schöner historischer Roman über Freiheit und Liebe
Im Takt der Freiheit
Felicitas Louisburg wächst wohlbehütet in Berlin auf. Sie ist die Tochter eines Eisenbahn-Tycoons und braucht sich um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen. Es ist das Dreikaiserjahr 1888, als ihr Vater ...
Felicitas Louisburg wächst wohlbehütet in Berlin auf. Sie ist die Tochter eines Eisenbahn-Tycoons und braucht sich um ihre Zukunft keine Sorgen zu machen. Es ist das Dreikaiserjahr 1888, als ihr Vater beschließt, es wird Zeit für eine Heirat. Stimmberechtigt ist die junge Frau bei der Wahl des Ehegatten nicht. Dabei sehnt sich Felicitas nur nach Freiheit, sie will selbst bestimmen, wie ihr Leben aussehen soll. Eine Begegnung mit einem jungen Mann im Park stellt ihr Leben auf den Kopf. Seine Begeisterung für die neuen Zweiräder schlägt auch die junge Frau in den Bann.
Hanna Caspian schildert zunächst, wie das Leben von Felicitas aussieht. Die Kleiderordnung und jedes Verhalten von jungen Frauen sind genau festgelegt und jedes Abweichen wird bestraft. Auch die junge Frau bekommt dies deutlich zu spüren. Sie ist reich und schön, jeder beneidet sie, doch eines ist Felicitas nicht nämlich frei. Ihre Gefühle, ihr tristes Leben und der Versuch, daraus auszubrechen, werden auf den ersten Seiten erzählt. Die Langeweile in dieser Welt ist förmlich greifbar und das Verständnis, sich davon zu befreien, gut nachvollziehbar.
Eine Wendung nimmt ihr Leben dann ab dem Punkt, an dem sie Lorenz im Park trifft. Jetzt will sie ihre Freiheit erleben und ihr Leben eben selbst in die Hand nehmen. Davon, wie ihr das gelingen kann, erzählt diese Geschichte. Die Autorin lässt dabei die Zeit am Ende des 19. Jahrhunderts auferstehen. Nicht nur, wie die Heirat arrangiert wurde, ist Bestandteil der Geschichte, auch die politische Situation in dieser Zeit wird anschaulich geschildert. Viele technische Errungenschaften werden entdeckt. Die Eisenbahn ist ein großer Anziehungspunkt für Geschäftsleute. Auch der Vater von Felicitas ist daran beteiligt. Wie er jetzt versucht, seine Familie mit allen Mitteln zu schützen und seinen Reichtum auszubauen, fließt in die Handlung ein.
Ein weiterer Punkt ist die schöne Liebesgeschichte zwischen Felicitas und Lorenz. Sie ist nicht zu vordergründig und passt wunderbar in die Geschichte. Mir hat diese Mischung aus gutem historischem Hintergrund gepaart mit einem fiktionalen Erzählstrang gut gefallen. Die Charaktere sind überwiegend sympathisch. Auch wenn mir Felicitas am Anfang zu naiv ist, so einfach, wie sie sich es vorgestellt hat, selbstständig zu werden, war es dann eben doch nicht. Aber die junge Frau ist mit ihren Zielen gewachsen. Ich habe Spaß daran gehabt, sie zu begleiten.
Ich mag auch Lorenz, der junge Mann weiß, wo er hin will und versteht es, die Menschen in seinem Umfeld zu begeistern. Überhaupt befinden sich in diesem Roman einige gelungene Charaktere, die diese Geschichte lesenswert machen. Ich habe mich von den ersten Seiten an wohl mit „Im Takt der Freiheit“ gefühlt. Das Leben dieser Zeit hat Hanna Caspian glaubhaft auferstehen lassen.