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Veröffentlicht am 05.02.2022

Teilweise zu „chronologisch“

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein radikal ehrliches und inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von Mädchen, Frau etc.
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Bernardine Evaristo stellt ihren familiären Kontext bis in mehrere Generationen zurück vor. Dabei beschreibt sie eindrucksvoll, wie willkürlich und sinnlos sich der Rassismus und die Diskriminierung von ...

Bernardine Evaristo stellt ihren familiären Kontext bis in mehrere Generationen zurück vor. Dabei beschreibt sie eindrucksvoll, wie willkürlich und sinnlos sich der Rassismus und die Diskriminierung von scheinbaren Randgruppen sich zu verschiedenen Zeiten durch die Generationen zog. Je nach dem "Trend" der Zeit war es verpönt Ire also quasi zu blass oder eben Nigerianer und damit viel zu dunkelhäutig zu sein.
Sie schreibt über ihre Kindheit mit einem gewalttätigem Vater, aber einer scheinbar sehr liebevollen Mutter. Beeindruckend fand ich, mit wie wenig Groll sie auf ihren Vater zurückblickt.
Weiter schreibt sie über ihre Entwicklung im Erwachsenenleben. Geprägt von vielen Umzügen und Partner*innen. Gefühlt muss Evaristo 20 Leben gehabt haben, soviel Stationen wie sie in dieser Hinsicht mitgenommen hat.
Besonders interessant fand ich ihren Werdegang als Schauspielerin mit einem selbst gegründeten Frauentheater für das sie auch selbst Stücke schrieb.
Dann jedoch zog sich das Buch für mich ziemlich in die Länge. Es wird der Schreibprozess jedes einzelnen ihrer Bücher beschrieben, das hätte aus meiner Sicht gerne etwas zusammengefassten und prägnanter sein dürfen. Chronologisch wird nun die Buchvermarktung durchgegangen ohne einmal einen lustigen Schwank zu erzählen, denn sicherlich hat Bernardine in dieser ganzen Zeit einige interessante Persönlichkeiten kennengelernt und die ein oder andere lustige oder inspirierende Situation erlebet, die einer Erzählung wert gewesen wäre und die Geschichte lebendiger gemacht hätte, sodass man mit der Autorin ihre Stationen durchleben hätte können. So glich dieser Abschnitt des Buches leider eher einer Auflistung.

Inspiriert hat mich, mit welcher Leichtigkeit ohne Reue und ohne Vorwürfe sie ihr Leben anfangs widerspiegelt. Da kommt man schnell ins Grübeln welche Kleinig- und Nichtigkeiten man selbst noch Monate oder Jahre später mit sich rumschleppt um unendlich lange darauf herum zu kauen.
Alles in allem ist mir jedoch der Humor und eine lebendige Erzählweise auf der Strecke geblieben, sodass ich mich nicht wirklich abgeholt und mitgenommen gefühlt habe.

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Veröffentlicht am 15.01.2022

Tiefgreifende Erzählung aus Sicht eines Krebskranken

halbtote schmetterlinge
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Das Buch handelt von Ambühl, ein Mann mittleren Alters, der mitten im Leben zu stehen scheint bis ihn eine Prostatakrebs-Diagnose aus dem Leben reißt. Einhergehend mit der Erkenntnis, dass sein Leben endlich ...

Das Buch handelt von Ambühl, ein Mann mittleren Alters, der mitten im Leben zu stehen scheint bis ihn eine Prostatakrebs-Diagnose aus dem Leben reißt. Einhergehend mit der Erkenntnis, dass sein Leben endlich sein könnte verabschiedet er sich von seiner alten Beziehung und beginnt mit seiner neuen Liebe diesen schwierigen Lebensabschnitt. Durch die Behandlung geht ihm unter anderem auch seine Libido verloren und das Testosteron-Hormon wird chemisch in seinem Körper unterdrückt, wodurch er länger mit sich hadert: wie er nun auftritt und was ihn nun ausmacht als Mann ohne "Männlichkeit".
Ambühl nimmt einen mit auf eine Reise, die von einer schweren Krankheit teilweise schwer wiegt, doch immer wieder gibt es auch Momente in denen man vergisst, dass er so krank ist. Zusammen mit seiner neuen Frau finden sie ein schönes Ferienhaus indem sie Ruhe und Frieden finden und trotz allem einen schönen und entspannten Alltag zwischen den Behandlungen genießen können.
Ein wunderschönes und doch sehr positives Buch über eine tödliche Krankheit aus Sicht des Betroffenen. Tiefgreifend wird von seinen Gefühlen und immer wieder auftauchende Unverständnis von Außenstehenden sein derzeitiges Sein beleuchtet. Klischeebefreit wird die Aufnahme der Diagnose beschrieben, die unrealistische Vorstellung, dass einem in diesem Moment plötzlich der Sinn des Lebens aufgehen würde, bleibt glücklicherweise unangetastet. Das Ende bleibt offen, so dass jeder hoffen kann...

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Märchen neu erzählt

Schneewittchen und Rosenrot
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Das Hörbuch enthält 10 Märchen insbesondere über Prinzessinnen. Die meisten sind einem durchaus Aus der Kindheit bekannt. Umso erstaunlicher war es, diese nun nochmal als Erwachsene zu hören und richtig ...

Das Hörbuch enthält 10 Märchen insbesondere über Prinzessinnen. Die meisten sind einem durchaus Aus der Kindheit bekannt. Umso erstaunlicher war es, diese nun nochmal als Erwachsene zu hören und richtig zu begreifen. Ich hatte die Märchen definitiv nicht so brutal in Erinnerung, für Kinder würde ich mir tatsächlich eine etwas gewaltfreiere Abwandlung vorstellen.

Beispielsweise das Märchen Schneewittchen: dort will die Stiefmutter Schneewittchen umbringen lassen und schickt jemanden mit diesem Auftrag los, mit der Auflage, ihr Innereien von Schneewittchen als Beweis mitzubringen. Sie brät sich die mitgebrachten Innereien dann, in dem Glauben, dass diese von Schneewitschen stammen an und verzehrt sie – Kannibalismus.
Als Schneewittchen schließlich tot im Sarg liegt, und ein Prinz vorbeikommt und sie mitnehmen möchte, geben die Zwerge ihm Schneewittchen mit weil der Prinz in sie verliebt ist? Wenn einem das in Realität zustoßen würde, müsste man doch annehmen, dass derjenige psychisch vollkommen gestört wäre. Wer verliebt sich denn in Leichen?
Und dann sind da noch die ganzen Themen wie Mädchenhandel, Zwangsheirat, Vergewaltigung die absolut verherrlicht dargestellt werden und ein Frauenbild zeichnen, das einem die Haare zu Berge stehen.

Ich fand es absolut interessant die Märchen noch einmal zu hören. Die Erzählerstimme ist auch sehr angenehm. Für Kinder finde ich die Märchen in dieser Form allerdings nicht geeignet.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Eine Lebensgeschichte die Gehör verdient

Schwarzes Herz
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In „Schwarzes Herz“ erzählt die Autorin über ihr Leben als Frau und, was anscheinend in dieser Gesellschaft noch erschwerend hinzukommt, als schwarze Frau. Sie erzählt über Ihre Erfahrungen in ihrer Kindheit, ...

In „Schwarzes Herz“ erzählt die Autorin über ihr Leben als Frau und, was anscheinend in dieser Gesellschaft noch erschwerend hinzukommt, als schwarze Frau. Sie erzählt über Ihre Erfahrungen in ihrer Kindheit, den vielen Sprüchen, den Blicken, das ständige Abgrenzende wegen ihres „Andersseins“. Auch in der Familie wird ihr dieses Selbstbild vermittelt, sie sie halt anders aus als der Rest der Familie… Als dann ein Mann in ihr Leben tritt, der sie wahrnimmt und annimmt wie sie ist, verfällt sie ihm und wird immer mehr Opfer seiner Machtspielchen, Demütigungen und Gewalteskapaden.
Die Geschichte ist die einer extrem toxischen, gewalttätigen Beziehung aber auch die einer hochgradig frauenfeindlichen und rassistischen Einstellung der Gesellschaft. Nach dem Motto „ist ja nur ein Spruch“ hagelt es abwertende und ausgrenzende Bemerkungen zu ihrer Person, bzw. vielmehr ihrem Erscheinungsbild. Die Autorin liest die eigene Erzählung selbst, offensiv und mutig nimmt sie den/die Hörerin mit in ihr früheres Leben. Szenen, die als Hörerin schon kaum zu ertragen sind erzählt, Jasmina Kuhnke mit klarer Stimme und viel Selbstreflexion.
Ein sehr mitnehmendes und wachrüttelndes Hörereignis, dass ich jedem ans Herz legen möchte.

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Veröffentlicht am 29.10.2021

Ein schwedischer Roman passend zur dunkleren Jahreszeit

Der Verrückte
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Ich entdecke gerade ein wenig die schwedische Literatur wo nun auch "der Verrückte von dem Autor Henning Mankell dazu gehört. Das Buch ist bereits in den 70er Jahren erschienen, den Erzählungen merkt man ...

Ich entdecke gerade ein wenig die schwedische Literatur wo nun auch "der Verrückte von dem Autor Henning Mankell dazu gehört. Das Buch ist bereits in den 70er Jahren erschienen, den Erzählungen merkt man ihr Alter aber nicht an.
Der Titel hat mich einiges erwarten lassen, denn wenn es fantasievoll und gut geschrieben ist, bin ich ein Fan des Skurrilen und Verrückten. Der Titel täuscht jedoch, wie sich herausstellte, denn von Verrücktheit war bis zu den letzten Seiten keine Spur zu finden. Im Gegenteil.
Es geht um einen durchschnittlichen Städter (Bertil) der in ein schwedisches Dorf gezogen ist um noch mal neu anzufangen. Hier geht er einer geregelten Arbeit nach. An sich führt Bertil ein einfaches und sehr alltägliches Leben wie wohl viele andere Männer seiner Zeit. Er ist auf dem Dorf der Neue und Fremde, der nicht dort geboren ist und nicht so richtig dazu gehört. Durch seine politische Ausrichtung zum Kommunismus findet er jedoch einige Freunde/Genossen mit denen er seine Freizeit verbringt und Diskussionen und Demonstrationen führt. Nach diversen Ereignissen, wie z.B. einem Brand, wird Bertil zur Zielscheibe verschiedenster Gerüchte und Getuschel hinter vorgehaltener Hand und sogar tätlicher Angriffe aus der Dorfgemeinschaft.
Die Geschichte von Bertils Leben im Dorf ist ein ständiges Auf und Ab. Man fiebert mit dem Hauptcharakter mit, dass er sein Glück finden mag, was bis zum Schluss jedoch nicht der Fall ist und bis zum Schluss bleiben auch verschiedene Fragen offen.
Es gibt, ohne spoilern zu wollen, einige Hauptereignisse. Teil der Geschichte ist die Suche nach Antworten zu diesen Ereignissen, für die aber bis zuletzt keine Aufklärung stattfand. Am Ende des Buches bleibt man mit seinen offenen Fragen zurück, auch der Bezug zum Titel bleibt bis zum Schluss ungeklärt.

Die Geschichte las sich sehr flüssig und passt perfekt zu der dunkleren Jahreszeit, so konnte man sich gut in die kalten Schwedenabende hineinversetzen wo das einzige Ziel nach getaner Arbeit der warme Kaffee vorm warmen Kamin ist. Das Buch hat immer wieder das Gerechtigkeitsempfinden verärgert, aber genauso viele wohlige Momente geschaffen.
Besonders gut gefallen hat mir die wellenförmige Spannungskurve die nicht wie üblich auf ein Pik hinauslief sondern wie im richtigen Leben mal anschwoll und mal abfiel.

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