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Veröffentlicht am 27.06.2018

Ein frischer Frauenroman

Weitewelt
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Die alleinerziehende Vertriebsassistentin Annabel Wiesengrund steht vor dem Höhepunkt ihrer Karriere, ihre alles entscheidende Präsentation ist perfekt durchgeplant und sie ist total aufgeregt. Doch ein ...

Die alleinerziehende Vertriebsassistentin Annabel Wiesengrund steht vor dem Höhepunkt ihrer Karriere, ihre alles entscheidende Präsentation ist perfekt durchgeplant und sie ist total aufgeregt. Doch ein Missgeschick jagt das nächste und die Präsentation findet gar nicht erst statt.
Annabels Chef rät ihr gut gemeint zu einem zweiwöchigen Urlaub.
Sie besucht in dem kleinen Dorf Weitewelt Tante Grete, die Lebensretterin ihrer Mutter.

Weil ihr das alte Haus so gut gefällt, zieht sie mit Tochter Romy nach Weitewelt und startet einen Neuanfang. Doch das ist nicht so einfach, es gibt einige Hindernisse und auch ihr Liebesleben gerät durcheinander.
Dieser Roman ist eine spritzig erzählte Geschichte um eine junge Frau, die versucht, Karriere und Erziehung allein unter einen Hut zu bringen. Annabel ist ein etwas chaotischer Charakter, zupackend, etwas tollpatschig und voller Liebe für ihre Tochter Romy. Das macht sie sehr sympathisch, sodass man ihr jegliches Verhalten sofort entschuldigt.

Annabels Leben ist trubelig, sie verliebt sich in die alte Villa und die Gegend, packt auch ohne Kenntnis von Statik und bautechnischen Fragen die Renovierung des alten Hauses an, hat natürlich auch mit einem skurrilen Handwerkerduo Glück auf männliche Hilfe und trifft den gut aussehenden Amerikaner David. Manche Dinge sind übertrieben zufällig, aber das macht auch den unterhaltsamen Reiz der Story aus.

Als ihr Ex-Mann einen Sorgerechtstreit vom Zaun bricht, gibt es weitere Schwierigkeiten, die Annabel vor Probleme stellen. Doch sie wäre nicht Annabel, wenn sich auch hier nicht eine Lösung finden würde. Man folgt Annabel auf ihrem Weg und wird immer wieder überrascht von weiteren Erlebnissen und Personen, die in ihr Leben platzen. Man kann ihr einfach nur gespannt folgen.


Der frische, humorvolle Erzählstil hat einen großen Anteil am Interesse für die Entwicklung in Annabels Leben. Claudia Wuttke trifft hier mit witzigen Erlebnissen und dem auflockernden Einmischungen durch die kleine Romy den Nerv der Leserin und man fühlt gleichzeitig stets mit Annabel mit. Ob Ärger, Wut, romantische Gefühle oder einfach nur die Zusammengehörigkeit mit ihrer Tochter, man kann Annabel nur gern haben.

Flott, spritzig und locker erzählte Wohlfühlstory.

Veröffentlicht am 26.06.2018

Ein intelligenter Krimi mit spannenden Einblicken in die deutsche Justiz

Eifersucht
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Die Münchner Anwältin Rachel Eisenberg bekommt eine neue Mandantin, Judith Kellermann, die aus Eifersucht ihren Lebensgefährten Eike Sandner in die Luft gesprengt haben soll. Man findet sogar Reste des ...

Die Münchner Anwältin Rachel Eisenberg bekommt eine neue Mandantin, Judith Kellermann, die aus Eifersucht ihren Lebensgefährten Eike Sandner in die Luft gesprengt haben soll. Man findet sogar Reste des verwendeten Sprengstoffs bei ihr und Judiths Ausrede, das hätte ihr ein geheimnisvoller Unbekannter untergejubelt, klingt recht unglaubwürdig. Gibt es den Unbekannten oder will Judith von ihrer eigenen Schuld ablenken? Rachel übernimmt trotz Bedenken den Fall.


Mit dieser Rechtsanwältin hat Andreas Föhr eine starke, selbstbewusste Frauenfigur erschaffen, die durch ihre Arbeit dem Leser Einblicke in das Justizwesen ermöglicht. Föhr ist selbst Jurist, weiß, wovon er schreibt und das macht den Krimi auch so besonders authentisch. Was ist Wahrheit, was Lüge? Bei diesem Thriller weiß man es nicht immer so genau.


Rachel kann die Verteidigung Judiths nur Mithilfe eines Detektivs mit den nötigen Beweisen und Hintergründen untermauern. Dadurch entspinnt sich eine fesselnde Ermittlung, die den Leser mehrfach auf falsche Fährten führt.

Auch das Privatleben von Rachel kommt in einigen Rückblenden zur Sprache, darin geht es um einen tragischen Vorfall mit ihrer Schwester, der ihr heute noch zu schaffen macht. Ihre Tochter Sarah spielt in diesem Bereich mit und geht diesem Rätsel auf den Grund.
Wahrscheinlich spielt dieses dramatische Ereignis aus der Familie für Rachels Berufswahl eine entscheidene Rolle.

Zur Aufklärung sind etliche Befragungen und Dialoge nötig, die teilweise trocken, teilweise aber auch sehr unterhaltsam sind. Die Juristerei wird hier sehr realistisch dargestellt und man kann ermessen, wie Aktenberge zu bestimmten Fällen entstehen und welche Probleme sich aus falschen Tatableitungen ergeben können. Mir hat besonders Richter Kronbichler mit seiner Gradlinigkeit im Prozeß gefallen.

Die Charaktere sind allgemein gut gewählt, nicht alle sind auf den ersten Blick eindeutig zu durchschauen und der etwas spezielle Fall nimmt einen fesselnden Verlauf, dem man sich nicht entziehen kann. Anfangs war ich noch skeptisch, doch dann konnte ich mir dieses Verbrechen genauso vorstellen.


Es geht hier ohne großes Blutvergießen eher um die reine Ermittlungstätigkeit als um Effekthascherei einiger aktionsgeladener Verfolgungen und trotzdem gibt es eine Spannungskurve auf höchstem Niveau.



Dieser Justizthriller ist fesselnd und absolut authentisch, ich kann ihn nur empfehlen. Den ersten Band "Eisenberg" werde ich noch lesen.


Veröffentlicht am 26.06.2018

Ein Entwicklungsroman, den man gelesen haben muss.

Löcher
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Der Junge Stanley Yelnats kommt wegen eines (nicht begangenen) Diebstahls in ein amerikanisches Besserungscamp in der Wüste, das Camp Green Lake. Er trifft dort Zero, buddelt mit ihm Löcher und flieht ...

Der Junge Stanley Yelnats kommt wegen eines (nicht begangenen) Diebstahls in ein amerikanisches Besserungscamp in der Wüste, das Camp Green Lake. Er trifft dort Zero, buddelt mit ihm Löcher und flieht mit aus dem Lager.

Dieser Abenteuerroman für die Altersklasse 12 - 15 Jahre ist durchaus auch für Erwachsene eine interessante Lektüre.
"Stanley Yelnats", schon allein der Name als Palindrom ist toll gewählt, ist ein echter Pechvogel, ein dicklicher Typ, der von allen gehänselt wird und einen Vater hat, der Turnschuhe recycelt. Auf seiner Familie liegt ein Fluch.

Stanley wird ein schlimmer Diebstahl zur Last gelegt und kommt zur Besserung ins Boot-Camp Green-Lake. In der sengenden Hitze der Wüstensonne muss jeder Teilnehmer täglich ein Loch in den harten Sandstein graben, angeblich soll dass Stanley und seine Leidensgenossen zu brauchbaren Mitglieder der Gesellschaft erziehen. Es geschieht etwas ganz anderes, denn zum ersten Mal in seinem Leben findet Stanley einen Freund.


Der Autor baut auf dieser Grundlage eine Geschichte auf, die mit skurrilen Figuren, einigen Schicksalsschlägen und Emotionen in einer unbeschreiblichen Freundschaft endet.

Ganz nebenbei geht es um die wahren Werte der Gesellschaft: Mut, Liebe und Freundschaft, Hoffnung und Toleranz.

Louis Sachar ist eine durchweg unterhaltsame, spannende und durch überraschende Wendungen sehr frische Geschichte gelungen, bei am Ende die Schicksale der verschiedenen Generationen der Yelnats zusammengefügt werden.

Es ist ein Buch, das fesselt, weil man wissen will, wie Stanley den Fluch bannen kann.


Komisch, traurig, faszinierend und gleichzeitig völlig verrückt sind die Einblicke in Figuren und das Milieu des Romans.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Ein Urlaubskrimi mit Küstenflair

Mordsrevanche
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Die frisch verheirateten Ermittler Fenna Stern und Tammo Anders haben einen neuen Fall, der ihnen schneller als gedacht wegen Befangenheit entzogen wird. Denn das betreffende Mordopfer ist Franziska Hinrichs, ...

Die frisch verheirateten Ermittler Fenna Stern und Tammo Anders haben einen neuen Fall, der ihnen schneller als gedacht wegen Befangenheit entzogen wird. Denn das betreffende Mordopfer ist Franziska Hinrichs, das Patenkind von Tammos Onkel Frido. Besonders tragisch an dem Fall ist die Tatsache, dass die 40-jährige Franziska nach langer Zeit endlich schwanger war. Ihr Mann Bodo ist völlig aufgelöst und Fenna und Tammo ermitteln undercover.

Fenna und Tammo machen aus der Dienstbefreiung das Beste und starten einen vermeintlichen Urlaub in Husum. Doch die Nachforschungen im Fall Franzi stellen sie natürlich nicht ein. Schon bald stellt sich heraus, dass Franziska doch nicht ganz so vorbildlich war wie bisher angenommen. Die Geschäftsführerin einer Ferienhausvermietung verbarg geschickt einige ungeahnte Geheimnisse. Jetzt ist es an Fenna und Tammo, aus den Erkenntnissen die richtigen Schlüsse zu ziehen, denn sie erfahren noch von einem ähnlichen Fall, der auffällige Parallelen zu dem Mordfall Franziska aufweist.

Mit "Mordsrevanche" zeigt Ulrike Busch einen weiteren Krimi ihres beliebten Ermittlerpaars von der Kripo Greetsiel und es ist auch ein sehr persönlicher Fall, der einige Dinge aus dem privaten Umfeld der beiden aufdeckt. Das Ehepaar harmoniert nicht nur privat, auch ihr berufliches Zusammenspiel bei Befragungen ist klappt wie am Schnürchen gelungen und sorgt besonders durch Fennas Feingefühl für Besonnenheit und die richtigen Fragen zur rechten Zeit.

Neben dem Mordfall gibt es berufliche Veränderungen, die das Privatleben des Paares in eine Fernbeziehung verändern soll. Die Kripo Greetsiel soll anderen Bereichen unterstellt werden und das bedeutet für Fenna und Tammo neue und weit entfernt liegende Arbeitseinsatzorte. Wollen sie sich darauf einlassen oder gibt es Alternativen?

In diesem Band werden einige Verdächtige präsentiert, die ein Motiv für den Mord hätten und so kann man bis zum Ende miträtseln und sich gemeinsam mit den Ermittlern auf spannende Tätersuche begeben.

Insgesamt ist der Krimi eher als unterhaltsam einzustufen, die Autorin zeigt das Vorgehen der Ermittler bis ins kleinste Detail akribisch genau. Das lässt jedoch die Spannungskurve etwas absacken. Der Fall ist recht heikel, führt ins Private der Ermittler hinein und Ulrike Busch hat die menschliche Entwicklung ihrer Charaktere in den Vordergrund gerückt.


Der Krimi spielt in diesem Band hauptsächlich an der Nordsee und man erlebt die Gegend authentisch und stimmungsvoll wiedergegeben. Wer Husum und die Halbinsel Nordstrand schon einmal besucht hat, erkennt hier einige markante Punkte wieder. Es gibt ein wenig Leuchtturmromantik zu entdecken, ländliche Idylle mit Schafen auf den Deichen und Einblicke in die Schafzucht sowie die Käserei. Und es wird wieder viel Tee getrunken und auch die Fischgerichte machen Appetit beim Lesen.

Für diese gelungene Krimiunterhaltung mit reichlich Nordseeflair vergeben ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 23.06.2018

Als Urlaubslektüre besonders zu empfehlen.

Elsässer Verfehlungen
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Major Jules Gabin, Leiter der Gendarmerie im Elsässer Weinort Rebenheim, geht gerade sein Privatleben richtig an die Nieren, denn seine Ex-Freundin ist schwanger und seine neue Freundin will nichts mehr ...

Major Jules Gabin, Leiter der Gendarmerie im Elsässer Weinort Rebenheim, geht gerade sein Privatleben richtig an die Nieren, denn seine Ex-Freundin ist schwanger und seine neue Freundin will nichts mehr von ihm wissen. Doch das Berufsleben fordert seine volle Aufmerksamkeit, denn in einer Vogesenhöhle wurde die Leiche eines Rebenheimer Kletterers und Höhlenforschers gefunden. Den klettergeübten Rettern kommen Zweifel am Unfalltod und Major Gabin findet ebenfalls Hinweise, die auf einen Mord hinweisen.



Für Kletterbegeisterte und Höhlenforscher bieten sich im Elsaß zahlreiche Möglichkeiten in den Vogesenhöhlen. Eine trägt den schaurigen Namen "Blutgrotte" und zieht damit Interessierte an. Der erfahrene Kletterer Richard ist nicht allein, als er in die Tiefe steigt, dennoch stürzt er tödlich ab. Seine Sicherungs-Karabiner waren mangelhaft und entsprechen nicht den nötigen Qualitätsstandards.



Es gibt einige Verdächtige, die ein Motiv hätten. Dazu zählen nicht nur die Ehefrau, Richard lag auch mit einem merkwürdigen Druidenorden im Clinch. Als ein weiterer Mord geschieht, eröffnet dieser Hinweise zu einem älteren "Unglücksfall" in der gleichen Höhle und damit gibt es eine völlig neue Perspektive für Jules.


Jean Jacques Laurent beschreibt in diesem Krimi sehr anschaulich die Stimmung im wunderschönen fiktiven Elsässer Städtchen Rebenheim, wo regelmäßig ein Flammkuchenwettbewerb abgehalten wird. Das Ereignis beitet ein eindrucksvolles Bild der Elsässer und ihrer Küche, bei dem mir das Wasser im Munde zusammen gelaufen ist.



Neben der privaten Sorgen von Jules, die ich sehr genossen habe, immerhin bekommt er nun einmal von seinen Frauen Paroli geboten, nimmt der Kriminalfall einen spannenden Verlauf.

Der Erzählstil ist eher ruhig und beschaulich zu nennen, man begleitet den Kommissar bei all seinen Nachforschungen und dennoch sorgen die Klettertouren in dunkle Grotten und Höhlen für Gänsehaut.



"Elsässer Verfehlungen" ist eine angenehm leichte Krimikost mit viel Lokalkolorit, bei der besonders die persönliche Entwicklung des Krimihelden Jules im Vordergrund steht, aber der Fall auch für einige Spekulationen sorgt. Als Urlaubslektüre besonders zu empfehlen.