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Veröffentlicht am 25.02.2020

Ließ mich zwiegespalten zurück

Rote Kreuze
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Alexander, ein junger Mann bezieht eine neue Wohnung, um seiner Vergangenheit zu entgehen. Seine Nachbarin Tatjana ist über 90 Jahre alt, leidet unter Alzheimer und beginnt ihm ihre Lebens/Leidensgeschichte ...

Alexander, ein junger Mann bezieht eine neue Wohnung, um seiner Vergangenheit zu entgehen. Seine Nachbarin Tatjana ist über 90 Jahre alt, leidet unter Alzheimer und beginnt ihm ihre Lebens/Leidensgeschichte zu erzählen. Eine Geschichte gegen das Vergessen und die Grausamkeiten in Russland unter Stalin.
Ich bin wirklich zwiegespalten, denn einerseits hat mich die Idee hinter der Geschichte überzeugt, andererseits wurde ich mit dem Schreibstil nicht so richtig warm. Vieles war ziemlich emotionslos geschrieben, die eingefügten Gedichte (so viele sind es nicht, also keine Sorge) haben mich nicht überzeugt und es dauerte, bis ich mit den Protagonisten etwas anfangen konnte. Zum Glück gab es sich mit der Zeit, die Charaktere waren weniger farblos und es gab auch manches Zitat, das mich sehr berührt hat. Spannend fand ich die Originalunterlagen zwischen dem Roten Kreuz und der sowjetischen Regierung die zeigen, wie unglaublich unmenschlich die Regierung vorging. Die eigenen Kriegsgefangenen als Deserteure zu behandeln und ihre Familien gleich mitzubestrafen – unfassbar. Das Leben im Lager einfach nur unmenschlich und abscheulich.
Die beiden Protagonisten haben ihre Päckchen zu tragen und im Verlauf der Geschichte scheinen die beiden wirklich zueinander zu finden, wenn das auch zu Beginn ganz anders erschien. Trotzdem haben mich die zwischen Tür-und-Angelgespräche, die das Innerste der beiden zutage fördern, nicht komplett überzeugt. Es ist eine Vergangenheitsbewältigung durch Erzählen und Zuhören, eine Geschichte gegen das Vergessen dieser Zeit, die gerne mal totgeschwiegen oder relativiert wird.
Die Abrechnung mit dem Stalinismus ist an sich eine gute Sache, aber die Umsetzung hat mich nicht überzeugt, zumal mich immer und immer wieder das Gefühl beschlich, dass die Deutschen um Hitler im zweiten Weltkrieg weniger schlimm dargestellt wurden, als Stalin und seine Genossen, dabei waren beide einfach nur abscheuliche Massenmörder und der Krieg unmenschlich. Ich will nicht behaupten, dass der Autor das beabsichtigt hat, aber beim Lesen kam mir immer wieder mal der Gedanke, dass die Nazis für meine Begriffe viel zu gut wegkommen…

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Veröffentlicht am 21.02.2020

Eine besondere Geschichte, die ich nur empfehlen kann

Was man von hier aus sehen kann
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Luise erzählt aus ihrem Leben in einem kleinen Dorf im Westerwald. Da spielen ein Optiker, einige Nachbarn, aber vor allem ihre Großmutter Selma eine gewichtige Rolle. Immer wenn Selma von einem Okapi ...

Luise erzählt aus ihrem Leben in einem kleinen Dorf im Westerwald. Da spielen ein Optiker, einige Nachbarn, aber vor allem ihre Großmutter Selma eine gewichtige Rolle. Immer wenn Selma von einem Okapi träumt, stirbt ein Mensch aus dem Dorf. Welche Auswirkungen das auf die Dorfbevölkerung hat und was sonst noch in dem beschaulichen Dörfchen passiert, ist hier neben der Lebensgeschichte von Luise das Thema.

Immer und immer wieder habe ich gehört, dass diese Geschichte etwas Besonderes sei und das Interesse wuchs mit der Zeit ins Unermessliche, sodass ich irgendwann dem Drang nachgab und das Taschenbuch besorgte. All diese positiven Stimmen im Hinterkopf hatte es die Geschichte alles andere als leicht und ganz zu Beginn habe ich mich schon gefragt, ob sie mich vielleicht nicht so packt, wie andere. Was will mir die Geschichte sagen und wohin geht die Reise? Doch dieses Gefühl und die Fragen legten sich bald und das, obwohl dieser Roman nicht meinem Beuteschema entspricht. Diese Geschichte lebt von ihrem Stil. Mich haben die Metaphern und feinen Bezüge, die die Autorin webt, einfach gefesselt, selbst wenn die Geschichte zeitweise kaum vorwärts zu kommen schien oder auch mal banal erschien.

Gefallen hat mir besonders, dass die Autorin immer den richtigen Ton trifft, egal ob das Geschehen gerade skurril, witzig oder traurig ist. Nie übertreibt sie zu sehr oder schweift ins Kitschige ab. Auch daher ist das Buch zum Genießen und langsam lesen. Kein Fast-reading für Zwischendurch, sondern etwas, was Zeit fordert, es aber auch wert ist.

Die skurrilen Protagonisten des Buches fand ich sehr gelungen. Sie sind einerseits wie jedermann, andererseits doch so besonders, dass man sie einfach näher kennenlernen will – mit allen Stärken und Schwächen. Besonders gefallen haben mir hier die abergläubischen Aspekte und auch wenn man als ins Wanken gerät, was eigentlich nicht wanken kann, ist das hier völlig in Ordnung. Luise und ihr Kampf um die große Liebe fand ich schön, ihre Zerrissenheit förmlich mit Händen spürbar.

Eine Geschichte vom Leben mit Verlusten, Liebe, dem Tod, Schuldgefühlen und vielem mehr. Mich hat es berührt und ich werde gerne weitere Bücher der Autorin lesen.

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Mehr als "nur" ein Spannungsroman

Long Bright River
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Streifenpolizistin Mickey ist alleinerziehende Mutter eines Fünfjährigen und arbeitet in Kensington, Philadelphia, einem Viertel in dem Drogen, Kriminalität und Prostitution an der Tagesordnung sind. Ihre ...

Streifenpolizistin Mickey ist alleinerziehende Mutter eines Fünfjährigen und arbeitet in Kensington, Philadelphia, einem Viertel in dem Drogen, Kriminalität und Prostitution an der Tagesordnung sind. Ihre Schwester ist ins Drogenmilieu abgerutscht, doch Kontakt hatten die beiden schon lange nicht mehr. In letzter Zeit hat Mickey ihre Schwester auch nicht mehr während ihrer Arbeit gesehen und es scheint ein Mörder im Viertel umzugehen. Mickey beginnt die Suche nach ihrer Schwester und gefährdet dabei nicht nur ihren Job…

Erwartet hatte ich eine spannende Geschichte in interessantem Umfeld – das bietet die fesselnde Geschichte auch, aber noch einiges mehr, was mich positiv überrascht hat. Der Roman hat Elemente von Drama, Tragödie, Thriller/Krimi und allgemeiner Gesellschaftskritik/Milieustudie inne und verbindet all das gekonnt. Die Vielschichtigkeit und Zeitsprünge sind gut nachvollziehbar und mancher Cliffhanger hat mich regelrecht gezwungen weiterzulesen. Und das, obwohl das Setting alles andere als leichtverdauliche Kost ist und die Bilder, die vor dem inneren Auge entstanden nicht ohne waren. Furchtbar, was manche Menschen erleben müssen und wenn man dann noch im Netz eigene Nachforschungen zum Stadtviertel Kensington anstellt – einfach nur schlimm, aber im Buch sehr gut dargestellt. Inhaltlich will und kann ich sonst nicht viel verraten, das muss man einfach selbst lesen.

Das Leben auf der Straße und auch das als alleinerziehende Mutter wird sehr detailliert und gut dargestellt, insgesamt ist der Schreibstil ist rund und eingängig. Neben der Polizeiarbeit nehmen Rückblicke viel Platz ein. Die Vergangenheit macht deutlich, wie gut und innig das Verhältnis der Schwestern war, wie es passieren konnte, dass eine der Schwestern abrutschte und die andere als Polizistin relativ erfolgreich ist. Sowohl die Gegenwart, als auch die Vergangenheit fand ich unterhaltsam. Gewöhnlich mag ich eine Zeitebene mehr, hier waren beide einfach gelungen.

Ein emotionales Buch, das nicht von dem Serienmörder dominiert wird, sondern mit überraschenden Wendungen und schonungsloser Offenheit überzeugt.

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Veröffentlicht am 13.02.2020

Ab in die Wanne

Badetag für Hasenkind
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Kinder und baden- die einen lieben es, die anderen hassen es. Besonders Haare waschen kann ja gerne mal im Schreikrampf enden (ich hatte ein solches Exemplar und ich bin heute noch froh, dass nie das Jugendamt ...

Kinder und baden- die einen lieben es, die anderen hassen es. Besonders Haare waschen kann ja gerne mal im Schreikrampf enden (ich hatte ein solches Exemplar und ich bin heute noch froh, dass nie das Jugendamt auf der Matte stand… ) Mit diesem Mitmachbuch wäre die Angelegenheit vielleicht etwas weniger laut und mit deutlich weniger Tränen abgelaufen. Das kleine Hasenkind muss gebadet werden und benötigt dabei die Hilfe des jungen Lesers. Damit alles gut verläuft muss trocken gerubbelt und gepustet werden was das Zeug hält. Kinder so Spaß an Büchern zu vermitteln finde ich genial und die robuste Aufmachung lässt auch einiges zu.
Wenig Text und wunderschöne Illustrationen machen das Buch für Jung und Alt zu einem Vergnügen und vielleicht macht dann Baden auch mehr Spaß, wenn Hasenkind das schafft, schafft das Menschenkind doch auch

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Ab ins Bett

Nur noch kurz die Ohren kraulen?
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Bettzeit ist angesagt! Das kleine Hasenkind kann aber nicht einfach so ins Bett, denn es benötigt bei diesem putzigen Mitmachbuch die Hilfe des kleinen Lesers um bettfertig zu werden. Einen Gute-Nacht-Kuss, ...

Bettzeit ist angesagt! Das kleine Hasenkind kann aber nicht einfach so ins Bett, denn es benötigt bei diesem putzigen Mitmachbuch die Hilfe des kleinen Lesers um bettfertig zu werden. Einen Gute-Nacht-Kuss, zugedeckt werden und noch einiges anderes erwartet das Hasenkind und die meisten Kinder werden wohl Spaß daran haben dem Kleinen zu helfen.

Die Abbildungen sind total süß und wirklich knuffig gelungen, sodass nicht nur die Kinder ihren Spaß an dem Buch haben dürften. Die Texte sind sehr knapp gehalten und kindgerecht verständlich. Besonders da die Kinder sich mit dem Thema ja bestens auskennen....wenn es auch in vielen Familien sicher nicht so reibungslos verläuft ins Bett zu kommen, wie bei Familie Hase.

Haptisch ist das Buch ebenfalls ansprechend und dank robuster Verarbeitung kann dem kleinen Hasen ungehemmt geholfen werden.

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