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Veröffentlicht am 31.05.2023

Großartige Worte, aber wo bleibt die eigentliche Geschichte?

Idol in Flammen
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Akari betreibt einen relativ hochfrequentierten Blog über ihr Idol Masaki, Mitglied einer beliebten J-Pop Gruppe. Noch bevor Masaki als großer Musiker gefeiert wird, entdeckte Akari ihn als Kind bei einer ...

Akari betreibt einen relativ hochfrequentierten Blog über ihr Idol Masaki, Mitglied einer beliebten J-Pop Gruppe. Noch bevor Masaki als großer Musiker gefeiert wird, entdeckte Akari ihn als Kind bei einer Theateraufführung. Die Faszination für ihr Idol war geboren. Ihr erster Gedanke am Morgen gehört ihm. Sie jobbt in einem Lokal um sich seine Fanartikel leisten zu können. Akari findet Trost in Masakis Musik und den vielen Bildern und Artikeln im Internet.

Als genau dieser Masaki einen weiblichen Fan geschlagen haben soll, entbrennt nun ein Shitstorm auf Social Media. Akaris Welt gerät aus den Fugen und sie verliert immer mehr den Bezug zur Realität, der Schule und ihrer Familie.

"Idol in Flammen" hat mich beeindruckt. Rin Usami erzählt wirklich eindringlich von dem Zustand des bedingungslosen Anhimmelns, dem Fansein. "Mein Idol einfach nur zu lieben, macht mich glücklich, es reicht mir, und es soll sich bitteschön niemand einmischen. Ich wünsche mir keine Beziehung, bei der wir beide etwas füreinander empfinden, wahrscheinlich, weil ich so, wie ich jetzt bin, gar nicht von ihm gesehen oder akzeptiert werden will." (S. 63)

Die Ich-Erzählerin öffnet den Leser*innen ihre Welt, ganz nah und intim. Die Worte von Rin Usami sind wirklich gut gewählt. Alles in allem muss ich jedoch sagen, dass ich mir etwas anderes von dem Buch versprochen habe. In dem Buch kommt mir die J-Pop Kultur zu kurz. Und anstatt mehr von dem Idol und dem tatsächlichem Vorfall zu erzählen und / oder diesen aufzuklären, geht es hier um ein psychisch sehr fragiles Mädchen, welches immer weiter zerbricht. Leider empfand ich das Ende auch eher mittelmäßig.

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Vier Frauen, vier Leben

Eva
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Sina lebt mit Milo in einer Partnerschaft. Letzterer ist total in Kinder vernarrt und möchte ganz dringend selber welche. Sina ist sich hier allerdings nicht so sicher... Die vielen, bisherigen und erfolglosen ...

Sina lebt mit Milo in einer Partnerschaft. Letzterer ist total in Kinder vernarrt und möchte ganz dringend selber welche. Sina ist sich hier allerdings nicht so sicher... Die vielen, bisherigen und erfolglosen Versuche der Beiden, schwanger zu werden, belastet die Beziehung enorm. Als Sina eines Tages die Autorin und Lehrerin Eva Lohaus interviewt, wird sie eine Hetzjagd gegen diese befeuern.

Eva mag Kinder, sie ist Lehrerin und gibt ihr Wissen gerne weiter, sogar mit dem neuen Nachbarskind freundet sie sich an. Sie will nur eben keine eigenen Kinder in die Welt setzen. Und das aus rationalen Gründen. Klimakrise, Kriege, die Zukunft, welche bald nicht mehr lebenswert erscheint, für die Kinder, die es bisher auf der Welt gibt. Als Eva auf Drängen der Eltern ihrer Schule, von dieser Entlassen wird, muss sie sich und ihr Leben neu sortieren.

Mona ist Sinas Schwester und Mutter von drei Kindern. Schnell wurde sie nach Beginn ihrer Beziehung zu Roman schwanger. Richtig Zeit, um sich mit dem Kinderkriegen auseinander zu setzen blieb ihr nicht. Als sie sich gegen den geplanten Familienurlaub und stattdessen für einen Kurztrip mit ihrer Schwester Sina entscheidet, hat sie seit Langem etwas Zeit für sich und sieht sich mit unterdrückten Gefühlen und Gedanken konfrontiert.

Die namenlose Frau, welche in einem Sekretariat einer Schule arbeitet, liest sich nachts durch Online-Foren und stößt immer häufiger auf den Namen einer ihr bekannten Lehrerin. Diese soll sich gegen Kinder positionieren, obwohl sie selbst Lehrerin ist. Dies stößt der Frau, welche selbst Mutter eines Kindes ist, sauer auf und sie wird einen Fehler begehen, den sie nicht rückgängig machen kann.

"EVA" von Verena Kessler, war für mich das erste Buch der Autorin und ich habe es sehr schnell ausgelesen. Ich konnte den Figuren ab Seite Eins sehr gut folgen und mich gut in sie hineinversetzen. Alle Frauen wirkten nah und zugänglich, jede einzigartig, wie ihre Einstellung zum Leben und dem zentralen Thema des Buches, der Entscheidung für bzw. gegen ein eigenes Kind. Die Figur der Eva Lohaus empfand ich am beeindruckendsten. Sie verkörpert für mich eine Art von zeitgenössischer Entwicklung, wie ich sie in letzter Zeit häufig auf Social Media gesehen habe. Die aktive, öffentliche Diskussion, sich gegen ein eigenes Kind zu entscheiden, aus welchen Gründen auch immer. Ich sehe darin einen großen, feministischen Fortschritt. Bücher wie dieses, ermöglichen einen wunderbaren Einstieg und laden zum Gedankenaustausch ein.

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Veröffentlicht am 09.04.2023

Ein ganz besonderer (anderer) King

Das Mädchen
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Trisha ist 9 Jahre alt und lebt nach der Scheidung ihrer Eltern, mit ihrem Bruder Pete, bei ihrer Mutter. Die Spannung zwischen Pete und der Mutter ist sehr angespannt und so kommt es immer wieder zu geladenen ...

Trisha ist 9 Jahre alt und lebt nach der Scheidung ihrer Eltern, mit ihrem Bruder Pete, bei ihrer Mutter. Die Spannung zwischen Pete und der Mutter ist sehr angespannt und so kommt es immer wieder zu geladenen Auseinandersetzungen. Sehr zum Nachteil von Trisha, die sich in diesen Situationen sehr still und zurückgezogen gibt.

Als die Drei einen Wochenendausflug zum Appalachian Trail unternehmen, streiten sich Pete und die Mutter mal wieder heftig. Trisha beschließt, eine Pinkelpause zu machen und verliert ihre Familie aus den Augen. Die Neunjährige ist ab diesem Zeitpunkt alleine im Wald unterwegs und wird es vorerst auch bleiben. Der Natur ausgesetzt, schlägt sich das kleine Mädchen einsam durch den unberechenbaren Wald. Oder lauert dort im Wald etwas, das sie beobachtet?!

Dieser Stephen King Roman hat sich so anders angefühlt, als alles was ich bisher von ihm gelesen habe. Wirken seine Romane sonst von der schieren Anzahl an Charakteren nahezu überladen, konzentriert sich dieser auf eine einzelne Person, und liest sich trotz seiner Kürze von 288 Seiten sehr intensiv. Ein ganz besonderer King, der mir so schnell nicht aus dem Kopf gehen wird.

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Veröffentlicht am 22.03.2023

The Big Apple und vier Freund*innen

Let's be wild
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Shae und Ty sind frisch in New York angekommen und sind bereit für ihren ersten Tag in ihren neuen Jobs bei der Agentur "Greenwood & Steele". Dass Shae die Nichte des verstorbenen Gründers der Agentur ...

Shae und Ty sind frisch in New York angekommen und sind bereit für ihren ersten Tag in ihren neuen Jobs bei der Agentur "Greenwood & Steele". Dass Shae die Nichte des verstorbenen Gründers der Agentur ist, soll vorerst niemand erfahren. Sie will nicht, dass die anderen Mitarbeiterinnen denken, dass sie bevorzugt wird. Der Job bei "Greenwood & Steele" ist Traumjob.
Ty ist Shaes bester Freund und ist ihr zu Liebe mit nach New York gezogen. Er hat seinen lukrativen IT Job sogar dafür gekündigt, nur um bei ihr zu sein.
Ariana ist seit ein paar Jahren in der Agentur angestellt und hat sich in kürzester Zeit hochgearbeitet. Ihr Job ist ihre Leidenschaft. Sie wirkt auf den ersten Blick knallhart, ist aber sehr loyal.
Evie, die Vierte im Bunde, ist wie Ty und Shae frisch in New York angekommen und verfolgt zielstrebig ihre Karriere als Fotografin. Sie ist aus Deutschland angereist und hat sich nicht wirklich mit der us-amerikanischen Bürokratie befasst. Dies wird im Laufe der Geschichte noch zu einem Problem. Was dies nun mit Shae, Ty und Ariana zu tun hat und warum diese Vier so wichtig füreinaner sind bzw. sein werden, erfährt der/die Leser
in in "Let´s be wild"...

Der erste Eindruck der Leseprobe wurde zu 100% bestätigt. "Let´s be wild" ist ein unterhaltsamer Großstadtroman, der die Stimmung von Gossip Girl und den Hauch von "alles ist möglich" versprüht. Neben den wirklich liebevoll gestalteten Beziehungen der vier Freund*innen werden aber auch ernstere Themen, wie Bodyshaming, Übergriffigkeit, Ängste u. Ä. Angesprochen. Dies lässt die Geschichte mehrschichtig wirken. In wie weit dies noch ausgebaut werden kann, bleibt im zweiten Band abzuwarten. "Let´s be wild" ist ein kurzweiliger Read, welcher mir sehr gut gefallen hat! Ich bin schon sehr auf den zweiten Band gespannt!

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Veröffentlicht am 23.02.2023

Schmales Buch, tiefe Gefühle

Das Liebespaar des Jahrhunderts
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"In was verwandelt man sich, wenn der andere aufhört, einen zu lieben? Verwandelt man sich in sich selbst zurück? Ist man, wenn man aus einer Liebesbeziehung entlassen wird, noch immer der Mensch, in den ...

"In was verwandelt man sich, wenn der andere aufhört, einen zu lieben? Verwandelt man sich in sich selbst zurück? Ist man, wenn man aus einer Liebesbeziehung entlassen wird, noch immer der Mensch, in den der andere sich einst verliebt hat?" (S 76)
In diesem leisen Roman von Julia Schon drehen sich die Gedanken und Erzählungen einer Frau um jede noch so kleine Einzelheit der Liebe. Die namenlose Protagonistin möchte ihren Mann verlassen und erzählt die Geschichte ihrer Liebe, vom Anfang bis zu ihrem scheinbaren Ende. Dabei setzt sie sich stark mit ihrem Selbstbild auseinander (s.o.) und analysiert sich und ihren Mann gnadenlos.
Ich muss zugeben, dass ich noch nie ein so intimes Buch gelesen habe. Und obwohl es eine fiktive Erzählung ist, schwang teilweise eine, mir manchmal etwas unangenehme, voyeuristische Grundstimmung mit. Die starke Reflektion der Protagonistin schwappt schnell auf die Leserinnen über und es ist schwer, als solche nicht in eine be- bzw. verurteilende Position zu fallen. Auch, wenn mir die Überlegungen der Frau sehr gefallen haben, war mir der teilweise stark vorwurfsvolle Ton gegenüber ihrem Mann etwas unangenehm. Dieser blieb auch, für mich persönlich, die ganze Erzählung über sehr unscheinbar und als Figur wenig greifbar.
Alles in allem ist "Das Liebespaar des Jahrhunderts" ein sehr ruhiges, hochgradig emotionales Buch, welches zwar leise und schmal daher kommt (190 Seiten!), aber die Leser
innen sofort in die einnehmende Gefühlswelt der erzählenden Frau hineinwirft. Ein sehr gutes Buch, außerhalb meiner sonstigen Komfortzone.

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