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Veröffentlicht am 26.07.2021

Vorhersehbar

Fata Morgana
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Miss Marple wird von der Schwester einer Freundin auf geheime Mission geschickt, sie soll ein Auge auf die betuchte Dame haben. Irgendwie wird ihre Schwester das Gefühl nicht los, sie könnte in Gefahr ...

Miss Marple wird von der Schwester einer Freundin auf geheime Mission geschickt, sie soll ein Auge auf die betuchte Dame haben. Irgendwie wird ihre Schwester das Gefühl nicht los, sie könnte in Gefahr schweben. Schon kurz nach ihrer Ankunft lernt Miss Marple ein kompliziertes Geflecht von Mitbewohnern im Haus der Freundin kennen und bald kommt es zu einem besorgniserregenden Zwischenfall und natürlich zu einem Mord.

Agatha Christie inszeniert hier wieder eines ihrer Kammerstücke. Eine Anzahl von Personen, in diesem Fall verwirrend viele, treffen in einem englischen Landsitz aufeinander und es geschieht ein Mord. Im Zuge der Ermittlungen kommen dann Geheimnisse und Verstrickungen ans Tageslicht, von denen Einige etwas mit dem Verbrechen zu tun haben, Andere wiederum eher als Ablenkungsmanöver dienen. Mittendrin, als Konstante und Ruhepol, Miss Marple in gewohnter Manier.

In diesem Roman hat der Leser leider von Anfangan das Gefühl einer Inszenierung beizuwohnen. Diese Inszenierung ist natürlich gewollt und wichtiger Bestandteil des Buches, allerdings ist sie mir zu konstruiert und gewollt, der Leser wird quasi mit der Nase darauf gestoßen und somit ist der Täter und auch das grobe Motiv relativ schnell klar. Ein wenig hat das mein Lesevergnügen getrübt, liebe ich es doch mit zu kriminalisieren. Die vielen Figuren und ihre privaten Verwicklungen sind ebenso verwirrend, wie die komplizierten Familienverhältnisse. Agatha Christie hat es hier wohl sehr gut gemeint um möglichst viele Tatverdächtige ins Spiel zu bringen.

Die Originalausgabe ist von 1958, man merkt dem Text natürlich sein Alter an, er strotzt von Vorurteilen gegenüber Allem, was nicht Englisch ist. Man muss allerdings den Alltagsrassismus im Kontext sehen, heute würde ein Autor da sicherlich einen ziemlichen Shitstorm erleben. Aber auch Vorurteile innerhalb der englischen Gesellschaft kommen zu Tage, der Snobismus der englischen Upper class gegenüber allem ohne Stammbaum und Familienvermögen ist zeitgeschichtlich gesehen authentisch. Hier zeigt dich wiedereinmal, was für eine exzellente Beobachterin Agatha Christie war, sie spiegelt Eins zu Eins die Verhältnisse ihrer Zeit.

Der Roman zeigt einige Schwächen, zählt mit Sicherheit nicht zu ihren Besten, ist aber trotzdem aus dem Gesamtwerk der Autorin nicht wegzudenk und wurde sogar im Zuge der Miss Marple Serie verfilmt.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Fast zu viel an Information

Die kürzeste Geschichte Englands
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Großbritannien, Das Vereinte Königreich, oder gemeinhin eben England, der Autor versucht hier die sehr wechselhafte Geschichte der Insel zusammenzufassen.

Das Buch ist in größere zeitliche Abschnitte ...

Großbritannien, Das Vereinte Königreich, oder gemeinhin eben England, der Autor versucht hier die sehr wechselhafte Geschichte der Insel zusammenzufassen.

Das Buch ist in größere zeitliche Abschnitte unterteilt und enthält zum Text passende Erklärungen in Form von Bildern, Tabellen, Karten und Diagrammen, stellenweise sind Zitate aus historischen Abhandlungen eingefügt, am Ende gibt es ein umfangreiches Quellenverzeichnis. Das Buch ist also sehr wissenschaftlich fundiert aufgebaut.

Dem Leser werden geschichtliche Entwicklungen dargelegt, man erfährt detailliert, Wer, Wann und aus welchem Bewegrund die Herrschaft angestrebt hat über diese Insel, die eigentlich immer ungeeint gewesen ist. England, dieser kleine Teil, der im Prinzip bis heute im Klinsch liegt mit den eigenen Landsleuten in Wales, oder Schottland, bis in die jüngere Vergangenheit hinein regiert von Ausländern, meist Franzosen, ein Land ohne eigene Identität, Sprache und Kultur, ein Land, dass sich die meiste Zeit seiner Existenz mit irgendwem im Krieg befunden hat, entweder um zu erobern, oder um die eigene Eroberung zu verhindern. Umso erstaunlicher, welchen Siegeszug es später im Rahmen der Kolonialisierung der Welt angetreten hat.

Natürlich sind die akribisch zusammengestellten Daten und Namen interessant, zeigen sie doch ein geschichtliches Bild, das abweicht von dem was man allgemein hin aus Büchern, oder Filmen kennt. Nichtsdestotrotz war es mir teilweise zu viel Information auf zu engem Raum und mir hat mehr als einmal der Kopf geschwirrt. Leser mit entsprechenden Vorkenntnissen sind hier vielleicht mehr zu begeistern. Ich hatte mir auch eher einen weniger trockene Umgang mit dem Thema vorgestellt.

Wer sich mit den aktuellen Ereignissen im Bezug auf die geforderte Abspaltung Schottlands befasst wird in diesem Buch einige geschichtliche Belege für die nachwievor andauernden Konflikte im eigenen Land finden.

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Veröffentlicht am 11.07.2021

Sehr spannend

Mohnblumentod
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Das das eigene Kind verschwindet, ist das wohl das schlimmste Szenario für Eltern. Als Frida Plamgren nach ihrer Tochter sehen will, die im Kinderwagen auf der Terasse schläft, ist diese spurlos verschwunden. ...

Das das eigene Kind verschwindet, ist das wohl das schlimmste Szenario für Eltern. Als Frida Plamgren nach ihrer Tochter sehen will, die im Kinderwagen auf der Terasse schläft, ist diese spurlos verschwunden. Kommissarin Charlie Lager wird mit einem Kollegen zu den Ermittlungen hinzugezogen und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Bei dem Buch handelt es sich bereits um den dritten Thriller der schwedischen Autorin, um die sehr spezielle Ermittlerfigur Charlie Lager. Ich kannte bisher keines der Bücher. Da die Geschichte in sich abgeschlossen ist kann sie allerdings super ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Ich habe nichts vermisst, auch keine Hintergründe zur komplizierten Familiengeschichte der Ermitterin.

Diese Ermitterfigur ist es auch, die das Buch trägt. Die Autorin hat hier eine Person mit Vergangenheit geschaffen, nicht einfach im Umgang, einzelgängerisch, unbequem, brillant im Bezug auf ihre Arbeit, aber ständig im Kampf gegen ihre eigenen Dämonen. Die Art und der Lebenswandel der Hauptfigur macht sie mir eigentlich ziemlich unsympathisch, trotzdem ist da etwas, das mich in der Geschichte hält. Die Autorin hat hier alles richtig gemacht.

Ich habe die 360 Seiten an einem verregneten Sonntag weggelesen. Die Geschichte ist spannend und vielschichtig aufgebaut. Immer wieder gibt es neue Informationen, die das bisher Erarbeitete der Ermittlungen zunichte machen. Hier ist gut dargestellt, wie mühsam die Ermilungsarbeit ist und wie neue Informationen plötzlich ein vollkommen anderes Bild ergeben und man wieder am Anfang steht. Die Geschichte besteht aus zwei Handlungssträngen, der eine umfasst die Suche nach der kleinen Beatrice, der andere führt den Leser in eine frühere Nervenheilanstalt, in der heute Jugendliche therapiert werden, die aus den verschiedensten Gründen Probleme haben. Die Abschnitte rund um die jungen Mädchen im Heim sind nicht datiert und man hat zunächst keine Ahnung, ob die Ereignisse früher, oder zeitgleich stattfinden und wie sie generell mit der Geschichte zu tun haben. Meine anfänglichen Vermutungen dazu stellten sich als falsch heraus.

Das Buch verzichtet auf blutrünstige Action, der Reiz liegt eher im psychologischen Bereich, in den Abgründen hinter einer vermeintlich idyllischen Fassade, es ist tatsächlich sehr typisch skandinavisch. Die Aufklärung der Geschichte ist gut und glaubwürdig gelöst, es fallen alle Puzzleteichen an den richtigen und nun auch logischen Platz. Ich lag mit meinen Vermutungen lange Zeit falsch, erst ziemlich zum Ende hatte ich eine Ahnung, wohin die Geschichte geht. Charlie Lager und ich sind noch nicht wirklich Freunde geworden, aber sie hat eindeutig mein Interesse geweckt und ich werde natürlich die Vorgängerbücher lesen, um die Wartezeit auf das Nächste zu überbrücken.

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Berührend

Die vier Winde
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Elsa ist eine kränkliche junge Frau, die kaum das elterliche Haus verlässt. Ihr Leben scheint vorherbestimmt, als unverheiratet Tochter des Hauses fällt ihr irgendwann die Haushaltsführung und Pflege ihrer ...

Elsa ist eine kränkliche junge Frau, die kaum das elterliche Haus verlässt. Ihr Leben scheint vorherbestimmt, als unverheiratet Tochter des Hauses fällt ihr irgendwann die Haushaltsführung und Pflege ihrer Eltern zu. Einziger Lichtblick in ihrem Alltag sind die Bücher, in die sie sich flüchtet. Als sie eines Tages einen jungen Italiener kennenlernt beginnt sie sich zu verändern, wird mutiger, traut sich zu leben, doch dieses kurze aufblitzen von Mut hat Konsequenzen, die ihr ganzes Leben verändern.

Schon bei "Liebe und Verderben" konnte ich mich vom einzigartigen Erzähltalent der Autorin überzeugen. Ihre Kraft beim Lesen Bilder zu erzeugen ist enorm, man kann quasi die Hitze auf der Haut spüren, hat das Gefühl den heißen Staub einzuatmen, mit den Fingern durch die Ähren auf den kilometerlangen Feldern zu streifen. Ihre Figuren sind stark, ohne sich dieser Stärke bewusst zu sein, Menschen, die von den äußeren Umständen gezwungen werden über sich hinauszuwachsen.

Der Haupteil der Geschichte umfasst den Zeitraum von 1921 bis 1936. Harte Jahre für die Getreidebauern in Texas, genauso wie für viele andere Amerikaner, eine schwere Dürre bedroht die Ernten, Sandstürme zermürben die Menschen, es herrscht Rezession und viele verlieren ihr Hab und Gut und sogar ihre Heimat. Die Autorin beschreibt diese Zeit sehr authentisch, verbindet geschickt ihre fiktionalen Figuren mit tatsächlichen geschichtlichen Ereignissen, ihre Recherchearbeit ist dem Roman anzumerken. Ihre Geschichte steht stellvertretend für so viele Familien, die damals erleben mussten, was es bedeutet alles zu verlieren, ums Überleben zu kämpfen, Hoffnung zu suchen und nur auf Hass und Ablehnung zu stoßen.

In meinen Augen besitzt das Buch nicht nur einen historischen Hintergrund, sondern ist mit dem Grundtenor der Geschichte auch unglaublich gegenwahrtsbezogen. Der aufmerksame Leser kann durchaus Parallelen ziehen zum aktuellen Umgang mit Flüchtlingen, den Vorurteilen und Ängsten, die ihnen oft begegnen. Auch der Punkt extremer Wetterlagen und die Folgen von jahrzehntelanger Monokultur sind heute bedeutsam.

Die Autorin schafft eine atmosphärisch dichte Familiengeschichte, stellenweise eine Art Roadmovie, aus der Sicht von Elsa's Tochter eine Coming of Age Geschichte, eine Geschichte in der die Liebe einer Mutter zu ihren Kindern eindringlich thematisiert wird. Die verschiedenen Standpunkte der Generationen werden deutlich, in dem sich Mutter und Tochter abwechseln in der Erzählerrolle. Die Mutter erscheint hier als Mahnerin, als Bewahrerin, als Beschützerin von Traditionen und Werten, während die Jugend die Rolle der Rebellion übernimmt. Dadurch entstehen Konflikte und Reibungspunkte. Im Mittelteil des Buches hat die Autorin mich kurzzeitig etwas verloren, weil sie nach meinem Empfinden auf der Stelle getreten ist, Elsa's Selbstzweifel und Lethargie wurde etwas überreizt, mit vielen emotionalen Momenten konnte sie mich dann aber wieder in die Geschichte zurück holen.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Klassische Krimikost

Mord in Sussex
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Die Brüder John und William leben zusammen auf dem Familienbesitz. Kurz nachdem John zu einem Wochenendausflug aufgebrochen ist wird sein Auto verlassen aufgefunden, Blutspuren im Inneren, von John fehlt ...

Die Brüder John und William leben zusammen auf dem Familienbesitz. Kurz nachdem John zu einem Wochenendausflug aufgebrochen ist wird sein Auto verlassen aufgefunden, Blutspuren im Inneren, von John fehlt jede Spur. Die Polizei nimmt ihre Arbeit auf und bald deutet alles darauf hin, das der Täter wohl aus der Familie stammt und Bruder William rückt ins Visier des ermittelnden Beamten.

Der Leser bekommt hier einen klassisch aufgebauten Kriminalfall geboten. Kurz werden die Figuren der Brüder eingeführt und dann wird man auch schon mit dem Tatort konfrontiert. Zusammen mit der Polizei erarbeitet man sich die Fakten, ist Teil der Ermittlungsarbeit und weiß immer genausoviel wie diese. Im Laufe der Geschichte werden weitere Figuren eingeführt, die Geschehnisse werden anhand der vorhandenen Informationen rekonstruiert, wobei es natürlich auch passieren kann, dass sich das Ganze später als falsche Fährte erweist.

Die Geschichte zeigt vom Aufbau und der Ausarbeitung her Ähnlichkeit mit Romanen von Agatha Christie, inklusive detaillierter Rekapitulation des Falles am Ende. Während der Lektüre hab ich mich mehrfach über das recht altmodische Setting gewundert. Ich dachte, dass der Autor hier sehr bemüht war, die klassische Stimmung zu erzeugen. Erst am Ende des Buches habe ich dann erfahren, dass das Buch tatsächlich authentisch aus der Zeit stammt und der Autor bereits lange verstorben ist. Im Nachhinein erklärt das natürlich mein Gefühl beim Lesen und die Geschichte wirkt so wieder rund.

Die Geschichte an sich ist vielschichtig aufgebaut, war allerdings für mich schnell vorhersehbar. Es entstehen leichte Längen, wenn der ermittelnde Beamte das Verbrechen minutiös wieder und wieder anhand neuer Spuren gedanklich durchspielt, allerdings ist es gerade diese Ermittlerfigur, die die Geschichte trägt.

Liebhaber klassischer, englischer Krimis werden sich hier gut unterhalten fühlen. Das Buch setzt weniger auf blutige Details, sondern vielmehr auf eine gut konstruierte Geschichte mit Schwerpunkt auf dem Motiv für den Mord. Ich fühlte mich gut unterhalten.

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