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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2023

"Amtssprache ist Mensch"

Da bin ick nicht zuständig, Mausi
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Conny ist Mitte 40 und arbeitet in einer Berliner Behörde. Ihr Alltag zwischen Flurfunk, Kaffeepausen und Aktenberge könnte nicht klischeebeladener sein. Wie erfolgreich kann eine Telko (Telefonkonferenz) ...

Conny ist Mitte 40 und arbeitet in einer Berliner Behörde. Ihr Alltag zwischen Flurfunk, Kaffeepausen und Aktenberge könnte nicht klischeebeladener sein. Wie erfolgreich kann eine Telko (Telefonkonferenz) sein, wenn sich die Hälfte der Kolleginnen nicht mit der Bedienung einer Webcam auskennt?! Was bedeutet "Schlado" und warum ist dieser so verhasst?! Und wie kann es sein, dass Connys Mutter auch nach Jahren immer noch nicht weiß, in welcher Behörde ihre Tochter eigentlich arbeitet und was sie da genau macht?!
Diese und viele andere Fragen werden in knappen, humorvollen Kapiteln (teilweise) geklärt.

So überzeichnet die Charaktere sind, so einfach sind sie auch für alle anderen Leser:innen zu greifen. Auch für diejenigen, welche noch nie in einer Behörde gearbeitet haben bzw. Ämter nur als Kund:innen kennen. Ein Spiegel der Gesellschaft, der zum Lachen, aber auch zum Nachdenken anregt.

Ich habe während des Lesens viel gelacht. Womit ich jedoch nicht gerechnet habe, ist mit einem Kapitel wie "Beförderung, bitte!". Ganz klar und einfach beschreibt Conny darin die Begegnung einer jungen überforderten Mutter und ihren struggle mit den deutschen Behörden (Sprachbarriere und schreiendes Baby inklusive). Wie die beliebte Amtsfluecerin Conny das Ganze löst, könnt ihr in "Da bin ick nicht zuständig, Mausi" selbst nachlesen.

Klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 20.10.2023

Fantasy? Sci-Fi? Utopie? Auf jeden Fall ein Highlight

Aus Sternen und Staub
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Nate Cartwright will nach dem unerwarteten Tod seiner Eltern einfach nur ganz weit weg. Weg von seiner Trauer, seinen Fehltritten, eigentlich von allem. Er will sich einfach nur in die alte Berghütte seiner ...

Nate Cartwright will nach dem unerwarteten Tod seiner Eltern einfach nur ganz weit weg. Weg von seiner Trauer, seinen Fehltritten, eigentlich von allem. Er will sich einfach nur in die alte Berghütte seiner Familie zurückziehen und niemanden sehen. Dieser Plan wird direkt zerschlagen, als er zwei Eindringlinge in der Hütte erwischt. Ein Mann und ein kleines Mädchen. Er hat diese vorher noch nie gesehen und er versteht nicht, was sie in seiner Hütte zu suchen haben. Der Mann gibt an, Alex zu heißen und das Mädchen trägt den Namen Artemis Darth Vader. Schnell wird klar, dass mit den Beiden irgendetwas nicht stimmt. Sie sind auf der Flucht. Vor wem und warum, sagen sie nicht. Jedoch wird sich Nate´s Leben von diesem Tag an drastisch ändern und von der ruhigen Auszeit, welche er sich erhoffte, kann er sich erst einmal verabschieden.

Mein erster T. J. Klune und dann landet er auch noch direkt ein Jahreshighlight!
Mich hat die Geschichte von Nate, Alex und Art von Seite eins in ihren Bann gezogen. Das Buch wird einfach nicht langweilig. Und obwohl immer wieder Szenenwechsel und neue Entwicklungen im Laufe des Romans vorkommen, wirkt dieser nie überladen oder zu gewollt. Ein Satz passt wie angegossen auf den vorigen, was den Lesefluss extrem begünstigt. Dieses Buch lässt die Lesenden einfach nicht los und bis zum Ende bleibt es spannend. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Geniestreich der Königin der Jugendthriller

You will be the death of me
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Ivy hat einen ziemlich bescheidenen Tag vor sich. Sie hat die Wahl der Jahrgangssprecherin (?) verloren und auch so, könnte sie mal eine Pause vom High School Alltag gebrauchen. Ähnlich geht es auch ihren ...

Ivy hat einen ziemlich bescheidenen Tag vor sich. Sie hat die Wahl der Jahrgangssprecherin (?) verloren und auch so, könnte sie mal eine Pause vom High School Alltag gebrauchen. Ähnlich geht es auch ihren (ehemaligen besten) Freunden Cal und Mateo. Kurzerhand beschließen die Drei die Schule zu schwänzen und einen Ausflug nach Boston zu unternehmen. Sie wollen gemeinsam die "gute alte Zeit" wieder aufleben lassen, als ihr Trio noch unzertrennlich war. Als sie jedoch die Leiche eines Mitschülers finden, nimmt der Tag eine unerwartete Wendung und sie geraten schnell in den Fokus der Medien. Das sie auch ins Visier des Mörders / der Mörderin geraten, könne sie da noch nicht erahnen...

"You will be the death of me" von Karen M. McManus ist ein aufregender Jungedthriller mit vielen unerwarteten Wendungen. Auch hier erzählt wieder jeder Protagonistin aus ihrer Perspektive, was die Figuren sehr nah an die Lesenden bringt. Das Buch ist ein standalone Roman, welcher sich aber auch gut als Auftakt einer Reihe anbieten würde.

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Veröffentlicht am 10.10.2023

Zwischen Bremen und dem Ararat

Auf der Straße heißen wir anders
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Karla blickt zurück auf ihre Kindheit. Eine Kindheit zwischen den grauen Blocks von Nord-Bremen. Sie fühlt sich nie so richtig zugehörig. Auch nicht, als Karlas Cousine Nisa sie unter ihre Fittiche nimmt. ...

Karla blickt zurück auf ihre Kindheit. Eine Kindheit zwischen den grauen Blocks von Nord-Bremen. Sie fühlt sich nie so richtig zugehörig. Auch nicht, als Karlas Cousine Nisa sie unter ihre Fittiche nimmt. Sie ist sogar ein bisschen neidisch auf Nisa, wenn diese von ihrem Urlaub in der Heimat oder ihrem Zuhause berichtet. Zuhause, das ist für Nisa Istanbul. Karla war noch nie in Istanbul, obwohl ihr Vater dort sehr lange gelebt hat. Warum sie in den Ferien mit ihren Eltern nie nach Istanbul reist, versteht Karla nicht. Erst als sie erwachsen ist, fügt sich nach und nach ein Bild ihrer Familie und derer Vergangenheit zusammen. Dieses Bild verschärft sich während einer Reise mit ihrem Vater. Diese führt sie in das Ursprungsland seiner Familie, nach Armenien.

Für mich birgt "Auf der Straße heißen wir anders" viele tiefe und eindrückliche Momente. Angefangen bei dem traurigen Bild wie Karlas Vater und seine Schwester als Erwachsene um ihre eigene Mutter trauern: "Nebeneinander sehen die beiden aus wie Kinder, die ihre Mutter mitten auf der Straße stehen gelassen hat, ohne sich noch einmal umzusehen. Fassungslos, jeder auf seine Weise." und dem ebenso banalen wie aufrichtigem "Ich weiß es leider nicht.", als Karla bei einer Demonstration zu Anerkennung des Völkermords an den Armeniern teilnimmt und sie von Mitdemonstrierenden nach ihrer Familienhistorie befragt wird. Ich habe mir so viele Sätze markiert, die mich einfach direkt getroffen haben und die noch lange nachhallen werden.

Ich kann dieses Buch allen Leser:innen ans Herz legen, welche sich für Familienhistorien und Geschichte interessieren und hoffe, dass diesem Buch noch mehr Beachtung geschenkt wird.
Themen: Familie, Trauer, Politik, Krieg/Genozid
(Zitate auf S. 12 + 190, "Auf der Straße heißen wir anders, Laura Cwiertnia)

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Gedanken auf Reisen

Unschärfen der Liebe
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Baran ist auf dem Weg nach Istanbul. Nicht mit dem Flugzeug oder Auto. Nein, er fährt von der Schweiz aus mit der Bahn. Hierfür wird er von Cla, mit dem er eine Beziehung a la „es ist kompliziert“ führt, ...

Baran ist auf dem Weg nach Istanbul. Nicht mit dem Flugzeug oder Auto. Nein, er fährt von der Schweiz aus mit der Bahn. Hierfür wird er von Cla, mit dem er eine Beziehung a la „es ist kompliziert“ führt, ziemlich stark belächelt. Doch das Reisen mit der Bahn bietet Baran einen wohligen Zustand zwischen Bewegung und Stillstand. 
Er genießt die vorbeiziehenden Landschaften und kleinen Städtchen, welche er oftmals nur schemenhaft wahrnehmen kann. 
Baran hat während seiner Reise sehr viel Zeit um an seine Beziehung zu Cla und dessen ExFreundin Alva zu denken. Er reflektiert aber auch Fragmente seiner Kindheit und eigenen Sozialisation. 
So eröffnet sich in „Unschärfen der Liebe“ den Leser*innen nach und nach ein Bild dieser tragenden Figur. Und das ist enorm wichtig. Denn diese Geschichte lebt nur durch Baran. Er ist der Protagonist, der Erzähler. Und er führt nicht nur durch „seine“ Geschichte sondern auch jener, welche ihn in den Ländern auf seiner Reise umgeben.
Leider konnte mich Letzteres nicht ganz erreichen und ich empfand diesen Aspekt mit dem Rest des Buches nicht kompatibel genug. Den „Beziehungsteil“ hingegen, die gemeinsame Geschichte von Baran, Cla und Alva, empfand ich als sehr interessant und dynamisch. Davon hätte ich mir mehr gewünscht. 

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