Profilbild von oneveganbooknerd

oneveganbooknerd

Lesejury Star
offline

oneveganbooknerd ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit oneveganbooknerd über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2020

Ein ganz normaler Nachmittag im Zoo...

NACHTWILD
0

Joan und ihr vierjähriger Sohn Lincoln verbringen wieder einmal einen Nachmittag im Zoo. Sie machen sich gerade auf den Weg Richtung Ausgang, als plötzlich Schüsse zu hören sind.

Diese werden jedoch nicht ...

Joan und ihr vierjähriger Sohn Lincoln verbringen wieder einmal einen Nachmittag im Zoo. Sie machen sich gerade auf den Weg Richtung Ausgang, als plötzlich Schüsse zu hören sind.

Diese werden jedoch nicht sofort als solche wahrgenommen und Joan weiß im ersten Moment nicht, wie sie mit der neuen unbekannten Situation umgehen soll. Als sie nach und nach realisiert was um sie herum passiert, ist das Einzige was ihr bleibt, ihr mütterlicher (Ur-)Instinkt – ihr Kind zu beschützen.

Der Anfang des Buches fühlt sich, trotz weitläufiger Kulisse, wie ein minimalistisches Kammerspiel an. Es beschränkt sich ganz auf die innige Beziehung zwischen Mutter und Sohn und gewährt uns einen Einblick in ihre kleine Welt.


Nach und nach wird die Geschichte auch aus der Sicht anderer Charaktere geschildert. Dabei gibt es die eine oder andere Überraschung.

Der Zeitstempel zu Beginn einiger Kapitel gibt einem ein nahbares Gefühl für die Geschichte und veranschaulicht, wie schnell aus einer „normalen“ bzw. alltäglichen Situation, ein Ausnahmezustand werden kann.

Besonders an diesem Buch hat mir gefallen, wie Joans Gedanken und Gefühle beschrieben werden und das es Phillips geschafft hat, innerhalb von knappen 300 Seiten ein hohes Suspense-Level zu erschaffen und dieses auch zu halten.


Der Thriller „Nachtwild“ (engl. „Fierce Kingdom“) ist das fünfte Buch der Autorin Gin Phillips und erschien im dtv – Verlag.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2020

Ich bitte um eine Fortsetzung!

Lovecraft Country
0

„Lovecraft Country“ erzählt von einem Amerika der 50er Jahre, Rassentrennung und Magie.


Wir lernen Atticus Turner kennen. Der 22-jährige Kriegsveteran macht sich auf den Weg nach Chicago, seinen Onkel ...

„Lovecraft Country“ erzählt von einem Amerika der 50er Jahre, Rassentrennung und Magie.


Wir lernen Atticus Turner kennen. Der 22-jährige Kriegsveteran macht sich auf den Weg nach Chicago, seinen Onkel George zu besuchen. Dieser ist kein geringerer als der Herausgeber des „Safe Negro Travel Guide“. Ein Reiseführer für afro-amerikanische Menschen, die auf ihren Reisen nicht unwillkürlich in die Arme von rassistischen Hotel- oder Tankstellenbesitzer laufen wollen. Der Travel Guide zeigt ihnen auf, wo sie sicher einkaufen und tanken können und eine willkommene Unterkunft „on the road“ finden können.

Zusammen mit George und Letitia (einer Freundin aus Jugendzeiten) macht sich Atticus auf den Weg um seinen verschwundenen Vater zu finden. Alle Indizien führen zum mystischen Anwesen der Familie Braithwithe…

Es folgen 7 weitere Kapitel im Charakter von Kurzgeschichten. Angelehnt an H. P. Lovecraft aber auch anderen klassischen Grusel. Jedes Kapitel für sich, schließt sich jedoch zum Ende hin in ein großes Ganzes zusammen.

Anfangs etwas irritiert vom episodischen Erzählstil, konnte mich das Buch voll und ganz überzeugen. Spannende Erzählungen, starke Charaktere und historische Kulissen. Die damalig aktuelle politische Lage bildet die finstere Grundstimmung der Geschichte, die noch garniert wird von mystischem Horror und Magie. Absolut zeitgemäß!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2020

Lieblingsteil der Sara Linton / Will Trent - Reihe

Bittere Wunden
0

Der wahrscheinlich am besten durchdachte Slaughter der Sara Linton / Will Trent - Reihe...

Geradezu retrospektivisch erzählt Slaughter in "Bittere Wunden" von einem Verbrechen, welches in den 70ern begann ...

Der wahrscheinlich am besten durchdachte Slaughter der Sara Linton / Will Trent - Reihe...

Geradezu retrospektivisch erzählt Slaughter in "Bittere Wunden" von einem Verbrechen, welches in den 70ern begann und sich bis in die Gegenwart zieht.

In zwei Zeitebenen erfahren wir unter anderem wie es dazu kam, dass Will Trent im Waisenhaus aufwuchs und wie Amanda Wagner diese starke Persönlichkeit entwickelt, die wir von ihr kennen.

Atlanta, 1974:


In der ärmsten Siedlung Atlantas verschwinden nach und nach Mädchen spurlos. Da es sich um teilweise drogenabhängige Prostituierte handelt, werden die Fälle nicht all zu ernst genommen. In der ganzen Einheit des Atlanta Police Department interessieren sich gerade mal die beiden Polizistinnen Amanda Wagner und Evelyn Mitchell.

Durch die Cleverness und den Mut der beiden Frauen, gelingt es, den Täter zu fassen und hinter Gittern zu bringen.

Atlanta, heute:

Erneut verschwinden Mädchen. Der Täter von damals ist gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Hat er wieder zugeschlagen?
Die Erzähldynamik von „Bittere Wunden“ unterscheidet sich sehr von den üblichen Reihen Slaughters. Die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart fließen logisch und unterhaltsam ineinander.

Besonders hervorheben möchte ich hierbei die detaillierte und realistische Darstellung des Alltags von Frauen im Polizeitdienst, im Amerika der 70er Jahre. Zu einer Zeit, in der Feminismus noch in den Kinderschuhen steckte und Frauen auf der Arbeit, Übergriffe ihrer männlichen Kollegen ausgesetzt waren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2020

Keine Angst vor dicken Büchern!

Max, Mischa und die Tet-Offensive
0

„Ich werde von jedem von euch erzählen.Denn ich schreibe das alles trotz allem für euch, für uns, für mich.[…]
Ich schreibe nicht, weil das, was uns passierte, nicht auch anderen passiert wäre; unsere ...

„Ich werde von jedem von euch erzählen.Denn ich schreibe das alles trotz allem für euch, für uns, für mich.[…]
Ich schreibe nicht, weil das, was uns passierte, nicht auch anderen passiert wäre; unsere Leben waren in keiner Weise spektakulär oder bedeutungsvoll. Sie es nie gewesen, bis heute nicht. Aber es waren unsere Leben, sie waren miteinander verwoben, und ich habe solche Angst, sie zu verlieren.“ ("Max, Mischa & die Tet-Offensive", Johan Harstad, S. 15)

Und mit diesen Sätzen, ist es um mich geschehen.

Der Protagonist und Ich-Erzähler Max Hansen nimmt uns mit auf eine Reise, die nicht weniger als eine komplexe Coming-of-Age-Geschichte darstellt. Erzählt anhand geschichtlicher und kultureller Ereignisse des letzten Jahrhunderts bis in die Gegenwart.
Wir lernen Max als ein Kind kennen, welches im Norwegen der 80er mit seinen Freunden durch die Wälder zieht und „Apocalypse Now“ nachspielt. Seine Faszination für diesen Film wird er ein Leben lang behalten.

Er wird aus seiner kindlichen Welt gerissen, in dem die Eltern mit ihm und seiner Schwester überraschenderweise in die USA auswandern. Dort hat er Schwierigkeiten, Anschluss zu finden und er beschreibt, wie es ist seine Muttersprache gegen eine andere Sprache einzutauschen.

Da der Vater (ein Pilot) oft unterwegs ist und sich die ältere Schwester schnell in ihr neues Umfeld integriert, ist Max oft mit seiner Mutter allein. Diese wird ihn auch später zu seinem ersten Theaterstück mitnehmen und damit den Grundstein für seine zukünftige Karriere legen.

In der Schule ist Max mittlerweile kein Außenseiter mehr, sondern hat durch die hiesige Schwimmmannschaft Anschluss zu einer kleinen Gruppe gefunden. Dort soll ihm auch sein künftiger bester Freund Mordecai begegnen. Mit jenem wird er an seiner ersten Theaterproduktion arbeiten und das Leben beider wird für immer verändert.
Von dort an, erzählt Max in unterschiedlichen Abständen und Zeitsprüngen von seinem Leben, seiner Familie und Freunden. Nach und nach tauchen weiterer Nebencharaktere, wie Mr. Wohlmann, Mischa und Onkel Owen auf.

Hier alle Handlungsstränge der Nebenfiguren an zu teasern, würde den Rahmen einer Rezension sprengen, und ein bisschen soll der Leser ja auch überrascht werden!
„Max, Mischa und die Tet-Offensive“ ist ein Roman, der so vor (Pop-)Kultur- und zeitgenössischen Referenzen nur so strotzt. (Apocalypse Now, Harold und Maude, Vantablack, Ionesco und natürlich die wunderbare Shelley Duvall, die das Buchcover ziert, um nur ein paar zu nennen.) Wir streifen geschichtliche Ankerpunkte, wie den Vietnamkrieg und den 11. September 2001.

Wenn man das Buch beendet, hat man das Gefühl, mit Max gelebt, geliebt und gelitten zu haben. Mit weniger als 1242 Seiten hätte Harstad seinen Charakteren gar nicht gerecht werden können. Der Schreibstil gefällt mir persönlich sehr gut, obwohl man ab und an doch mal über Sätze stolpert, die eine Seite lang sind.

Ein Buch für Theateraffine und diejenigen, die keine Angst vor dicken Büchern haben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.04.2020

Ein wichtiges Buch über psychische Erkrankungen. Ungeschönt und aufrichtig.

Die Welt im Rücken
0

Diesem Mensch, der freiwillig seine ganze Bibliothek aufgibt, kann es nicht gut gehen… Dies war mein erster Gedanke, welcher mir beim Lesen von „Die Welt im Rücken“ kam. Wenn selbiger hinzu noch Schriftsteller ...

Diesem Mensch, der freiwillig seine ganze Bibliothek aufgibt, kann es nicht gut gehen… Dies war mein erster Gedanke, welcher mir beim Lesen von „Die Welt im Rücken“ kam. Wenn selbiger hinzu noch Schriftsteller und Übersetzer ist, trifft mich das als Bibliophile ganz besonders.

Das es Thomas Melle nicht gut geht, ist sogar noch untertrieben. Er leidet an einer manisch-depressiven Erkrankung. Laut Buch erkrankt er hieran (bewusst) das erste Mal im Jahre 1999. Er erzählt ungeschönt, wie sich nach und nach die normative Welt um ihn herum demontiert.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, weil sichtbar wird, dass eine Depression eine Krankheit ist, die nicht nur den Erkrankten enorm einschränkt, sonder auch Freunde und Familie betrifft. Ich frage mich, was wäre aus Herrn Melle geworden, hätte er keinen Freund an seiner der Seite gehabt, der ihn (immer wieder auf’s Neue) in Kliniken einwies.

Er erzählt ehrlich und aufrichtig, wie es dazu kam, dass er seinen Status als aufstrebender Autor für Theaterstücke und Romane und die Unterstützung seines Verlages Suhrkamp verlor. Thomas Melle lernt, seine Krankheit als solche zu akzeptieren und Hilfe anzunehmen. Das diese Krankheit nie so richtig geheilt werden kann, ist eine zentrale und wichtige Aussage des Buches.

„Die Welt im Rücken“ von Thomas Melle ist 2016 im Rowohlt Verlag erschienen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere