Ein außergewöhnliches Portrait, welches doch leider während der Erzählung stark nachlässt
SimónDie Geschichte von Simón Rico beginnt für die Leserinnen im Barcelona der 1990er Jahre.
Simón wächst mit seinem Cousin Ricardo Rico (kurz Rico) in der kleinen Kneipe namens "Baraja" auf. Ein sehr illustres ...
Die Geschichte von Simón Rico beginnt für die Leserinnen im Barcelona der 1990er Jahre.
Simón wächst mit seinem Cousin Ricardo Rico (kurz Rico) in der kleinen Kneipe namens "Baraja" auf. Ein sehr illustres Etablissement mit einer Stammkundschaft unterschiedlicher und interessanter Charakteren. Simón wird stark durch die Bücher- und den Musikgeschmack seines Cousins beeinflusst und ansonsten ist sein Cousin-Bruder auch so für Simón ein Held. "Nicht brüderlicher Cousin oder cousinlicher Bruder, sondern Cousin-Bruder, beides, ein Herz und eine Seele." (S. 18)
Eines Tages jedoch, verschwindet Rico urplötzlich, ohne das es für Simón irgendwelche Vorzeichen gab. Für Simón bricht eine Welt zusammen, stellte er sich doch seine Zukunft eng geknüpft an jene von Rico vor.
Simón wird eine lange Reise antreten, viele Jobs tätigen, Erfolge einstreichen und ihm wird auch das ein oder andere Unglück widerfahren, bis er irgendwann wieder nach Hause ins Baraja zurückgehrt. "Die Bewohner des Baraja waren, wie Simón, noch dieselben wie früher, nur in schlechterem Zustand, wie Insekten, gefangen in einem Bernsteintropfen, und zwar in unbequemer Haltung, irgendwie schmerzhaft verkrümmt [...]." (S. 287) Er wird sogar wieder auf seinen verschollen geglaubten Cousin-Bruder, seine Familie und neue und alte Freunde treffen. Und die Leserinnen werden ihn nochmal bis zu einem anderen Tag in der Geschichte begleiten, die nicht nur Simóns Leben, sondern auch das vieler Anderer gänzlich verändern wird.
Um die Geschichte von Simón so richtig zu (be-)greifen müssen sich die Leserinnen gänzlich auf das Buch einlassen. Ein paar Seiten während einer kurzen Bahnfahrt dazwischenschieben - bei diesem Buch eher nicht. Der Autor hat einen wirklich sehr speziellen und interessanten Schreibstil, mit welchem er sich auch ab und zu an die Leserinnen direkt wendet. Hat mich der erste Teil bzw. Buch I bis Anfang Buch II noch sehr begeistern können, war alles andere danach nur noch langatmig und, für mich, keine Bereicherung für die Geschichte. Leider wirkte das Ende zu sehr gewollt und ließ mich leider sehr emotionslos zurück. Schade, versprach der Anfang doch so viel.