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Veröffentlicht am 04.03.2023

Spannender, zunächst rätselhafter Thriller, der für Ekel und Grusel sorgt und mit einer authentischen Kriminalhandlung überzeugt.

Märchenwald
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Kommissar Paul Kalkbrenner wird in Berlin kurz hintereinander an zwei Tatorte gerufen. Bei einem versuchten Einbruch in einen Friseursalon ist ein Mensch ums Leben gekommen, in einer Wohnung in Wedding ...

Kommissar Paul Kalkbrenner wird in Berlin kurz hintereinander an zwei Tatorte gerufen. Bei einem versuchten Einbruch in einen Friseursalon ist ein Mensch ums Leben gekommen, in einer Wohnung in Wedding werden Leichenteile in einer Gefriertruhe portionsfertig abgepackt gefunden.
Währenddessen irrt der zehnjährige Max mit seiner vierjährigen Schwester hilflos durch Berlin, um zu seinem Großvater zu gelangen, nachdem die Mutter ihre beiden Kinder panikartig zu ihrer Sicherheit in einem Wandschrank versteckt hatte.
Zugleich entkommt die an Amnesie leidende Zoe nur knapp einer Vergewaltigung und flüchtet vor ihren unbekannten Peinigern, auch wenn sie nicht, wohin.

"Märchenwald" ist Band 6 der Reihe um den Berliner Kommissar Paul Kalkbrenner. Zum Verständnis ist es nicht erforderlich die Vorgängerbände zu kennen.

Der Thriller besteht aus drei Handlungssträngen, die alle zur selben Zeit in Berlin angesiedelt sind, die aber auf den ersten Blick nichts miteinander verbindet, wobei sich aus den unterschiedlichen Perspektiven immer wieder Parallelen erkennen lassen. Die kurzen Kapitel und schnellen Szenenwechsel sorgen für Dynamik und eine kontinuierliche Spannung. Der Schreibstil, bei dem auf Details wie Radiomusik oder den Straßenverkehr aufmerksam gemacht wird oder Bemerkungen über Kalkbrenners lebhaften Bernhardiner fallen gelassen werden, ist mitunter süffisant und sehr anschaulich, ohne dass die Ausführungen wie Lückenfüller wirken würden. Auch die Beschreibungen der Szenerie in Berlin-Neukölln oder im Wedding lenken nicht zu sehr von der eigentlichen Handlung ab, sondern machen die Stadt auch für Ortsfremde vorstellbar.
Der Fall im Wedding ist selbst für die Kriminalbeamten schockierend und nichts für zartbesaitete Leser*innen. Die Ermittlungen mit Befragungen und Auswertung der Beweismittel sind authentisch und decken sukzessive die Abgründe menschlichen Handels auf.
Während die immer komplexer werdende Tätersuche einem üblichen Schema folgt, offenbart sich allmählich, vor wem Zoe auf der Flucht ist, warum Max und Ellie von ihrer Mutter zurückgelassen worden sind und sich durch den "Märchenwald" kämpfen müssen und was diese Schicksale mit den beiden Tatorten verbinden muss.
Durch die eindringliche Charakterzeichnung und Beschreibungen ihrer Empfindungen fällt es leicht sich in die verängstigten Figuren und den gestressten Kommissar Kalkbrenner, der sich neben seinem Beruf auch noch um seine schwangere Tochter und demente Mutter Sorgen machen muss, hineinzuversetzen.

"Märchenwald" ist ein spannender, zunächst rätselhafter Thriller, der durch die aufgefundenen Leichenteile und den vorgeblich beruhigenden Märchenbezug für Ekel und Grusel sorgt. Drei Handlungsstränge werden auf raffinierte Weise miteinander verbunden, zudem überzeugt der Thriller mit lebensechten Charakteren und einer authentischen Kriminalhandlung. Einziges Manko ist das Ende, das im Vergleich zu der sonst sehr detailverliebten Schreibweise arg überhastet und schon fast lieblos wirkt.

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Veröffentlicht am 28.02.2023

Charmante britische Liebeskomödie, die humorvoll und abwechslungsreich geschildert ist und im Kern eine bedeutsame Botschaft vermittelt.

Doppelt geliebt hält besser
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Ellie Voss ist glücklich mit Max verheiratet, mit dem sie und ihrer gemeinsamen kleinen Tochter Sasha in einem Häuschen in einem Vorort von London wohnt. Als Ellie kurz vor ihrem Mutterschutz steht, da ...

Ellie Voss ist glücklich mit Max verheiratet, mit dem sie und ihrer gemeinsamen kleinen Tochter Sasha in einem Häuschen in einem Vorort von London wohnt. Als Ellie kurz vor ihrem Mutterschutz steht, da das zweite Kind unterwegs ist, erkennt sie ihren Ehemann nicht wieder. Er hat sein Gedächtnis verloren und kann sich an die letzten fünf Jahre seines Lebens nicht mehr erinnern - das schließt auch Ellie, seine Tochter und die Trennung seiner Eltern mit ein. Es ist nicht bekannt, was der Auslöser für seine dissoziative Amnesie ist, aber die Ärzte sind hoffnungsvoll, dass seine Erinnerungen bald von selbst wieder zurückkehren.
Ellie versucht Max durch die Nachstellung gemeinsamer Erlebnisse wieder an sein altes Leben zu erinnern und ihn dadurch zu bringen, sich auch wieder in sie zu verlieben. Je mehr Zeit sie miteinander verbringen, desto näher kommt sie ihrem neuen Max, bis Ellie herausfindet, was der Auslöser seines Gedächtnisverlusts war.

Obwohl die für die Geschichte auslösende Amnesie ohne große Erklärung eingeführt wird und die Auflösung dafür am Ende auch nicht ganz überzeugend für dieses doch schwerwiegende Trauma ist, ist die Geschichte darüber hinaus authentisch erzählt und hat neben vielen der Situation geschuldet humorvollen Szenen auch ernste Töne im Kampf um die Ehe und einen geliebten Menschen.

Um Max zu schonen, spielt seine Familie ihm eine Scharade vor, die im Verlauf des Romans immer schwieriger aufrecht zu erhalten scheint. Spontane Entscheidungen und Einfallsreichtum sind gefragt, um Max nicht vor den Kopf zu stoßen. Das sorgt für Unterhaltung und gibt der Geschichte eine erfrischende Dynamik.

Ellie hingegen versucht so nah wie möglich an der Wahrheit zu bleiben, um Max' Herz erneut zu gewinnen, der sie zu Beginn noch als die nerdige Teenagerfreundin seiner jüngeren Schwester betrachtet. Bei der Nachstellung der ersten Dates kommt es zu witzigen Pannen bis sich der Ton ändert und Ellie und Max tatsächlich wieder eine Nähe zu einander finden, auch wenn Max nicht ganz der Alte ist. Durch die viele bewusst genutzte gemeinsame Zeit konnten sie sich neu kennenlernen, was Ellie vor Augen geführt hat, wie wenig Mühe sie sich im Alltagstrott der Ehe mehr miteinander gegeben haben. Bevor sie jedoch merken, dass ihre Ehe gestärkt aus der herausfordernden Situation hervorgeht, erfährt Ellie den Grund für den Gedächtnisverlust und zweifelt an der Integrität ihres Mannes, so dass die Geschichte am Ende noch ein wenig dramatisch wird.

Die Geschichte wird zu keinem Zeitpunkt langweilig, egal ob Ellie und Max Zeit zu zweit oder mit ihrer Tochter Sasha verbringen, ob sie Max' Familie begegnen oder Ellie ihre neu gewonnen Freundinnen aus dem Geburtsvorbereitungskurs trifft, denn auch die facettenreichen Nebencharaktere sorgen in der Geschichte für Abwechslung.
"Doppelt geliebt hält besser" ist eine charmante britische Liebeskomödie, die humorvoll anklingt, im Kern jedoch eine ernste Botschaft vermittelt, seinen Partner wertzuschätzen und sich trotz aller Verpflichtungen Zeit füreinander zu nehmen, um die Liebe im Alltag nicht zu verlieren.
Wie Ellie sich um Max bemüht, für ihre Ehe, Liebe und Familie kämpft, ist nicht nur für Romantiker*innen herzerwärmend geschildert.

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Veröffentlicht am 27.02.2023

Lebendige und abwechslungsreiche Geschichte, die sich nach einem charmanten Beginn in eine ganz andere Richtung entwickelt und von zu viel konstruierten Zufällen geprägt wird.

The Man I Never Met – Kann man lieben, ohne sich zu kennen?
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Der Texaner Davey verwählt sich als er ein Vorstellungsgespräch in London führen möchte und erreicht stattdessen Hannah. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch, schreiben sich zunächst weiter Nachrichten ...

Der Texaner Davey verwählt sich als er ein Vorstellungsgespräch in London führen möchte und erreicht stattdessen Hannah. Die beiden sind sich auf Anhieb sympathisch, schreiben sich zunächst weiter Nachrichten und weiten sie diese zu Videotelefonaten aus. Als Davey auch noch die Zusage für seinen neuen Job erhält, ist klar, dass Davey nach London ziehen wird. Die beiden freuen sich auf ihr erstes Treffen von Angesicht zu Angesicht, aber dann kommt Davey nicht wie vereinbart am Flughafen an.
Hannah hört zunächst nichts von Davey, bis er ihr einen Grund nennt, der beiden den Boden unter den Füßen wegzieht. Während sie ihre Leben getrennt von einander auf zwei unterschiedlichen Kontinenten fortsetzen, können sie einander jedoch nicht vergessen.

Der Roman beginnt mit der romantischen Vorstellung, sich aus der Ferne ineinander zu verlieben und ein erstes Treffen herbeizusehnen, das die Weiche für eine gemeinsame Zukunft sein kann. Klar ist, dass ein Happy End nicht schon zu Beginn stattfinden kann, die Art der Wendung der Geschichte ist dann jedoch trotzdem unerwartet tragisch.
Beide setzen ihre Leben fort und gehen trotz der Gefühle, die sie für einander hegen, andere Beziehungen ein. Die Partner sind dabei so plump eindimensional und unsympathisch dargestellt, dass dem/ der Leser sehr linkisch vorgeführt wird, wer eigentlich zusammengehört. Hannah und Davey entwickeln sich einigen Startschwierigkeiten , die eine überstürzte Reise nach Thailand, eine Beziehung zu einem geheimniskrämerischen Fitnesstrainer und einem regelrechten Todesengel einbeziehen, über Monate weiter, lernen sich dabei selbst besser kennen, agieren in Sachen Liebe aber passiv und stehen ihrem persönlichen Glück selbst am meisten im Weg. So braucht es mehr als einen (weit hergeholten) Zufall bis die beiden eine zweite Chance erhalten.

"The man I never met" ist lebendig und abwechslungsreich geschildert. Der Leser wird an verschiedene Ort geführt und kann sich durch die Perspektivwechsel in beide Hauptfiguren hineinversetzen. Selbst wenn man ihr Handeln widersinnig findet, sind sie doch zumindest nahbar. Die Liebe entwickelt sich rasend schnell, was jedoch nicht automatisch zu einem Happy End führt. Mehr gemeinsame Szenen zwischen Hannah und Davey hätten die Geschichte realistischer gemacht und vor allem ihrer Liebe auf den ersten Ton mehr Tiefe verleihen können. So ist die Geschichte von zu vielen Zufällen geprägt und deshalb besonders für romantische Leser*innen geeignet, die an Vorhersehung und Schicksal glauben und nichts gegen konstruierte Dramen einzuwenden haben, um ein Happy End hinauszögern.

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Veröffentlicht am 25.02.2023

Eindrucksvolle und lebendige Geschichte über eine starke Frau, die für ihre Ideale kämpft - eine dramatische und spannende Lebens- und Liebesgeschichte.

Der Ruf des Eisvogels
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Olga Blume kommt am 1. April 1925 in Ginsterburg in der Uckermark zur Welt. Ihre Mutter stirbt bei der Geburt und so wird der Eisvogel symbolisch zur Mutter, die auf Olga aufpasst. Tatsächlich kümmert ...

Olga Blume kommt am 1. April 1925 in Ginsterburg in der Uckermark zur Welt. Ihre Mutter stirbt bei der Geburt und so wird der Eisvogel symbolisch zur Mutter, die auf Olga aufpasst. Tatsächlich kümmert sich ihr Großvater, liebevoll "Pa" genannt, um seine Enkeltochter, nachdem sich der Vater aus einer Mischung aus Wut, Trauer und Schuld von der Familie abgewandt hat. Von Papa, einem praktizierenden Arzt, lernt die wissbegierige Olga alles was sie über Medizin und Naturheilkunde wissen muss. Das erworbene Wissen kann sie während des Zweiten Weltkrieges anwenden, um vor allem Frauen bei gewollten und ungewollten Schwangerschaften zu helfen, bis Olga selbst in den 1950er-Jahren Ärztin wird.
Ihr Wunsch nach Autonomie und Freiheit sowie ihre Tätigkeit als Medizinerin steht ihrem privaten Glück mehrfach im Wege. Freundschaften zerbrechen, Herzen werden gebrochen. Olga ist alleinerziehende Mutter bis sie einen Kommilitonen heiratet, der mit ihr eine eigene Familie gründen möchte. Sie möchte ihre Berufung nicht aufgeben und ihr Herz hängt noch immer an ihrer ersten Liebe. Diese verschweigt sie ihrer Tochter und Enkeltochter bis sie 1991 bei einem gemeinsamen Ausflug mit beiden zurück in ihre Heimat Ginsterburg gelangt.

"Der Ruf des Eisvogels" erzählt die Lebensgeschichte einer kämpferischen Frau und Gynäkologin aus Berufung. Der Roman beginnt im Jahr 1925 und handelt mit mehreren Zeitsprüngen auf zwei Erzählebenen, wobei der Schwerpunkt auf der Vergangenheit liegt und die Gegenwart im Jahr 1991 im Wesentlichen der Wahrheitsfindung umd Versöhnung dient.

Neben ihrem Wunsch als Ärztin zu praktizieren, war es Olga, die selbst mutterlos aufgewachsen ist, stets ein Anliegen für ihre Tochter da zu sein und sie zu beschützen. Zur Erreichung ihrer Ziele musste sie schon in jungen Jahren einiges auf sich nehmen, kompromisslos handeln und sich als Frau und Mutter immer wieder neu beweisen. Dabei hat sie andere, ihr wichtige Menschen vor den Kopf gestoßen und auf ein Leben mit ihrer großen Liebe verzichtet.

Olgas Geschichte ist eindrücklich und emotional geschildert. Es fällt leicht, sich in die junge Frau hineinzuversetzen und ihre Träume und Wünsche nachzuvollziehen. Die Gräueltaten während und nach des Zweiten Weltkrieges sind aus Sicht der angehenden Ärztin schockierend und prägend Olgas weiteren Lebensweg. Frauen zu helfen, zu heilen und zu ihrem Recht zu verhelfen, wird zu ihrer Lebensaufgabe, was für einen Mann nur schwer auszuhalten ist. Olga war ihrer Zeit voraus und immer wieder gezwungen zu kämpfen. Selbstbewusst geht sie ihren Weg, verschweigt und verdrängt jedoch Belastendes und ist ihrer Tochter nicht ehrlich gegenüber. Auch die Lügen und der Schutz ihrer Geheimnisse bestimmen ihr Leben.

Der Roman ist neben der bewegenden emotionalen Seite spannend aufgebaut, denn einzelne Andeutungen und Details aus Olgas Leben werden erst an späterer Stelle wieder aufgenommen und offenbaren mehr. Die Zeitsprünge und Rückblenden erfordern Konzentration und ergeben zusammen mit dem Gegenwartsstrang ein schlüssiges Bild.

"Der Ruf des Eisvogels" ist eine eindrucksvolle und lebendige Geschichte über eine starke Frau, die für ihre Ideale kämpft. Es ist eine Geschichte über Mutterliebe, Selbstverwirklichung, Emanzipation, Liebe und Freundschaft, über Gleichberechtigung und Ambitionen, die anschaulich mit den Lebensumständen der 1940er- und 1950er verwoben wird, authentisch ein Stück deutsche Zeitgeschichte einfängt und neben der oftmals bildhaften Sprache Wissen aus Medizin und Naturheilkunde vermittelt.

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Veröffentlicht am 24.02.2023

Originelle Popkultur-Geschichte über eine intensive Freundschaft zweier leidenschaftlicher Videospieler

Morgen, morgen und wieder morgen
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Harvard-Student Sam Masur trifft an einer U-Bahn-Station in New York Sadie Green wieder, mit der er sich bei einem Krankenhausaufenthalt als Teenager anfreundete, bis sie ihn bitter enttäuschte. Damals ...

Harvard-Student Sam Masur trifft an einer U-Bahn-Station in New York Sadie Green wieder, mit der er sich bei einem Krankenhausaufenthalt als Teenager anfreundete, bis sie ihn bitter enttäuschte. Damals hatten sie sich die Zeit mit Videospielen vertrieben und mittlerweile hat Informatikstudentin Sadie bereits ihre ersten Spiele programmiert.
Um Sadie aus ihrer depressiven Phase nach der Trennung ihres Freundes zu holen, regt Sam sie dazu an, gemeinsam ein Videospiel zu entwickeln. "Ichigo" wird zu einem kommerziellen Erfolg, den die beiden kreativen Köpfe zusammen mit ihrem Freund Marx Wanabe weiter ausbauen und eine eigene Firma gründen. Sie ziehen gemeinsam von New York nach Kalifornien, wo sich Sam endlich einer lebensnotwendigen Operation unterzieht. Der Erfolgsdruck ist groß und obwohl Sam und Sadie auf einer Wellenlänge sind, stehen sie auch in Konkurrenz zu einander, was vermehrt zu Konflikten führt, insbesondere als auch noch die Liebe buchstäblich ins Spiel kommt.

"Morgen, morgen und wieder morgen" ist ein Roman, der von 1995 bis Ende der 2000er-Jahre handelt und eine besondere Freundschaft zweier leidenschaftlicher Videospieler und -entwickler erzählt.
Der Plot ist so kreativ wie die Protagonisten selbst und durch die Beschreibung der Videospiel-Ära um Super Mario, Donkey Kong, Gameboy und Tamagotchi herrlich nostalgisch und lässt jeden, der in der Zeit großgeworden ist, in Erinnerungen schwelgen.

Davon abgesehen wird der Zeitgeist jedoch nur marginal eingefangen, der Roman ist auf die Videospielwelt und die privaten Schwierigkeiten von Sadie und Sam beschränkt. Beide Hauptfiguren haben Ecken und Kanten, sind deshalb nicht immer sympathisch, aber sehr authentisch. Sie haben eine zurückhaltende Art, wobei sich der in armen Verhältnissen aufgewachsene Sam zumindest gern im Licht des Erfolgs sonnt, und machen ihre Probleme lieber mit sich selbst aus. Schon in ihrer Kindheit ist ihre Freundschaft an der mangelnden Kommunikation, ihrer Unnachgiebigkeit, Stolz und Trotz gescheitert; Eigenschaften, die ihnen auch als Erwachsene immer wieder im Wege stehen. Marx wird zu ihrem Vermittler und hält die Firma organisatorisch am Laufen, bis ein tragisches Ereignis alles in Frage stellt.

Der Popkultur-Rahmen der Geschichte ist originell und auch die emotionale Ebene um die Freundschaft von Sam und Sadie wird intensiv beschrieben. Unweigerlich fragt man sich dabei, ob sie nicht auch als Liebespaar funktionieren würden, denn die Liebe steht immer zwischen ihnen. Es ist jedoch nicht die romantische Liebe, die die beiden verbindet. Genauso spannend bleibt, wie sie mit dem Erfolg umgehen und ob sie dem Druck, sich bzw. vermarktbare Videospiele immer wieder neu zu erfinden, standhalten können.

Innerhalb der Videospielwelt verarbeitet die Autorin einen Reigen an Themen wie Behinderung, Krankheit, Tod und Trauer, Missbrauch, Diversität, Sexismus, Homosexualität, Rassismus und soziale Ungerechtigkeit, die der Geschichte um Freundschaft, Abgrenzung, Verlust und dem Wunsch nach Liebe und geliebt zu werden, noch mehr Gehalt geben. Trotz der Vielfalt und Komplexität sowie Rückblenden in die Vergangenheit, die noch mehr über die Hauptfiguren offenbaren, kommen in der bis ins Jahr 2011 umspannenden Geschichte hin und wieder Längen auf, so dass der Roman nicht durchgängig fesseln kann.

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