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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.09.2025

Was für ein Rausch!

Gym
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„Auf diesen Bildern sah man die Arbeit, die in allem steckte, die Disziplin, die es brauchte, den Willen, der sie von den meisten unterschied. Hier ging es nicht um Schönheit, nicht um Sex, nicht darum, ...

„Auf diesen Bildern sah man die Arbeit, die in allem steckte, die Disziplin, die es brauchte, den Willen, der sie von den meisten unterschied. Hier ging es nicht um Schönheit, nicht um Sex, nicht darum, was irgendjemand von ihr dachte oder wollte. Auf einmal war es mir vollkommen klar. Was Vick da machte, war, sich selbst zu erschaffen. Ein Selbst, das sich so sehr abhob, so sehr für sich stand, so unumstößlich da war in der Welt, dass jede Meinung dazu, jede Wertung, jedes Begehren einfach daran abprallen musste“

Die namenlose Protagonistin arbeitet nach einem kompletten Zusammenbruch im „Mega Gym“ am Empfang und erschafft sich neu. Um den Job zu bekommen behauptet sie, Alleinerziehende Mutter zu sein und nur Wochen zuvor entbunden zu haben. Im Gym fängt sie schliesslich auch an zu trainieren und gelangt langsam in eine Spirale, aus der sie nicht mehr hinausgelangt…

Dieses Buch ist ein Rausch! Ich konnte und wollte nicht mehr aufhören und habe es innerhalb kürzester Zeit durchgelesen. Geschickt webt die Autorin Gegenwart und Vergangenheit ineinander, nur langsam wird klar, wieso die Protagonistin jetzt überhaupt in einem Gym jobbt. Und der Strudel, in den sie gelangt, wird kraftvoll und spannend beschrieben. Ein sehr starkes Buch!

Veröffentlicht am 03.06.2025

Sehr bewegend

Radio Sarajevo
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Tijan Sila ist zehn, als im April 1992 der Krieg beginnt. In einem Plattenbau in Sarajevo gewöhnt sich die Familie nach und nach an tägliche Bombeneinschläge und Gewehrfeuer. Sie verbringen Tage im Keller, ...

Tijan Sila ist zehn, als im April 1992 der Krieg beginnt. In einem Plattenbau in Sarajevo gewöhnt sich die Familie nach und nach an tägliche Bombeneinschläge und Gewehrfeuer. Sie verbringen Tage im Keller, irgendwann wird alles "normal" und die Schule fängt wieder an. Das Essen ist knapp, genauso wie warme Kleidung oder Feuerholz. Die Familie schlägt sich irgendwie durch. Tijan wächst in der Kriegszeit auf, kommt in die Pubertät, streunt mit seinen beiden Freunden herum. Und schliesslich verlässt die Familie Sarajevo und flüchtet nach Deutschland. Hier hätte ich gerne noch mehr erfahren, der Autor deutet nur an, dass es dort für die Eltern sehr schwer war. Auch die Flucht wird nur kurz angerissen. Vielleicht gibt es irgendwann einen weiteren Teil? Jahre später kehrt der Autor zurück nach Sarajevo, wo er alte Kindheitsfreunde wiedertrifft. Dieses Treffen hat mich sehr berührt.

"Am Ende ist das Leben im Sumpf dem Tod in den Flammen vorzuziehen - es klingt so selbstverständlich, aber dennoch muss man auch das erst begreifen. Als der Krieg nämlich ausbrach, ging es allen wie mir. Wir hatten keine Ahnung."

Der Autor schafft es, die Kindheit im Krieg sehr anschaulich darzustellen. Das ist nichts, was man erleben möchte, aber ich finde es sinnvoll, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und kann dieses Buch jedem empfehlen. Die Erzählung hat mich nachhaltig berührt.

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Veröffentlicht am 03.06.2025

Stark und poetisch

Zuschauen und Winken
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"Und wenn man die fliegenden, ständig unterbrechenden Gedanken wenigstens festhält, als Stichworte ohne Kontext, als kleine Gedichte ohne Reim und Versmaß, dann fällt es mir leichter, das zu tun, was in ...

"Und wenn man die fliegenden, ständig unterbrechenden Gedanken wenigstens festhält, als Stichworte ohne Kontext, als kleine Gedichte ohne Reim und Versmaß, dann fällt es mir leichter, das zu tun, was in diesen Momenten das einzige ist, das hilft: Zuschauen und Winken."

In kurzen Abschnitten oder Notizen erzählt die Protagonistin von ihrem Leben. Von ihrem Freund Miro, der an einer unklaren Krankheit leidet. Von ihrer Forschungsarbeit am Institut, einer verschwundenen Professorin, von Mooren, von München... Was für ein wunderbares Buch. Die Autorin hat eine wunderbare Beobachtungs- und Erzählgabe. Der Text ist poetisch, reflektiert, in gewissem Sinne auch eine Liebesgeschichte, in der die Partner sich bedingungslos annehmen. Zusätzlich geht es um medical gaslighting und wie es sich anfühlt, trotz zahlreicher sehr einschränkender Symptome keine Diagnose zu bekommen. Ein starker Titel, den ich sehr empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 03.06.2025

Ganz starker Essay einer tollen Reihe!

Liebe Jorinde oder Warum wir einen neuen Feminismus des Miteinanders brauchen
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"Ich bin weiss, hatte Zugang zu Bildung und Beruf, meine Marginalisierung und die Diskriminierungserfahrungen als Frau im Patriarchat habe ich nicht als solche erkannt. Bis ich Mutter geworden bin. Und ...

"Ich bin weiss, hatte Zugang zu Bildung und Beruf, meine Marginalisierung und die Diskriminierungserfahrungen als Frau im Patriarchat habe ich nicht als solche erkannt. Bis ich Mutter geworden bin. Und gemerkt habe, dass die grosse Freiheit von der ich geglaubt hatte sie zu leben, in Wahrheit ein Käfig war. Mit goldenen Gitterstäben weil ich saumässig privilegiert bin, aber dennoch ein Käfig."

Mareike Fallwickl zeigt in diesem Essay, warum wir einen neuen "Feminismus des Miteinanders" brauchen. Das Buch ist in einer Reihe des Kjona Verlags erschienen. Hier konnte mich die Autorin wirklich überzeugen. Das Hörbuch wird von Fallwickl selbst gelesen, eine sehr besondere Erfahrung. Ich habe es drei mal gehört und bin begeistert. Sie zeigt sehr viele interessante Seiten zum Miteinander auf, es geht sehr viel um die Rolle von Jungs und Männern im Patriarchat, und ich denke hier ist für jeden etwas dabei, vor allem auch für Eltern und Männer. Ich hätte sehr gerne auch das Hardcover, um manche Textstellen markieren zu können. Was für ein wunderbares Buch.

"Um zu Überleben müssen Jungen zu den Männern werden, die wir im Patriarchat haben wollen. Um zu Überleben müssen sie alles sanfte ablegen, sich dem Drill beugen und mitmachen. Ja, Männer haben eine Vormachtsstellung in unserer aktuellen Gesellschaftsform. Aber sie haben sich nicht aktiv dafür entschieden. Sie sind ins Patriarchat hinein geboren worden. Sie sind zu diesen Männern gemacht worden. Und zwar von uns."

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Veröffentlicht am 13.05.2025

Schönes Buch, das leider eher mehr Lust auf den Schnulli macht

Schnulli, du nervst!
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"Schnulli, du nervst!" ist ein liebevoll illustriertes Pappbilderbuch, das ab 2 Jahren empfohlen wird. Qualitativ ist es hochwertig. Nur: da der Schnulli sich in jede Situation "hineinschleicht" wird ...


"Schnulli, du nervst!" ist ein liebevoll illustriertes Pappbilderbuch, das ab 2 Jahren empfohlen wird. Qualitativ ist es hochwertig. Nur: da der Schnulli sich in jede Situation "hineinschleicht" wird das Kind nur immer an den Schnulli erinnert. Ein richtiger Abschied wird leider nicht gefördert. Die Eltern bzw. der Vorleser müssen hier einiges zusätzlich erklären. Von daher erreicht das Buch leider sein Ziel nicht. Dennoch: das Buch heisst bei meinem Kind nun das "Schnulli-Buch"!

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