Profilbild von pfalzir

pfalzir

Lesejury Star
offline

pfalzir ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit pfalzir über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.12.2019

zwiegespalten

Hotel Cartagena
0

Auf der einen Seite hat es mir Spaß gemacht, wieder über Chastity Riley, ihre Männer und ihre Liebe zu Hamburg zu lesen. All die Bekannten, die irgendwie liebevoll, verletzlich und beschädigt beschrieben ...

Auf der einen Seite hat es mir Spaß gemacht, wieder über Chastity Riley, ihre Männer und ihre Liebe zu Hamburg zu lesen. All die Bekannten, die irgendwie liebevoll, verletzlich und beschädigt beschrieben werden tauchen gleich zu Beginn des Buches auf. Und dieser besondere Schreibstil von Simone Buchholz hatte mich gleich wieder gepackt: karge, schnoddrige Sätze, eine wirklich sehr ungewöhnliche Erzählweise bis hin zur Poesie.

Unschön fand ich allerdings eine längere Passage, die fürchterlich zäh zu lesen war. Was wir da zu lesen bekommen haben sollte wohl irgendwie Fieberwahn oder Delirium darstellen, hat inhaltlich überhaupt keinen Sinn gemacht hat. Auch gibt es keinen wirklichen Fall. In einem Hotel gibt es eine bewaffnete Geiselnahme. Obwohl ein komplettes Kripoteam als Geiseln direkt beim Geschehen ist, bleiben diese, ebenso wie wir Leser, nur in der Beobachterrolle. Parallel dazu erfahren wir die Hintergrundgeschichte des Hamburgers Henning Gabarek in Kolumbien. Für mich war das kein interessanter Krimi.
Auch wenn mir der Fall und der Verlauf diesmal nicht gefallen hat, will ich die für mich noch offenen Bände der Reihe nachlesen und gebe einem zukünftigen auch nochmal eine Chance.

Veröffentlicht am 22.10.2019

Viel Gewalt

Messer (Ein Harry-Hole-Krimi 12)
0

Seit Schneemann bin ich ein echter Harry-Hole-Fan und habe alle danach erschienenen Bände zeitnah gelesen. Die vielen Wendungen, Verwirrungen des Lesers und die Cliffhanger am Ende bin ich gewohnt. So ...

Seit Schneemann bin ich ein echter Harry-Hole-Fan und habe alle danach erschienenen Bände zeitnah gelesen. Die vielen Wendungen, Verwirrungen des Lesers und die Cliffhanger am Ende bin ich gewohnt. So kommt auch dieser Band in imposanter Länge auf den Markt. Allerdings fand ich es diesmal viel zu lang und ausschweifend, mit sehr vielen Beteiligtem mit jeweiligen Hintergrundgeschichten. Außerdem zu viele abstoßende Detailbeschreibungen und rohe Gewalt. Der ganze Band bewegt sich zwischen der fanatischen Verfolgung des Vergewaltigers Svein Finne und der Suche nach einem Mörder. Es waren wohl eine Handvoll Mörder, die wir geliefert bekamen und die es dann doch nicht waren. Die letzendliche Auflösung des Mordes geschah schließlich jenseits der offziellen Polizeiermittlungen und ich fand sie echt unglaubwürdig.

Auch ich finde, dass die Figur Harry Hole, sein Ermittlungsstil, seine Beziehungen im Privaten und im Polizeilichen, mittlerweile ausgereizt ist und die Reihe mal enden sollte. Ich befürchte, falls es weitere Bände geben wird, dass diese ähnlich dem jetzigen verlaufen werden und bin somit nicht mehr weiter daran interessiert.

Veröffentlicht am 14.10.2019

Lukas Born bleibt dran

Dumm gelaufen, Martha
0

In seinem dritten Fall lebt der suspendierte Hauptkommissar Lukas Born weiterhin als Dauercamper auf einem Campingplatz in Sonsbeck. Momentan hält er sich mit wenig attraktiven Privatermittlungen über ...

In seinem dritten Fall lebt der suspendierte Hauptkommissar Lukas Born weiterhin als Dauercamper auf einem Campingplatz in Sonsbeck. Momentan hält er sich mit wenig attraktiven Privatermittlungen über Wasser. Da ist es eine willkommene und lukrative Abwechslung, für eine Notarsgattin den verschwundenen Ehemann zu suchen. Während die Polizei dem Fall nur halbherzig nachgegangen war, findet Lukas den Ehemann schnell: ermordet und im Wald vergraben.

Ich denke es macht Erwin Kohl in seiner Krimireihe um Lukas Born richtig Spaß, uns den Menschenschlag der Niederrheiner vorzustellen. So stehen das Zwischenmenschliche und viel Sprachwitz im Vordergrund. Es sind zwar Fälle zu klären, aber der Humor spielt neben dem Spannungsbogen und der harten Ermittlungsarbeit die erste Geige.

Leider passt meiner Meinung nach der Titel so überhaupt nicht zum Inhalt, ebensowenig das Coverbild. Laut dem Autor konnte er keinen Einfluss darauf nehmen; es war der Verlag der hier ein unglückliches Händchen hatte. Schon der Untertitel „Mausetot am Niederrhein“ wäre um einiges stimmiger gewesen. Unabhängig davon war dieser Fall unterhaltsam und angenehm zu lesen. Es bleibt offen, ob Lukas Born wohl aus seiner Suspendierung in den Polizeidienst zurückkehren kann oder weiterhin als Privatermittler in die nächsten Kriminalfälle stolpert.

Veröffentlicht am 04.10.2019

schwerer Stoff

Auf Erden sind wir kurz grandios
0

Der Titel und das Cover haben mich von Anfang an beeindruckt. Der vietnamesische Junge Little Dog beschreibt in trauriger, melancholischer Art seine Kindheit in Amerika. Dies in Briefform an seine Mutter, ...

Der Titel und das Cover haben mich von Anfang an beeindruckt. Der vietnamesische Junge Little Dog beschreibt in trauriger, melancholischer Art seine Kindheit in Amerika. Dies in Briefform an seine Mutter, die allerdings nie lesen gelernt hat. Er ist sehr eng mit seiner Mutter verbunden, die ihn allerdings prügelt und auch psychisch mehr fordert, als es einem Kind gut tun kann. Bei den ersten beschriebenen Szenen mit Gewalt und Prügel ist er erst 4 bzw 8 Jahre alt. Die Alltagsgeschichten des kleinen Jungen werden im Wechsel mit grausamen Szenen und Kriegserlebnissen erzählt.

Ich habe nun ca. 100 Seiten gelesen und inzwischen ist Little Dog im jungen Erwachsenenalter angekommen. Aber auch hier fällt mir das Lesen weiterhin schwer. Nun habe ich überlegt, ob ich noch Tage oder Wochen so weiterlesen möchte und mich dagegen entschieden. Ich möchte nichts negatives über dieses Buch sagen, es ist wirklich beeindruckend geschrieben. Aber für mich ist es ein zu schwerer und depressiver Stoff.

Veröffentlicht am 02.10.2019

poetisch

Der Gesang der Flusskrebse
0

Die kleine Kya beobachtet eines Morgens ihre Mutter, wie diese ihre Familie verlässt. Sie spürt sofort, dass dies schlimme Folgen für sie und ihre Familie haben wird. Jahrelang hofft sie, dass ihre Mutter ...

Die kleine Kya beobachtet eines Morgens ihre Mutter, wie diese ihre Familie verlässt. Sie spürt sofort, dass dies schlimme Folgen für sie und ihre Familie haben wird. Jahrelang hofft sie, dass ihre Mutter zurückkommt. Die älteren Geschwister verlassen bald auch die trostlose Behausung im Marschland und selbst der Vater gibt die Fürsorge für seine kleinste Tochter auf.

Es war traurig mit anzusehen, wie dieses kleine Mädchen ums Überleben kämpft. Ganz unverschuldet muss sie dieses Verlassensein ertragen und bewältigen. Durch diese absolute Einsamkeit fällt ihr sogar das Sprechen schwer, da sie es fast nie nutzen und üben kann.

Ich finde, diese traurig schöne Geschichte besticht zum einen durch die vielfältige Beschreibung und Beobachtung der Natur und der Lebewesen. Und zum anderen durch die wenigen, vorsichtig geschlossenen Freundschaften, die Kya doch aufbauen kann. Diese Menschen bereichern ihr Leben und die Freundschaften sind dauerhaft.

Die Hörbuch-Sprecherin Luise Helm bringt die Geschichte sehr gut und stimmig rüber. Ihre Sprech- und Betonungsweise passt immer, es wird sogar mal eine Textpassage gesungen. Ein wirklich besonderes Debüt: wunderbar erzählt mit klug ausgearbeiteten Persönlichkeiten und viel Liebe zur Natur.