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Veröffentlicht am 10.03.2025

immer wieder spannend und unterhaltsam

Mord im Böhmischen Prater
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Anton und Ernestine verbringen ihre Zeit im Jahre 1925 bei schönem Wetter im böhmischen Prater. Das bunte Treiben und die Polkamusik haben es ihnen angetan. Auch die Cockerspaniel-Dame Minna ist mit ...



Anton und Ernestine verbringen ihre Zeit im Jahre 1925 bei schönem Wetter im böhmischen Prater. Das bunte Treiben und die Polkamusik haben es ihnen angetan. Auch die Cockerspaniel-Dame Minna ist mit dabei. Minna geht ihrem ganz eigenen Vergnügen nach und gräbt einen großen Knochen aus. Der Knochen entpuppt sich als menschlich und schon ist die gute Stimmung dahin. Ernestine geht natürlich direkt von einem Verbrechen aus und Anton sieht seine gemütlichen Nachmittage dahin schwinden.

Bereits zum neunten Mal darf ich die passionierte Lateinlehrerin Ernestine und den Apotheker Anton bei einem ihrer Abenteuer begleiten. In diesem Fall geht es in den böhmischen Prater zu Musik und Tanz. Wieder einmal ist es der Autorin Beate Maly gelungen, einen guten Krimi zu erzählen. Dabei gelingt es ihr mühelos, die neue Handlung zu schildern und gleichzeitig auch eine Brücke zu den vorherigen Abenteuern zu schlagen. Die Wiederholungen fließen so mit ein, dass sie den Lesefluss nicht stören und nur das Gedächtnis ein wenig auffrischen. Neue Leser dürften dabei vielleicht auch auf den Geschmack kommen und einen anderen Teil der Reihe lesen wollen.

Mit dem Auftauchen der Knochen stellt sich Ernestine natürlich gleich die Frage: Was ist hier passiert und zu wem gehören die Knochen? Den Fall übernimmt hier wieder der Schwiegersohn von Anton. Erich ist durchaus ein erfahrener Ermittler und nicht nur der Mann von Antons Tochter, doch Ernestine kann es auch diesmal nicht lassen und stellt ihre eigenen Ermittlungen an, zum Ärger von Anton und zur Unterhaltung der Leser.

Neben der eigentlichen Suche nach der Wahrheit gewährt die Autorin Einblicke in das Leben dieser Zeit. Erich als Kommissar gehört dem jüdischen Glauben an und hat damit zu kämpfen, dass seine ihm unterstellten Mitarbeiter ihn nicht immer ernst nehmen oder akzeptieren. Die Zeit um 1925 zeigt schon deutlich, wie schwer die Zeiten werden.

Die Suche nach der Wahrheit findet zudem nicht nur in einer bestimmten Gesellschaftsschicht statt. Man erfährt hier durchaus, wie die Menschen in dieser Zeit lebten und arbeiteten, während die bessergestellte Gesellschaft es sich gut gehen ließ. Die Hinweise und Spuren hat die Autorin gut gelegt, auch wenn man als erfahrener Krimileser der Lösung recht schnell sehr nahe kommt. Mich hat das aber nicht gestört.

Mir gefallen diese ruhigen Krimis aus der Feder von Beate Maly sehr gut. Sie versteht es, die Atmosphäre dieser Epoche einzufangen und gleichzeitig einen unterhaltsamen Krimi zu erzählen.

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Veröffentlicht am 03.03.2025

spannende Suche nach der Wahrheit

Nacht der Ruinen
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Im März 1945 wird Köln noch einmal bombardiert. Der Krieg ist fast vorbei, doch ein Pilot wird abgeschossen. Er landet mit seinem Fallschirm in diesem Chaos. Doch statt Rettung erwartet ihn der Tod. ...



Im März 1945 wird Köln noch einmal bombardiert. Der Krieg ist fast vorbei, doch ein Pilot wird abgeschossen. Er landet mit seinem Fallschirm in diesem Chaos. Doch statt Rettung erwartet ihn der Tod. Er wird Opfer eines Lynchmords. Joe Salmon ist ein junger amerikanischer Soldat, der dazu ausersehen wurde, nach dem Verbleib des Piloten zu suchen. Eigentlich heißt Joe Joseph Salomon und stammt aus Köln. Er konnte nach der Reichskristallnacht noch in die USA emigrieren. Jetzt kehrt er mit der amerikanischen Armee zurück. Die Suche nach dem Piloten nutzt Joe aber auch, um nach seinen verschwundenen Freunden aus Kindertagen zu suchen.

Das erste Kapitel dieses Romans erzählt aus dem Tagebuch von Joseph Salomon. Man erfährt, wie er seine Jugend verbracht hat und auch, wer seine Freunde waren. Das zweite Kapitel erzählt von dem Piloten und wie er diesen Krieg erlebt. Nach diesen Einführungskapiteln geht es mit der Suche nach der Wahrheit erst richtig los. Mir hat dieser Einstieg in die Handlung gut gefallen. Bekommt man doch schon einen guten Eindruck von dieser Zeit. Joe begibt sich jetzt auf die Suche nach dem Piloten und nach seiner eigenen Vergangenheit in dieser Stadt.

Cay Rademacher erzählt eindrucksvoll von diesen letzten Tagen des Krieges in Köln. Die Stadt liegt in Trümmern, die Welt ist verloren, doch irgendwie muss es weitergehen. Er schildert nicht nur die Suche nach dem Piloten, sondern eben auch, wie die Menschen in den Trümmern versuchten zu überleben.

Für Joe Salmon ist diese Suche nach der Wahrheit besonders schwierig, da er auch versucht, seine Freunde zu finden und sich gleichzeitig an Regeln halten muss. Es ist den amerikanischen Soldaten strikt verboten, mit der einheimischen Bevölkerung Umgang zu pflegen, und Joe ist jetzt amerikanischer Soldat und dazu verpflichtet, sich an diese Regeln zu halten, wenn er nicht selbst in Schwierigkeiten geraten will. Dieser schmale Grat wird deutlich beschrieben. Seine eigene Suche könnte ihm zum Verhängnis werden.

Der Autor hat diese Geschichte wirklich gut erzählt. Es fiel mir schwer, das Buch mal aus der Hand zu legen. Die Handlung war einfach zu spannend. Gleichzeitig sind die Schilderungen des zerstörten Kölns aber auch nur schwer zu ertragen. Das Leid der Menschen und die Angst vor dem nächsten Angriff sind zum Greifen spürbar. Gleichzeitig ist die Verbindung des Vergangenen und der Gegenwart gelungen. Die Wahrheit kommt Stück für Stück ans Licht und Joe muss sich ihr stellen, ob er will oder nicht.

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Veröffentlicht am 18.02.2025

historischer Schmöker mit kleinen Schwächen

Helden
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Lange habe ich auf die Fortsetzung zu „Tod und Teufel“ von Frank Schätzing gewartet. Jetzt endlich ist es so weit und mit „Helden“ liegt diese Fortsetzung vor. Doch dann die Enttäuschung, als ich endlich ...



Lange habe ich auf die Fortsetzung zu „Tod und Teufel“ von Frank Schätzing gewartet. Jetzt endlich ist es so weit und mit „Helden“ liegt diese Fortsetzung vor. Doch dann die Enttäuschung, als ich endlich mit dem Lesen gestartet bin. Ich konnte nicht wirklich in die Handlung hineinfinden. Nicht nur, dass es verschiedene Handlungsstränge gibt, nein, der Autor ist auch ständig in der Zeit hin und her gesprungen.

Es beginnt mit einem Prolog im Jahre 1238, der, so scheint es am Anfang, mit der Geschichte nicht viel zu tun hat. Erst viel später klärt sich, wie dieser Prolog in die Geschichte passt. Danach geht es weiter im Jahre 1263. Dieses erste Kapitel ist sehr spannend und auch schnell wieder vorbei. Und jetzt beginnt der Kampf mit dem eigentlichen Roman. Während ich das Schicksal von Jacop dem Fuchs, eigentlich aufregend finde und sehr gerne von ihm lese, war es doch etwas mühselig, sich durch diese Geschichte voran zuarbeiten. Nicht nur die Zeitsprünge haben mir hier Probleme bereitet, auch die ständigen Zitate aus dem Französischen oder Lateinischen waren anstrengend zu lesen. Da ich nun die Ebook-Variante gelesen habe, konnte ich etwas leichter nachschlagen, aber das hat mich ständig noch mehr aus dem Lesefluss gerissen und am Ende habe ich die Bedeutungen einfach ignoriert.

Nach so ca. 400 Seiten habe ich tatsächlich überlegt, das Buch ganz sein zu lassen. Ich kann nicht einmal genau sagen, ab wann mich die Geschichte dann doch gepackt hat. Am Ende habe ich noch gedacht: Wie jetzt ist es schon wieder aus? Auch wenn mich ganz viel an diesem Roman genervt hat und man an etlichen Stellen vermutlich gut hätte kürzen können, habe ich „Helden“ trotzdem gerne gelesen und ja, auch wenn es tatsächlich noch einen Teil geben sollte, auch den werde ich lesen. Ich mag Jacop und seine Abenteuer einfach zu gern.

Gut gefallen hat mir hier vor allem die Beziehung der Kölner Kaufleute zu den Engländern. Wie die Geschicke der beiden Länder miteinander verbunden waren, wird anschaulich geschildert. Die politische Lage Englands fließt wunderbar in die fiktive Geschichte von Jacob und seinen Freunden ein. Auch die Lage Kölns wird authentisch geschildert. Ich mag solche Verbindungen sehr gern lesen. Dieser Teil von „Helden“ hat mir wirklich gut gefallen. Frank Schätzing versteht es, einen historischen Roman fesselnd zu erzählen, auch wenn das Buch mich nicht von der ersten Seite an gepackt hat. Am Ende war es doch wieder ein wunderbarer historischer Schmöker, der mich dann doch gut unterhalten hat.

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Veröffentlicht am 17.02.2025

historischer Krimi

Geheimnisse in der Grünen Mark
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Titus Pyrner, Arzt von Beruf, befindet sich in Frohnleiten in der dortigen Kurheilanstalt. Eigentlich will er seiner Gesundheit etwas Gutes tun, doch dann verschwindet ein Kurgast spurlos. Titus wird ...



Titus Pyrner, Arzt von Beruf, befindet sich in Frohnleiten in der dortigen Kurheilanstalt. Eigentlich will er seiner Gesundheit etwas Gutes tun, doch dann verschwindet ein Kurgast spurlos. Titus wird um Hilfe bei der Suche gebeten. Leider kann jener Gast nur noch tot gefunden werden. Als Untersuchungsrichter trifft Franz Stahlbaum ein. Er ist für den Arzt kein Unbekannter und obwohl sich die beiden eigentlich nicht besonders mögen, beginnen sie gemeinsam, den Hinweisen nachzugehen. War es Mord? Und was sind das für seltsame Gerüchte über verschwundene Kinder?

Dieser historische Krimi hat seinen Handlungsort in dem Ort Frohnleiten in der Steiermark. Eigentlich sind die Menschen zur Sommerfrische in diesem Ort. Dass jetzt erst nach einem vermissten Kurgast gesucht werden muss und dann auch noch sein Tod aufgeklärt werden will, bringt viel Unruhe in den Ort. Schnell ist dem Untersuchungsrichter Franz Stahlbaum klar, hier stimmt noch so einiges andere nicht. Gudrun Wieser erzählt einen spannenden Krimi am Ende des 19. Jahrhunderts.

Schon im Prolog werden die Protagonisten Stahlbaum und Pyrner vorgestellt. Der erste Eindruck ihrer Charaktere entsteht. Dann erst geht es weiter in Frohnleiten. Am Anfang stellt sich die Frage, was dieser Prolog in Bezug auf die eigentliche Geschichte zu bedeuten hat, doch später wird diese Verbindung sehr gut deutlich. Mir hat das gut gefallen. Die Autorin schildert nachvollziehbar, welche Probleme der Untersuchungsrichter bei seinen Ermittlungen hat und wie er sie lösen kann. Auch die Unterstützung durch den Arzt wird schön in Szene gesetzt. Vor allem gefällt mir, dass nicht von Anfang an klar ist, was hier eigentlich los ist. Die Wahrheit kommt erst so nach und nach ans Licht.

Gudrun Wieser erzählt aber nicht nur einen spannenden Krimi, auch die Umstände der Zeit werden erläutert. Ortsbedingte Eigenheiten werden geschildert, die einen schönen Einblick in diese Epoche gewähren. Zudem befindet sich vor jedem Kapitel ein Zitat aus dem Handbuch für Untersuchungsrichter von Dr. Hans Gross, was dem Krimi eine persönliche Note verleiht. In einem Nachwort wird noch kurz Fiktion und Wahrheit geklärt.

Mir hat „Geheimnisse in der grünen Mark“ gut gefallen. Die Handlung steigert sich so nach und nach und lädt zum Mitraten ein. Die Protagonisten Stahlbaum und Pyrner sind jeder auf seine Weise sympathisch. Gerade weil sie sich nicht immer einig sind und ihre eigenen Wege gehen, sorgen sie für angenehme Unterhaltung. Gerne mehr davon.

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Veröffentlicht am 13.02.2025

unterhaltsame Geschichte aus dem 19. Jahrhundert

Rebellin mit Herz
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Lily Thomson tritt ihre Stellung als Gesellschafterin in London an. Ihre neue Dienstherrin, Lady Henrietta Murray, ist schon etwas in die Jahre gekommen und hat ein wenig den Anschluss an die Gesellschaft ...


Lily Thomson tritt ihre Stellung als Gesellschafterin in London an. Ihre neue Dienstherrin, Lady Henrietta Murray, ist schon etwas in die Jahre gekommen und hat ein wenig den Anschluss an die Gesellschaft des britischen Hochadels verloren. Lily soll ihr jetzt zur Seite stehen und ihr Gesellschaft leisten. Lily ist eher unkonventionell und bringt nicht nur einfach frischen Wind in das Leben der Lady. Sie zeigt auch auf, wie ungerecht die Lebensumstände der Menschen verteilt sind. Schnell erhält Lily von Lady Henrietta im Kampf um das Leben von vernachlässigten Kindern Unterstützung.

Die Geschichte von Lily Thomson spielt im England des Jahres 1811. Hauptschauplatz ist dabei London. Während Lily in einer Welt lebt, die keinen Hunger leiden muss, trifft sie durch einen Zufall auf die armen Kinder Londons. Diese Kinder leben mit ihren Familien am Rande der Gesellschaft und finden keine Beachtung. Lily hat es sich zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern.

Mit ihrer überschwänglichen Art schafft sie es spielend, die Menschen für sich einzunehmen. Doch schnell stößt sie auch an Grenzen und bekommt zu spüren, auch wenn der Adel keinen Hunger leidet und die Frauen alles bekommen, was sie zum Leben benötigen, die Freiheit selbst zu entscheiden, haben diese Frauen nicht. Lily heckt einen ausgeklügelten Plan aus, um ihre Ziele zu erreichen. Gleichzeitig lernt sie aber auch den charmanten Earl of Kantley kennen. Die Beziehung, die sich hier entwickelt, ist unterhaltsam zu lesen. Die Dialoge sind amüsant und frech, zeigen aber auch die Standesunterschiede deutlich auf. Auch wenn Lily dem niederen Adel angehört, so ist eine Beziehung zu eben jenem Earl eher unwahrscheinlich.

Der Erzählstil von Elisabeth Büchle ist angenehm leicht und locker zu lesen. Sie versteht es geschickt, eine leichte Liebesgeschichte zu schildern und gleichzeitig die Missstände dieser Epoche aufzuzeigen. „Rebellin mit Herz“ hat dabei einige sympathische Protagonisten aufzuweisen, die dafür sorgen, dass die Handlung locker erzählt wird. Lily ist ein sympathischer Charakter, auch wenn sie mit ihrer leicht naiven Art sich selbst oft im Weg steht. Gut gefallen hat mir auch der Earl of Kantley. Mit ihm wird geschildert, so einfach ist das Leben eben nicht, wenn man vor einer riesigen Erbschaft steht. Es gibt eben auch viele Verpflichtungen, die eingehalten werden wollen. Es ist hier aber schon zu spüren, dass die Zeit im Wandel ist. Die alten Strukturen brechen so langsam auseinander. Das Alte wird hinter sich gelassen und eine neue Zeit kann beginnen. Mir hat diese Mischung aus unterhaltsamem Roman und historischen Fakten gut gefallen.

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