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Veröffentlicht am 19.04.2018

Originelle Grundidee, toller Schreibstil, aber zu viele umständliche Erklärungen!

Todschreiber
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Maren Graf zeigt, wie sich ein unbekannter Briefeschreiber in die Köpfe der Opfer einschleicht und sie mit beeinflussenden Worten schliesslich zum Selbstmord bringt. Das kann mit Hypnose zusammenhängen, ...

Maren Graf zeigt, wie sich ein unbekannter Briefeschreiber in die Köpfe der Opfer einschleicht und sie mit beeinflussenden Worten schliesslich zum Selbstmord bringt. Das kann mit Hypnose zusammenhängen, aber auch mit einer begleitenden psychologischen Behandlung, die bestimmte Ziele verfolgt. Die Willenssteuerung des Opfers wird dadurch unterdrückt, der fremde Wille durchgesetzt.
Diese Art der Beeinflussung nennt die Gerichtsbarkeit "Tötung in mittelbarer Täterschaft".
Doch kann es das wirklich geben? Meiner Meinung nach ist das eher fraglich.

Mich hat der gelungene Schreibstil auf jeden Fall mitgerissen, die detailgenaue Sprache und die gut gezeichneten Figuren hatte ich stets gut vor Augen. Die Tathergänge sind authentisch geschildert, es gibt einige heftige Opfer-Beschreibungen, die über einen normalen Krimi schon im Genre des Thrillers einzuordnen sind. Genauso erscheint es mit der eingehenden psychologischen Betrachtungsweise, auch hier würde ich das Buch eher als Thriller bezeichnen.

Die spannende Frage, wer denn nun hinter diesen Briefen steckt und welche Absicht er verfolgt, bleibt bis zum Ende offen.
Die Recherche der Kommissarin erweist sich als schwierig, es müssen Hypnose-Spezialisten, Internetforen und Schriftexperten befragt werden. Dabei werden immer wieder verschiedene Thesen untersucht, ohne Frage interessante Themen, die aber leider in der Ausführlichkeit der Spannung schaden.

Der Charakter Lena Baumann ist gelungen, es gibt im Leben der jungen Frau auch private Umstände, die sie belasten. Wie sie selbst fast in die Fänge des Briefeschreibers gerät, baut Maren Graf äußerst geschickt in die Handlung ein.
Auch das hat Thrillerqualität und weckt bei mir Interesse an nachfolgenden Büchern der Autorin.

Von der regionalen Einbindung hätte ich gern noch mehr gelesen, es werden zwar Schauplätze genannt, diese hätten aber noch mehr mit Leben gefüllt werden können.

Ein Krimi, der mich von der Grundidee her absolut überrascht und mit seinem tollen Schreibstil erfreut hat. Die ausführlichen Erklärungen waren mir aber leider zu langatmig.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Fesselnder Krimi mit einer tollen Ermittlerin und einer Menge Davoser Lokalkolorit!

Bärentritt
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Allegra Cadisch hat gerade ihren Master in Law geschafft und will sich bei ihrem Bruder Valerio in Davos von den Strapazen der Prüfungen erholen.
Sie macht die Bekanntschaft von Khalid, dessen Vater Konsul ...

Allegra Cadisch hat gerade ihren Master in Law geschafft und will sich bei ihrem Bruder Valerio in Davos von den Strapazen der Prüfungen erholen.
Sie macht die Bekanntschaft von Khalid, dessen Vater Konsul aus den Arabischen Emiraten ist. Als sie einige Freunde von früher trifft, gehen sie gemeinsam auf eine Party. Dort wird neben guter Musik auch reichlich Alkohol und Gras konsumiert. Allegra wacht erst am nächsten Morgen wieder auf und erinnert sich nicht an die Feier.
Allegra gerät in den Verdacht, Khalid getötet zu haben. Ihr früherer Schuldfreund Dario ist Polizist in Davos und steht zu ihr. Sie ermittelt auf eigene Faust und das wird erschwert durch die vielen Sicherheitskräfte, die sich wegen der WEF in Davos aufhalten.

Die Autorin hat einen klaren, unterhaltsamen Erzählstil,bei dem der Schweizer Sprachstil auffällt. Sie zeigt die bunte Partywelt, sodass auch junge Leser diesen Krimi mit Interesse lesen werden und wird auch politisch, indem sie berechtigterweise den Sinn des WEF in Frage stellt. Sie macht in ihrem Krimi deutlich, wie hoch der erforderliche Sicherheitsaufwand ist, stellt die Polizei in Dauerbereitschaft und zeigt auch die exklusive Unterbringung nebst edelster Speisen und Getränke für die Konferenzteilnehmer, die kostenmäßig in keinem Verhältnis zum Sinn der Veranstaltung steht.

Die Protagonistin Allegra ist eine mutige, moderne junge Frau, stellt die richtigen Fragen und setzt neben ihrer sympathischen Art auch ihre juristischen Kenntnisse genau richtig ein. Ihr privates Leben kommt auch nicht zu kurz, ihr alter Freund Thomasz ist endlich abgehakt und mit Dario findet sie eine neue Liebe. Dabei ist an Allegra eine Kommissarin verloren gegangen. Sie erkennt jedes auch noch so kleine Detail, fragt nach und kombiniert mit großem Geschick. Auch ihr trachtet man nach dem Leben, das Motiv erscheint mir als einziger Kritikpunkt am Buch etwas wackelig.

Die Handlung ist durchgehend logisch aufgebaut, der Spannungsverlauf stets ansteigend und die Davoser Alpenwelt wird in den schönsten Farben und Wortbildern geschildert.

Ein Krimi, der die Ermittlungen einer jungen Frau authentisch einfängt und einfach gut unterhält. Wer Davos kennt, wird dieses Buch mögen.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Gemütlicher Krimi aus dem Bayerischen Wald, der an Pfarrer Braun erinnert.

Lammfromm
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Baltasar Senner ist als katholischer Priester in einer kleinen niederbayrischen Gemeinde zuhause. Er ist nicht nur geistlicher Beistand, sondern auch Hobbyermittler mit dem Blick für die Menschen und die ...

Baltasar Senner ist als katholischer Priester in einer kleinen niederbayrischen Gemeinde zuhause. Er ist nicht nur geistlicher Beistand, sondern auch Hobbyermittler mit dem Blick für die Menschen und die Wahrheit. Er ist ein genussfreudiger Mensch und seine spezielle Vorliebe gilt ganz besonderen Weihrauchmischungen.
Den Glauben legt er sehr weltoffen aus, er legt neben der himmlischen auch großen Wert auf die weltliche Gerechtigkeit. Deswegen geht er auch in "Lammfromm" zwischen die Pfronten von Bürgervertretern und Umweltaktivisten und gibt Demonstranten Kirchenasyl. Was dem Bischof natürlich absolut missfällt. Diese Streitereien zwischen Senner und dem Bistum zeigen kritische Blicke auf die katholische Kirche. Ob das Wolf Schreiner auch in seinen anderen Krimis so handhabt, kann ich nicht sagen. Ich könnte es mir allerdings gut vorstellen.


Der Autor zeichnet in diesem Krimi verschiedenste Charaktere, die von kauzig, zänkisch und verbissen bis sympathisch allerhand Merkmale zeigen, die für eine gute Unterhaltung sorgen und wie aus dem Leben gegriffen scheinen.
Mir hat Teresa, die polnische Haushälterin des Pfarrers gut gefallen, wobei ihre Kochkünste wohl Balasar nicht gefallen. Zu häufig begibt er sich zum Essen in die umliegenden Gasthöfe.
Doch bei der Gelegenheit hat er nicht nur für seine Schäfchen ein offenes Ohr, sondern erfährt auch zum besagten Mordfall allerlei Informationen.

Die Krimihandlung ist logisch aufgebaut und hat mir gut gefallen. Nach einem anfänglich humorvollen Erzählstil hatte ich zwar noch mehr amüsante Lektüre erwartet, aber es wurde ein gemütlicher Krimi, der flüssig und spannend zu lesen ist.
Lediglich um das Auffinden des Mörders rankt sich meiner Meinung nach ein wenig unglaubwürdiges Verhalten, aber das ist sicherlich Geschmacksache.

Der Lokalkolorit gefällt mir ausgesprochen gut, man erfährt Wissenswertes aus dem Bayerischen Wald und die Schauplätze zeigen blühende Wiesen, gehen dem Wald und seinen Bewohnern auf den Grund und führen bis auf die Hausberge der Gegend. Das macht neugierig und wer den bayerischen Wald noch nicht kennt, sollte mal einen Urlaub dort verbringen.

Diese Krimireihe zeigt einen ungewöhnlichen Priester mit einer Neigung für kriminale Ermittlungen, zeigt aber auch Niederbayern von seiner schönsten Seite. Mit dem Bau der Umgehungsstraße kommt auch ein immer wieder aktuelles Thema ins Buch, bei dem man über die Natur nachdenken sollte. Ich werde diese Krimireihe im Auge behalten.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Ein witziger und sehr unterhaltsamer Roman zum Verschlingen!

Jeder Mann ein Treffer
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In "Jeder Mann ein Treffer" erlebt die Protagonistin Mara einen Neuanfang und lernt nach ihrem biederen Kleinstadtleben viele neue Leute und andere Lebensweisen kennen. Sie kommt mir manchmal vor, als ...

In "Jeder Mann ein Treffer" erlebt die Protagonistin Mara einen Neuanfang und lernt nach ihrem biederen Kleinstadtleben viele neue Leute und andere Lebensweisen kennen. Sie kommt mir manchmal vor, als wenn sie erst aus der Schule entlassen wäre, scheinbar waren die letzten 20 Jahre an ihr ohne große Erlebnisse vorbei gegangen. Die Enttäuschung, von ihrer Jugendliebe gegen eine jüngere Frau ausgetauscht zu werden, steckt ihr noch in den Knochen. Doch da ist sie in der turbulenten WG genau richtig. Sie bringen sie dazu, sich in das Großstadtleben zu werfen und von nun an wird kein Trübsal geblasen.
Sie macht einige Männerbekanntschaften, die soviel darf ich schon verraten, auch nicht gerade das Gelbe vom Ei sind. Sogar amoröse Abenteuer der besonderen Art erlebt sie und das ist für ihr gewohntes eintöniges Landei-Sexleben schon echt gewagt.

Auf alle Fälle lebt Mara richtig auf, wird unternehmungslustig, wagt alle möglichen Dinge und macht Mut, nach einer Trennung nicht die Flinte ins Korn zu werfen, sondern lebenslustig durchzustarten. Egal, was da kommt, oder in diesem Fall wer da ihr alles in den Weg tritt.



Der typische trockene Humor Tatjana Kruses sorgt auf jeder Seite für lustige Episoden aus Maras neuem Leben und damit folgt ein Lachknaller dem nächsten. Sie ist manchmal herrlich unbeholfen, hat das Herz auf dem rechten Fleck und findet auf einmal wieder richtig Spaß am Leben. Sie wird selbstsicher, weiß auf einmal was sie will und wird ihren weiteren Weg schon erfolgreich machen.
Auch wenn ihre Männerbekanntschaften hier eher Nieten waren, hat mir das Buch gefallen.


Wer sich gut von einem Frauenroman gut unterhalten lassen möchte, dem kann ich dieses Buch gern empfehlen. Ich geniesse den bissigen Humor der Autorin immer sehr!

Veröffentlicht am 19.04.2018

Geschickte Verknüpfung mehrerer Krimifälle macht dieses Buch so fesselnd.

Fränkische Vergeltung
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Jacqueline Lochmüller begibt sich mit ihrem Krimi "Fränkische Vergeltung" nach Bayreuth.
Ihre Protagonistin Benita Luengo ist ein interessanter, wenn auch nicht wirklich sympathischer Charakter. Sie wirkt ...

Jacqueline Lochmüller begibt sich mit ihrem Krimi "Fränkische Vergeltung" nach Bayreuth.
Ihre Protagonistin Benita Luengo ist ein interessanter, wenn auch nicht wirklich sympathischer Charakter. Sie wirkt äußerlich recht tough und selbstbewusst, ist eine tolle Ermittlerin, hat beruflichen Erfolg, aber privat hat sie so ihre Probleme. Denn nach Feierabend wirft sie sich in Schale, um sich Männer für ein sexuelles Abenteuer zu suchen. Das wirkt auf mich schon regelrecht nymphomanisch. Im Verlauf des Buches erkennt man die Gründe, die in ihrer schwierigen Jugend liegen. Deshalb hat sie auch ein angespanntes Verhältnis zu ihrer Schwester und Mutter. Man kann sagen, dass die Autorin auf Benitas Privatleben ein Hauptaugenmerk gelegt hat. Gut gefällt mir ihr Kollege Julius, der locker und umgänglich ist und Benita mit viel Einsatzkraft geschickt zur Seite steht.

Zu Beginn des Krimis wird man förmlich in eine äußerst spannende Situation geworfen. Daraus ergeben sich dann die Recherchearbeit der Mordkommission Bayreuth, die man mit wachsender Spannung verfolgt. Denn hier kommt schnell eins zum andern. Recht unverhofft kommt jede Menge krimineller Energie ans Licht.
Die Spurensuche gestaltet sich schwierig und verbindet sich mit den geschilderten privaten Einzelheiten der Kommissare zu einer unterhaltsamen Lektüre, die man wie im Lesesog verschlingt.

Die Autorin charakterisiert ihre Personen sehr genau und man bekommt ein klares Bild der verschiedenen Charaktere, ob es der Geige spielende und damit nervende Nachbar Müggemann ist oder die trauernde alte Else Reichert. Auch die schwierigen Gespräche zwischen Benita und ihrer Mutter bzw. Schwester spielen eine wichtige Rolle, um Benitas Probleme näher zu erläutern.

Der Schreibstil ist locker und flüssig, eingestreute Straßennamen und Örtlichkeiten von Bayreuth sowie kleine Gespräche im Dialekt zeigen den regionalen Charakter auf.
Mich interessieren die ineinander verflochtenen Fälle auf besondere Weise. Den Täter kristallisiert sich langsam heraus, die verschiedenen Beweggründe sind sehr unerwartet und speziell ausgearbeitet. Mich hat bei diesem Krimi besonders die außergewöhnliche Art der Tötung erstaunt.

Ein Krimi, der mit ungewöhnlichen Morden erstaunt und mit einem bunten Privatleben der Kommissarin unterhält. Für Bayreuth-Liebhaber mal ein ganz anderes, kriminelles Bild dieser Stadt!