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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2024

Streik

Und alle so still
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An einem Sonntag im Juni liegen vor dem Krankenhaus Frauen reglos auf der Straße. Doch das ist nicht der Beginn, denn am Anfang dieses Buches stehen drei Personen: Elin, die eine erfolgreiche ...

An einem Sonntag im Juni liegen vor dem Krankenhaus Frauen reglos auf der Straße. Doch das ist nicht der Beginn, denn am Anfang dieses Buches stehen drei Personen: Elin, die eine erfolgreiche Influencerin ist und die mit Männern schläft um sich schön zu fühlen und die Hasskommentare im Internet zu vergessen. Nuri, der die Schule abgebrochen hat und versucht, sich als Fahrradkurier, Bettenschubser und Barkeeper über Wasser zu halten. Ruth, die als Pflegefachkraft im Krankenhaus arbeitet und die sich für die Patienten aufopfert.

Und alle so still fängt stark an, auch wenn ich mit Elin nur wenig anfangen konnte. Die Grundidee, des gemeinsamen Protests von Frauen fand ich interessant, denn der Gedanke bietet viel Raum für weitere. Was passiert, wenn Frauen nicht mehr all die kleinen und großen Dinge tun, die als so selbstverständlich betrachtet werden? Mit Ruth gibt es einen Gegenpol zu dieser Bewegung, denn sie denkt das ganze realistisch zu Ende. Auch sie ist erschöpft von der Arbeit im Krankenhaus, von den zahlreichen Überstunden und dem unterbezahlten Job. Doch sie sorgt sich auch weiterhin um ihre Patienten, denn wer hilft den Kranken und Schwachen, wenn alle streiken? Nuri steht irgendwo zwischen diesen beiden Frauen, er versucht drei Jobs unter einen Hut zubringen, er schläft kaum noch und das Geld reicht trotzdem kaum für etwas zu Essen.

Die Männer werden leider recht einseitig dargestellt und variieren zwischen dem jungen Typ, der jede Nacht eine andere hat und dem frauenschlagenden Macho. Als dann auch noch zahlreiche Männer plötzlich in der Notaufnahme eingeliefert werden, weil sie sich ins Bein gehackt oder bei der Hausarbeit verbrannt haben, konnte ich nur noch mit den Augen rollen angesichts dieses doch eher unglaubwürdigen Szenarios.

Angepriesen wird Und alle so still als eine "eine Revolte, bei der Frauen nicht mehr das tun, was sie immer getan haben", das System bricht zusammen, v.a. die Care-Arbeit steht dabei im Mittelpunkt. Das allein hätte schon genügt meiner Ansicht nach, doch es werden noch Themen wie Feminismus, Migrationshintergrund, Armut, vergangene Familiendramen und das anerzogene westliche Männerbild eingestreut, die die ganze Geschichte etwas überladen wirken lassen. Dadurch hat es mich dann auch irgendwann inhaltlich wie emotional verloren, keine der drei Hauptfiguren oder der Nebenfiguren hat mich sonderlich erreicht oder interessiert und die Familienzusammenführung als Verbindung der Handlungsstränge hätte es für mich nicht gebraucht. Alles in allem hat mich Und alle so still dann doch etwas enttäuscht zurück gelassen.

Veröffentlicht am 25.03.2024

Noto

Noto
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Konrad reist nach Sizilien, im Gepäck ein Teil der Asche seines Partners Adriano. Denn Adriano ist plötzlich gestorben, ein Unfall in seiner Wohnung in Berlin, gerade jetzt wo Konrad und er sich in Noto ...

Konrad reist nach Sizilien, im Gepäck ein Teil der Asche seines Partners Adriano. Denn Adriano ist plötzlich gestorben, ein Unfall in seiner Wohnung in Berlin, gerade jetzt wo Konrad und er sich in Noto ein Zuhause geschaffen hatten, das gemeinsame Haus endlich fertig ist. Nun weiß Konrad nicht, was er mit dem Haus und seinem Leben anfangen soll und wo er die Asche von Adriano verstreuen soll. Begleitet wird er auf seinem Weg von seinen Freunden und Adrianos Mitbewohner und Freund Santi. V.a. Santi, der das Leben leicht nimmt, schafft es, Konrad abzulenken und bringt ihn dazu, wieder nach vorne zu sehen.

Ich muss gestehen, dass ich Schwierigkeiten mit dem Buch hatte. Es fängt vielversprechend an und Konrads Trauer und Ungläubigkeit über diesen plötzlichen Verlust sind sehr realistisch geschildert. Immer wieder sieht bzw. hört er Adrianos Stimme, die ihn an die gemeinsame Zeit erinnert, aber gleichzeitig auch ermuntert sich nicht zu sehr aus der Welt zurückzuziehen. Allerdings verliert sich der Autor immer wieder in Naturbeschreibungen und Exkursen zum Leben auf Sizilien. Die eigentliche Geschichte wird zunehmend unterbrochen von den Liebes- und Lebensproblemen seiner Freunde, wodurch ich schnell das Interesse verlor. Ich habe keinen Zugang zu den Personen gefunden und empfand sie als blass, Kinder und Erwachsene klangen für mich irgendwie alle gleich.

Ich denke, durch den Klappentext hatte ich einfach etwas anderes erwartet und mehr Auseinandersetzung mit der Trauerbewältigung. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich grundsätzlich nicht allzu sehr für die Region Italien interessiere und mich daher die Beschreibungen nicht berührt haben. Noto ist kein schlechtes Buch, nur vielleicht nicht das richtige für mich, denn mir fehlte insgesamt die Emotionalität und Tiefe.

Veröffentlicht am 18.03.2024

Nachbarn

Nachbarn
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Diane Oliver ist eine mittlerweile fast vergessene aber zum Glück wiederentdeckte Schwarze Schriftstellerin. Sie ist 1943 in North Carolina geboren und wuchs in der Mittelschicht der Südstaaten auf. Nachdem ...

Diane Oliver ist eine mittlerweile fast vergessene aber zum Glück wiederentdeckte Schwarze Schriftstellerin. Sie ist 1943 in North Carolina geboren und wuchs in der Mittelschicht der Südstaaten auf. Nachdem sie als eine der wenigen Schwarzen an der University of Iowa eingeschrieben war und 4 Kurzgeschichten veröffentlicht hatte, starb sie mit nur 22 Jahren bei einem Verkehrsunfall.

Nun erscheint mit Nachbarn eine neue Sammlung mit teils unveröffentlichten Kurzgeschichten. Diane Oliver schreibt über das alltägliche Leben in den rassismus-geprägten Südstaaten der 60er-Jahre. Dabei steht stets eine Schwarze Frau im Mittelpunkt und bietet einen sehr persönlichen Blick auf den Rassismus und das familiäre Leben. Die Protagonisten schildern alltägliche Situationen, die geprägt sind von Rassismus, aber auch den Kampf für ihre Rechte in der Bürgerrechtsbewegung. Diane Oliver beschreibt eine Vielzahl an Erfahrungen und Erlebnissen und diese Vielfältigkeit der Geschichten macht die Sammlung "Nachbarn" so gut.

Immer wieder drehen sich die Geschichten auch um Schwarze, die trotz geänderter Gesetze dem Rassismus ausgesetzt sind oder die als Vorzeigebild der Weißen fungieren sollen, frei nach dem Motto "schaut her, auch wir haben jetzt einen Schwarzen/eine Schwarze hier". Da ist zum Beispiel der kleine Junge, der als erster und Einziger auf eine weiße Schule soll, doch furchtbare Angst davor hat. Oder eine junge Frau, die als erste Schwarze Studentin an ein fremdes College geht. Es sind auch Geschichten vom Scheitern, denn der Druck der oder die Erste zu sein, lastet schwer auf den Menschen.

Der Schreibstil ist unerwartet modern und zugänglich und man spürt das Einfühlungsvermögen der Autorin. Ihre Geschichten gehen unter die Haut und regen zum Nachdenken an, denn leider sind viele der Themen noch immer aktuell.

Nicht alle Geschichten haben mich gleich stark berührt, v.a. gegen Ende empfand ich einige Geschichten als etwas schwächer. Dennoch ist "Nachbarn" sehr lesenswert und Diane Oliver hat mich durchgängig mit ihrem Schreibstil und ihrem sehr persönlichen Erzählstil überzeugt. Hinzu kommt eine wirklich gelungene Übersetzung und Einordnung mancher Begriffe sowie ein tolles Nachwort von Tayari Jones.

Veröffentlicht am 08.03.2024

Der Funke ist leider nicht übergesprungen

Sparks
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Im ersten Weltkrieg tauchten sie das erste Mal auf, die sogenannten Sparks, Menschen, die plötzlich besondere Fähigkeiten haben. Das kann von Illusionskräften bis hin zu Gedankenmanipulation gehen und ...

Im ersten Weltkrieg tauchten sie das erste Mal auf, die sogenannten Sparks, Menschen, die plötzlich besondere Fähigkeiten haben. Das kann von Illusionskräften bis hin zu Gedankenmanipulation gehen und so werden sie schnell ausgegrenzt und gejagt. Einige Jahre nach dem Krieg hat sich so etwas wie eine Waffenruhe zwischen den 'Nichtbegabten' und den Sparks entwickelt und die drei Frauen Rin, Odette und Mauve ziehen mit einem Zirkus von übernatürlich Begabten durch Amerika. Doch trotz der Waffenruhe leben die Sparks weiterhin bedroht und für diese ganz spezielle Truppe kommt noch eine weitere Gefahr hinzu. Denn Rin hat eine Vergangenheit, die sie jetzt einzuholen droht: Ein mächtiger Sparks, der Circus King, hat noch eine Rechnung mit ihr offen, seit sie ihren Tod vorgetäuscht hat, um ihn und seine Truppe verlassen zu können.

Die Grundidee der Geschichte finde ich wirklich interessant. Das Konzept der Sparks und wie und v.a. warum sie ausgerechnet im 1. Weltkrieg erschienen sind, bietet viel Potential und kommt auch immer wieder zur Sprache. Doch geklärt wird es nie und so bleiben die Sparks rätselhaft und unergründet.

Dawson erzählt abwechselnd aus der Gegenwart von Rin, Odette und Mauve sowie aus der Vergangenheit des Circus Kings die geschichte der Sparks. Doch leider entwickeln die Charaktere dabei kaum Tiefe und auch die Entwicklung ihrer Sparks wird für mich nur unzureichend behandelt. Ehrlich gesagt, waren mir die meisten Charaktere ziemlich egal und ich habe kaum eine Verbindung zu ihnen aufgebaut. Auch die Beziehungen zwischen den Charakteren waren eher eine tatsache, als dass sie sonderlich tiefgreifend beschrieben wurden. Am interessantesten war für mich daher der Handlungsstrang, der eher in der Vergangenheit spielt und in dem wir dem Circus King folgen und der sehr mit seinem Spark hadert und hin- und hergerissen ist zwischen dem Versuch, seinen Spark nicht zu nutzen und dem Trauma, das er nach seinem Frontdienst im ersten Weltkrieg verarbeiten muss. Er ist kein sympathischer Charakter, denn er verwickelt Rin in eine toxische Beziehung voller psychischer und physischer Gewalt, doch ich finde Dawson hat ihn am vielschichtigsten dargestellt.

Die Handlung selbst ist sehr sprunghaft und teils etwas konfus. Rin hat die Fähigkeit durch die Zeit zu springen, wodurch die Geschichte keinen linearen Verlauf nimmt. Rin und ihre Freundinnen versuchen manchmal den Lauf der Zeit zu ändern oder sie suchen Menschen, die ihre Hilfe benötigen. Das könnte spannend und bewegend sein, doch in der Art und Weise, wie dawson es erzählt fand ich es die meiste Zeit irgendwie langweilig und flach. Mir fehlte das Besondere an der Handlung, etwas das mich mitnimmt auf eine bewegende und interessante Reise. Die Wendung, die Dawson im letzten Drittel nimmt fühlte sich überstürzt an, denn die Sparks erfahren auf einer ihrer Reisen, dass ein weiterer Weltkrieg in der Zukunft droht und sie versuchen zunächst alles, um ihn zu verhindern. Die Entscheidungen und Handlungen der Protagonistinnen wirken im Hinblick auf den rest des Buches jedoch irgendwie unbedacht und viel zu hastig erzählt. Alles überschlägt sich zwischen einem Krieg i der Zukunft und der Angst vor dem Circus King und keine der beiden Handlungsstränge wird zufriedenstellend ausgearbeitet. Dennoch muss man sagen, dass das letzte Drittel des Buches deutlich spannender war, als der Mittelteil.

Alles in allem hat Sparks für mich am Ende nicht mit meinen Erwartungen mithalten können. Ich denke, Dawson wollte zu viele Themen in ihrer Geschichte unterbringen und hat dadurch die Charakterentwicklung und die detailliertere Ausarbeitung einzelner Handlungsstränge etwas vergessen.

Veröffentlicht am 04.03.2024

Trial of the Sunqueen

Trial of the Sun Queen
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Vor 12 Jahren wurde Lor zusammen mit ihren Geschwistern ins Gefängnis des Aurorakönigs gebracht. In diesen 12 Jahren hat sich ihr hass auf den König und alles wofür er steht nur verstärkt und sie schwört, ...

Vor 12 Jahren wurde Lor zusammen mit ihren Geschwistern ins Gefängnis des Aurorakönigs gebracht. In diesen 12 Jahren hat sich ihr hass auf den König und alles wofür er steht nur verstärkt und sie schwört, ihn für alles zahlen zu lassen, sollte sie jemals aus dem Gefängnis entkommen. Eines Tages, Lor wurde mal wieder in Einzelhaft verbannt, kommt es im gefängnis zu einem Aufstand und in diesem Tumult wird Lor entführt. Als sie aufwacht, findet sie sich am Hof des - natürlich äußerst attraktiven - Sonnenkönigs aus dem rivalisierenden Nachbarreich wieder, wo sie mit neun anderen Tributen um die Hand des Königs und damit um den Thron kämpfen soll. Doch um die Prüfungen zu überstehen, muss sie sich nicht nur als Mensch gegen die High-Fae durchsetzen, sondern auch den Intrigen-Dschungel und die Politik am Hof überstehen.

Die Grundidee der Geschichte mag ich, auch wenn das Setting recht klassisch ist. Auch die Welt bietet Potential interessant zu werden, die High-Fae und die politischen Intrigen und größeren Mächte, die hier am Werk sind, sind spannend und geheimnisvoll. Allerdings fand ich den Schreibstil immer wieder relativ schwach und Nisha J. Tuli hat es meiner Meinung nach nicht geschafft, die welt vor meinem inneren Auge aufleben zu lassen. Alles wirkt recht oberflächlich und man erfährt nicht wirklich, warum Lor im gefängnis ist und was es mit ihrer Vergangenheit auf sich hat, noch wird die Welt wirklich erklärt. So weiß ich z. B. auch am Ende von Band 1 immer noch nicht, warum Menschen unter den High-Fae leben oder was die einzelnen Gebiete sind, die hin und wieder erwähnt werden.

Die Charaktere sind allesamt etwas nervig und klischeehaft, v.a. Lor fand ich größtenteils einfach nur unsympathisch und bin mit ihr nicht warm geworden. Aber auch die anderen Charaktere fand ich relativ oberflächlich und die Beziehungen (seien es romantische oder freundschaftliche) haben sich für mich nicht echt angefühlt. Die Sexszenen fand ich sprachlich ziemlich klischeehaft übertrieben und hätte ich für meinen Geschmack nicht gebraucht, da sie für mich auch nicht wirklich zum Erzählstil des restlichen Buches passten. Am Ende geht dann auch alles sehr schnell und der Umschwung von "der Sonnenkönig ist so unglaublich heiß" zu "ich hasse dich" war mir irgendwie zu rasant erzählt.

Das Hörbuch war allerdings wirklich gut gesprochen und hat mir die Lektüre wesentlich angenehmer gemacht. Ob ich die Reihe weiterverfolge, weiß ich allerdings noch nicht.