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Veröffentlicht am 10.11.2025

Mörderische Weihnacht

Eingeschneit mit einem Mörder
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Die Autorin Molly Thynne hat ihren Kriminalroman „Eingeschneit mit einem Mörder“ 1931 geschrieben. Als großer Fan des Goldenen Zeitalters dieses Genres war ich sehr gespannt auf ihr Buch und wurde nicht ...

Die Autorin Molly Thynne hat ihren Kriminalroman „Eingeschneit mit einem Mörder“ 1931 geschrieben. Als großer Fan des Goldenen Zeitalters dieses Genres war ich sehr gespannt auf ihr Buch und wurde nicht enttäuscht.

Kurz vor Weihnachten herrscht ein ungewohntes Schneechaos in England. Der junge Angus Stuart startet trotz bedrohlicher Unwetterwarnungen in seinen Winterurlaub, wird aber von unpassierbaren Straßen zum Stopp in einem alten Dorfgasthaus, der „Arche Noah“ gezwungen. Da es anderen Reisenden ähnlich ergeht, befindet sich dort bald eine bunt zusammengewürfelte Gesellschaft. Und es schneit weiter. Schon in der zweiten Nacht geschehen zwei Verbrechen. Ein kostbarer Gürtel aus Smaragden wird gestohlen und der unangenehmste Gast, ein ehemaliger Major, erschlagen. Der örtliche Constable Bates muss auf sich gestellt ermitteln, da die Schneemassen die Anreise der Spezialisten von Scotland Yard verhindern.

Der vorliegende ist der erste von drei Fällen, in denen Dr. Luke Constantine, ein bekannter Schachexperte, als Amateurdetektiv der Polizei unter die Arme greift. Er ist zwar kein Belgier, aber Halb-Grieche, distinguiert, höflich und sehr intelligent. Die Fähigkeit, durch seine angenehme, sympathische Art, Menschen zum Reden zu veranlassen, verhilft ihm neben seiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe zu nützlichen Informationen. Der bodenständige Handlungsreisende Soames und Angus Stuart, ein junger Autor, fungieren als seine Watsons.

Die übrigen Reisenden sind Vertreter der verschiedenen Gesellschaftsschichten. Der snobistische, ziemlich tumbe Lord, die alternde Witwe, die juwelenbehangen jeden Dieb provoziert, die ältlichen Schwestern, die sich vor ihrem eigenen Schatten fürchten, die mondäne Alleinreisende, die ein Geheimnis umgibt, der trunksüchtige ehemalige Offizier, der sich jeder alleinstehenden Frau aufdrängt und andere mehr. Diese Protagonisten verfügen über wenig psychologische Tiefe und bedienen auch einige Klischees, doch das hat mich nicht gestört.
Die Atmosphäre ist herrlich nostalgisch, mit knisternden Kaminfeuern, Telefonieren beim Postamt, limitiertem heißem Badewasser, mit Bridge und Billard als angemessenen Mitteln der Zerstreuung. Wie erwartet ist die Sprache etwas antiquiert, aber sehr gut lesbar, flüssig und mit britischem Humor versehen. Die Autorin versteht es hervorragend, eine Reihe von Motiven und Verdächtigen zu generieren. So entsteht Spannung und der Leser wird zum Miträtseln veranlasst.

Molly Thynne hat einen klassischen Whodunit-Krimi geschrieben, worauf schon der Originaltitel „The Crime at the Noah’s Ark“ hinweist. Nur dass diese Arche sehr weitläufig ist, ein alter Landgasthof mit vielen Winkeln, mehreren Stockwerken, Treppen und Abstellkammern. Dazu noch Scheunen im Außenbereich. Ein in sich zwar geschlossenes, aber weitläufiges Terrain, das unseren Amateurdetektiven mehrere schlaflose Nächte beschert.

Letztlich werden die Fälle dank Dr. Constantine, seiner Watsons und der späten Unterstützung des Yards gelöst, die Täter ermittelt und der wahre Mörder zum Tod am Galgen verurteilt.

Molly Thynne hat zwischen 1928 und 1933 sechs erfolgreiche Kriminalromane geschrieben. Sie war finanziell unabhängig, ist viel gereist und hat nie geheiratet. Es ist bedauerlich, dass eine Autorin wie sie in völlige Vergessenheit geraten ist. Ihre Kritiker haben Molly Thynne seinerzeit in derselben Liga wie Agatha Christie gesehen. Obwohl ich diese Meinung nicht ganz teile, finde ich es erfreulich, dass der Dörlemann Verlag dieses „Schätzchen“ der Kriminalliteratur jetzt herausgebracht hat.

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Veröffentlicht am 07.11.2025

Wer ermordete den Weihnachtsmann?

Hunter B. Holmes - Mord unter dem Weihnachtsbaum
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Mit „Hunter B. Holmes – Mord unterm Weihnachtsbaum“ ist Autor Wolf September ein sehr unterhaltsamer Cosy Crime mit viel weihnachtlicher Atmosphäre gelungen. Die Tätersuche war spannend und lud zum Mitraten ...

Mit „Hunter B. Holmes – Mord unterm Weihnachtsbaum“ ist Autor Wolf September ein sehr unterhaltsamer Cosy Crime mit viel weihnachtlicher Atmosphäre gelungen. Die Tätersuche war spannend und lud zum Mitraten ein. Und die anheimelnde Stimmung macht bereits Anfang November Lust auf Weihnachtsdeko.

Inspektor Hunter Holmes und sein Partner Steven lieben beide Weihnachten und bewundern gemeinsam die stimmungsvolle Dekoration im Londoner Kaufhaus Bradleys. Das Christmas Wonderland ist genau der richtige Ort, um sich den schönsten Weihnachtsbaumschmuck zu besorgen. Hunter entdeckt dort auch den Kaufhausweihnachtsmann, dem die Kinder ihre Wünsche ins Ohr flüstern. Nichts weist darauf hin, dass der Inspektor diesen Santa wenige Stunden später als grotesk arrangiertes Mordopfer wiedersehen wird …

Wer ermordet den Weihnachtsmann? Diese Frage stellen sich Hunter und sein Kollege David als sie im Bradleys vor der Leiche von Tom Carter stehen. Wie sich bald herausstellt, hatte dieser Santa nicht nur Fans. Ein Eklat bei der Weihnachtsfeier des Kaufhauspersonals am Vorabend könnte die Gewalttat provoziert haben. Doch die Mörderjagd erweist sich als schwierig. Und privat sucht Hunter immer noch das passende Weihnachtsgeschenk für Steven.

Wolf September schreibt flüssig, direkt und humorvoll. Die Geplänkel zwischen Rechtsmediziner „Dr. Doolittle“ Lee und Hunter haben mich schmunzeln lassen. Ebenso Godrics weise Sprüche. Holmes und die anderen Charaktere überzeugen und ergänzen sich sowohl bei der Arbeit wie im Privatleben.

„Hunter B. Holmes – Mord unterm Weihnachtsbaum“ ist der 5. Teil der Reihe und lässt sich unabhängig von seinen Vorgängern lesen. Für mich war es der erste Band und ich habe mich problemlos zurechtgefunden.

Der Mord wird am Ende logisch aufgeklärt und alle offenen Fragen beantwortet. Trotz eifrigen Kombinierens habe ich den Täter und sein Motiv dieses Mal nicht erraten. Doch auch ohne meine Hilfe schnappen Hunter und David den Weihnachtsmannkiller. Wenigstens lag ich richtig mit meiner Ahnung bezüglich des Geschenks für Steven. Der Krimi endet am heimeligen Weihnachtsabend mit geladenen und überraschenden Gästen. Ich konnte förmlich den Duft der Weihnachtsplätzchen riechen und die leckere Schokolade mit Vanille schmecken.

„Hunter B. Holmes – Mord unterm Weihnachtsbaum“ ist ein gelungener unterhaltsamer Cosy Crime mit stimmungsvollem Weihnachtsflair und britischem Humor.

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Veröffentlicht am 06.11.2025

Zeitreisen im Dienst polizeilicher Ermittlungen?

Manche Schuld vergeht nie
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Der britische Justizminister Isaac Templeton wünscht, dass der Ruf seines Ururgroßvaters Cain reingewaschen wird. Dafür beauftragt er eine Spezialabteilung der Polizei, die für Cold Cases zuständig ist. ...

Der britische Justizminister Isaac Templeton wünscht, dass der Ruf seines Ururgroßvaters Cain reingewaschen wird. Dafür beauftragt er eine Spezialabteilung der Polizei, die für Cold Cases zuständig ist. Erst seit kurzem hat deren Geheimprojekt Erfolg. Dank einer Zeitreise konnten sie einen Altfall aus den 1970ern lösen. Für Templeton soll DS Alison Dawson ins Jahr 1850 reisen. Ali schafft es ins viktorianische London. Doch dann geht etwas schief …

Elly Griffiths ist mir von ihrer Reihe um die forensische Archäologin Ruth Galloway bekannt. Jetzt startet sie eine neue Serie, die meine bevorzugten Genres verbindet: Krimi, Fantasy und Historisches. Ich war sehr gespannt. Der Auftaktband hat meine Erwartungen voll erfüllt.

Was wäre für die Aufklärung ungelöster Altfälle hilfreicher als Zeitreisen? Das sehen Ali, ihr Chef Geoff und vor allem die leitende Wissenschaftlerin Serafina Pellegrini, genannt Jones, genauso. Als Alison durch die „Pforte“ geht und sich dann tatsächlich im London von 1850 befindet, ist sie doch überrascht. Trotz akribischer Vorbereitung erweist es sich für eine moderne Frau als schwierig, sich in die viktorianische Welt einzufügen. Als die geplante „Rückreise“ misslingt, macht sich Ali auf einen längeren Aufenthalt im fremden Zeitalter gefasst. Dabei benötigt ihr Sohn Finn dringend ihre Unterstützung in der Gegenwart. Steht er doch plötzlich unter Mordverdacht.

Der Hauptcharakter, Detective Sergeant Ali Dawson ist eine bemerkenswerte 50-jährige Frau. Mit 19 schwanger, hat sie für Sohn Finns und ihren Unterhalt als Putzfrau gearbeitet, nebenher das Abitur nachgeholt und Geschichte studiert. Jetzt arbeitet sie seit 20 Jahren bei der Polizei. Ihre drei Ehen sind ebenfalls abgehakt. Mittlerweile verzichtet sie darauf, ihre Lover gleich zu heiraten. Einige der Nebencharaktere wie John oder Finn lernt der Leser gut kennen, über andere wie Jones hätte ich gern mehr erfahren. Das ist wohl der Tatsache geschuldet, dass es sich um einen Serienauftakt handelt und die Protagonisten eingeführt werden. Griffiths Sprache ist flüssig, direkt und humorvoll. Wie in der Dr. Galloway-Reihe schreibt sie im Präsens.

Das Phänomen Zeitreisen hat mich schon immer fasziniert, genau wie Charles Dickens. Wie sich herausstellen wird, waren andere auf diesem Gebiet schon früher erfolgreich. Spannend fand ich die Regeln, die bei Zeitreisen zu beachten sind:
1. Wir beobachten
2. Wir bezeugen
3. Wir greifen nicht ein
4. Wir achten auf unsere Sicherheit
Gerade Punkt drei scheint mir in manchen Situationen eine Herausforderung zu sein.

Voraussetzung für den Lesespaß ist natürlich, dass sich der Leser auf die Möglichkeit der Zeitreise einlässt.Wer das kann, wird auf seine Kosten kommen. Was mir dabei wichtig ist und von der Autorin beherzigt wird: Der Lesende weiß stets, ob die Geschichte gerade in der Vergangenheit oder Gegenwart weiter erzählt wird.

Die Kriminalfälle kommen in diesem Buch ein wenig zu kurz, da im Auftaktband alle Protagonisten erst vorgestellt werden und zudem das Thema Zeitreise erklärungsbedürftig ist. Der Mordfall im Jahr 2023 wird aufgeklärt, das Verbrechen in den 1850er Jahren dagegen noch nicht. Außerdem sitzt ein Teammitglied in der Vergangenheit fest. Ich bin schon sehr gespannt, wie es mit Ali und dem Team weitergeht. Werden die Morde im Umfeld von Cain Templeton noch aufgeklärt und alle in ihre Zeit zurückfinden?

Ich freue mich auf die Fortsetzung, die im Original schon vorliegt.

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Veröffentlicht am 02.11.2025

Eine rasante Abenteuergeschichte im viktorianischen London

Joshua Jackelby
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1851. Joshua „Josh“ Jackelby lebt als Straßenkind im viktorianischen London. Ein paar Pence verdient er sich als Zeitungsjunge und mit Hilfsarbeiten für den Arzt Dr. Snow. Eines Abends retten er und seine ...

1851. Joshua „Josh“ Jackelby lebt als Straßenkind im viktorianischen London. Ein paar Pence verdient er sich als Zeitungsjunge und mit Hilfsarbeiten für den Arzt Dr. Snow. Eines Abends retten er und seine Freunde das schwer verletzte Opfer eines Überfalls. Infolge dieser guten Tat geraten die Kinder in ein aufregendes Abenteuer, das sie in größte Gefahr bringt und ihr Leben für immer verändern wird.

Benedict Mirow hat mit „Joshua Jackelby“ eine spannende Geschichte geschrieben, die Kinder und Erwachsene gut unterhält und ihnen gleichzeitig historische Fakten jener Zeit vermittelt.


Josh und seine Freunde Charly und Leroy haben einem Erfinder das Leben gerettet. Ihm wurde der Prototyp eines Fluggeräts, des Himmelsseglers, gestohlen. Da die wirtschaftliche Existenz des Professors von dem Erfolg dieser Erfindung bei der gerade stattfindenden Weltausstellung abhängt, heuert er die Straßenkinder an. Sie sollen helfen, die Diebe zu finden. Ein rasantes Abenteuer beginnt, das Josh und seine Freunde auf die Spur eines noch viel gefährlicheren Verbrechens bringt.


Josh und die anderen Straßenkinder führen ein hartes, entbehrungsreiches Leben. Sie sind glücklich, wenn sie etwas zu essen haben und einen trockenen Schlafplatz finden, was nicht immer der Fall ist. Not, Krankheit und Gewalt bestimmen ihr Leben. Die damals herrschenden Verhältnisse werden realistisch beschrieben, wobei manche düstere Szene, die für die Geschichte keine Rolle spielt, entbehrlich wäre. Rassismus, Kinderarbeit, Sklaverei, desolate hygienische Verhältnisse, Gleichgültigkeit gegenüber Schwachen, Seuchen, die Liste der Missstände ist lang und deprimierend.

Die Erzählung ist atmosphärisch dicht geschrieben, meist düster, von nur wenigen kleinen Lichtblicken aufgelockert. Die Charaktere wirken authentisch und überzeugend. Mirows Sprache ist flüssig und anschaulich. Es gelingt ihm hervorragend, Spannung aufzubauen und zu halten. Am Ende kommt es zu einem rasanten Showdown.


Die Geschichte betont die Wichtigkeit von Freundschaft und Zusammenhalt, die dabei helfen, auch kritische Situationen zu überstehen. Josh ist ein sympathischer Charakter, der über sich hinauswachsen kann und Gleiches nicht zwingend mit Gleichem vergilt. Nein, er vermag seine Handlungsweise zu reflektieren, was ihn davon abhält, in tumber Aggression zu agieren. Gerade diese Einstellung Joshuas, der sich seine Menschlichkeit und Würde bewahrt hat und seine Träume nicht aufgibt, hat mir sehr imponiert. Auch meiner 1o-jährigen Mitleserin hat die Geschichte gefallen, wobei mehrmals Erklärungsbedarf bestand. Zwischendurch war ihr die Atmosphäre etwas zu düster, aber die Neugier, wie es weitergeht, siegte immer. Ihre Favoriten waren neben Josh und Charly, die Hündin Hazel und der Pfauenprinz. Das enge Verhältnis der Kinder zu ihren Tieren hat ihr sehr gefallen.

Schließlich möchte ich auf die hochwertige Ausstattung des Buches, u.a. mit Lesebändchen und historischem Stadtplan hinweisen. Leider weist das Korrektorat Mängel auf.

Insgesamt vergebe ich 4,5 Sterne für diese spannende Geschichte aus einer schwierigen Epoche für alle, die nicht zur Oberschicht gehörten.

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Veröffentlicht am 31.10.2025

Grausamer Mord in schöner Umgebung

Düstere Abgründe in Saint Rémy
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Zwei Familien wandern in den Hügeln der Alpillen, einem Kalksandsteingebirge im Südwesten der Provence. Als die beiden Söhne in der Höhle eines aufgelassenen Steinbruchs auf Entdeckungsreise gehen, finden ...

Zwei Familien wandern in den Hügeln der Alpillen, einem Kalksandsteingebirge im Südwesten der Provence. Als die beiden Söhne in der Höhle eines aufgelassenen Steinbruchs auf Entdeckungsreise gehen, finden sie einen menschlichen Kopf, aufgespießt auf einem Holzpfahl …

Anna-Maria Aurel hat, mit „Düstere Abgründe in Saint Rémy“, bereits den vierten Band ihrer Reihe mit Capitaine Mathieu Dubois als Ermittlungsleiter geschrieben. Für mich war es der erste Band und ich habe mich gut zurechtgefunden.

Wer ist der Tote und wo befindet sich sein Körper? Capitaine Dubois von der Kripo Marseille, kurz PJ, wird mit dem mysteriösen Fall beauftragt. Ihm steht nur ein reduziertes Team zur Seite, denn in Marseille führt ein Kollege gerade eine riesige Ermittlung zu einem Islamisten-Netzwerk durch. Als zusätzliche Unterstützung erhält er den frisch gebackenen Lieutenant Laurent, der vorher als Berufsfeuerwehrmann arbeitete.

Das Mordopfer stellt sich als ehemaliger Polizist heraus, der wegen Korruption und schwerer Misshandlung eines Untersuchungshäftlings entlassen wurde. Eine seiner Ex-Ehefrauen hatte Francis Marchand wegen häuslicher Gewalt angezeigt. Bald rutschte dieser ins kriminelle Milieu ab. Als sich herausstellt, dass eine Frau den brutalen Mord begangen hat, führen die Ermittlungen die Beamten ins psychiatrische Krankenhaus Saint-Paul-de-Mausole, wo sich die Ex-Gattin des Toten aufhält. Dann wird der Sohn des Opfers entführt und die PJ gerät unter Druck ...

Anna-Maria Aurel schreibt flüssig und bildhaft. Ob das malerische Saint Rémy, das schon van Gogh faszinierte, oder das historische Glanum, die Gegend und das Ambiente werden so anschaulich beschrieben, dass man als Leser gleich den Rucksack packen möchte. Die Hauptcharaktere wie Mathieu, Nadia, Martine oder Laurent werden überzeugend beschrieben. Dagegen konnte ich die Handlungsweise einiger Nebencharaktere kaum nachvollziehen.

Die Ermittlungen kommen nur zäh voran. Die Identität des Toten ist zwar bald geklärt, aber dann stagniert die Untersuchung. Aus privaten Gründen muss Mathieu die Ermittlungen vorübergehend abgeben und die Wahl seiner Stellvertretung dezimiert das Team erneut. Überhaupt spielen private Themen eine (zu) große Rolle. Mathieu muss sich um seine Familie kümmern, ein Teammitglied verliebt sich in eine Verdächtige, zwei verhalten sich aus Neid und Frauenfeindlichkeit unprofessionell. Das ist zwar gut geschrieben, geht aber zu Lasten der Spannung.

Die Gelbwesten blockieren das ganze Land und behindern die Ermittlungen zusätzlich. Trotzdem werden beide Fälle, der Mord und die Entführung, letztlich aufgeklärt.

Obwohl mir das Privatleben der Ermittler zu großen Raum einnahm und es mir dadurch an Spannung zeitweise mangelte, hat mich der Krimi gut unterhalten.

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