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Veröffentlicht am 22.12.2023

Tess Gerritsen wieder in Hochform

Spy Coast - Die Spionin
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Spy Coast, der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe um den „Martini-Club“ beschäftigt sich mit CIA-Agenten im Ruhestand – wie unruhig der sein kann, zeigt sich in diesem Buch.

Maggie, eine frühere Spionin, ...

Spy Coast, der Auftakt einer neuen Thriller-Reihe um den „Martini-Club“ beschäftigt sich mit CIA-Agenten im Ruhestand – wie unruhig der sein kann, zeigt sich in diesem Buch.

Maggie, eine frühere Spionin, die ihr ganzes Berufsleben auf Täuschung und Vertuschung setzte, hat sich in Maine, in einem kleinen Ort niedergelassen und züchtet Hühner. Klingt nicht nach einem Thriller? Das wird es aber noch, denn die Vergangenheit holt die patente Rentnerin ein. Irgendwas geht vor sich und dann liegt plötzlich eine Leiche in Maggies Hof – was mag dahinterstecken? Während die versucht die örtliche Polizei von ihrer wahren Identität fernzuhalten, versucht Maggie gleichzeitig mit ihren früheren Arbeitskollegen und Freunden den Dingen auf den Grund zu gehen. Wir tauchen ein in die Vergangenheit, mitten rein in die Spionageaktivitäten, aber auch in der Gegenwart wird scharf geschossen und es nicht nur einmal brandgefährlich. Die Frage nach den Hintergründen und Maggies Geschichte wird nur schichtenweise gelüftet, oft werden dann noch mehr Fragen aufgeworfen und das Buch gewinnt von Seite zu Seite mehr Brisanz und manchmal fragt man sich, wer Jäger und Gejagter ist. Nicht immer herrscht nur prickelnde Spannung, ab und an schlägt die Autorin an passenden Stellen auch ruhige Töne an und durch die wechselnden Perspektiven erhält das Buch mehr Tiefe. Und auch an spannenden Charakteren (alle Martiniclub-Mitglieder haben mich durch ihre professionelle, manchmal trockene Art und ihren Zusammenhalt überzeugt), einer Prise Humor und Action mangelt es nicht…

Tess Gerritsen hat es einmal mehr geschafft mich auf ganzer Linie zu überzeugen. Die Geschichte ist enorm spannend, gut konstruiert und fesselnd, kurz: ich bin echt begeistert von diesem Reihenauftakt. Es gibt eine Fülle an überraschenden Momenten und Wendungen, starken Frauen und brenzligen Momenten, die mir kaum ermöglichte das Buch länger zur Seite zu legen.

Ich freue mich auf weitere Geschichten um die Spionfreunde und auch die Polizistin Jo, die mir ebenfalls ausgesprochen gut gefallen hat.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.12.2023

Substanzen-Check:Offen, ehrlich, neutral und fundiert

Die Wahrheit über unsere Drogen
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Alltagsdrogen wie Zucker, Koffein und vielleicht auch eine oder andere Schlückchen Alkohol sind nicht so wild? Mag man wahrscheinlich gerne glauben, wie sie und auch illegale Substanzen, wie LSD, Meth ...

Alltagsdrogen wie Zucker, Koffein und vielleicht auch eine oder andere Schlückchen Alkohol sind nicht so wild? Mag man wahrscheinlich gerne glauben, wie sie und auch illegale Substanzen, wie LSD, Meth und Co wirken, was sie mit dem Körper und der Psyche anstellen können, wird hier in diesem Buch offen, ehrlich, neutral und fundiert erklärt – und zwar so, dass es auch der Laie versteht (sieht man vielleicht von dem einen oder anderen kleineren Exkurs in die Chemie mal ab).

Mein Sohn (19) und ich haben das Buch gelesen und sind überzeugt, dass es für Menschen, die sich noch wenig mit dem Thema beschäftigt haben ein sehr toller Einstieg in die Materie ist. Auch wer sich in der Richtung schon umgehört hat und weniger neue Erkenntnisse gewinnen kann, dem schadet die geballte und fundierte Präsentation nicht, die auch mit dem einen oder anderen Vorurteil aufräumt. So hat mich beim Cannabis nichts überraschen können, aber beim LSD war ich platt. Ich dachte, dass es viel gefährlicher sei, dass man es quasi nicht überdosieren kann war mir neu. Dass es auch bei Tee Koffein heißt, ging auch an mir bislang vorbei. Als Schutzbehauptung hatte ich bisher diese Mohngeschichte angesehen, weil ich mir einfach nicht vorstellen konnte, dass Mohnbrötchen und Co tatsächlich zu einem positiven Drogentest führen können. Ich könnte noch zig Sachen aufzählen, verkürze aber darauf, dass es selbst, wenn man kaum Neues erfährt, eine informative und dabei unterhaltsame Lektüre ist und mir persönlich auch besonders die historischen Entwicklungen sehr gefallen haben.
Zur Einleitung in jede Droge wird eine Situation in Beratungsgesprächen dargestellt, die teilweise schon einen gewissen Eindruck vermitteln, wie die Drogen wirken. Gegen Ende fand ich die Gespräche zu gestellt, gelegentlich auch ganz schön klischeehaft, aber nicht so sehr, dass es meine anfängliche und langanhaltende Begeisterung dafür zunichtemachen könnte. Aber bei mir überwiegt, dass es dadurch alles andere als ein trockenes Sachbuch ist.

Mein Sohn war hingegen von den Gesprächen prinzipiell nicht so angetan – wollte nur ans Eingemachte, auch das geht, denn auch wenn das Layout als solches eher nicht so gelungen ist. Der Fließtext hätte mit der einen oder anderen Hervorhebung, mehr Absätzen und Co an strukturierter präsentiert werden können.

Unter dem Strich haben uns der Apotheker und Carsten Schleh aber überzeugt, denn das fundierte Wissen und die Fallbeispiele sind gut berichtet, der mahnende Zeigefinger blieb weitgehend weg. Es wurde natürlich gewarnt, aber auf eine gute Art, die Konsumenten nicht verurteilt, sondern einfach nur aufzeigt, was im Körper geschehen wird und welche Auswirkungen es gibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Thema
  • Cover
Veröffentlicht am 05.12.2023

Spannender Auftakt

Kaltblütige Lügen
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Seit Jahren verschwinden junge Mädchen in San Diego. Manche werden nie gefunden, andere eher zufällig. Dass es eine Mordserie ist, lässt sich nicht nur am Opfertyp, sondern an einem kleinen, perfiden Detail ...

Seit Jahren verschwinden junge Mädchen in San Diego. Manche werden nie gefunden, andere eher zufällig. Dass es eine Mordserie ist, lässt sich nicht nur am Opfertyp, sondern an einem kleinen, perfiden Detail ausmachen. Psychologe Sam Reeves erfährt von einem Patienten, einem notorischen Lügner von dem Fall und bekommt einen Hinweis, auf ein mögliches Grab. Was tun? Ihm sind die Hände gebunden. Doch er findet einen Weg – jedoch wird er damit zum Verdächtigen No. 1. Ein ausgeklügelter Plan des Psychologen oder will er einfach helfen?

Ich mag Karen Rose einfach, obwohl sie mitten in jeden Thriller Romantikelemente einbaut. Sie hat mich dieses Mal jedoch ein wenig überrascht, denn zumindest ist sie ein wenig von ihrem Schema-F abgewichen und hat im Privaten nicht ganz, die mit rollenden Augen erwarteten Szenen, eingearbeitet. Sehr gut, denn die interessanten und relativ vielschichtigen Charaktere hätten das so auch nicht hergegeben. Natürlich gab es dennoch ein bisschen Schmalz und Süßholzgeraspel, aber es hielt sich in Grenzen. Was sie zum Glück so gar nicht geändert hat, ist ihr Spannungselement. Ein brisanter, brutaler Fall oder vielmehr eine Mordserie erschüttert die Gegend. Seit Jahren gibt es keine Spur zum Täter, aber es verschwinden immer wieder junge Mädchen. Gelegentlich wird dann eine Leiche gefunden – so auch jetzt. Jedoch haben die Ermittler anonyme Hinweise bekommen und ermitteln den Hinweisgeber, der direkt zum Hauptverdächtigen wird. Doch hat er etwas damit zu tun? Wie kommt der Mörder an die Mädchen und wie kann er die Polizei schon seit Jahren an der Nase herumführen? Wird Ermittlerin Kit, deren Pflegeschwester vor Jahren auch ermordet wurde, dem Täter mit ihrem Team das Handwerk legen können? Falsche Fährten, überraschende Wendungen und alles was es sonst noch braucht, bekommt man hier.

Ich fand den Auftakt zur neuen Reihe also richtig gut und freue mich noch mehr von diesem ungleichen Ermittlerteam zu lesen, denn man bekommt so viel: Spannung, ungezählte schaurige Momente, bisschen Kitsch und Emotion und die nötige Action. Ich konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen, weil der Schreibstil gewohnt gut war, die Handlung oft so spannend, dass ich wirklich lesen musste, ob ich nun Zeit hatte oder nicht. Und ich war von der Auflösung positiv überrascht. Ich kann das Buch einfach nur empfehlen, auch jenen, die bisher nichts von Karen Rose gelesen haben – außer Zartbesaiteten.

Veröffentlicht am 21.11.2023

Spannende Idee sehr gut umgesetzt

Stunde um Stunde
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Die fünfjährige Tilly verchwand vor zwei Jahren spurlos und gilt als ertrunken. Die Eltern wollen sich damit nicht abfinden und sind der Auffassung, dass die Ermittlungen der Polizei schlampig waren. Jetzt ...

Die fünfjährige Tilly verchwand vor zwei Jahren spurlos und gilt als ertrunken. Die Eltern wollen sich damit nicht abfinden und sind der Auffassung, dass die Ermittlungen der Polizei schlampig waren. Jetzt fordern sie mittels Geiselnahme in einem Kriminallabor das ihre Tochter binnen 24 Stunden gefunden wird. Um zusätzlichen Druck auszuüben vernichten sie wichtige Beweismittel…quasi Stunde um Stunde.
Ich finde die Idee grandios. Ein Cold Case, verzweifelte Eltern, die nicht abschließen können und einen Plan entwickeln, der es tatsächlich in sich hat. Zunächst werden die Charaktere eingeführt und manches mal habe ich mich währenddessen gefragt: Warum? Aber es ergibt dann doch recht schnell ein zusammenhängendes Bild. Richtig angetrieben wurde ich von der Frage, was mit dem Kind geschehen ist und wie das Schlamassel aufgelöst werden kann – möglichst ohne Blutvergießen. Wer schon von der Autorin gehört hat, dass es nicht ohne eine gewisse Brutalität geht und auch hier geht es rund, denn nicht nur im Labor bei der Geiselnahme ist einiges im Argen, auch der enttarnte Undercover-Cop Charlie und die schon am ersten Tag gefeuerte Polizistin Lamb bringen haben ihre Päckchen zu tragen. Ein „Team“ das so gar nicht zusammenzupassen scheint.
Candice Fox schreibt fesselnd und wie ich finde actionreich, scheut brutale Momente nicht und man fragt sich unweigerlich: Wie würde ich reagieren? Als Elternteil, als Geisel, als Polizist – aber lange darüber nachdenken ist nicht, denn es geht ihr Schlag auf Schlag. Eine Wendung folgt der nächsten, nicht immer reagieren die Personen rational und/oder wie man es erwarten würde, aber das erscheint mir nur logisch, denn die Geschichte hat Sprengkraft und der Druck ist auf alle Beteiligten sehr hoch.
Ich fand das so spannend, dass ich beim Lesen einfach die Zeit vergessen habe und das Buch nicht mehr aus den Händen legen wollte, denn all das entwickelte eine enorme Sogwirkung. Gut fand ich auch, dass die Autorin am Ende wirklich alle Fäden zu einem zusammenbekommt. Und sie hat einen kleinen Hoffnungsschimmer bei mir geweckt – es könnte, muss aber nicht, da die Handlung in sich abgeschlossen ist, einen weiteren Band mit diesem unkonventionellen Ermittlerduo geben – ich würde es feiern!

Veröffentlicht am 05.11.2023

Überspitzter Behördenalltag

Da bin ick nicht zuständig, Mausi
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Davon, wie es in deutschen Amtsstuben zugeht, hat jeder so seine Vorstellungen und man kennt ja die ganzen Beamtenwitze. Dazu Faxgeräte, Behördensprech, wiehernde Amtsschimmel – all das und noch etliches ...

Davon, wie es in deutschen Amtsstuben zugeht, hat jeder so seine Vorstellungen und man kennt ja die ganzen Beamtenwitze. Dazu Faxgeräte, Behördensprech, wiehernde Amtsschimmel – all das und noch etliches mehr bietet der Erguss von Connyfromtheblock.

Ich kannte Connys Videos vorher nicht und hatte einfach Lust auf ein humoriges Buch, welches die deutsche Bürokratie und die Behördenmitarbeiter ein wenig auf die Schippe nimmt. Bissige, pointierte Anekdoten, das Spiel mit Klischees – das habe ich hier erwartet und mehrheitlich auch bekommen und auch noch einiges mehr. Im Büroalltag treten all die typisch deutschen Eigenarten auf und, auch wenn ich nicht in einer Behörde arbeite, sondern nur indirekte Einblicke in deren Berufsalltag habe, so gibt es doch deutliche Parallelen. Darunter die Digitalisierung, die ja nicht nur dort ein schwieriges Feld ist, um es mal vorsichtig zu formulieren. Aber dann gibt es ja auch noch etliche „schwierige“ Begrifflichkeiten, nicht nur in englischer Sprache, die besonders alteingesessenen Mitarbeitern so manche Schwierigkeiten bereiten, mich aber herrlich unterhielten.
Auch Connys Kollegen sind überspitzt dargestellt und natürlich ist all das mit einem Augenzwinkern zu lesen. Doch nicht nur das Amt, auch Connys Nachbarschaft und ihr Privatleben werden überspitzt unter die Lupe genommen – manches wird dann schon grotesk.

Der Schreibstil ist ansprechend, die meiste Zeit kurzweilig und die Berliner Schnauze kam bei mir gut an. Die kurzen Kapitel laden zu weiterlesen ein, zwischendurch finden sich noch passend eingefügt Rezepte oder auch Vorstellung der Kolleginnen – samt treffender Illustrationen. Ich musste einige Male lachen, auch oft schmunzeln, aber so gegen Ende war dann irgendwann auch die Luft raus. Nach dem Glossar brauche ich aber nicht wirklich mehr, wenngleich ich das Buch für Zwischendurch und Connyfans schon empfehlen würde.