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Veröffentlicht am 21.03.2020

Zwischen Glaube und Fanatismus

Ein wenig Glaube
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"Dass sich eine Gruppe mutiger, hochherziger Individuen zusammenfindet und entscheidet, gemeinsam die Stimme zu erheben, um die Stille zu vertreiben, um einen ansonsten leeren Raum mit Kunst und Klang ...

"Dass sich eine Gruppe mutiger, hochherziger Individuen zusammenfindet und entscheidet, gemeinsam die Stimme zu erheben, um die Stille zu vertreiben, um einen ansonsten leeren Raum mit Kunst und Klang zu füllen... Wie wunderschön das doch war."

Lyle ist fünfundsechzig, er lebt mit seiner Frau Peg zusammen in einem kleinen Dorf im mittleren Westen, wo die Zeit still zu stehen scheint. Seine größte Freude ist der fünfjährige Enkelsohn Isaac. Doch seine Tochter Shiloh, die Mutter des Jungen, gerät immer mehr in die Fänge ihrer Kirche, dessen Pastor ihr einredet, die Großeltern seien nicht gläubig genug und deshalb schlecht für das Kind. Und so droht Shiloh, sie von Isaac fernzuhalten...

Butler ist hier ein wahnsinnig ruhiger, langsamer, sehr poetischer Roman gelungen. Auf den einzelnen Seiten passiert wenig, aber er beschreibt es mit so schönen Worten, dass ich das Lesen einfach genießen konnte. Es geht um Liebe, Freundschaft und den Glauben. Ab wann ist Glaube Fanatismus? Das Ende bleibt offen, was ich irgendwie schade fand, ich hätte mir eine klare Handlung gewünscht. Trotzdem ein wunderschönes, langsames Leseerlebnis, das zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Ein sehr besonderer biographischer Roman

Die Bagage
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„Würde Gott diese Kinder lieben, hätte er ihnen nicht so früh Vater und Mutter genommen.“

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines kleinen Bergdorfes im Bregenzer Wald. Als der ...

„Würde Gott diese Kinder lieben, hätte er ihnen nicht so früh Vater und Mutter genommen.“

Josef und Maria Moosbrugger leben mit ihren Kindern am Rand eines kleinen Bergdorfes im Bregenzer Wald. Als der erste Weltkrieg beginnt, wird Josef eingezogen. Er bittet den Bürgermeister des Dorfes, auf seine Familie aufzupassen, insbesondere auf Maria, seine schöne Frau, an der praktisch jeder Mann im Dorf Interesse hätte. Nach einem von Josefs Heimaturlauben wird Maria schwanger. Im Dorf wird viel geredet, Maria wird von allen verurteilt. Schlussendlich wird sogar das Kreuz des Hauses auf Anordnung des Pfarrers abmontiert. Grete, die Mutter der Autorin, wird während dem Krieg geboren. Grete, mit der Josef nie auch nur ein Wort reden wird. „Der Vater war liebevoll zu den anderen vier Kindern, im Großen und Ganzen war er liebevoll, und er würde es auch zu den zwei später geborenen sein. Nur dieses Mädchen verabscheute er, die Margarete, die meine Mutter werden wird, weil er dachte, dass sie nicht sein Kind sei.“

Monika Helfer hat mit diesem Roman ihre Familiengeschichte aufgearbeitet, von den Großeltern bis heute. Dabei geht es nicht nur um ihre Mutter Margarete oder ihre Großmutter Maria, sondern um die gesamte Familie. Es wird im Buch klar, dass diese Aufarbeitung lange Jahre und viele Gespräche mit den Geschwistern ihrer Mutter erforderte. Die Autorin hat ihre Mutter früh verloren, und so geht sie vor allem auf Erzählungen ihrer Tante Katharina, wobei klar ist, dass wir uns manches leider nur denken können. Der Sprachstil ist ruhig und einfach, vom Vorarlberger Dialekt angehaucht, mit teils langen und verschachtelten Sätzen. Mir gefällt Helfers Ausdrucksweise und wie sie den Roman angelegt hat. Es gibt mehrere Zeitsprünge, die potenziell verwirren könnten, was jedoch für mein Verständnis kein Problem war. Ein sehr eindrücklicher Roman, der uns daran erinnern sollte, dass (fast) jeder von uns eine Familiengeschichte hat, die es wert wäre, aufgeschrieben zu werden!

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Eine inspirierende Frau

Hannah Arendt
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Ich habe schon mehrere Bücher der "Little People, Big Dreams" Serie gelesen und mir gefällt die Idee dahinter sehr. Das Buch macht einiges her: es handelt sich um ein hochwertiges Hardcover mit Leinenrücken ...

Ich habe schon mehrere Bücher der "Little People, Big Dreams" Serie gelesen und mir gefällt die Idee dahinter sehr. Das Buch macht einiges her: es handelt sich um ein hochwertiges Hardcover mit Leinenrücken und gutem Papier. Es ist ab 5-6 Jahren empfohlen. Das Leben von Hannah Arendt wird kindgerecht in einfachen Sätzen dargestellt. Dazu überzeugt das Buch mit schönen, detaillreichen Illustrationen. Am Schluss findet man einen ausführlichen Lebenslauf, der wohl eher für Erwachsene gedacht ist, und das Buch schön ergänzt. Das Buch bietet die Option, mit Kindern über Nazionalsozialismus und Menschenrechte zu sprechen. Von dem her sehe ich es als ein Buch, aus dem man sehr viel machen kann, und welches Kinder inspirieren kann, für ihre Rechte und Träume einzustehen und zu kämpfen.

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Veröffentlicht am 12.02.2020

Schonungsloser Bericht

Rückkehr nach Birkenau
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„Bis jetzt waren wir noch menschliche Wesen. Nun sind wir nichts mehr.“

Ginette Kolinka wird Anfang 1944 von Avignon nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Mit dabei sind ihr Vater, ihr Bruder und ihr Neffe. ...

„Bis jetzt waren wir noch menschliche Wesen. Nun sind wir nichts mehr.“

Ginette Kolinka wird Anfang 1944 von Avignon nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Mit dabei sind ihr Vater, ihr Bruder und ihr Neffe. Doch sie kehrt allein zurück… Die 94-jährige lebt mittlerweile in Paris. Jahrzehnte schwieg sie über das Erlebte. Als für „Schindlers Liste“ die Geschichten von Überlebenden gesucht wurden, beschloss sie das erste Mal, ihre eigenen Erlebnisse zu teilen. Sie fuhr nach Birkenau, um dort zu Schülern über das Leben im KZ zu sprechen. Mit diesem Buch teilt sie ihre Geschichte mit der Nachwelt.

Das kleine Büchlein hat es in sich: etwas zerstückelt und nicht ganz chronologisch teilt Kolinka Erinnerungen aus dem KZ. Schonungslos und ehrlich wird dem Leser die Geschichte nähergebracht. Hunger, Entwürdigung und Misshandlung sind an der Tagesordnung. „Es gibt keine Erläuterungen, keine Bedienungsanleitung, man lernt oder stirbt.“, berichtet die Autorin. Der Schreibstil besteht aus kurzen, prägnanten Sätzen, die dem Leser durch Mark und Bein gehen. Ich finde es schade, dass die Autorin sich so kurzhält, denn ich habe das Gefühl, es gäbe noch viel mehr zu erzählen. Ich bin dankbar, dass sie nach so vielen Jahren doch entschlossen hat, ihre Geschichte zu teilen und finde, jeder sollte dieses Buch lesen.

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Veröffentlicht am 09.02.2020

Die Droge Instagram

UNFOLLOW!
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„Denn eines ist sicher: Die wahren Glücksmomente passieren nur offline.“ (S.218)

Die 27-jährige Nena Schink ist Journalistin. Für ein Experiment sollte sie „Influencerin“ auf Instagram werden – und fand ...

„Denn eines ist sicher: Die wahren Glücksmomente passieren nur offline.“ (S.218)

Die 27-jährige Nena Schink ist Journalistin. Für ein Experiment sollte sie „Influencerin“ auf Instagram werden – und fand sich prompt in einer Spirale aus scrollen, hunderte von Fotos zu machen, um das perfekte Bild zu finden, regelmäßig zu posten, folgen und liken… Nun berichtet sie, wie sie es wieder herausgeschafft hat. Schink beginnt mit ihrem eigenen Bezug zu Instagram, behandelt dann verschiedene Influencer, welche sie teils auch interviewt hat, und schließt mit ihrer Suche nach der „Instagram-Lösung“, wie sie es nennt. Sie redet davon, dass sie selbst Influencerin war, obwohl man das im eigentlichen Sinn wohl nicht so behaupten kann, ihre Follower-Zahl lag gemäß Angaben im Buch bei knapp 5000. Die Interviews mit Influencern und Schinks Beobachtungen dazu waren teils interessant zu lesen. Auch der letzte Abschnitt gefiel mir, sie schlägt ein digitales Ausmisten mit Hilfe folgender Fragen vor: Warum folge ich dieser Person? Inspiriert mich diese Person? Welchen Mehrwert bieten mir ihre Stories? Bringt es mich in der Realität weiter, dieser Person auf Instagram zu folgen?

Ich finde das Thema Instagram Sucht aktuell und hochinteressant, und einige Punkte, die Nena in ihrem Buch behandelt, sind gut gewählt und regen zum Nachdenken an. Trotzdem konnte mich der Schreibstil nicht so mitreißen. Die Sprache ist sehr einfach gehalten, Schink bringt viele Beispiele – ich hätte mir einen professionelleren Stil erhofft. Dennoch brachten mich viele Punkte zum Nachdenken, sodass auch in Zukunft meine Instagram Nutzung überdenken will. Ich war etwas überrascht, dass Schink die App nach wie vor nutzt, wenn auch anders als früher. Denn: wäre uns Süchtigen nicht am Meisten geholfen, wenn wir die App einfach löschen? Insgesamt ist das Thema nicht schlecht umgesetzt, aber ich hatte mir mehr erhofft.

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