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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2018

Kein typischer Erlendur, leider zu langatmig und mir zu politisch! Schade!

Kältezone
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Südlich von Reykjavik ist der Wasserstand eines Sees nach einem kleinen Erdbeben gesunken. Dabei tritt ein Skelett zutage. Die Polizei findet heraus, dass es an ein altes russisches Sendegerät gekettet ...

Südlich von Reykjavik ist der Wasserstand eines Sees nach einem kleinen Erdbeben gesunken. Dabei tritt ein Skelett zutage. Die Polizei findet heraus, dass es an ein altes russisches Sendegerät gekettet ist. Erlendur und seine Mannschaft vermuten bei dem Toten einen Spion. Ihre Nachforschungen führen sie nach Leipzig in die Nachkriegsjahre.

Bei diesem Krimi kann ich leider nur die von mir geschätzten Figuren Erlendurs und seiner Kollegen für gut befinden. Der Einblick in ihre Arbeit und in ihr Privatleben gefällt mir ausgesprochen gut. Leider wird in diesem Band mehr auf die Handlung aus einer früheren Zeit eingegangen. Die Nachforschungen führen in die frühen 60er Jahre und gehen bis zur Spionage-Zeit des Kalten Krieges. Die Zeit wird aus der damaligen Sicht der Involvierten geschildert.

Diese Thematik ist mir zu geschichtlich und hätte als bloße Grundlage des Krimis vollkommen ausgereicht. Der Autor geht jedoch sehr darauf ein. Es werden sozialistisch eingestellte Studenten aus Island vorgestellt, die in der DDR studieren dürfen. Dabei gibt es eine Liebesgeschichte zwieschen dem Isländer Tomas und der Ungarin Ilona. Die Stasi verhaftet Ilona und die Ideale des Sozialismus werden zur Bespitzelung ausgenutzt.
Interessant erscheint mir die Tatsache, wie Island zum Spielball sozialistischer Länder genutzt wurde. Das ist eine Information, die für mich völlig neu ist.

Für Erlendur Fans nur bedingt ein spannender Krimi, für geschichtlich Interessierte sicher eher eine gute Lektüre. Ich habe noch einige Erlendur Krimis zu lesen und gebe aufgrund dieses Buches die Hoffnung auf tolle Krimis nicht auf.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Philosophische Betrachtung einer zerstörenden Liebe

Der Walrufer
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Von diesem Buch hatte ich mir Einblicke in das Leben von Walen erhofft. Leider interessiert sich der Autor mehr für schwierige Charaktere und die Zerrissenheit von Menschen. Er erzählt in bildhafter afrikanischer ...

Von diesem Buch hatte ich mir Einblicke in das Leben von Walen erhofft. Leider interessiert sich der Autor mehr für schwierige Charaktere und die Zerrissenheit von Menschen. Er erzählt in bildhafter afrikanischer Mystik und dadurch bleiben mir die Personen sehr fremd.

Hier wird der Traum einer Alkoholikerin beschrieben, die den Walrufer liebt und für sich gewinnen will. Dieser aber liebt die Einsamkeit, sucht dennoch Salunis weibliche menschliche Nähe und möchte dann wieder in seiner Walliebe Ruhe finden. Denn mit Salunis Lebensstil kann er sich nicht anfreunden.
Die Liebe dieser Menschen zerstört sie gegenseitig, sie können sich nicht richtig aufeinander einlassen.

Der Südafrikaner Zakes Mda zeigt das einfache Leben seiner schwarzen Landsleute. Saluni arbeitet als Kindermädchen für Zwillinge, die sie mit ihren Streichen und Unfug mehr als beschäftigen.

Mda erzählt eindringlich und mit einer einfachen Sprache, die mythologische Anklänge enthält. Doch die Geschichte kam mir sehr fremd vor, die Personen haben mich nicht berührt. Dazu kam noch eine imaginäre Vaterfigur, Mr. Yodd, die eventuell Gott darstellen soll. Ich habe es leider nicht vermocht, hinter die Story zu blicken.


Eine Walgeschichte, die die Wale nicht in den Vordergrund stellt, sondern die menschlichen Gefühle, die zerstören können. Leider nicht mein Fall!

Veröffentlicht am 22.08.2018

Dieser Fantasyroman verwirrt auf der ganzen Linie

Nacht ohne Sterne
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Naya ist ein Mischwesen, halb Elf und halb Mensch, und steht zwischen der Elfenwelt und der Welt der Menschen. Sie lebt in New York und hat nur zwei Freunde, die zu ihr halten: Rosa, ihre Feenfreundin ...

Naya ist ein Mischwesen, halb Elf und halb Mensch, und steht zwischen der Elfenwelt und der Welt der Menschen. Sie lebt in New York und hat nur zwei Freunde, die zu ihr halten: Rosa, ihre Feenfreundin und Jaron, der Lichtelf. Jaron soll New York vor den Machenschaften der Dunkelelfen bewahren. Doch dann wird Naya mitten hinein gezogen in den jahrhundertealten Krieg zwischen Licht und Dunkel. Dunkelelf Vidar verwirrt Naya gefühlsmäßig und sie weiß nicht mehr wem sie trauen kann und welche Ziele hier verfolgt werden.


Dieses Buch hat mir einiges abverlangt! Ich habe mich vom wunderschönen Cover blenden lassen und landete in einer Fantasygeschichte, die mich so gar nicht erreicht hat.
Am Anfang konnte ich mich noch mit den Elfen, Feen, Wölfen und Kobolden anfreunden, obwohl die Namen und ihre Anzahl mich schon gefordert haben, aber dann hat mir der bildhafte Schreibstil immer mehr Fragen aufgeworfen, anstatt sie zu klären. Immer schachtelartiger wurden die Sätze und ich fühlte mich verloren in einer Zwischenwelt, die mir völlig fremd ist.

Die Charaktere haben durchaus Potential, leider verblassten sie mit der Zeit immer mehr und gingen mir auf die Nerven. Gerade die bildhaften Beschreibungen wiederholten sich zu häufig und hinterlassen bei mir eher einen schalen Beigeschmack als Interesse. Als Beispiel sei hier nur erwähnt, wie hier "die Kälte der Glut" oder "die Hitze von Schneeflocken" beschrieben werden. Was soll das denn? Genau so unsinnig erscheint es mir, wenn "Schweigen als sanfter Flügelschlag über die Stirn streicht". Solche unlogischen Begriffskombinationen widerstreben mir zutiefst und dann erwarte ich auch nicht mehr allzu viel vom Buch.

Ich habe mich durch die Handlung gequält, wobei Handlung schon durchaus übertrieben ist. Es ist mehr ein Träumen und Sehen von Traumbildern, anstatt ein echtes Handeln. Magie wohin man nur sieht, aber leider kein echtes Agieren.

Wo blieb mein erhofftes Bild von New York, in dem sich Elfen tummeln, meinetwegen auch in einem fantasymäig ausgefochtenen Kampf zwischen Hell und Dunkel, Gut und Böse?

Ich denke schon, dass sich hier durchaus Leser auf diesen Roman stürzen und ihn begeistert lesen. Es gibt eine Liebesgeschichte, in der ein junges Mädchen sich zwischen einem guten und einem bösen Elf entscheiden muss und es gibt jede Menge fantastische Figuren, die ich gar nicht alle aufzählen könnte. Aber mir erschloss sich leider kein klares Bild des Ganzen und der verworrene Schreibstil war auch nichts für mich.

Ausschweifend geschriebener Fantasyroman, der mehr verwirrt als erklärt. Überhaupt nicht meine Art von Literatur!

Veröffentlicht am 23.07.2018

Eine ungewöhnliche Reise nach den eigenen Wurzeln

Familie und andere Trostpreise
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Sonny Anderson ist Ex-Junkie und lebt bei seinem Vormund Thomas in den USA. An seinem 21. Geburtstag erbt er von seinem verstorbenen Vater ein Vermögen, Sonny ist jetzt Multimillionär. Außerdem bekommt ...

Sonny Anderson ist Ex-Junkie und lebt bei seinem Vormund Thomas in den USA. An seinem 21. Geburtstag erbt er von seinem verstorbenen Vater ein Vermögen, Sonny ist jetzt Multimillionär. Außerdem bekommt er fünf geheimnisvolle Briefe. Da er nicht viel über seine Familie weiß, macht er sich auf die Suche.

Sonny ist ein skurriler Typ, er hat viele Neurosen, so hat er Angst vor Briefumschlägen und ist sehr geräuschempfindlich. Wir erfahren, dass er eine Drogenvergangenheit hat und sich kaum an seinen Vater erinnern kann.

In diesem Buch erzählt Sonny so, als würde er ein direktes Gespräch mit dem Leser und mit seiner Mutter führen. Sein Erzählton ist locker, flapsig und es wird klar, dass er ein absoluter Film-Freak ist. Seine Lebenserfahrung gewinnt er aus Filmen, sie geben ihm Halt und Ordnung im Leben. Während seiner Highschool-Zeit absolviert er einen Sozialdienst in einem Seniorenheim. Nach seinem 21. Geburtstag fliegt er nach Großbritannien, um mehr über seine Herkunft zu erfahren und seine verschollene Mutter zu finden. Dazu sollen ihm die fünf Briefe helfen, die Thomas ihm eingepackt hat. Jeder Brief bringt erschreckende Neuigkeiten zu Tage.

Sein Vater war ein schräger Guru und erfindet Menschen, die mehr über seine Eltern wissen.

Die Suche nach seiner Mutter stellt Sonnys Wunsch nach Familie und emotionaler Nähe dar, aber auch die Suche nach sich selbst und nach seinen Wurzeln. Gleichzeitig besucht er auf seiner Reise die Schauplätze seiner Lieblingsfilms „Shaun of the dead“. Das allein macht ihm die Reise zum Vergnügen.

Insgesamt dreht sich das Buch irgendwie im Kreis. Sonny, der Filmnerd, der seine Lebenserfahrung aus Filmen gewinnt. Eine Mutter, die ihm keine war und ihn nicht wollte. Es wird tragisch und absurd, zeigt Probleme im Leben und ist entgegen der Buchankündigung nicht komisch. Ganz im Gegenteil, Sonny hat so einige Wahrheiten zu ertragen, die für einen jungen Mann schwierig zu verdauen sind.

Dieses Buch konnte mich nicht erreichen, ich finde es ziemlich absurd. Ich hatte meine Probleme mit vielen Themen, die mir regelrecht langweilig erschienen. Meditation, Yoga, Literatur, Filme, alles wird hier in einen Topf geschmissen und ich konnte Sonny nicht nahe kommen. Seine verwirrende Art konnte ich nicht verstehen und so blieb auch mein Interesse für ihn auf der Strecke.

Wer einen lustigen Road Trip erwartet, wird hier enttäuscht. Mir fehlt der Zugang zu Sonny, echte Spannungsmomente und die gesamte Handlung war für mich ein diffuses Knäuel aneinandergereihter Vorgänge. Zwar sorgen die einzelnen Teile im Buch insgesamt zu einem Gesamtbild, dafür musste ich jedoch reichlich Geduld beim Lesen aufwenden.

Schade, denn der Schreibstil allein ist wirklich gelungen, leider konnte die Handlung mich aber nicht erreichen.

Dieser Roman ist eine ungewöhnliche Familiengeschichte, die zeigt, dass jede Familie einzigartig ist und es nicht unbedingt die eigene Familie sein muss, in der man sich wohl fühlt. Mein Fall ist dieses Buch leider nicht gewesen.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Schönes Murano-Flair und interessante Glasbläserkunst, aber eine öde Liebesgeschichte.

Die Glasbläserin von Murano
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Leonora Manin wird von ihrem Mann verlassen und fährt nach Venedig um mit Glas zu arbeiten und ihrem Familienerbe auf die Spur zu kommen. Dabei stösst sie auf ein altes Familiengeheimnis ihres Vorfahren ...

Leonora Manin wird von ihrem Mann verlassen und fährt nach Venedig um mit Glas zu arbeiten und ihrem Familienerbe auf die Spur zu kommen. Dabei stösst sie auf ein altes Familiengeheimnis ihres Vorfahren Corradino Manin. Er war 1650 ein berühmter Meister der Glasbläserkunst auf Murano und wurde ermordet. War er ein Verräter? Was brachte ihn dazu, das Geheimnis der Glasherstellung zu verkaufen?


Das Buch besteht aus zwei Handlungssträngen: einmal wird die Glasbläserszene von Murano um 1650 beschrieben und dann gibt es die Geschichte um Leonora, die fast 400 Jahre später im heutigen Venedig lebt.

Der historische Teil hat mir sehr gut gefallen, hier wird überaus informativ geschildert wie sich die Glasbläserkunst auf Murano entwickelte. Man erfährt wie die Bläser der Insel arbeiteten und wie sie die Insel aus Geheimnisgründen nie verlassen durften. Auch die persönliche Geschichte des Corradino Manin und seiner Tochter, die einer Affäre mit einer venezianischen Adeligen entstammt, ist unterhaltsam und führt wunderbar in die damalige Zeit.

Der moderne Teil um Leonora jedoch erscheint mir mit einer vorhersehbaren Liebesgeschichte recht unglaubwürdig und die Person Leonora empfinde ich für ihr Alter als zu selbstzweifelnd und recht unreif. Ihre Liebesbeziehung hat mich gelangweilt und ganz normale Probleme kann Leonora nicht mit der nötigen Willenskraft aus dem Weg räumen. Solche Protagonisten nerven mich und wenn ich dann auch noch häufig lesen muss, wie wunderschön Nora doch sei und wie bildschön eigentlich alle Figuren sind, dann ist das für mich nicht mehr lesbar. Dieser Teil hat einfach zu sehr den Charakter eines Kitschromans, als das ich ihn gern gelesen hätte.

Ich habe mich mehrfach gefragt, ob die beiden Teile des Romans aus einer Autorenhand stammen, so sehr wurden mir die Unterschiede bewusst.


Wer etwas über Glasbläserkunst lesen möchte und eine simple Liebesgeschichte mag, der findet sicherlich Gefallen an diesem Roman. Ich habe ihn so weggelesen und konnte mich nur über die Szenen der Glasbläser freuen.