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Veröffentlicht am 04.01.2018

Hatte mir etwas mehr davon versprochen

Wolfswut
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Lotte findet nach dem Krebstod ihres Vaters zufällig eine von ihrem Vater genutzte Lagerhalle mit fünf Fässern voller Leichenteile. Während sie nicht glauben kann, dass ihr Vater, der von allen gemochte ...

Lotte findet nach dem Krebstod ihres Vaters zufällig eine von ihrem Vater genutzte Lagerhalle mit fünf Fässern voller Leichenteile. Während sie nicht glauben kann, dass ihr Vater, der von allen gemochte wurde, so etwas getan haben könnte, ermittelt Kira Hallstein mit ihrem Kollegen Max Lohmeyer. Da der Täter bereits verstorben ist, könnte man nun denken, dass mit der Aufklärung, um wen es sich bei den Toten handelt, die Geschichte bereits zu Ende erzählt ist – doch weit gefehlt, denn es macht den Anschein, als wären mindestens zwei Täter am Werk gewesen und dann geschieht noch ein weiterer Mord…
Ich mag True-Crime Geschichten und so musste ich auch einfach dieses Buch haben. Eine kurze Nacherzählung des Inhalts klingt auch spannend, aber das über 500 Seiten starke Buch war mir zeitweise deutlich zu langatmig und zu wenig spannend. Nach 200 Seiten hätte ich bestimmt unterbrochen vielleicht sogar ganz abgebrochen, denn so richtig packen konnte mich das Buch nicht. Es lag einerseits an den Protagonisten, allen voran Hallstein, mit der ich von Beginn an nichts anfangen konnte, aber auch an der großen Aufarbeitung ihres Privatlebens. Wahrscheinlich hätte mich das weniger gestört, hätte ich einen Zugang zur Kommissarin gefunden, so aber hatte mich das ziemlich genervt. Weiter gestört hat mich, dass so einige Personen ziemlich klischeehaft auf mich wirkten, beispielhaft seien hier die voreingenommene Chefin oder der Psychologe genannt. Gerade die ersten 200 Seiten waren für mich daher wie Kaugummi und ich war kurz vorm Querlesen (also schnellen über die Seiten huschen), als sich endlich mal was in den Ermittlungen aufgetan hat, was mich interessierte. Damit wurde es auch noch brutaler und abscheulicher als zuvor, aber immerhin wollte ich nun wissen, was gespielt wird. Wie abscheulich Menschen sein können, verschlägt doch immer wieder mal die Sprache.
Psychologisch ist das Buch gleichermaßen interessant wie abscheulich. Die Motive sind gut ausgearbeitet und unter dem Strich bin ich zwiegespalten. Die Ideen des Autors haben mir soweit gefallen – wobei hier natürlich manches nicht auf eigenen Ideen fußt, sondern auf einem realen Fall, aber die Umsetzung (zu langatmig, zu detailreich und am Ende eine sehr konstruiert wirkende Wendung) hatte mich einfach nicht überzeugt. Vielleicht ging ich auch mit viel zu hohen Erwartungen an das Buch.
Während mir die Berichterstattung zum realen Fall noch recht deutlich vor Augen steht und ich damals sehr schockiert war, werde ich dieses Buch bestimmt nicht länger im Gedächtnis behalten. Wenn überhaupt würde ich es nur unempfindlichen Lesern empfehlen, denn es tun sich Abgründe auf, unfassbar tiefe Abgründe…

Veröffentlicht am 03.01.2018

Absolut empfehlenswert!

Terror
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Vor nicht allzu langer Zeit habe ich „Die Würde ist antastbar“ gelesen und mein Interesse für den Autor entdeckt. Dieses Buch hat mich sogar noch mehr überzeugt, obwohl ich anfangs recht skeptisch war, ...

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich „Die Würde ist antastbar“ gelesen und mein Interesse für den Autor entdeckt. Dieses Buch hat mich sogar noch mehr überzeugt, obwohl ich anfangs recht skeptisch war, als ich das Theaterstück entdeckt habe. Wird das nicht ein wenig langweilig einer Gerichtsverhandlung zu folgen? Wird der Stil des Autors, der mich im ersten Buch so begeistert hatte, nicht irgendwie fehlen? Fragen die sich nach Abschluss der Lektüre definitiv verneinen kann. Das Theaterstück war für mich (ich besuche regelmäßig Theater) extrem fesselnd, beim Lesen hatte ich tatsächlich das Gefühl eine Vorstellung zu verfolgen und die Frage, ob man nun 164 Menschen einer Passagiermaschine töten darf, um 70.000 in einem Stadion zu retten, ist extrem gut dargestellt. Pro und Contra sind nachvollziehbar, das Thema einfach brandaktuell und sehr fesselnd. Man sollte sich in unseren Zeiten durchaus damit auseinandersetzen und sich seine Gedanken machen. Das Buch ist relativ schnell gelesen, aber was das Szenario danach an Diskussions- und Nachdenkpotenzial bietet, wird mich sicher noch lange geschäftigen. Meine Einstellung, die ich zum Thema im Vorfeld hatte, ist zumindest etwas ins Wanken geraten und das finde ich klasse. Würde ich den Piloten verurteilen? Vorher hätt ich definitiv mit Nein geantwortet – jetzt ist da ein „Ich weiß es nicht ganz genau“, wobei die Tendenz weiterhin zum Freispruch geht, nur nicht mehr allzu leichtfertig, wie im Vorfeld. Mich hat neben dem Theaterstück auch die Rede zur Preisverleihung für Charlie Hebdo sehr überzeugen können. Hier war ich voll mit dem Autor auf einer Linie – in Grundzügen- aber seine Argumentation hat mir die Augen weiter geöffnet.

Ich kann das Buch nur jedem Erwachsenen empfehlen. Man sollte seine moralischen, ethischen und rechtlichen Empfindungen immer wieder mal hinterfragen und prüfen – dafür bietet das Buch jeden nötigen Anreiz.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Ein spannender Fall und die tolle Weiterentwicklung der Protagonisten haben überzeugt

Die Ernte des Bösen
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Alles scheint ganz normal, als Robin, die dem Detektiv Cormoran Strike assistiert, ein Paket zugestellt bekommt. Statt der Einwegkameras für ihre anstehende Hochzeit handelt es sich jedoch um ein Frauenbein. ...

Alles scheint ganz normal, als Robin, die dem Detektiv Cormoran Strike assistiert, ein Paket zugestellt bekommt. Statt der Einwegkameras für ihre anstehende Hochzeit handelt es sich jedoch um ein Frauenbein. Der schockierende Fund soll jedoch nicht der einzige bleiben. Strike hat direkt einige Männer aus seiner Vergangenheit im Fokus. Gründe hätten seine Verdächtigen genug, um ihn zu Fall bringen zu wollen und der Täter scheint auch Erfolg damit zu haben, denn die Aufträge bleiben und Selbstzweifel nagen an Strike, während auch Robin mit den aktuellen und vergangenen Geschehnissen zu kämpfen hat.

Die vielschichtige Geschichte hatte mich sofort in ihren Bann gezogen, auch weil ich so lange auf das "Wiedersehen" mit den so gegensätzlichen Charakteren gewartet hatte. Das Ermittlerduo hatte mich schon vom ersten Teil an begeistert und das setzt sich hier fort. Ihre Weiterentwicklung zu verfolgen war schon sehr interessant, aber der Fall hatte es auch in sich. Der Schreibstil ist sehr detailreich, trotzdem gut und schnell zu lesen. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, sowohl die Vergangenheit, als auch die Gegenwart betreffend, und auch wenn ich manche Nebensächlichkeit fast zu viel des Guten fand, wollte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Manches hat mir auch kurzzeitig den Atem geraubt, wie die BIID-Geschichte...

Es handelt sich bereits um den dritten Band der Reihe und ich würde auch dringend empfehlen die Vorgänger zu lesen. Zwar ist der in sich abgeschlossene Fall auch so gut verständlich, jedoch sind Strike und Robin besser zu verstehen, wenn man die Entwicklung kennt. Insgesamt hatte ich jedoch den Eindruck, dass dieser Band ein wenig schwächer als seine Vorgänger war. Lag vielleicht daran, dass Strike und Robin so ihre Schwierigkeiten hatten, vielleicht aber auch daran, dass ich zum ersten Fall ziemlich früh einen Verdacht hatte, der sich letztlich auch bestätigt hat…
Ich bin schon unheimlich gespannt wie es weitergehen wird!

Veröffentlicht am 02.01.2018

Interessant, gut verständlich, aber Achtung: an mancher Stelle ziemlich brutal

Der Totenleser
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„Die faszinierendsten Tatorte gibt es nicht am Sonntagabend, sondern in diesem Buch“ meint Jan Josef Liefers und er hat damit absolut ins Schwarze getroffen! Tsokos berichtet von schockierenden Fällen ...

„Die faszinierendsten Tatorte gibt es nicht am Sonntagabend, sondern in diesem Buch“ meint Jan Josef Liefers und er hat damit absolut ins Schwarze getroffen! Tsokos berichtet von schockierenden Fällen seiner Laufbahn, die mich nicht selten heftig schlucken ließen…
Das Buch bietet Einblicke in die Arbeit eines Rechtsmediziners, der eben nicht nur mit Mordfällen zu tun hat, sondern auch mit ungeklärten Todesursachen, die manchmal recht „banal“ erscheinen mögen, aber trotzdem erst einmal ermittelt werden müssen. Tsokos berichtet anhand interessanter Fälle von seinen Arbeitsmethoden, aber auch von Problemen (beispielsweise die immer häufiger vorkommenden fettleibigen Toten, während die Untersuchungsliegen immer schmaler werden, um Kosten einzusparen) und alltäglichen Hindernissen (hier beispielsweise bei der Bestimmung der Todeszeit, die nicht selten durch ein geöffnetes Fenster nicht mehr besser zu ermitteln ist). Er räumt auf mit Vorstellungen, die durch Film und Literatur durch die Köpfe von Laien spuken und zeigt eindrücklich, wie er mit seiner Arbeit nicht nur den Toten eine Stimme gibt, sondern auch den Lebenden einen Dienst erweist.
Gerade der letzte Fall, der den grausamen Mord an einem jungen Mädchen schildert, war recht schwer zu verkraften, während die autoerotischen Unfälle oder Drogentote recht „gut“ zu verkraften waren. Nie verfiel der Autor nie einer reißerischen Schilderung, was ich ihm hoch anrechne. Der Schreibstil ist ansprechend, sehr gut verständlich ohne einen Haufen Fachbegriffe. Daher kann ich das Buch erwachsenen (!) Lesern mit einem gewissen Interesse am Thema empfehlen. Allerdings sollte man nicht zartbesaitet sein…

Veröffentlicht am 29.12.2017

Skurril, krank und trotzdem genial

Das ist nicht wahr, oder?
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Wer ein skurriles, schrilles, lustiges und verrücktes Buch sucht, liegt mit Jenny Lawsons Autobiographie „Das ist nicht wahr, oder?“ genau richtig! Die US-Bloggerin berichtet von ihrer Kindheit in Wall-Texas ...

Wer ein skurriles, schrilles, lustiges und verrücktes Buch sucht, liegt mit Jenny Lawsons Autobiographie „Das ist nicht wahr, oder?“ genau richtig! Die US-Bloggerin berichtet von ihrer Kindheit in Wall-Texas mit einem Tierpräparator als Vater, der gerne seine beiden Töchter mit allerlei Getiers „unterhält“. Weiter schildert sie ihre Schulzeit, die unter anderem tiefe Eingriffe in die Anatomie der Kuh beinhaltet und das Erwachsen werden, mit ihrem Ehemann Viktor und ihrer gemeinsamen Tochter Hailey.

Schon der Start ins Buch mit "Dieses Buch ist absolut wahr, bis auf die Stellen, die es nicht sind." verspricht Einiges und der Leser wird auch tatsächlich nicht enttäuscht; wobei ich mir sicher bin, dass es die einen lieben, die anderen hassen werden. Jennys Leben ist ein offenes Buch, in dem sie beispielweise schmerzfrei und sehr amüsant auch von ihren psychischen Problemen und daraus folgenden „Katastrophen“ berichtet. Man lacht, aber leidet auch mit ihr, man wird mal von Lachflashs geschüttelt, manchmal schüttelt man auch nur den Kopf und Fremdschämen ist auch noch drin. Das Buch weckt Emotionen auf eine ganz andere Weise wie es „gewöhnliche“ Bücher von normalen, gesunden Autoren tun, aber ich bereue nicht 360 Seiten einer durchgeknallten Frau gelesen zu haben - ganz im Gegenteil hoffe ich auf einen weiteren Teil, der nur so vor Humor und Sarkasmus strotzt.
Der Stil ist sehr flüssig, unterhaltsam, authentisch und einfach gut zu lesen. Oft man sich fragt was nun tatsächlich wahr ist, was in Teilen, oder gar komplett erfunden und nicht selten belegen Bilder die scheinbar unglaublichsten Geschichten!

Wer das nicht liest, hat wirklich was verpasst!