Unlearn Patriarchy konnte mich mit seinen 15 Essays zum Patriarchat und wie wir es aktiv Verlernen 2022 schon begeistern - jetzt ist mit Unlearn Patriarchy #2 ein würdiger Nachfolgeband erschienen.
Diesmal ...
Unlearn Patriarchy konnte mich mit seinen 15 Essays zum Patriarchat und wie wir es aktiv Verlernen 2022 schon begeistern - jetzt ist mit Unlearn Patriarchy #2 ein würdiger Nachfolgeband erschienen.
Diesmal mit den Themen Körper, Architektur, Erziehung, Sport, Ableismus, Recht, Mental Health, Klasse, Gender pay gap, Krieg und Genozid, Kirche, Medizin und Literatur - alle davon bereichernd und individuell in Ton und Stil.
Das liebe ich an der Zusammentragung verschiedenster Beiträge: Die Autor:innen passen sich nicht einem vermeintlich nüchtern-neutralen akademischem Schreibstil an, sondern setzen thematisch wie stilistisch verschiedene Schwerpunkte und Akzente. Dabei entsteht eine bereichernde Vielfalt an Themen und Perspektiven. Ich hatte wieder die Erkenntnis, wie weitreichend das Patriarchat doch in unser aller Leben hineingreift, darin verwurzelt ist und alltägliche Auswirkungen hat; unser Denken und Verhalten prägt. Und während manche Essays mich ganz persönlich ansprachen; ich mit den Themen Berührungspunkte hatte und habe, konnte ich auch viel Neues lernen ob der Expertise der Autor:innen - gerade bei Themen wie Sport, Ableismus und Kirche.
Wer die Reihe bis hierher verfolgt hat, wird auch an diesem neuen Abenteuer helle Freude haben - eine Mischung aus Nostalgie, Altbewährtem und dem Gefühl, nach Hause zu kommen; Wohlfühlfantasy vom Feinsten ...
Wer die Reihe bis hierher verfolgt hat, wird auch an diesem neuen Abenteuer helle Freude haben - eine Mischung aus Nostalgie, Altbewährtem und dem Gefühl, nach Hause zu kommen; Wohlfühlfantasy vom Feinsten ♥
Groß war die Überraschung und noch größer die Vorfreude, als ich vor ein paar Monaten entdeckte, dass Percy Jackson neue Abenteuer bestreiten würde! Denn ganz ehrlich - Riordan hat es einfach drauf.
Und dabei könnte ich die Rezension eigentlich auch belassen. Denn es ist ihm wieder und erneut gelungen - spritzige Abenteuer und Situationskomik vom Feinsten. Riordan bleibt sich treu in seinem Geschick, mythologische Gestalten durch den Kakao zu ziehen. Es gibt wie immer urkomische Momente, genial witzige Dialoge und Schlagabtausche, wunderbaren Sarkasmus und herrlich überspitzte Darstellungen. Einfach ein Lesegenuss von der ersten Seite an!
Ich finde es schön, wie die Reihe mit ihren Figuren reift und wächst - wo die ersten Bände laut und quirlig waren, war dieser hier auf eine Art ruhig. Was nicht heißen soll, dass Riordan an Action und wilden Situationen sparte; rein gar nicht, es ging durchaus turbulent zu und ich flog von Seite zu Seite. Aber es blieb auch mehr Raum für Familienleben, Beziehungen, Freundschaften und Dankbarkeit für all die schönen Momente des Lebens. Bei mir kamen nicht nur durch die Wiederbegegnung mit liebgewonnenen Figuren heimelige Gefühle auf, sondern auch durch die allgemeine Atmosphäre - Riordan geht fast schon behutsam und zärtlich mit seinen Charakteren um: Sie haben den Weltuntergang mehrfach verhindert; jetzt dürfen sie auch auf kleinere Quests gehen. Er versucht nicht mehr, wie in den beiden Reihen um Percy, die vorherigen Ereignisse immer wieder zu übertrumpfen und den Atem zu nehmen, sondern lässt unser goldenes Trio peut a peut ihren Auftrag abarbeiten und auch mal verschnaufen. Natürlich legt er ihnen trotzdem Steine in den Weg und sie müssen brenzlige Situationen meistern - dürfen aber eben auch Spaguetti und Cupcakes genießen, gemeinsam lachen und Händchenhaltend die Beinen baumeln lassen. Wie schön! Ich habe diese Familienszenen und den Alltag geliebt; das warme Gefühl, bei Sally am Abendbrottisch oder mit Percy und Annabeth auf dem Geländer zu sitzen.
Überhaupt, die Freundschaften und Paarbeziehungen waren einfach schön. Percy ist zudem wahrlich gereift und legt eine wunderbare Dankbarkeit für kleine Momente an den Tag - und wow, diese Szene gegen Ende des Buches...
Ihr merkt´s - ich bin restlos begeistert und überzeugt, freue mich auf den nächsten Band (ich vermute mal, es werden drei; der zweite erscheint im Herbst auf Englisch) und kann euch das Weiterlesen nur empfehlen :)
Schade, eine vielversprechende Idee, die jedoch ins Spirituelle und Religiöse abdriftet, den Realitätsbezug verlor, unangenehm pathetisch wurde und der die sympathische Hauptfigur fehlte.
Ich bin Atheistin ...
Schade, eine vielversprechende Idee, die jedoch ins Spirituelle und Religiöse abdriftet, den Realitätsbezug verlor, unangenehm pathetisch wurde und der die sympathische Hauptfigur fehlte.
Ich bin Atheistin und nicht bibelfest – genau wie bei sonstiger Mythologie faszinieren mich aber feministische Neuinterpretationen und der Blick darauf, wer wen aus der Geschichte herausgeschrieben hat. Bible Bad Ass klang also vielversprechend und nach einem Buch, mit dem ich auf vergnügliche Art Neues über die Frauen im Christentum lernen könnte.
Letzteres war durchaus der Fall; ersteres leider weniger. Abgesehen von der fehlerhaften Formatierung, die hoffentlich und vermutlich am Leseexemplar lag, mich aber trotzdem massiv störte, da ich vor und zurückblättern musste um den aktuellen Abschnitt fortzusetzen, haderte ich vor allem mit der Protagonistin. Anfangs war mir ihre permanent wütende und vorwurfsvolle Art zu viel, auch wenn ich sie nachvollziehen konnte. Ich rechnete jedoch mit einer charakterlichen Weiterentwicklung, die es auch gab – für mich jedoch nicht zum Besseren. Klara wurde zu einer seltsam religionsfixierten und esoterisch angehauchten Figur, deren verwirrtes Umfeld ich mehr verstand als sie. Ich verlor vollkommen den Draht zu Klara - wenn sie mit der Heiligen Geistin in Taubengestalt kommunizierte, die Mondin anbetete und in allem, egal ob Zahl, Straßenname oder Nudelgericht eine tiefschürfende Bedeutung fand, war ich raus. Sie driftete vollkommen ab; am Ende fehlte jegliche Realitätsnähe und ich empfand sie als blauäugig und naiv. Das war nicht die empowernde Geschichte einer ihren Weg gehenden Frau, die ich mir erhofft und erwünscht hatte!
Mal abgesehen von der abstrusen Rahmenhandlung – ich hatte auf eine überraschende, vielleicht sogar witzige oder zumindest schlüssige Erklärung der Handychats gerechnet. Kam nicht. Und die ganzen Lebensweisheiten wirkten so gewollt platziert, es wurde mit ständig erhobenem Zeigefinger gesprochen und die Kombination aus Kalendersprüchen und schwülstiger Sprache empfand ich als ausgesprochen unangenehm.
Zu Gute halten muss und möchte ich dem Buch, dass all´ die Auswüchse und Auswirkungen des Patriarchats gnadenlos beleuchtet und konkret benannt werden; Autorin und Protagonistin nehmen kein Blatt vor den Mund. Inhaltlich absolute Zustimmung! Ich habe mir etliche Passagen markiert, bei denen ich nicken und laut "JA!" rufen wollte. Es ist ausgesprochen schade, dass die Botschaften, die vermittelt werden sollen, so zugespitzt und überspitzt formuliert wurden. Denn so richtig und wichtig sie sind, konnte ich doch mehrfach nicht anders, als mit den Augen zu rollen.
Zudem wird eine intensive Recherche deutlich; ich konnte über die biblischen Figuren einiges lernen und fand die Neubetrachtung des Lebens und Wirkens der Frauen ausgesprochen interessant. Wie viele (biblische) Frauen aus der Geschichte herausgeschrieben wurden, ihre Rolle kleingeredet und ihr Ruf ruiniert wurde, ist nicht nur empörend - es erklärt auch das heutige Verständnis.
Ich feiere den Ansatz, der erschreckenden Realität von Femiziden und Gewalt gegen Frauen eine feministische Utopie entgegenzustellen; das Thema literarisch aufzugreifen und zu verarbeiten. Eva Reisinger ...
Ich feiere den Ansatz, der erschreckenden Realität von Femiziden und Gewalt gegen Frauen eine feministische Utopie entgegenzustellen; das Thema literarisch aufzugreifen und zu verarbeiten. Eva Reisinger ist auch ein interessantes Gedankenspiel gelungen, dessen Potential jedoch nicht ausgenutzt bzw. durch ein verwirrendes Ende verschleudert wird.
Männer töten holte mich schon beim genial doppeldeutigen Titel ab. Ja, Männer töten. Und dann der Imperativ. Männer töten! Das Buch versprach ein Dorf, in dem es Gewalt an und gegen Frauen nicht mehr gibt. Was der Autorin trotz dieses utopischen Ansatzes von Anfang an gelingt: Der Jetzt-Bezug; die aktuelle Lebensrealität einzufangen – es gibt Bücher, die könnten im Setting und Handlungszeitraum problemlos verschoben werden; nicht so Männer töten. Es ist in der heutigen Zeit verankert und greift von Feminizidrate und medialer Berichterstattung alles auf.
Störte ich mich am Anfang noch daran, dass trotz der deutlichen Anprangerung des patriarchalen Systems und der ihr inhärenten Gewalt bei persönlichen Schicksalen dann nicht klar genug formuliert wird – „es geschah ihr“ statt „das tat er (ihr an)“, fand im Laufe des Buches eine Entwicklung statt; Anna Maria lernt, klar zu benennen. Das ist deshalb so wichtig, weil Sprache unsere Lebensrealität prägt und formt – gerade bei Vergewaltigungen liegt der Fokus viel zu stark auf dem Opfer und was diese Person „falsch“ getan hat oder wie sie sich hätte anders verhalten sollen. Und ja, das Buch ist wütend. Es lebt aber auch von einer wunderbaren weiblichen Solidarität.
Als Nicht-Österreicherin bin ich über einige Begriffe und Formulierungen gestolpert und musste bisweilen zweifach lesen – ansonsten hat Eva Reisinger einen angenehm lockerflockigen Schreibstil, der mich durch die Seiten trug. So leicht sich die Geschichte durch den Schreibstil jedoch lesen ließ – die fehlenden Orts- und Zeitangaben erschwerten das Folgen bei den Perspektivwechseln und verwirrten mich oft. Was auch schon zu meinem größten Kritikpunkt führt: Das Ende. Bitte was?! Ich habe nicht verstanden, was da auf den letzten Seiten passiert ist; wann der Epilog spielt, wer noch lebt und bin enttäuscht, dass eine ausgesprochen vielversprechende Geschichte so abgewürgt wurde.
Ein weiterer Kritikpunkt am Rande: Mich störte der hohe und häufige Alkohol- (und Drogen-) Konsum; ich finde es mindestens bedenklich, wenn der normalisiert wird – auch wenn das beim Alkohol durchaus gesellschaftliche Realität ist.
Julia Korbik liefert mit ihrem neuen Buch eine Mischung aus Anklage am Ist-Zustand, utopischer Zukunftsvorstellung und hoffnungsvollem So-könnte-es-klappen.
All´ die Gedankengänge, die mich momentan ...
Julia Korbik liefert mit ihrem neuen Buch eine Mischung aus Anklage am Ist-Zustand, utopischer Zukunftsvorstellung und hoffnungsvollem So-könnte-es-klappen.
All´ die Gedankengänge, die mich momentan und über die letzten Jahre hinweg beschäftigen, greift Julia Korbik auf und schafft es auf wunderbar wertschätzende Weise, anklagend ohne erhobenen Zeigefinger, mutmachend, versöhnlich und alltagsorientiert über den Feminismus zu schreiben; das Wir-Gefühl heraufzubeschwören und zu zeigen, wie schön und stark Schwesterlichkeit ist, war und sein kann. Ich liebe es, wie sie Feminismus als Art, individuell zu leben und kollektiv zu kämpfen, auffasst und darstellt. Ich muss weder jede Frau verstehen oder mögen, noch in jeder meiner Handlungen bewusst und dezidiert feministisch sein, um mich als solche zu begreifen, als Schwester zu sehen und mir eine bessere Welt zu erträumen und erkämpfen.