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orfe1975

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Veröffentlicht am 24.09.2017

Schein und Sein in Pirriwee

Tausend kleine Lügen
1

Cover:
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Das Cover ist wunderschön mit dem eingesperrten Schmetterling im Glas und es passt in vielerlei Hinsicht zum Inhalt. Es geht um schöne, attraktive Leute, die eigentlich unfrei sind, ...

Cover:
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Das Cover ist wunderschön mit dem eingesperrten Schmetterling im Glas und es passt in vielerlei Hinsicht zum Inhalt. Es geht um schöne, attraktive Leute, die eigentlich unfrei sind, eingesperrt in ihrem Leben. Es geht um Seelen, die sich nicht so entfalten können, wie sie wollten und letztendlich geht es um das Leben, das oft ganz anders ist, als der äußere Schein einen vermuten lässt. Im Buchladen hätte ich definitiv nach dem Buch gegriffen.

Inhalt:
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Pirriwee ist ein idyllischer Ort am Strand von Australien. Die Pirriwee Public School eine Schule, die sich auf die Fahne schreibt, mobbingfrei zu sein, ein Ort, an dem jeder den anderen akzeptiert. Ein Zufall will es, dass sich Madeline, Jane und Celeste, drei Mütter von Vorschulkindern dieser Schule begegnen und zu einer Art Freundinnen werden lassen. Doch das idyllische Leben trügt: jeder hat seine Geheimnisse, die nach und nach Risse in das schöne Leben bringen und letztendlich zum Tod einer Person führen.

Mein Eindruck:
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Mir hat bereits der Einstieg sehr gut gefallen. Die Geschichte beginnt mit dem Moment, an dem die Eltern der Schule nach einem Quizabend aufgebracht die Schule verlassen und sich miteinander streiten, beobachtet von einer alten Frau, die in der Nähe der Schule wohnt. Hierbei wird bereits erkennbar, dass es sich um eine Kleinstadt mit sehr schrägen Bewohnern handelt und alles wird - obwohl es teils auch um sehr tragische Momente geht - in einer Art Humor geschildert, die ich als typisch bissig-britisch bezeichnen würde (auch wenn der Roman von einer Australierin geschrieben wurde.) Alleine durch den ersten Satz des Kapitels "Wir ermitteln in einem Mordfall." lässt den Leser aufhorchen und das Schlimmste vermuten. Hierbei ist der Aufbau des Romans höchst interessant: es fängt quasi mit dem Ende der Geschichte an und ab hier wird das Geschehen zurück gespult bis 6 Monate vor diesem Abend und dann langsam wieder vor gespult bis zu diesem Moment. Gelungen finde ich dabei die abwechselnden Perspektiven aus Sicht der verschiedenen beteiligten Protagonisten, unterbrochen von interviewartigen Einwürfen anderer Personen am Ende jeden Kapitels. Durch diese ganzen Kommentare werden Vermutungen in den Raum gestellt, die den Leser Hinweise geben, aber zwischendurch auch falsche falsche Spuren legen, was die Handlung zusätzlich spannend macht, zumal erst in einem der letzten Kapitel aufgelöst wird, wer überhaupt gestorben ist. Erst in den letzten paar Kapiteln geht es um das Geschehen danach. Auch dies ist sehr gut gemacht, da hier auch die Folgen des tragischen Geschehens für die einzelnen Protagonisten sichtbar werden.
Die Einblicke in die drei Hauptpersonen Madeline, Jane und Celeste sind sehr tiefgreifend und lassen den Leser Stück für Stück deren Handeln immer besser nachvollziehen. Die Themen Vergewaltigung, häuslicher Missbrauch, Fremdgehen sowie Scheidung, alleinerziehendes Elternteil sowie die Probleme einer Patchworkfamilie spielen eine Rolle, aber auch Themen wir Hochbegabung und Mobbing werden behandelt. Dabei schafft die Autorin die schmale Gratwanderung zwischen Tragödie und Komödie. Einiges ist so überzogen dargestellt, dass man fast drüber lachen muss und doch steckt in allem - leider - ein wahrer Kern. Man könnte das Ganze auch durchaus als Gesellschaftssatire bezeichnen.

Fazit:
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Eine fesselnd geschriebene Gesellschaftssatire mit spannendem Krimi-Element - sehr lesenswert!

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  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Gefühl
  • Handlung
Veröffentlicht am 11.03.2017

Streit um das Patent auf die Glühbirne und der daraus resultierende Stromkrieg

Die letzten Tage der Nacht
1

Cover:
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Die Glühbirne, die die Nacht erhellt, passt hervorragend zum Titel und die Freiheitsstatue in der Mitte verkörpert nicht nur den Hauptort des Geschehens, sondern im Roman wird ihr ...

Cover:
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Die Glühbirne, die die Nacht erhellt, passt hervorragend zum Titel und die Freiheitsstatue in der Mitte verkörpert nicht nur den Hauptort des Geschehens, sondern im Roman wird ihr später auch noch eine besondere Rolle zuteil. Ein richtiger Eyecatcher, der in der Buchhandlung Aufmerksamkeit erregt.

Inhalt:
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Wir schreiben das Jahr 1888 und der junge, aufstrebende Anwalt Paul Cravath wird zufällig Zuschauer eines spektakulären Unfalls an den Stromleitungen über dem Broadway. An dem Tag begegnet er das erste Mal Thomas Edison, der im Verlauf des Geschehens einen harten Gegner für ihn darstellen wird. Denn Paul vertritt Edisons stärksten Konkurrenten im Kampf und das Patentrecht für die Glühbirne, aber auch im Kampf um die zukünftige Stromversorgung Amerikas: George Westinghouse. Aus Pauls Sicht erlebt der Leser den legendären Stromkrieg und den Streit darum, wer als Erfinder der Glühbirne gelten darf.

Mein Eindruck:
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Obwohl es für Laien scheinbar um ein trockenes Thema gehen mag - Technik und Recht können beides sehr spezielle Gebiete sein - ist das Buch von Beginn bis zum Ende sehr spannend zu lesen. Die Zitate zu Beginn jedes Kapitels spiegeln zum einen dessen Inhalt wieder, zum anderen spiegeln sie den O-Ton der Zeit wieder, da viele Aussagen von Edison oder Westinghouse stammen. Aber auch einige Zitate von Bill Gates und Steve Jobs sind vorhanden, die vergleichbare Kämpfe in der heutigen Zeit ausgefochten haben und zeigen, dass sich Geschichte in gewisser Weise immer wiederholt.
Der Stil ist sehr flüssig und die Tatsache, dass Cravath als Anwalt die "dummen" Technikfragen stellen darf, ist ein geschicktes Stilmittel, um Erläuterungen für den Leser, meist ein Laie auf dem Fachgebiet, einzubinden. An dem Punkt, an dem es für den Leser droht, zu detailliert zu werden, wird es für den Anwalt auch zu langweilig und somit kann das Thema elegant beendet werden. Der Unfall ganz zu Beginn ist ein guter Aufhänger, der sofort neugierig macht und Spannung aufbaut. Der Autor versteht es, durch geschickt eingesetzte Cliffhanger und die Wahl der Kapitelüberschriften unterstützt durch passende Eingangszitate eine permanente Spannung aufzubauen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Hinzu kommen schlagkräftige Dialoge der Protagonisten, die einen öfter auch schmunzeln lassen. Besonders das Katz-und-Maus-Spiel im letzten Teil, gelöst mit einem fulminanten Ende, sorgt für ein vergnügliches Leseerlebnis.

Ich lese selten historische Romane, oft sind mir hier zu viele Personen und historische Fakten miteinander verwoben, doch hier wird der Leser immer an der Hand geführt, sodass er stets den Überblick behält. Die Personen sind gut und überzeugend ausgestaltet und auch die beinhaltete Liebesgeschichte baut sich authentisch langsam auf, wird nie schnulzig oder zu sehr im Vordergrund, was mir persönlich gut gefallen hat. Ich habe auf unterhaltsame Weise viel gelernt über Wechselstrom, Gleichstrom, die Arbeit von Anwälten und die Gesellschaft zur damaligen Zeit und mich dabei durchweg gut unterhalten gefühlt. Selbst wenn man die historischen Hintergründe bereits kennt, wird das Buch dennoch für jeden spannend zu lesen sein. Denn die Geschichte entspricht nicht bis ins Detail historischen Fakten, sondern wurde stellenweise komprimiert oder leicht verändert zugunsten der Dramatik. Hervorragend ist dann noch das Nachwort, in dem alles historisch in den richtigen Kontext eingeordnet wurde.

Fazit:
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Informativer und hoch spannend geschriebener Roman über den Stromkrieg - ein Jahreshighlight!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Recherche
Veröffentlicht am 21.04.2023

Der zweite Fall für Alexa Jahn und Bernhard Krammer

Grenzfall - Ihr Schrei in der Nacht
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Inhalt:
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Kaum wurde Alexa Jahn nach Weilheim versetzt, löste sie ihren ersten Fall erfolgreich und erfuhr dabei, dass Bernhard Krammer, der österreichische Kommissar, ihr Vater ist. Nun ...

Inhalt:
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Kaum wurde Alexa Jahn nach Weilheim versetzt, löste sie ihren ersten Fall erfolgreich und erfuhr dabei, dass Bernhard Krammer, der österreichische Kommissar, ihr Vater ist. Nun hält sie bereits ein neuer Fall in Atem. Das Wetter in den Bergen ist schlecht, es hat Schneefall gegeben und teilweise war das Tal von der Außenwelt abgeschnitten. Eine Studentin sowie ein junges Pärchen, dass sich kürzlich erst getrennt hat, gelten als vermisst. Scheinbar hatten sie nichts miteinander zu tun und doch könnte es Zusammenhänge geben.
Auf der anderen Seite der Grenze quält sich Bernhard Krammer in Österreich mit dem neuen Sachverhalt eine Tochter zu haben, aber auch mit zwei Studentinnen, die spurlos aus einem Studentenheim verschwunden sind. Scheinbar wurden sie entführt und Krammer hat den Verdacht, dass es etwas mit einem alten und ungelösten Fall von ihm zu tun hat.
Die Uhr tickt, es ist immer noch kalt und den Ermittlern läuft die Zeit davon.

Mein Eindruck:
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"Warte nicht darauf, dass irgendjemand dich einlädt.Veranstalte deine eigene Party.Die Gäste sollten etwas Besonderes sein.Alle handverlesen."

Nachdem ich den ersten Teil der Reihe schon genossen habe, war ich gespannt, wie sich die Geschichte vor allem zwischen Alexa und Krammer weiterentwickelt. Anfangs plätschern beide Fälle etwas vor sich hin und es dauert zum einen lange, bis Alexa und Krammer miteinander ins Gespräch kommen und leider auch, bis sie begreifen, dass ihre Fälle zusammenhängen. Doch spannend bleibt es dennoch, da in Rückblenden zum aktuellen Ermittlungsgeschehen die Tat aus Sicht eines der Opfer geschildert wird und auch die Gedanken des Täters werden an einigen Stellen eingestreut. So kommt ein gewisses Gänsehautgefühl auf und langsam, aber sicher formt sich für den Leser ein Bild über die Hintergründe der Tat. Gegen Ende gibt es noch einen sehr unrealistischen Showdown, den ich etwas übertrieben fand. Dennoch habe ich mich gut unterhalten gefühlt und mir gefiel die Weiterentwicklung, die Alexas und Krammers Charaktere machen. Ich freue mich auf eine Fortsetzung.

Fazit:
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Spannender Krimi über die Grenze Deutsch-Österreich mit einem interessanten Ermittlerteam

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Wissensvermittlung und Ausmalspaß

Ausmalspaß + Wissen: Fantatiere - Malbuch ab 6 Jahre. Artenvielfalt artgerecht erkunden für die ganze Familie. Empfohlen vom Naturschutzbund Österreich
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Mein Eindruck:
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In diesem über 200-Seiten starken Buch haben die Autoren es sich zum Ziel gesetzt, den Kindern ab 6 Jahren auf spielerische und kreative Weise das Thema Artenvielfalt ...

Mein Eindruck:
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In diesem über 200-Seiten starken Buch haben die Autoren es sich zum Ziel gesetzt, den Kindern ab 6 Jahren auf spielerische und kreative Weise das Thema Artenvielfalt zu vermitteln.
Hierzu haben sie besonders lustig klingende Exemplare aus der Tier- und Pflanzenwelt herausgesucht, wie z. B. die Ringelrobbe, den Schraubenziegenbock, den Frauenschuh oder die Hirschzunge. Aber auch wirkliche Fantasietiere wie das Dreihorn oder das Wollmilchschwein werden angesprochen, gepaart mit der Aufgabe, sich eigene Tiere auszudenken.
Zu jedem real existierenden Wesen gibt es einen kurzen Wissensblock von wenigen Zeilen, dazwischen gibt es viele Seiten mit Ausmalvorlagen, aber auch leere Seiten, bei denen man seiner Kreativität komplett freien Lauf lassen kann.

Die Kinder werden hier auf spielerische Art motiviert, sich mit den verschiedenen Arten von Tieren und Pflanzen auseinanderzusetzen. Etwas bedenklich fand ich, dass Tiere wie der Tanzbär oder der Zirkuselefant eine eigene Art darstellen sollen. Zum einen sollten m. E. Kinder hier aufgeklärt werden, dass dies eine Form von Tierquälerei ist und zum anderen, dass es nichts anderes ist als dressierte Tiere, keinesfalls aber eine eigene Tierart! Ähnliches gilt für das Suppenhuhn. Das ist wohl alles mit einem Augenzwinkern gemeint, könnte bei Kindern aber falsch ankommen.
Aus diesem Grund und weil ich finde, dass es gerne noch etwas mehr verschiedene Vertreter jeder Tierart hätten sein können, ziehe ich einen Punkt ab.

Ansonsten ist dieses Buch sehr empfehlenswert, um das Thema Artenschutz im Vorschul-/Grundschulalter zu thematisieren.

Fazit:
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Motivierendes und lehrreiches Malbuch zum Thema Artenvielfalt

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 26.04.2022

Karrierekampf bei einem Modemagazin

Ich klick dich weg
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Cover:
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Das Cover passt perfekt zum Inhalt: Eine Frauenhand, die mittels einer Fernbedienung in der Hand eine andere von einem Stapel (Mode)Magazine herunter schubst. Dazu der rot gefärbte ...

Cover:
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Das Cover passt perfekt zum Inhalt: Eine Frauenhand, die mittels einer Fernbedienung in der Hand eine andere von einem Stapel (Mode)Magazine herunter schubst. Dazu der rot gefärbte Titel. Macht neugierig und man merkt gleich den Humor.

Inhalt:
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Imogen Tate ist Anfang 30, glücklich verheiratet mit 2 Kindern und hat sich in vielen Jahren zur Chefredakteurin des Modemagazins Glossy hochgearbeitet. Sie liebt diesen Beruf, doch nach einer längeren Abwesenheit wegen einer Erkrankung muss sie feststellen, dass sich vieles verändert hat. Das Magazin soll jetzt vollständig in eine App umgewandelt werden und ausgerechnet ihre ehemalige Assistentin Eve Morton ist ihre neue Vorgesetzte. Als diese ihr immer wieder Steine in den Weg legt und hinterrücks Intrigen spinnt, die auch Imogens Privatleben tangieren, nimmt Imogen den Kampf auf.

Mein Eindruck:
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"Geben Sie mir eine Chance", fügte sie hinzu. "Ich werde Ihr Leben verändern." Dieser Satz hätte Imogen zu denken geben sollen, aber sie war keine Kassandra, und sie brauchte jemanden, der hart und gern arbeitete und sofort anfangen konnte. [Eve Morton zu Imogen Tate, S. 24]

Vom Stil erinnert das Buch an "Der Teufel trägt Prada". In überspitzt-satirischer Form wird hier der Kampf der beiden Frauen in der Modewelt aufs Korn genommen. Vieles ist natürlich überzogen und die Charaktere sind stark typisiert. So ist Imogen die Traditionalistin, die an alten Werten festhält, aber dafür auch von ihren früheren Beziehungen und ihrer Menschlichkeit profitiert. Auf der anderen Seite ist sie recht naiv, die neue Medienwelt betreffend, als hätte sie in den 6 Jahren ihrer Abwesenheit absolut nicht mitbekommen, wie die Welt sich um sie verändert hat. Eve dagegen ist ein eiskaltes Miststück, die sich auf Kosten anderer ihre Karriere aufbaut und vor nichts zurückschreckt. Sie benutzt Menschen nur, fühlt sich aber in der digitalen Welt zuhause. Die dritte Hauptperson ist Ashley, die neue Assistentin von Imogen. Es ist nicht immer klar, auf wessen Seite sie steht, aber sie ist mir noch am sympathischsten. Die Geschichte ist sehr amüsant zu lesen und bis zum Ende ist doch spannend, wie sie ausgeht bzw. welche der Frauen nun die Oberhand gewinnt. Zwischendurch gibt es aber auch nachdenkliche Töne, die mir sehr gefallen haben, z. B.:

"Das Leben ist merkwürdig, wissen Sie? Es ist kein fortlaufender Text. Es hat Kapitel. Vielleicht steuern Sie auf ein ganz anderes Ende zu, als Sie sich immer vorgestellt haben." [Therapeut zu Imogen, S. 232f.]

Fazit:
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Eine bissige und unterhaltsame Satire auf die neue Medienwelt

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