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Veröffentlicht am 27.09.2022

Überlebenskampf in der Kälte

Eis
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Alex ist Wildtierbiologin und ihren Tieren gilt ihre ganze Leidenschaft. Als sie eher durch Zufall die Möglichkeit bekommt an einer Studie über Eisbären teilzunehmen zögert sie nicht lange. Schon kurz ...

Alex ist Wildtierbiologin und ihren Tieren gilt ihre ganze Leidenschaft. Als sie eher durch Zufall die Möglichkeit bekommt an einer Studie über Eisbären teilzunehmen zögert sie nicht lange. Schon kurz nach ihrer Ankunft in der Forschungsstation wird allerdings ins Labor eingebrochen und ausgerechnet Alex Proben gestohlen. Ein Rückschlag für die engagierte Forscherin, der allerdings nur die Spitze des sprichwörtlichen Eisbergs bildet.

Der Schreibstil der Autorin machte mir den Einstieg in das Buch sehr leicht. Die Beschreibungen der Natur in der Protagonistin Alex unterwegs ist, gekoppelt mit der Begeisterung der Figur für ihre Umwelt ist wirklich gut gelungen. Ohne erhobenen Zeigefinger bringt die Autorin mahnene Worte zum Thema Tier-, bzw Klimaschutz unter, diese ziehen sich auch durch die komplette Story und bringen so einen weiteren Aspekt in den Thriller.

Die Story läuft ziemlich rasant, direkt zu Beginn war ganz kurz etwas Flaute, als die recht eintönige Alltagsarbeit von Alex beschrieben wird. Im Hauptteil wird es dann aber schnell atemberaubend und gefährlich. Die Autorin zeigt hier, dass auch Frauen sehr anschaulich Kampfszenen und Verfolgungsjagden beschreiben können.

Durch den Prolog hab ich eine Weile ein anderes Motiv hinter den ganzen Ereignissen vermutet, allerdings wird hier geschickt eine andere Richtung eingeschlagen. Die letztliche Auflösung könnte man allerdings dann doch als etwas konstruiert bezeichnen. Ganz rund war das Ganze nicht für mich. Zu dem etwas unrunden Gefühl der Geschichte trägt auch der Hintergrund einer weiteren wichtigen Figur der Story bei. Hier war die Autorin vielleicht zu sehr bemüht einen komplizierten Charakter einzubringen, dessen Vehalten ich nur bedingt nachvollziehbar fand.

Das Buch ist bereits das zweite um die Biologin Alex, ich habe das erste nicht gelesen, werde es aber nach dieser Lektüre nachholen.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Tolle Ergänzung

Das Erbe des Weißen Wolfs
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Ich habe, zugegebenermaßen, oft Schwierigkeiten mit dem Fantasy Genre. Einiges liebe ich heiß und innig, während ich Vieles, das hier seine Blüten treibt überhaupt nicht mag. Die Bücher der Hexer Reihe ...

Ich habe, zugegebenermaßen, oft Schwierigkeiten mit dem Fantasy Genre. Einiges liebe ich heiß und innig, während ich Vieles, das hier seine Blüten treibt überhaupt nicht mag. Die Bücher der Hexer Reihe waren mir bisher noch vollkommen unbekannt und auch die Serie habe ich erst relativ spät für mich entdeckt, diese dann aber um so mehr gesuchtet.

In der vorliegenden Sammlung haben 11 polnische Autorinnen und Autoren eine Homage an Andrzej Sapkowski geliefert und neue Geschichten rund um Geralt und Yennefer geschaffen. Jeder von ihnen folgt natürlich einem eigenen Antrieb und legt seinen einigen Stil in die Geschichte, das macht die Sammlung sehr vielschichtig.

In der Natur der Sache liegt es nun auch, dass nicht jede Geschichte mich gleichermaßen begeistern konnte. Während einige sich sehr eng an die Vorlage halten, könnten andere auch in einem völlig eigenen Universum stattfinden. Während ich von einigen Autoren gern noch viel mehr gelesen hätte, haben andere nur wenig bei mir zurück gelassen. In der Summe allerdings muss ich sagen, dass das Buch eine sehr gute Zusammenstellung enthält und gerade für mich als Neuling eine schöne Einstimmung und Ergänzung war. Fans können sich hier die Wartezeit auf die nächste Staffel verkürzen.

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Veröffentlicht am 11.09.2022

Familiengeheimnis

Dunkle Tiefen
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Seit zehn Jahren haben sich die Schwestern Jess, Lydia und Ella nicht mehr gesehen und wirklich Lust aufeinander scheinen sie auch nicht zu haben. Trotzdem nehmen sie eine Einladung an, die Weihnachtstage ...

Seit zehn Jahren haben sich die Schwestern Jess, Lydia und Ella nicht mehr gesehen und wirklich Lust aufeinander scheinen sie auch nicht zu haben. Trotzdem nehmen sie eine Einladung an, die Weihnachtstage im Ferienhaus der Familie an der Steilküste Englands zu verbringen. An die früheren Urlaube in dem kleinen Cottage haben die drei allerdings nicht nur schöne Erinnerungen, schließlich stürzte während eines Aufenthalts vor zwanzig Jahren ihre jüngste Schwester hier von den Klippen.

Dunkle Tiefen bezieht sich hier nicht nur auf die dunkle undurchdringliche See, sondern im Besonderen auch auf das Seelenleben der Schwestern und das Geheimnis, das einige von ihnen seit Jahren mit sich tragen. Bis zur Offenbarung vergeht einige Zeit, in der die Autorin ihre Figuren durch einiges an emotionalen Auf und Abs schickt. Teilweise war dieses hin und her unter den Geschwistern etwas langatmig und schwergängig. Zusätzlich verwirrend fand ich die ständigen Zeitsprünge, in denen die Ereignisse des letzten Sommers beschrieben werden, in dem die jüngere Schwester zu Tode kam.

Lange ist mir als Leser nicht ganz klar gewesen, wohin die Reise gehen soll. Die Geschichte läuft vor sich hin, während ich mir die ganze Zeit im Kopf Szenarien ausgemalt habe. Gerade für "erfahrene" Thrillerleser fehlt vielleicht etwas Geschwindigkeit, die Geschichte ist im Grunde nicht unspannend, aber trotz das ständig etwas stattfindet, passiert nichts, was die Geschichte wirklich voran bringt. Ich weiß gar nicht genau, wie ich das konkret benennen soll.

Die Figuren der Schwestern sind zwar sehr spezielle Charaktere, mir aber letztlich zu undifferenziert beschrieben, ich hatte bis zuletzt Schwierigkeiten den Überblick zu behalten, wer wer ist. Das und die schon genannten Zeitsprünge machen das Lesen anstrengend und ich musste mich sehr konzentrieren um den Faden nicht zu verlieren. Alles in Allem hatte ich mir von der Grundstory mehr erwartet, für Thriller Neulinge ist das Buch aber sicher eine gute Wahl.

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Veröffentlicht am 10.09.2022

Gedankenspiel

Galatea
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Pygmalion ist ein Bildhauer aus der griechischen Mythologie, dessen Geschichte einst von Ovid erzählt wurde. Pygmalion wünscht sich die perfekte Frau, erschafft sie aus Marmor und die Göttin Venus höchstselbst ...

Pygmalion ist ein Bildhauer aus der griechischen Mythologie, dessen Geschichte einst von Ovid erzählt wurde. Pygmalion wünscht sich die perfekte Frau, erschafft sie aus Marmor und die Göttin Venus höchstselbst erhört sein Flehen und erweckt die namenlose Schöne zum Leben. Madeline Miller gibt in ihrer kurzen Erzählung dieser Schöhnheit einen Namen und ersinnt eine Geschichte nach der Geschichte.

Ich liebe Kurt Tucholskys Satz " Und darum wird beim Happy End, im Film gewöhnlich abjeblendt ". Treffender könnte man den Inhalt der Geschichte nicht beschreiben, denn die Autorin erzählt, was passiert sein könnte, nachdem Pygmalion seine perfekte Frau bekommen hat und wie diese sich nun bei der ganzen Sache fühlt, auf ein Podest gestellt, idealisiert und dazu verdammt, die Perfektion in Person zu sein.

Die Autorin betreibt hier ein sehr interessantes Gedankenspiel und hinterfragt gleichzeitig das idealisierte Frauenbild, das bei vielen Männern bis heute vorherrscht. So sollen sie Reinheit und Unschuld verkörpern, gleichzeitig aber ihrem Gatten vollumfänglich zur "Verfügung" stehen und wenn sie dem Ideal nicht mehr entsprechen, ist es dem Mann freigestellt über ihr weiteres Schicksal zu verfügen.

Die kurze Erzählung ist natürlich Fiktion und jetzt sicher auch keine Weltliteratur, aber sie bietet viel Raum für die Interpretation eines klassischen Werkes und regt natürlich zum Nachdenken an, über das Frauenbild der Antike, aber auch der Moderne.

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Veröffentlicht am 18.07.2022

Schicksale

Das Leuchten der Rentiere
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Elsa, ein junges Sami Mädchen, wächst mit den Traditionen ihres Volkes auf und wichtigster Bestandteil dieser Traditionen ist die Zucht der Rentiere. Obwohl ihr, als Tochter der Familie keine aktive Rolle ...

Elsa, ein junges Sami Mädchen, wächst mit den Traditionen ihres Volkes auf und wichtigster Bestandteil dieser Traditionen ist die Zucht der Rentiere. Obwohl ihr, als Tochter der Familie keine aktive Rolle bei der Arbeit mit der Herde zugedacht ist, entwickelt sie schon früh eine enge Bindung zu den Tieren. Als sie im Alter vonn neun Jahren einen bekannten Wilderer dabei beobachtet, wie er ihr Lieblingstier tötet, ist das ein brutaler Einschnitt in ihre kindliche Welt und leider erst der Anfang von jahrelangen Drohungen und Übergriffen.

Das Buch zeigt auf sehr eindrückliche Weise eine Sicht auf das, bei uns als sehr sozial bekannte, Schweden. Ein Land, das auch im 21.Jahrhundert noch massive Probleme mit der Akzeptanz der Sami, der indigenen Bevölkerungsgruppe zu haben scheint. Offiziell haben diese zwar ihre Rechte und dürfen ihre Traditionen leben, im Alltag sieht das aber ganz anders aus. Die Autorin beschreibt aus der Perspektive ihrer Hauptfigur Elsa, wie die Familien mit öffentlichen Bedrohungen leben müssen, wie es immer wieder, unter den Augen der Behörden zu Wilderei und Vandalismus kommt, wie die Rechte der Sami selbst von der Polizei unverholen ignoriert und Verfahren verschleppt werden. Aber sie beschreibt auch, wie es innerhalb der Familienverbände zugeht, wie gerade die junge Generation mit den starren Auslegungen der Traditionen zu kämpfen hat und sich nicht selten in Alkohol, Depression, oder gar Selbstmord flüchtet.

Die schwedische Autorin weiß durchaus wovon sie hier erzählt, ist sie doch selbst eine Angehörige der Sami. In ihrem wunderbar leise erzählten Roman lenkt sie den Blick des Lesers auf ein Problem, das vielen wahrscheinlich gänzlich unbekannt ist. Natürlich kennt man die Leidenswege der indigenen Bevölkerung in Amerika, oder auch die Thematik rund um die Rechte der Aborigines in Australien. Das es aber innerhalb Europas, in einem beliebten Urlaubsland derartige Probleme gibt, möchte man sicher gern verdrängen. Bei genauerer Betrachtung allerdings gibt es die unterschiedlichsten Völkergruppen, die innerhalb ihrer Herkunftsländer mit Hass und Hetze bedacht werden und die fast keine Lobby haben. Neben den nordischen Sami, abschätzig oft als Lappen bezeichnet zählen hierzu zb auch Sinti und Roma in Osteuropa, die verschiedenen Volksgruppen in Sibirien, aber auch die Uriguren.

Mich hat die Lektüre des Buches sehr bewegt, obwohl ich anfangs leichte Schwierigkeiten hatte meinen Rythmus zu finden. Die Geschichte ist in drei Abschnitte gegliedert, in jedem erlebt man Elsa in einer anderen Altersstufe und hat so eine differenziertere Sicht auf die Ereignisse und Entwicklungen. Auf diese Weise nimmt man auch Anteil an der wachsenden Hilflosigkeit der Figuren, dem immer größer werdenden Druck und erlebt wie Großeltern, Eltern, Kinder den immer gleichen Repressalien ausgesetzt sind. Das Buch beschämt mich als Leser, es macht nachdenklich, auch über das eigene Verhalten und es zeigt, wie tief der Rechtspopulismus in unserer Gesellschaft noch immer, oder leider, schon wieder Wurzeln geschlagen hat. Klare Leseempfehlung.

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