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silvery

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.10.2018

Harte Kost

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Sieht so eine ganz normale Familie in Ostdeutschland aus? Diese Frage stellte sich mir das ein oder andere Mal beim Lesen. Das Buch wirkt sehr authentisch. Durch den überragenden Sprachstil kommt die triste ...

Sieht so eine ganz normale Familie in Ostdeutschland aus? Diese Frage stellte sich mir das ein oder andere Mal beim Lesen. Das Buch wirkt sehr authentisch. Durch den überragenden Sprachstil kommt die triste Atmosphäre zur Geltung, so dass man als Leser die Langeweile und den Frust der Bewohner des kleinen, ostdeutschen Nests richtig nachempfinden kann.

In der Geschichte geht es um eine ostdeutsche Familie mit zwei Kindern, Philipp und Tobias, die kurz nach der Wende über 15 Jahre begleitet werden. Hauptcharaktere sind die beiden Brüder, die charakterlich sehr verschieden sind und dementsprechend unterschiedlich auf die äußeren Umstände reagieren und sich weiter entwickeln. Während der eine ein Mitläufer bleibt, in seinem Frust versinkt und einfach alles zu akzeptieren scheint, entwickelt der andere seine eigenen Gedanken zu seinem Umfeld. Da kam mir gleich die Frage in den Sinn: Inwieweit beeinflusst die Umwelt das Denken eines Individuums? Und inwieweit spielt der Charakter eine Rolle? Das kann man am Beispiel dieser beiden Brüder sehr gut beobachten.

Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Es beschreibt auf einzigartige Weise das Gefühl, das in weiten Teilen Ostdeutschlands kurz nach der Wende (und auch immer noch heute) geherrscht haben muss. Es versucht die Frage zu beantworten, wie es in diesen Teilen zu einem so hohen Anteil an Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit kommen konnte. Und auch wenn diese Frage hier nicht beantwortet werden kann, so bekommt man doch einen guten Eindruck davon, was viele Menschen im Osten (auch wenn man nach fast 30 Jahren eigentlich nicht mehr vom "Osten" sprechen sollte) bewegt. Die Einheit ist zwar da, doch in vielen Teilen Deutschland ist sie immer noch bloß reine Theorie.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Mal ein etwas anderer Carter

Blutrausch - Er muss töten (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 9)
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Ich bin ein großer Fan von Chris Carter und daher durfte ich den neuesten Thriller auf keinen Fall verpassen. Der Titel verspricht blutige Szenen, wie man es von Carter gewohnt ist. Und schon auf den ersten ...

Ich bin ein großer Fan von Chris Carter und daher durfte ich den neuesten Thriller auf keinen Fall verpassen. Der Titel verspricht blutige Szenen, wie man es von Carter gewohnt ist. Und schon auf den ersten Seiten ist der Titel Programm. LAPD Sonderermittler Hunter und Garcia werden zu einem Tatort gerufen, der über und über mit Blut verschmiert ist. Als Ermittler der Einheit für besonders gewalttätige Verbrechen und Serienmörder ist dies für die beiden nichts Neues. Doch als nur wenige Stunden später das FBI vor der Tür steht, um den Fall an sich zu reißen, muss es sich hier doch um einen besonderen Fall handeln.

Dass es in diesem Buch nicht nur um die Ermittlungsarbeit von Hunter und Garcia geht, sondern eine Zusammenarbeit mit dem FBI, fand ich spannend, auch wenn mir die FBI Charaktere manchmal ein wenig flach rüberkamen. Es war erfrischend, dass sich dieses Mal nicht alles um Hunter gedreht hat, der die Ermittlungen mit seinen genialen Einfällen vorantreibt, sondern dass es auch ganze Passagen gibt, die ganz ohne ihn auskommen, wenn die FBI Agenten unter sich sind.

Der Schreibstil ist wie von Carter gewohnt, rasant, spannend und voller unerwarteter Wendungen. Noch kurz vor Schluss hat sich etwas ergeben, mit dem ich überhaupt nicht gerechnet hatte und auch kurz geschockt war. Ich finde, dass genau dies, gepaart mit der einzigartigen Dynamik zwischen Hunter und Garcia, die Bücher so lebendig machen. Man kann sich als Leser einfach mitreißen lassen und steckt tief im Strom einer spannenden Ermittlung.

Das Motiv des Täters und die Auflösung, was hinter den Taten steckte, fand ich einzigartig und spannend. Da man als Leser immer ganz nah am Fall bleibt, kann man sehr gut mitfiebern und eigene Theorien aufstellen, was mir besonders bei diesem Fall sehr viel Spaß gemacht hab (auch wenn ich sehr oft daneben lag).

Insgesamt hat mich der neue Carter auf keinen Fall enttäuscht. Er hat mich nur noch neugieriger auf den nächsten, zehnten Fall gemacht, denn wenn man dem (übrigens wirklich toll inszenierten) Cliffhanger am Ende des Buches glauben kann, wird man es mit einem altbekannten, faszinierenden Charakter zu tun bekommen. Ich bin jetzt schon wahnsinnig gespannt.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Anders als erwartet

Manhattan Beach
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Ich hatte eigentlich einen Roman über eine Frau erwartet, die für ihre Träume kämpft und sich in der Männerwelt des Tauchens in den 40er Jahren behauptet. Doch ich hatte vielmehr den Eindruck, dass dieser ...

Ich hatte eigentlich einen Roman über eine Frau erwartet, die für ihre Träume kämpft und sich in der Männerwelt des Tauchens in den 40er Jahren behauptet. Doch ich hatte vielmehr den Eindruck, dass dieser Erzählstrang nur nebensächlich ist anstatt Hauptthema.

Das Buch ist in insgesamt drei Erzählstränge aufgeteilt, von dem einer von Anna und ihrer Familie handelt. Ein weiterer geht um Eddie, einem Nachtclubbesitzer, der in der Unterwelt New Yorks zuhause ist und für den auch Annas Vater gearbeitet hat, der verschwunden ist. Der dritte Erzählstrang verfolgt die Geschichte von Annas Vater, die ich noch am interessantesten fand.

Ich finde, dass das Buch Potential verschenkt hat, denn der Klappentext verspricht eine tiefgehende Geschichte mit starken Charakteren. Doch ich muss sagen, dass die drei Geschichten eher oberflächlich behandelt werden. Anstatt tiefer zu gehen verliert sich die Autorin in langatmigen Beschreibungen. Dadurch konnte ich zu den Charakteren keine richtige Verbindung herstellen, weil sie oberflächlich blieben.

Es ist schade, dass sich die Autorin hier nicht auf die Hauptgeschichte konzentriert hat. Normalerweise mag ich es, wenn sich verschiedene Erzählstränge miteinander verweben und am Ende ein großes Ganzes ergeben. Doch die Autorin konnte mich hier leider nicht überzeugen, so dass mir das Buch als Bruchstücke dreier Geschichten in Erinnerung bleiben wird.

Schade, da ich schon so viel Gutes über die Autorin gehört hatte. Mich konnte die Autorin leider nicht überzeugen.

Veröffentlicht am 15.10.2018

Leider enttäuschend

Vier.Zwei.Eins.
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Anhand der Aufmachung des Buches und des Klappentexts hatte ich etwas völlig anderes erwartet. Das Buch ist dem Genre "Thriller" zugeordnet, was ich allerdings absolut nicht nachvollziehen kann, denn Spannung ...

Anhand der Aufmachung des Buches und des Klappentexts hatte ich etwas völlig anderes erwartet. Das Buch ist dem Genre "Thriller" zugeordnet, was ich allerdings absolut nicht nachvollziehen kann, denn Spannung kommt, wenn überhaupt, erst ganz zum Schluss etwas auf. Der Rest des Buches plätschert so vor sich hin und es geht nicht wirklich voran.

Hätte ich keinen Thriller erwartet, wäre die Enttäuschung vielleicht nicht so groß gewesen. Daher gebe ich dem Buch trotzdem noch milde drei Sterne, denn es hat auch seine positiven Seiten. Die Hauptcharaktere sind sympathisch und handeln, wenn man erst mal ihre Beweggründe kennt, nachvollziehbar.
Die Handlung selbst könnte durchaus spannend sein, denn sonst hätten mich der Klappentext und die Leseprobe gar nicht erst gefangen genommen. Doch leider zieht sich die Handlung so wahnsinnig zäh dahin, dass ich mehrere Anläufe gebraucht habe, um das Buch noch zu Ende zu lesen. Und wenigstens zum Schluss kam auch noch die so sehr vermisste Spannung auf.

Es ist wirklich schade, denn das Buch hätte gutes Potential für einen spannenden Thriller gehabt. Leider haperte es an der Umsetzung. Dennoch, wenn man keine großen Ansprüche an den Spannungsbogen hat, kann man das Buch gut mal zwischendurch weglesen.

Veröffentlicht am 28.07.2018

Wieder super spannend

Der Schatten
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Dies ist nun schon mein dritter Thriller von Melanie Raabe. Während ich von der "Falle" begeistert war, hat mich die "Wahrheit" eher enttäuscht, da ich weiß, dass Melanie Raabe es besser kann. ...

Dies ist nun schon mein dritter Thriller von Melanie Raabe. Während ich von der "Falle" begeistert war, hat mich die "Wahrheit" eher enttäuscht, da ich weiß, dass Melanie Raabe es besser kann. Und dass sie es kann, hat der "Schatten" nun eindeutig bewiesen.
Es handelt sich hier um einen wahren Thriller, so spannend, dass man ihn trotz der hohen Seitenzahl in einem Rutsch durchlesen könnte. Die Idee dahinter grandios: wie sehr kann man einen Menschen manipulieren? Was passiert, wenn man einem Menschen einen Gedanken einpflanzt und ihn wachsen lässt (dies erinnert fast schon an den Film Inception)?

Wie bisher immer bei Melanie Raabe handelt es sich bei der Protagonistin um eine starke Frau, die ihre ganz eigenen Schwachstellen hat. War sie mir bei der "Wahrheit" psychisch etwas zu labil und chaotisch in ihrem Denken, hat Melanie Raabe hier genau die perfekte Mischung gefunden. Norah ist in ihrem Denken und Handeln nachvollziehbar, trifft aussagekräftige Entscheidungen und ist dazu noch sehr sympathisch. Dadurch hat sie mich als Leser für sich eingenommen.

Doch was auch ganz typisch für Melanie Raabe ist, dass man sich als Leser nie ganz sicher sein kann, dass alles so ist, wie es scheint. Ob es an einer verzerrten Wahrnehmung der Protagonisten liegt oder an Geheimnissen, die erst später aufgedeckt werden. Das gefällt mir sehr und macht die Geschichte unvorhersehbar.

Kurz zusammengefasst: Ich bin begeistert und freue mich sehr, dass Melanie Raabe nach der etwas schwachen "Wahrheit" zu ihrer großartigen Form zurückgefunden hat.