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Veröffentlicht am 11.12.2021

Eine Organspende, die Hinterbliebene und Empfänger miteinander verbindet - eine anrührende Geschichte, die zeigt, wie dicht Anfang und Ende nebeneinander liegen können.

Bis zum Mond und zurück
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Die Astronomin Lisa Stevens stirbt im Alter von 33 Jahren bei einem Zugunglück und hinterlässt ihren Ehemann Alex und ihren sechsjährigen Sohn Connor. Ohne ihr Wissen hatte sie sich als Organspenderin ...

Die Astronomin Lisa Stevens stirbt im Alter von 33 Jahren bei einem Zugunglück und hinterlässt ihren Ehemann Alex und ihren sechsjährigen Sohn Connor. Ohne ihr Wissen hatte sie sich als Organspenderin registrieren lassen und kann auf diese Weise vier Menschen helfen, deren Leben sie rettet oder ganz entscheidend verbessert. Alex nimmt Kontakt zu den Empfängern der Organe auf und spürt ganz besonders bei Molly, die Lisas Herz bekommen hat, dass Lisa noch da ist. Für ihn ist ihre Liebe da, solange ihr Herz schlägt, wofür er den Beweis in ominösen Studien zum zellulären Gedächtnis sucht.
Zwischen Lisas Hinterbliebenen und ihren Organempfängern besteht eine einzigartige Verbindung. Es entwickeln sich Freundschaften und nicht klar einzuordnende Gefühle untereinander, die einerseits Halt geben andererseits aber auch verstörend sind.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive des Witwers Alex und der Transplantatempfängerin Molly geschildert. Durch den empathischen Schreibstil fällt es leicht, in beide Sichtweisen einzutauchen. Beide Schicksale gehen zu Herzen, aber insbesondere Alex, der zusammen mit seinem Sohn Connor hart an dem Verlust der geliebten Ehefrau und Mutter zu knabbern hat, stimmt traurig.
Trotz der auch positiven Veränderungen, die sich für die Transplantatempfänger ergeben, umweht die Geschichte ein Hauch von Melancholie, denn der Tod von Lisa ist allgegenwärtig. Connor versteht nicht, wo seine Mummy ist und rechnet jederzeit mit ihrer Rückkehr, während Alex seine Ehefrau unweigerlich in den vier Organempfängern Barbara, Jamie, Mac und Molly sucht. So fühlt sich seine Kontaktaufnahme und die beginnenden Freundschaften bizarr und nicht ganz ehrlich an.
Die widersprüchlichen Gefühle und Unsicherheiten sind auf beiden Seiten spürbar. Die Organempfänger empfinden tiefe Dankbarkeit, aber wie weit muss diese gehen? Wie weit müssen und dürfen sie an der Trauer der Hinterbliebenen teilhaben? Wurden sie zufällig ausgewählt oder haben ihre Verbindungen einen tieferen Sinn? Lebt Lisa in ihnen weiter oder verrennt sich Alex in eine fixe Idee, die ihn Lisa nicht loslassen lässt?

Die Geschichte zeigt auf anrührende Weise, wie dicht Anfang und Ende, Hoffnung und Trauer, beieinander liegen können. Die Unsicherheiten in den Beziehungsgeflechten sind authentisch geschildert. Wie für die Protagonisten als auch für den/ die Leser*in ist es schwierig einzuordnen, ob die Gefühle untereinander echt sind und ob die Figuren wirklich mehr verbindet als die Organe einer toten Frau.
Der Showdown am Ende um das Verschwinden Connors gibt Aufschluss und macht die Geschichte am Ende rund.
Der Roman stellt rein auf die Beziehungen der Menschen untereinander ab und hält sich nicht medizinischen Details auf, was vielleicht etwas einseitig ist, aber dennoch jeden darüber nachdenken lassen sollte, Organspender zu werden. Wer sich dann auch nicht daran stört, dass alle Charaktere ein wenig zu gutherzig erscheinen und das Ende kitschig glücklich ist, für den ist "Bis zum Mond und zurück" die perfekte Herz-Schmerz-Lektüre.

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Veröffentlicht am 09.12.2021

Die Geschichte von der Kindheit des Weihnachtsmanns - ein Abenteuer für Groß und Klein, fantasievoll und mit einer magischen Botschaft.

Ein Junge namens Weihnacht
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"Ein Junge namens Weihnacht" ist der erste Band der inzwischen vierteiligen Kinderbuchreihe "Weihnacht" von Matt Haig und das erste Buch, das verfilmt wurde und aktuell im Kino ist.
Die Geschichte handelt ...

"Ein Junge namens Weihnacht" ist der erste Band der inzwischen vierteiligen Kinderbuchreihe "Weihnacht" von Matt Haig und das erste Buch, das verfilmt wurde und aktuell im Kino ist.
Die Geschichte handelt von der Kindheit des Weihnachtsmanns und wie es dazu kam, dass aus dem Jungen Nikolas aus dem finnischen Dorf Kristiinankaupunki der Weihnachtsmann wurde.

Nikolas ist ein Halbwaise, der bei seinem Vater, dem armen Holzfäller Joel lebt. Dieser möchte seinem Sohn mehr bieten und nutzt deshalb die Gelegenheit, zusammen mit sechs weiteren Männern in Richtung Norden aufzubrechen, um im Auftrag des Königs das Wichteldorf zu finden. Es ist ein hoher Geldbetrag für den Beweis ausgesetzt, dass es Wichtel tatsächlich gibt. Auf den elfjährigen Jungen passt in der Zeit der Abwesenheit des Vaters seine schreckliche Schwester Carlotta auf. Diese macht Nikolas das Leben schwer und so beschließt er, seinen Vater zu suchen, als der nach mehreren Monaten immer noch nicht zurück von seiner Mission ist.
Nikolas gelangt tatsächlich in das Wichteldorf, wo allerdings einiges im Argen liegt. Er muss seinen ganzen Mut entwickeln und an Wunder glauben, um nicht nur die Wichtel, sondern auch die Menschen glücklich zu machen.

Die Geschichte von der Kindheit des Weihnachtsmanns ist ein Abenteuer für Groß und Klein, das lebendig und abwechslungsreich geschildert ist. Die witzigen Illustrationen passen perfekt, um die fantasievolle Geschichte zu untermalen.
Nikolas begegnet auf seinem Weg fliegenden Rentieren, Wichtel, Trollen und Elfen, wovon ihm nicht alle wohlgesonnen sind. Immer wieder kommt es zu einem Kampf zwischen Gut und Böse bis am Ende das Gleichgewicht wieder hergestellt ist. Der Verlauf der Geschichte ist an manchen Stellen unnötig gewalttätig und brutal, weshalb sie für ganz kleine Kinder mit Sicherheit nicht geeignet ist. Auch die Stimmung ist zwischendurch richtig traurig und melancholisch und deshalb nichts für sensible Gemüter.
Die Botschaft, die vermittelt wird, ist jedoch wieder kindgerecht und wunderschön magisch. Am Ende gibt es nicht nur eine Erklärung, wer der Weihnachtsmann ist, warum er nicht altert und wie er es schafft, an einem Abend die Welt zu bereisen und mit seinen Gaben glücklich zu machen. Es wird auch deutlich, wie wichtig Herzensgüte und Nächstenliebe sind, dass es sich lohnt, an Wunder zu glauben, dass nichts unmöglich ist und dass das Gute am Ende siegt.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Familiendrama mit Thrillerelementen, das durch die dynamischen Perspektivenwechsel spannend aufgebaut ist.

Was damals geschah
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Kurz nach ihrem 25. Geburtstag erhält Libby die Nachricht, dass sie ein Haus im Londoner Stadtteil Chelsea geerbt hat. Dort wurde sie 1994 als zehn Monate alter Säugling neben drei Leichen aufgefunden. ...

Kurz nach ihrem 25. Geburtstag erhält Libby die Nachricht, dass sie ein Haus im Londoner Stadtteil Chelsea geerbt hat. Dort wurde sie 1994 als zehn Monate alter Säugling neben drei Leichen aufgefunden. Die anderen Kinder, die in dem Haus gelebt haben sollen, wurden nie aufgefunden.
Libby wurde adoptiert und weiß nicht, wer ihre Eltern wirklich waren und was damals passiert ist. Bevor sie das heruntergekommene, millionenschwere Haus veräußern wird, möchte sie endlich herausfinden, wer sie ist.

Der Roman ist aus drei Erzählsträngen aufgebaut, von denen einer die Vergangenheit von 1988 bis 1994 in dem Haus in Chelsea aus der Sicht des Jugendlichen Henry erzählt. Er wohnte dort zusammen mit seiner Schwester und seinen Eltern, bis merkwürdige Menschen bei ihnen eingezogen sind und sich das Zusammenleben aufgrund der finanziellen Notlage seiner Eltern zu einer Art Kommune entwickelte.
Die beiden Erzählstränge in der Gegenwart werden aus der Perspektive der Erbin Libby sowie von Lucy, die mit zwei Kindern von der Hand in den Mund in Südfrankreich lebt und nach London zurückkehren möchte, geschildert.
Auch wenn die Erzählstränge parallel verlaufen und sich zunächst nicht kreuzen, ist offensichtlich, was die drei Personen miteinander verbindet.

Es ist ein Familiendrama mit Thrillerelementen, das durch die dynamischen Perspektivenwechsel spannend aufgebaut ist. Alle Erzählstränge fesseln dabei auf ihre Weise, wobei das Mysterium rund um das unheilvolle Haus und die Ereignisse der Vergangenheit im Fokus stehen, die es aufzudecken gilt. Was ist mit den Bewohnern passiert? Handelte es sich um kollektiven Selbstmord? Was ist mit den anderen Kindern geschehen und warum hat von ihnen niemand Anspruch auf das Erbe erhoben?
Diese Fragen gilt es zu klären, während Libby das verlassene Haus inspiziert, während Lucy sich ihrem ärgsten Peiniger stellt, um nach London zu kommen und während Henrys Geschichte unweigerlich dem Todestag des Jahres 1994 näher rückt und dem "was damals geschah". Die Beschreibungen des Zusammenlebens in dem Haus, das von einem spirituellen Pärchen in Beschlag genommen wird und die eigentlichen Bewohner auf subtile Weise ihrer Rechte beraubt, sind kaum zu fassen. Offensichtlich ist dabei nur, dass das Henrys Offenbarungen, die von psychischer und physischer Gewalt und Vernachlässigung der dort lebenden Kinder zeugen, zu einer Katastrophe führen mussten. Je tiefer Libby mit Hilfe eines Journalisten in die Vergangenheit einzutauchen versucht, desto unheimlicher und undurchsichtiger erscheint auch ihre Lage in der Gegenwart.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Die ganze Wahrheit über die Weihnachtsgeschichte - entmythologisierend, aber ohne ihr den Glanz zu nehmen.

Von wegen Heilige Nacht!
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In 17 kurzen Kapiteln werden Details aus der überlieferten Weihnachtsgeschichte mit Fakten aus historischen Schriften gegenübergestellt. Dabei werden viele Fragen zur Heiligen Nacht und zur Geburt Jesu ...

In 17 kurzen Kapiteln werden Details aus der überlieferten Weihnachtsgeschichte mit Fakten aus historischen Schriften gegenübergestellt. Dabei werden viele Fragen zur Heiligen Nacht und zur Geburt Jesu beantwortet - die Geschichte, an die sich viele Gläubige klammern aber auch entmythologisiert. Es wird jedoch nicht in Abrede gestellt, dass ein Kind geboren wurde, das später als Messias verehrt wurde und vielen Menschen Hoffnung geschenkt und den Glauben gestärkt hat, dass Gott den Menschen nahe ist.

Ich fand es sehr interessant zu erfahren, wie wenig Wahrheit von der Weihnachtsgeschichte letztlich übrig bleibt, wenn man Übersetzungsfehler oder schlicht ungenaue Nacherzählungen aufdeckt. So wurde Jesus weder im Jahr 0, noch in Bethlehem und auch nicht in einem Stall, gewärmt von Ochs und Esel geboren.

Die Kapitel lassen sich der Reihe nach lesen, man kann aber auch gezielt aus dem Inhaltskapitel eine Fragestellung auswählen und damit beginnen. Wie in einem Lexikon wird in den einzelnen Kapiteln auf vorhergehende oder nachfolgende Abschnitte verwiesen. Die Illustrationen sind humorvoll angehaucht und passen zum nicht trockenen Schreibstil.

Egal ob man religiös interessiert ist oder einfach mehr über den historischen und biblischen Hintergrund zum Weihnachtsfest erfahren möchte - das Buch bietet einen Anreiz für jedermann (oder jederfrau - vom Gendersternchen wird ausgiebig Gebrauch gemacht). Sehr gelungen ist die Darstellung von Fakten, die stark von der christlichen Weihnachtsgeschichte abweichen ohne den Glauben damit ins Lächerliche zu ziehen oder der symbolträchtigen Geschichte ihren Glanz zu nehmen.

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Veröffentlicht am 30.11.2021

Modernes Wintermärchen über eine schrullige Alte, die durch ihre Liebe zu den Pinguinen auch die zu den Menschen wieder entdeckt.

Miss Veronica und das Wunder der Pinguine
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Veronica McCreedy ist 86 Jahre alt und lebt allein auf ihrem großen Anwesen in Schottland. Kontakt hat sie fast ausschließlich zu ihrer Haushaltshilfe Eileen. Als diese beim Aufräumen eine verschlossene ...

Veronica McCreedy ist 86 Jahre alt und lebt allein auf ihrem großen Anwesen in Schottland. Kontakt hat sie fast ausschließlich zu ihrer Haushaltshilfe Eileen. Als diese beim Aufräumen eine verschlossene Kiste findet, beginnt Veronica in Erinnerungen zu schwelgen, die ihr bis heute wehtun. Sie beginnt zu recherchieren und findet überraschend heraus, dass ihr verstorbener Sohn, zu dem sie keinen Kontakt hatte, einen Sohn hat. Der Besuch bei Enkel Patrick ist jedoch ernüchternd. Sie ist enttäuscht von dem schmuddeligen, einfältigen jungen Mann mit dem einfachen Gemüt, der offenbar auch noch Drogen nimmt.
Als dann auch noch Veronicas übliches Fernsehprogramm geändert wird und sie eine mehrteilige Dokumentation über Adeliepinguine sieht, die sie fasziniert, beschließt die rüstige alte Dame kurzerhand ihr Vermögen zu nutzen und die Forschungseinrichtung in der Antarktis zu besuchen.

Veronica McCreedy ist eine schrullige ältere Dame, die, geprägt von erschütternden Ereignissen in der Vergangenheit, ihrem Mitmenschen grundsätzlich misstrauisch gegenübersteht und diese von oben herab behandelt. Durch ein großzügiges Vermögen kann sie sich diese Marotten leisten und sich damit auch in die Forschungseinrichtung in der Antarktis "einkaufen", obwohl das Forschungsteam alles andere als begeistert von dem ungebetenen Besuch ist. Miss McCreedy zeigt sich zäh und überrascht damit die Biowissenschaftler. Sie selbst verliebt sich regelrecht in die putzigen Pinguine und nimmt sich entgegen allem Forschergeist einem Waisenpinguin an und päppelt diesen auf.

Der Roman liest sich wie ein modernes Wintermärchen, denn der Aufenthalt bei den Pinguinen bewirkt tatsächlich eine Art Wunder. Veronica McCreedy beginnt sich zu öffnen, wird nahbarer und auch das Forscherteam kann der Abwechslung durch die forsche, rüstige Dame und ihr Ziehkind Pip etwas abgewinnen. Tagebucheinträge, die mehr über Veronicas Vergangenheit offenbaren, sorgen für Verständnis für ihre ungemütliche, eingebildete Art.

Durch den Besuch am anderen Ende der Welt kann Veronica darüber hinaus auch ihr familiäres Leben neu ordnen und schafft es sogar, ihrem Enkel eine zweite Chance zu geben. Vergangenheitsbewältigung, Reue und Vergebung sind Themen, die der Reise den tieferen Hintergrund geben.

Die Beschreibung der Lebenswelt in der Antarktis, des glitzernden Schnees, es einfachen Lebens in der Forschungseinrichtung und des Verhaltens der Pinguine ist so bildhaft, dass man sich selbst an diesen exotischen, von Kälte und Eis geprägten, Ort versetzen kann. Es ist nachvollziehbar, dass die Wissenschaftler, aber auch Veronica von den Pinguinen fasziniert sind. Die Beschreibung der Forschungsarbeit an sich bleibt dabei etwas vage und oberflächlich, so dass nicht ganz klar wird, was die Forscher bis auf das Zählen und Wiegen der Pinguine betreiben und bezwecken. Nichtsdestotrotz kommt die Botschaft für Artenschutz und die Sorge um den Klimawandel beim Leser an und macht nachdenklich über den eigenen ökologischen Fußabdruck.

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