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Veröffentlicht am 26.10.2023

Heftig

Rotkäppchen lügt
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Nora Rothmann hat einen Job, für den sie meist ziemlich gehasst wird, ermittelt sie doch in ihrer Abteilung beim LKA Berlin in den eigenen Reihen, gegen die eigenen Kollegen. Aktuell geht es sogar gegen ...

Nora Rothmann hat einen Job, für den sie meist ziemlich gehasst wird, ermittelt sie doch in ihrer Abteilung beim LKA Berlin in den eigenen Reihen, gegen die eigenen Kollegen. Aktuell geht es sogar gegen den äußerst beliebten pensionierten LKA Präsidenten, denn dieser soll unberechtigt auf Ermittlungen zugegriffen haben und diese möglicherweise beeinflusst haben. Noras Ermittlungen nehmen eine unerwartete Wendung und plötzlich findet sich die Kriminalbeamtin mitten in ihrem persönlichen Alptraum.

Mit "Rotkäppchen Lügt" legt Elias Haller den ersten Band seiner als Trilogie geplanten Reihe um die Figur Nora Rothmann vor. Wer den Autor kenn, weiß von seiner Vorliebe für spezielle Ermittlerfiguren und auch hier schafft er wieder eine solche. Nora ist sehr integer, unbestechlich und hart in ihrem Job, was sie zur eher unbeliebten Einzelgängerin macht, ihre Figur ist eine von denen, die sich irgendwie immer für den schwierigen Weg entscheiden um ans Ziel zu kommen. Als Grund für ihr Härte werden ihre traumatischen Kindheitserlebnisse genannt, die dann auch eine wichtige Rolle im Buch spielen. Leider agiert sie, aus Sicht des Lesers, mehr als einmal vollkommen unlogisch, aber gerade dieses Verhalten ist es letztlich das die Story vorantreibt.

Wie der Titel des Buches erahnen lässt spielen Märchen eine wichtige Rolle. Der Täter, der sich bezeichnenderweise selber in der Rolle des Wolfes sieht, lässt sich bei seinen Mordszenerien von ihnen inspirieren, allerdings interpretiert er sie vollkommen anders, als der Leser sie kennt. Bei den Beschreibungen dieser Szenarien ist der Autor in die Vollen gegangen, seine Beschreibungen sind detailliert, brutal, blutig, möglicherweise verstörend und sicher nichts für schwache Nerven. Thriller-Neulingen würde ich nicht unbedingt zu diesem Buch raten, gerade da auch Kinder in das Geschehen involviert sind. Wer den Autor also nicht kennt, sollte vielleicht eher mit einem anderen seiner zahlreichen Bücher beginnen, obwohl auch die meist schon von der härteren Sorte sind.

Ich bin bekennender Fan von Elias Haller, seine neue Ermittlerfigur ist mir sympathisch und ich möchte natürlich erfahren, wie es mit ihr im zweiten Teil weitergeht, nicht zuletzt durch die Andeutungen über ihre Vergangenheit.

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Veröffentlicht am 22.10.2023

Späte Rache

Taubenschlag
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Als es darum geht die länderübergreifende Polizeiarbeit zu stärken erinnert sich Rudi Lehmanns Vorgesetzter an die Zusammenarbeit des Flensburger Kommissars mit Lykke Teit von der dänischen Polizei aus ...

Als es darum geht die länderübergreifende Polizeiarbeit zu stärken erinnert sich Rudi Lehmanns Vorgesetzter an die Zusammenarbeit des Flensburger Kommissars mit Lykke Teit von der dänischen Polizei aus Kopenhagen. Ein Fall, bei dem der deutsche Ermittler Hilfe gebrauchen kann ist leider schnell gefunden, geht doch anscheinend ein Serienmörder in Norddeutschland um und ermordet alte, alleinstehende Personen in ihren Sesseln und legt ihnen eine tote Taube in den Schoß.

Für Teit und Lehmann ist es, nach "Gezeitenmord", die zweite Zusammenarbeit. Man kann das Buch allerdings auch gut separat lesen, die Geschichte baut zwar auf der im ersten Teil beginnenden Freundschaft der ungleichen Ermittler auf, ist aber in sich abgeschlossen. Natürlich ist es schön, wenn man gerade zu Lykkes Vergangenheit Vorkenntnisse hat, es wird aber auch im Verlauf des Buches in genau der richtigen Dosis darauf eingegangen. Wer den ersten Band noch nicht kennt, wird ihn nach dieser Lektüre sicher auf die Leseliste setzen.

Dennis Jürgensen hat ein sehr ungleiches Paar geschaffen, nicht nur vom Altersunterschied her. Die beiden überaus sympatischen Figuren passen aber super zusammen und ergänzen sich. Die Art und Weise wie sie miteinander interagieren entlockt dem Leser mehr als einmal ein Schmunzeln innerhalb dieser Geschichte mit sehr traurigem Hintergrund.

Der Autor webt in seine Geschichte Ereignisse aus der nicht allzu lang zurückliegenden deutsch - deutschen Vergangenheit ein. Ereignisse, wie sie sich durchaus so, oder so ähnlich damals abgespielt haben könnten, familiäre Dramen inklusive. Die Geschichte wird nachvollziebar erzählt. Von den Morden abgesehen geschieht dies recht unspektakulär und ruhig, was der Spannung aber keinen Abbruch tut. Wilde Verfolgungsjagden und Schießereien fehlen, dafür gibt es tiefe Einblicke in das Seelenleben der Protagonisten.

Wie auch beim Vorgänger bin ich schnell in die Geschichte hineingekommen, der Schreibstil des Autors macht es einem leicht und durch die ständige unterschwellige Spannung wird man regelrecht zum Weiterlesen gezwungen. Für mich war das Wiedersehen mit Teit und Lehmann fast wie ein Treffen mit guten alten Bekannten. Das Buch ist ideal für Krimileser, die nicht so auf die harte Gangart stehen.

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Veröffentlicht am 19.10.2023

Abwarten und Tee trinken

Tee. Matcha. Mord
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Es wird viel Tee getrunken in den verschiedenen Kurzgeschichten, die in diesem Buch zusammengefasst sind, abwarten und Tee trinken ist allerdings nicht unbedingt die Art und Weise, in der die verschiedenen ...

Es wird viel Tee getrunken in den verschiedenen Kurzgeschichten, die in diesem Buch zusammengefasst sind, abwarten und Tee trinken ist allerdings nicht unbedingt die Art und Weise, in der die verschiedenen Protagonisten hier mit Problemen umgehen. Da wird schonmal bei einer heißen Tasse Earl Grey eiskalt gemordet.

Die Sammlung enthält Kurzkrimis von verschiedenen Autorinnen und Autoren, die meisten waren mir namentlich bisher nicht bekannt. Jeder von ihnen hat seinen eigenen Stil, seine eigene Herangehensweise, die Geschichten sind unterschiedlich aufgebaut, haben aber eben alle das gleiche Oberthema - Tee und Mord. So begegnet dem Leser die alte Dame, die den Einbrecher freundlich mit Tee und Mokkatorte bewirtet, oder die Zollbeamten, die sich an einer wertvollen Ladung Macha aus Japan bedienen. Man reist in der Zeit zurück nach Amsterdam, als der Teehandel per Schiff noch ein gefährliches Unterfangen war und trifft in einer anderen Geschichte einen Inspector in einem beschaulichen Örtchen in England, dessen Frau nicht nur ein gutes Händchen für ihre Rosen hat.

In einer Anthologie muss man immer damit rechnen, dass einem nicht alle Geschichten gleichermaßen gefallen. Hier hat mir alles gut gefallen, nur beim Kampf gegen die Kaffeehexe war mir das etwas drüber, aber letztlich passt es auch wieder perfekt. Die Geschichten schlagen fast immer einen unerwarteten Haken, sind oft mit einem Augenzwinkern erzählt und der Leser wird vom Ausgang überrascht.

Die Länge der einzelnen Krimis ist gut gewählt und so eignet sich das Buch gut für unterwegs, wenn man mal Wartezeiten überbrücken muss. Ein gut gemeinter Rat - sollte ihnen dabei jemand einen Tee servieren wäre ich vorsichtig.

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Mord verjährt nicht

Das unvollendete Bildnis
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Amyas Crale ist ein begnadeter Künstler und Frauenheld, er ordnet seiner Malerei alles unter, selbst seine Frau Caroline und sein Kind. Als er am Gemälde seiner jungen Geliebten arbeite, kommt er zu Tode, ...

Amyas Crale ist ein begnadeter Künstler und Frauenheld, er ordnet seiner Malerei alles unter, selbst seine Frau Caroline und sein Kind. Als er am Gemälde seiner jungen Geliebten arbeite, kommt er zu Tode, offenbar vergiftet von der eigenen Ehefrau. Konnte Diese tatsächlich nicht mit der Schmach einer möglichen Scheidung leben und entschloss sich daher ihren Mann zu töten? Polizei und alle Freunde der Familie sind davon überzeugt. Jahre später tritt ihre damals 6 jährige Tochter Carla an Hercules Poirot heran, um herauszufinden, was in diesem Sommer vor 16 Jahren passiert ist.

Agatha Christie lässt ihren Helden Hercules Poirot in einem längst abgeschlossenen Fall ermitteln, heute würde man es wohl Colde Case nennen. Ein schwieriges Unterfangen, selbst für den brillianten Detektiv, muss man doch mit den Aussagen der damaligen Zeugen die Ereignisse nachstellen und deuten. Nur mit Hilfe der kleinen grauen Zellen wird hier ermittelt, ganz ohne die technischen Möglichkeiten der modernen Zeit.

Das Setting bietet, eine recht überschaubare Anzahl an Personen, was bei A. C. nicht immer der Fall ist. Der Leser erlebt, ebenso wie der Ermittler, Bruchstücke der Geschehnisse an den letzten Tagen im Leben des Malers. Allein aus mündlichen Befragungen und Niederschriften der Erinnerungen der fünf damals Anwesenden rekonstruiert Hercules Poirot die Tat.

Das Buch bietet dem Leser alle Hinweise, die er braucht um den Fall zu lösen, so ist man auch immer wieder überzeugt, den Täter zu kennen, ändert seine Meinung aber spätestens nach der nächsten Aussage. Gekonnt spielt A.C. hier mit den Perspektiven, schließlich hat jeder der Beteiligten andere Beobachtungen aus anderen Blickwinkeln gemacht und sie dementsprechend auch anders gedeutet. Die Auflösung ist diesesmal äußerst schlüssig und nachvollziebar, es kommt eben nur darauf an, aus welcher Perspektive man die Puzzleteile betrachtet.

Für mich definitiv eines ihrer besten Bücher mit einem Poirot in Hochform.

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Veröffentlicht am 12.09.2023

Stimmungsvoll

Tweed Time
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Der Herbst ist ganz zu Unrecht eine unterschätzte Jahreszeit. Wenn die Hitze des Sommers vorüber ist kann die Natur aufatmen und ihre ganze Fülle und Pracht präsentieren, es ist Erntezeit, die Tage werden ...

Der Herbst ist ganz zu Unrecht eine unterschätzte Jahreszeit. Wenn die Hitze des Sommers vorüber ist kann die Natur aufatmen und ihre ganze Fülle und Pracht präsentieren, es ist Erntezeit, die Tage werden kürzer, oft hat man eine ganz besondere Lichtstimmung, man kann noch viel draussen unternehmen sich aber auch ohne schlechtes Gewissen mit Tee und Keksen auf die Couch lümmeln. Ich liebe es!

In ihrem neuen Buch nimmt Autorin Theresa Baumgärtner den Leser mit auf eine stimmungsvolle Reise durch den Herbst. Man begleitet sie und ihre Familie bei der Ernte und erhält auch direkt die passenden Rezept für all die Köstlichkeiten, dazwischen gibt es immer wieder Bastel - und Dekotipps. Im weiteren Verlauf kommt dann die Reise nach Schottland, dem Heimatland des titelgebenden Tweeds.

Das Buch ist eine wunderbare Inspiration. Die Autorin gibt sehr persönliche Einblicke in den Alltag ihrer Familie, in ihren Texten spürt man ihre eigene Begeisterung, Freude und Liebe, man bekommt direkt Lust aufs Ausprobieren und Nachkochen, möchte die Koffer packen und nach Schottland reisen. Die Rezepte sind einfach, kommen ohne exotische Zutaten aus und sind gut erklärt, hier kann die Autorin natürlich auf die Erfahrungen aus ihren anderen Büchern zurückgreifen.

Ich hatte zuerst die Möglichkeit das Buch als Ebook zu lesen und was soll ich sagen, schon nach wenigen Seiten stand für mich fest, dass ich das Buch im Original brauche. Ich wollte es in Händen halten um die wunderschönen, oft doppelseitigen Fotografien betrachten zu können. Die Bilder sind so intensiv, haben eine ganz besondere Stimmung, einige davon würde ich mir gern in Großformat an die Wand hängen. Das Buch selbst ist sehr hochwertig gestaltet, Hardcover mit Lesebändchen, das Cover ist haptisch sehr griffig in Tweedoptik mit Goldschrift. Das schönen Format macht sich super als Deko auf einem Regal, oder, um immer schnell zur Hand zu sein, dem Couchtisch, am besten bei Kerzenlicht und in Begleitung einer schönen Tasse Tee.

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