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Veröffentlicht am 30.08.2019

Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen mit einer berührenden Suche nach den Wurzeln und einer etwas mysteriösen Liebesgeschichte

Der Letzte von uns
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Im Februar 1945 bringt Luisa während der Bombardierung Dresdens einen Sohn zur Welt. Da sie davon ausgeht, dass ihr Ehemann Johann im Krieg gefallen ist, bittet sie, bevor sie stirbt, ihn Werner Zilch ...

Im Februar 1945 bringt Luisa während der Bombardierung Dresdens einen Sohn zur Welt. Da sie davon ausgeht, dass ihr Ehemann Johann im Krieg gefallen ist, bittet sie, bevor sie stirbt, ihn Werner Zilch zu nennen, denn er sei der letzte Nachkomme der Familie Zilch.
Der Junge kommt in die Obhut ihrer Freundin und Schwägerin Martha, die nach der Kapitulation Deutschlands mit ihm in die Vereinigten Staaten von Amerika migrieren kann. Wern(er) wird erfolgreicher Miteigentümer einer jungen Baufirma in Manhattan und verliebt sich dort in Rebecca, eine rebellische junge Künstlerin, von der er noch nicht weiß, welche düstere Vergangenheit die beiden verbindet.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, erzählt die letzten Wochen des zweiten Weltkriegs und die Jahre nach Kriegsenden in Deutschland un den Vereinigen Staaten sowie in der Gegenwart die Jahre 1969 bis 1978.

Während die Vergangenheit, der Krieg und seine Folgen sehr eindringlich und schonungslos brutal geschildert werden, hat die Geschichte in der Gegenwart seine Längen. Wern verliebt sich Hals über Kopf in Rebecca, die mysteriös verschwindet, ihn aber nicht mehr loslässt. Rebecca bleibt lange etwas undurchschaubar bis klar wird, was sie quält. Erst dann wird zunehmend spannend erzählt, wie die beiden Familien von Rebecca und Wern zusammenhängen.

"Der letzte von uns" ist eine interessante Familiengeschichte auf zwei Zeitebenen, bei der Kriegsereignisse aufgearbeitet werden und bei der prominente Zeitzeugen wie Wernher von Braun, nach dem der Protagonist benannt ist, eine Rolle spielen.
Die Liebesgeschichte von Rebecca und Wern konnte mich im Gegensatz zu den Schicksalen ihrer Ahnen weniger berühren. Sehr emotional und nachvollziehbar bewegend ist dagegen Werns Suche nach seinen Wurzeln geschildert. Gut gefallen hat mir auch die anschauliche und lebendige Schilderung der zeitgeschichtlichen Umstände 1945 und die 1960er-/ 1970er-Jahre im boomenden Manhattan.

Veröffentlicht am 28.08.2019

Spannung entwickelte sich erst sehr spät und der Fall mehr durch glückliche Zufälle gelöst, als durch Ermittlungsarbeit

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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Am 30. Juli 1994 wurde der Bürgermeister der Stadt Orphea Joseph Gordon und seine Familie sowie eine vorbeigehende Passantin brutal ermordet. Zu dem Zeitpunkt waren die meisten Bewohner der Stadt beim ...

Am 30. Juli 1994 wurde der Bürgermeister der Stadt Orphea Joseph Gordon und seine Familie sowie eine vorbeigehende Passantin brutal ermordet. Zu dem Zeitpunkt waren die meisten Bewohner der Stadt beim Premierenabend des alljährlichen Theaterfestivals. Die zwei Jungen Polizisten Jesse Rosenberg und Derek Scott ermitteln in ihrem ersten Mordfall und können aufgrund verschiedenster Indizien einen Schuldigen festnehmen.
20 Jahre später wird die Journalistin Stephanie Mailer angeheuert, um für einen unbekannten Auftraggeber einen Kriminalroman über den Vierfachmord zu schreiben. Aufgrund ihrer Recherchen kommt sie zu dem Schluss, dass der wahre Täter damals nicht überführt werden konnte. Nachdem sie Jesse Rosenberg, der wenige Tage vor seinem Ruhestand steht, damit konfrontiert hat, verschwindet sie spurlos. Rosenberg und Scott rollen den Fall wieder auf und ermitteln zusammen mit Anna Kanner, die erst im September 2013 von New York zur Polizei nach Orphea gewechselt ist.

"Das Verschwinden der Stephanie Mailer" ist ein Kriminalroman, der auf mehreren Zeitebenen spielt und aus der Perspektive verschiedenster Protagonisten geschrieben ist. Beim Lesen ist volle Konzentration gefordert, um den Überblick über die handelnden Personen in der Gegenwart und der Vergangenheit zu behalten und die ergänzend eingeschobenen Rückblenden in den richtigen Kontext zu setzen. Die vielen Erzählstränge verwirren zwar einerseits, machen aber andererseits auch neugierig, wie diese letzten Endes zusammenhängen, um den Mörder zu enttarnen.
Über weite Strecken ist der Roman mäßig spannend erzählt, die Ermittlungen aus 1994 werden wiederholt, während 20 Jahre später annähernd die selben Ermittler ihre Tätersuche von damals überprüfen. Darüber hinaus werden weitere Personen aus New York und den Hamptons eingeführt, die ihre eigenen Geheimnisse haben und die sich allesamt zur Theateraufführung am 26. Juli 2014 als Schauspieler wiederfinden. Dieser Tag wird erwartungsvoll durch einen Countdown in den Mittelpunkt gerückt, aber erst danach wird es eigentlich wirklich spannend. Die aberwitzigen Szenen rund um das Theaterstück - inszeniert durch den ehemaligen Polizeichef - empfand ich befremdend und unglaubwürdig, wie sich die Laiendarsteller für ein bisschen versprochenen Ruhm erniedrigen oder lächerlich machen lassen.

Der Roman überrascht immer wieder durch Wendungen, die man so nicht erwartet hatte und die auch die Ermittler immer wieder auf Umwege führen, so dass die Tätersuche weiter in die Länge gezogen wird. Auch wenn man als Leser selbst durchgängig rätselt, wer der Mörder ist und wie er dingfest gemacht werden kann, wird die Geduld durch Nebenaspekte wie der Vergangenheit der Ermittler und so manches skurriles Verhalten der handelnden Akteure strapaziert.
Sehr spät, erst nach 500 Seiten, wurde der Roman für mich wirklich spannend. Hoch komplex wird im letzten Drittel ein raffiniertes Handlungsgeflecht konstruiert und stetig weitere in Frage kommende Täter ausgeschlossen.
Der Einfallsreichtum des Autors ist wirklich bemerkenswert, was zwar die Spannung erhöht, Motivlage und Tathergang aber auch etwas unrealistisch erscheinen lassen. Etwas enttäuschend empfand ich dabei, dass der Fall eher durch viele glückliche Umstände und Zufälle gelöst wird, als durch akribische Ermittlungen. Die Polizisten scheinen mehr von den Rahmenbedingungen getrieben, als durch ihren eigenen Intellekt den Täter von damals aufzudecken. Größtes Manko des Kriminalromans ist aber das lange Vorgeplänkel, bis man ihn dann aber tatsächlich nicht mehr aus der Hand legen kann.

Veröffentlicht am 27.08.2019

Warmherzige Geschichte, die den Leser anschaulich in die DDR versetzt und die positiven als auch kritischen Folgen der Wende betrachtet

Kastanienjahre
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2018 lebt Elise seit über 20 Jahren in Paris, wo sie Inhaberin einer kleinen Boutique ist und sich damit einen lang gehegten Traum wahr gemacht hatte. Aufgewachsen ist Elise in der DDR, in dem kleinen ...

2018 lebt Elise seit über 20 Jahren in Paris, wo sie Inhaberin einer kleinen Boutique ist und sich damit einen lang gehegten Traum wahr gemacht hatte. Aufgewachsen ist Elise in der DDR, in dem kleinen Ort Peleroich an der Ostsee, wo die Möglichkeiten als Modedesignerin zu arbeiten aufgrund von Ressourcenknappheit und mangelnder Berufsfreiheit stark eingeschränkt waren.
Als sie einen anonymen Brief erhält, der ihre Hoffnungen macht, etwas über das Verschwinden ihres Jugendfreundes Jakob und zum Tod ihres Vaters Karl zu erfahren, kehrt Elise in ihren Heimatort zurück.

Auf den ersten Blick fällt auf, wie liebevoll der Roman aufgemacht ist. Auf den ersten Seiten ist ein Ausschnitt von Peleroich eingezeichnet und eine Übersicht über die Bewohner des Ortes aufgelistet.
Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, wobei die Erzählung in der Vergangenheit von den 1960er-Jahren bis nach der Wende den größten Anteil ausmacht und die jungen, bewegten Jahre von Elise, ihrer Familie und Bekannten des Dorfes darstellt.

Der fiktive Ort Peleroich mit seinen Bewohnern wird dabei so anschaulich beschrieben, dass man ein Gefühl für die Epoche, einen Eindruck von den Einschränkungen in der DDR und eine klare Vorstellung von dem Dorf und den einzelnen Charakteren erhält.
Peleroich besteht aus wenigen Familien und Betrieben, die fast alle unter dem staatstreuen Bürgermeister Ludwig Lehmann leiden, der Peleroich zu einem sozialistischen Vorzeigeort machen möchte. Die Bewohner selbst haben jedoch andere Träume, möchten frei leben und sich kreativ entfalten oder haben schlicht die Knappheit an alltäglichen Gütern und Lebensmitteln satt.

Durch den flüssigen, einfühlsamen Schreibstil von Anja Baumheier kann man sich perfekt an den Ort Peleroich versetzen lassen und in die Vergangenheit eintauschen. Schon mit ihrem Debütroman "Kranichland" habe ich es genossen, als "Wessi" mehr über das alltägliche Leben in der DDR zu erfahren.
Die kleineren Zeitsprünge in der Geschichte sorgen für Spannung, da die Autorin damit auch immer wieder auf kurze Rückblenden zurückgreifen muss, damit der Leser ein komplettes Bild erhält. So spürt man im weiteren Verlauf immer eindringlicher wie der Druck auf die Protagonisten wächst, die in dem kleinen Ort, aber vor allem durch die Politik massiven Einschränkungen unterliegen. Deshalb ist es auch spannend zu erfahren, wie Vergangenheit und Gegenwart zusammengehören, was mit Jakob passiert ist und in welchem Zusammenhang sein Verschwinden mit dem Tod von Elises Vater steht.
Weiterhin kann man sich gut in die junge Elise hineinversetzen, die in Perleroich aufgewachsen ist und dort stets zwischen zwei Männern stand: dem bodenständigen Henning, auf den sie sich stets verlassen konnte und dem Freigeist Jakob, der für ein aufregenderes Leben stand.

Die Geschichte entwickelt vor dem historischen Hintergrund eine Sogwirkung, während einem die Bewohner von Perleroich ans Herz wachsen. Es ist eine warmherzige, ehrliche Geschichte, die den Leser wieder sehr anschaulich in die DDR und die Umstände der damaligen Zeit versetzt, aber auch kritisch betrachtet, dass die Wende neben allen offensichtlich positiven Aspekten für den Ort den Untergang bedeutete.

Veröffentlicht am 27.08.2019

Roman über die große Liebe und die Suche nach dem Glück, der den Leser packt und zum Träumen einlädt

Die schönste und die traurigste aller Nächte
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Bei ihrem Abschlussball küssen sich Victor und Amanda zum ersten Mal und verlieben sich ineinander. Doch Amanda zieht schon am nächsten Tag mit ihren Eltern nach Kenia, weshalb ihre junge Liebe auch aufgrund ...

Bei ihrem Abschlussball küssen sich Victor und Amanda zum ersten Mal und verlieben sich ineinander. Doch Amanda zieht schon am nächsten Tag mit ihren Eltern nach Kenia, weshalb ihre junge Liebe auch aufgrund von Victors Gabe keine Chance erhält. Für Victor spielt Zeit eine besondere Rolle. Seit dieser Nacht wird er in glücklichen Momenten in die Vergangenheit und wenn er traurig ist, in die Zukunft versetzt. Er kann die Zeitsprünge nicht beeinflussen, die ihn auf andere wunderlich wirken lassen, weshalb er seine Heimat Brasilien verlässt und nach Italien zieht. Dort absolviert er eine Ausbildung als Winzer, bleibt aber stets für sich allein.
Zurück in Brasilien betreibt er erfolgreich ein Weingut und wird als "Schaumprinz" bekannt. Als er eine Einladung zum Klassentreffen anlässlich des 20-jährigen Jubiläums erhält, zögert er zunächst, nimmt aber doch teil und ist überrascht, dort Amanda zu begegnen und vor Glück erfolgt unmittelbar ein Zeitsprung. Victor war bislang davon ausgegangen, dass Amanda bei einem Terroranschlag ums Leben gekommen ist und hofft nun, dass ihre Liebe eine zweite Chance bekommt. Doch Amanda ist verheiratet.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive von Victor und Amanda erzählt, wobei manche Ereignisse, die beide betreffen, sogar doppelt erzählt werden, was aber keines falls langweilt. Beide Protagonisten führen keine glücklichen Leben, obwohl gerade für Victor die Frage nach dem Glück ist. Im Verlauf des Romans fragt er verschiedene Personen, was Glück bedeutet und erhält ganz unterschiedliche Antworten.

Die Atmosphäre ist wunderschön bildhaft beschrieben. Ich mochte sowohl den Schauplatz in Brasilien auf Victors Weingut, aber auch Amandas Arbeitsplatz in "der schönsten Buchhandlung der Welt" in Argentinien.

Die Geschichte der beiden berührt und die Zeitreisen Victors bieten einen bezaubernden Hintergrund für die Romanze. Alles beginnt mit der Nacht, in der sie sich zum ersten Mal küssten und seitdem versucht Victor herauszufinden, ob die Zeitreisen Fluch oder Geschenk sind und wie diese mit Amanda zusammenhängen.

Man leidet unweigerlich mit den Figuren mit, vor allem da ihnen vom Schicksal so viele Steine in den Weg gelegt werden. Selbst ihre Wiederbegegnung nach 20 Jahren, mit der sie die Gefühle wieder für einander entdecken, führt nicht direkt zu einem Happy End. Es folgen eine Reihe von Missverständnissen und dramatische sowie gefährliche Situationen, die sie überstehen müssen.

Es ist ein Roman über die große Liebe und die Suche nach dem Glück, der den Leser packt und zum Träumen einlädt und der eher ruhig, aber wunderschön warmherzig geschrieben ist. Dabei stört auch nicht, dass es für die Zeitreisen am Ende keine realistische Erklärung geben kann.

Veröffentlicht am 17.08.2019

Aneinanderreihung belangloser Anekdoten aus dem Alltag in einer Buchhandlung - lieblos und enttäuschend langweilig

Tagebuch eines Buchhändlers
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Der Buchhändler Shaun Bythell beschreibt im "Tagebuch eines Buchhändlers" seinen Alltag im "Bookshop" in Wigtown/ Schottland. Er hat die Buchhandlung 2001 übernommen und bietet dort gebrauchte Bücher aller ...

Der Buchhändler Shaun Bythell beschreibt im "Tagebuch eines Buchhändlers" seinen Alltag im "Bookshop" in Wigtown/ Schottland. Er hat die Buchhandlung 2001 übernommen und bietet dort gebrauchte Bücher aller Genres an. In seinem Buch beschreibt er jeden einzelnen Arbeitstag innerhalb eines Jahres und was er als Buchhändler beim An- und Verkauf sowie im Kundenkontakt erlebt.

Diese kurzen Anekdoten, die ich mir wegen des Hinweises im Klappentext "Tauchen Sie ein in die Welt des Buchhandels und lassen Sie sich verzaubern!" charmant und unterhaltsam vorgestellt hatte, sind aber bereits nach wenigen Seiten ermüdend langweilig und einfach banal. Ohne Zusammenhang werden einzelne Episoden aus dem grauen Arbeitsalltag von Tag zu Tag aneinandergereiht.

Da es sich um einen autobiographischen Roman handelt, bin ich davon ausgegangen, dass ein Buchhändler in dem Tagebuch seine Leidenschaft für seinen Arbeit und die Welt der Bücher darstellt und zudem skurrile Begegnungen mit Kunden beschreibt. Stattdessen habe ich das Gefühl erhalten, dass Shaun Bythell einfach nur einen lästigen Job erledigt und am Ende des Tages nur wichtig ist, wie viel Geld er eingenommen hat. Die Anzahl der Kunden und die Einnahmen werden wie eingangs ein Kommentar zum Wetter oder der Temperatur in der Buchhandlung tatsächlich jeden Tag aufgeführt.

Selbst wenn man in Betracht zieht, dass Shaun Bythell ein Tagebuch voller Ironie geschrieben haben könnte, macht es einfach keine Freude es zu lesen, da ach die Bezüge zu englischsprachigen Büchern oder Verlagen aus Großbritannien für einen deutschen Leser nichtssagend sind und das ein oder andere Bonmot deshalb nicht verständlich ist oder überlesen wird.

Ich bin mit diesem Buch überhaupt nicht warm geworden, konnte weder Sympathien für den Buchhändler, über dessen Privatleben nichts preisgegeben wird, gewinnen, noch bekam ich eine klare Vorstellung von der Buchhandlung, den Angestellten oder Kunden. Dafür wurden einfach zu viele Kleinigkeiten aus der Alltagsroutine berichtet, statt sich auf wenige wirklich interessante Episoden einzelner Tage und Begegnungen zu beschränken. Ich fand das monotone Tagebuch, dem irgendeine Art der Geschichte eingebettet in Alltag einer Buchhandlung fehlt, enttäuschend langweilig.