename genannt wird, den nur ihr Bruder kannte. Und der Anrufer fleht: „Bitte, hilf mir!“ Aber gab es diese Anrufe wirklich oder hat sich Evelyn die nur eingebildet?

Und Gerhard? Will er Evelyn wirklich helfen oder spielt er ein doppeltes Spiel?

Ist der Campingplatz-Mörder nun Evelyns Bruder oder ist er es nicht?

Fragen über Fragen, die mich beim Lesen einfach nicht losgelassen haben. Eins der seltenen Bücher, die ich an einem Stück bis in die frühen Morgenstunden durchgesuchtet habe. Schon der Prolog, in dem es um Kindesmissbrauch geht, und dann das erste Kapitel, das die vermutlich (oder doch nicht?) letzten Stunden von Fabian und seiner Frau erzählt, hatten mich total angefixt. Dann kam die Dynamik zwischen Evelyn und Gerhard dazu und ich konnte das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen.

Zugegeben, das Ende hat mich etwas enttäuscht. Da wäre mehr drin gewesen. Das war im Ergebnis ok, aber in der Umsetzung irgendwie unrund. Aber die Story an sich mit ihrer eindringlichen Botschaft, die hat mich voll gepackt. Und allein der Prolog, der lässt ja wohl niemanden kalt. Also von mir unbedingt eine Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.07.2023

Spannender Mix aus Politroman und Kunstkrimi

Das neunte Gemälde
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Eine Leiche in einem Bonner Hotel.
Ein verschollenes kubistisches Gemälde.
Eine kryptische Signatur: ALGADA
Eine zwielichtige Stiftung.
Und jede Menge politische und familiäre Verstrickungen.

Spannend? ...

Eine Leiche in einem Bonner Hotel.
Ein verschollenes kubistisches Gemälde.
Eine kryptische Signatur: ALGADA
Eine zwielichtige Stiftung.
Und jede Menge politische und familiäre Verstrickungen.

Spannend? Na klar, und wie!
Aber kein Buch für mal zwischendurch. Man muss sich schon auf die sehr besondere Thematik und auf die vielen Namen, Schauplätze und Zeitsprünge einlassen. Dann wird man belohnt mit einer wirklich anspruchsvoll und clever konzipierten Story, natürlich fiktiv, aber gespickt mit vielen (kunst-) historischen und politischen Fakten.

Der Erzählstil ist, zum Thema passend, eher nüchtern und fokussiert, dennoch nicht ohne Witz.
Mit dem finanzstarken Mentor Peter Barrington, Kunstexperte und -detektiv Lennard Lomberg und Kriminalrätin Sina Röhm bringt der Autor neue, erfrischend andere Protagonisten und Perspektiven an den Start. Die Mischung aus Politroman und Kunstkrimi hat uns sehr gut gefallen: brisantes Thema, intensive Recherchearbeit, toll geschrieben und handelnde Personen und Setting eben mal ganz was anderes. Hat leider viel zu lange auf unserem SuB gelegen, bevor wir es jetzt endlich gelesen haben. Aber besser spät als nie!

Wir freuen uns schon auf Band 2 ‚Die Akte Madrid‘, erscheint am 17. August 2023!

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Veröffentlicht am 06.07.2023

Vielversprechender Auftakt, spannendes neues Setting!

Die Spur der Aale
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In Frankfurt wird am Main eine Leiche geborgen. Greta Vogelsang, Staatsanwältin im Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte, hat Bereitschaft und wird hinzugezogen. Der Tote heißt Lars Matthiesen, ...

In Frankfurt wird am Main eine Leiche geborgen. Greta Vogelsang, Staatsanwältin im Dezernat für Umweltverbrechen und Artenschutzdelikte, hat Bereitschaft und wird hinzugezogen. Der Tote heißt Lars Matthiesen, hatte beim Zoll gearbeitet und ihr kurz vorher noch Hinweise auf den Schmuggel von geschützten Glasaalen gegeben. Daher glaubt sie nicht an einen Unfall und macht sich auf Spurensuche.

Innerhalb der Staatsanwaltschaft wird das Umweltdezernat als eher unbedeutend belächelt, schwere Verbrechen bearbeiten andere. Doch Greta lässt sich nicht entmutigen, denn auch die Tochter des Toten glaubt nicht an einen Unfall und übergibt ihr die Aufzeichnungen ihres Vaters. Matthiesen war ehrgeizig und hielt nicht immer den Dienstweg ein, um bei Ermittlungen schneller ans Ziel zu kommen. Daher liegt es Greta besonders am Herzen, seinen Tod aufzuklären. Sie hat eine Spur, aber auch andere Behörden sind an dem Fall dran und leider wenig kooperativ.

Die innerbehördlichen Rivalitäten fanden wir sehr gut dargestellt. Wie überall gibt es KollegInnen und Vorgesetzte, die engagiert bei der Sache und teamfähig sind, und andere, die immer zuerst an die eigene Karriere denken. Schnelle Erfolge zählen oft mehr als nachhaltige Lösungen.

Bei Artenschutzdelikten hätten wir eher an seltene Reptilien oder Elfenbeinschmuggel gedacht als ausgerechnet an Glasaale. Aber beim Krimilesen begegnet man halt immer wieder überraschenden neuen Themen. Gut so!

Der Reihenauftakt hat uns ausgezeichnet gefallen. Greta ist eine ungewöhnliche Ermittlerin mit einem Rucksack an schlechten Erfahrungen und Enttäuschungen. Es gehört leider zu ihrem Job, dass sich etliche Taten nicht gerichtsfest aufklären lassen. Dennoch kämpft sie mutig weiter, auch gegen Widerstände in den eigenen Reihen.

Kapitalverbrechen mit Umwelthintergrund sind ein spannendes Feld, hier gibt es sicher noch viel Potential für weitere Fälle. Wir freuen uns darauf!

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Veröffentlicht am 06.07.2023

Buchblogger leben gefährlich

Nicht ein Wort zu viel
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Wir Buchblogger loben und fällen ein Urteil, aber Kritik kann eben nicht jede/r vertragen. Doch was kann uns außer einem Shitstorm oder einer beleidigten Reaktion schon passieren?

Im neuen Winkelmann-Thriller ...

Wir Buchblogger loben und fällen ein Urteil, aber Kritik kann eben nicht jede/r vertragen. Doch was kann uns außer einem Shitstorm oder einer beleidigten Reaktion schon passieren?

Im neuen Winkelmann-Thriller erfährt eine Gruppe von Buchbloggern Todesangst: Faja arbeitet in einer Buchhandlung und trifft sich am liebsten online mit anderen Buchbloggern, einige kennt sie sogar nur aus dem Netz. Während einer Lesung des Thrillerautors Sanford erhält sie ein Video. Es zeigt ihren Kollegen Claas, geknebelt und gefesselt. Dazu die Botschaft: "Erzähl mir eine spannende Geschichte. Sie darf fünf Wörter haben. Sonst muss dein Freund sterben."
Was soll das? Warum sie? Geht es um Claas? Um die ganze Bloggergruppe? Die Zeit drängt, es gibt weitere Opfer, aber auch die Ermittler Simon Schierling und Jaro Schrader treten auf der Stelle.

Mit immer neuen Spuren, denkbaren Motiven und TäterInnen zu jonglieren, ist eine Kunst, die der Autor meisterlich beherrscht. In dieser Story gibt es eine Reihe von Menschen, die ein Motiv hätten oder Kränkungen erfahren haben. Aber wer hat seinem Frust tatsächlich Taten folgen lassen?

Grausamkeiten sind dramaturgisch notwendige Elemente eines Thriller, auch bleibt es nicht bei einem Toten. Doch dem Autor gelingt es hier vor allem durch Atmosphäre, Andeutungen und Perspektivwechsel die nötige Spannung aufzubauen. Man leidet mit den Hauptfiguren und hofft, dass sie die Ereignisse unbeschadet überstehen. Aber sicher kann man sich dabei nie sein...

Tolles Setting - Hochspannung pur – klare Leseempfehlung!

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