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Veröffentlicht am 07.06.2018

Eine herrlich lustige Reihe mit einer durchgeknallten Familie

Finger, Hut und Teufelsbrut
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Siegfried Seifferheld, Kommissar a.D., ist nach einem Unfall nicht mehr im Dienst. Inzwischen hatte er sein Coming-Out als leidenschaftlicher Sticker und freut sich, nun über sein Hobby eine Radiosendung ...

Siegfried Seifferheld, Kommissar a.D., ist nach einem Unfall nicht mehr im Dienst. Inzwischen hatte er sein Coming-Out als leidenschaftlicher Sticker und freut sich, nun über sein Hobby eine Radiosendung moderieren zu dürfen. In seinem Leben ist es alles andere als ruhig, denn er lebt in einem Haushalt mit lauter Frauen. Als er von einer jungen Inderin erfährt, dass der indische Kulturattaché entführt werden soll, fängt er sofort an zu ermitteln.
Dieses Mal geht es undercover in einen indischen Kochkurs.

Von dieser Slapstick-Krimi-Reihe kenne ich die ersten beiden Bände und auch hier konnte ich wieder viel lachen und wurde gut unterhalten.

Wie es in dieser Krimireihe üblich ist, setzt Tatjana Kruse auf einen kniffligen Krimifall, bei dem sie ihre ausgesprochen skurrilen Figuren unterhaltsam einsetzt und die Familiengeschichte eher im Vordergrund steht. Wer hier nicht lachen kann, dem ist auch nicht zu helfen.

Die Grundlage für die amüsanten Charaktere bildet die Familie von Siegfried Seifferheld, allesamt Frauen mit Besonderheiten. Auch in diesem Band ist Siggis Freundin MaC total eifersüchtig, Schwester Irmgard ist inzwischen mit einem Pastor verheiratet, der jedoch gerade allein auf eine Afrikamission reist (und unter einem Flatulenz-Problem leidet), Tochter und Nichte sind gerade junge Mütter und haben so ihre Probleme und Hund Onis ist immer noch verliebt in seinen rosa Teddy und er ist neben Siggi der einzige männliche Bewohner.

Diese Familie ist schon reichlich durchgeknallt, aber gerade ihre Besonderheiten machen sie so liebenswürdig und interessant. Tatjana Kruse hat hier Figuren erschaffen, wie man sie sich besser nicht hätte ausdenken können.


Ihrem flotten und eingängigen Schreibstil kann man wunderbar folgen und so ist das Buch auch schnell gelesen. Tatjana Kruse hat einfach ein Gen für die Komik und ihre eingebauten Sprüche und ihr enormer Sprachwitz sind zum Schreien komisch. Sogar die Kapitelüberschriften sorgen für Lacher und zeigen, worauf es im jeweiligen Kapitel geht.

Die Krimihandlung ist eher Nebensache, aber auch sie sorgt für gute Unterhaltung und die Aufklärung bringt überraschende Informationen ans Licht.


Diese Reihe lebt von ihren ausgefallenen skurrilen Charakteren und von der durchgängig eingebrachten Situationskomik. Wer gerne lustige Krimis liest, bei dem die Figuren im Vordergrund stehen, sollte diese Reihe mal näher ansehen.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Stimmungsbild von Schuld und Sühne

Die Judenbuche
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"Annette von Droste-Hülshoff" (10.1.1797 - 24.5.1848) sah ihre Berufung als Dichterin, fand aber zu Lebzeiten als schreibende Frau keine Anerkennung. "Die Judenbuche" schrieb sie 1842.

Inhaltlich geht ...

"Annette von Droste-Hülshoff" (10.1.1797 - 24.5.1848) sah ihre Berufung als Dichterin, fand aber zu Lebzeiten als schreibende Frau keine Anerkennung. "Die Judenbuche" schrieb sie 1842.

Inhaltlich geht es um Friedrich Mergel, der durch seine Erziehung im Elternhaus und den Druck der Dorfbewohner zum Mörder wird.
Der Jude Aaron wird ermordet aufgefunden, man verlässt sich auf die Aussagen von der Bevölkerung, einige seiner Schuldner werden verdächtigt. Mergel macht sich durch seine Flucht verdächtig.


Es geht um Friedrich Mergel, der durch ein schwieriges Elternhaus, einen trinkenden Vater und die intolerante Dorfgemeinschaft zu einem unsicheren Außenseiter wurde, schliesslich sogar zu einem Mörder.

Wie hier psychologische und soziale Aspekte inhaltlich miteinander verknüpft werden, ist für die damalige Zeit außergewöhnlich. Die Autorin thematisiert in diesem Stück die Problematik von Schuld und Sühne.
Der überraschende Schluss ist im kriminalistischen Sinne spannend und gibt der Geschichte einen runden Abschluss.

Was früher als "Sittengemälde aus dem gebirgichten Westphalen" beschrieben wurde, entpuppt sich als kriminalistische Erzählung. Heute würde man dieses Stück wohl eher Psychogram oder Sozialstudie nennen, denn Droste-Hülshoff zeigt in der Judenbuche auf kritische Art und Weise wie sich ein Mensch unter den herrschenden Einflüssen von Erziehung und Gesellschaft entwickeln kann.

Die Lektüre dieses Klassikers ist häufig Schulthema und trotz der veraltet klingenden Sprache eine interessante Erfahrung. Hier wird realistisch geschildert, wie das gesellschaftliche Bild der Menschen damals aussah, wie sie lebten, arbeiteten und welche Werte sie vertraten. Die Armut, die Klassenunterschiede und das Rollenbild von Mann und Frau wird gut erkennbar.

Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten, von denen Annette schon in ihrer Kindheit gehört hatte und diese dann in einer heimatlichen Geschichte verarbeitet hat.

Auch für die heutige Zeit eine interessante Lektüre, die durch die sprachliche Ausdrucksfähigkeit der Autorin ein klassisches Stück Zeitgeschichte des 18. Jahrhunderts zeigt.

Auch für die heutige Zeit eine interessante Lektüre, die durch die sprachliche Ausdrucksfähigkeit der Autorin ein klassisches Stück Zeitgeschichte des 18. Jahrhunderts zeigt.


Veröffentlicht am 04.06.2018

Saukomisch, kommt aber nicht ganz an die Vorgängerbände heran!

Schweinskopf al dente
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Franz Eberhofer ist zum Kommissar befördert worden und hammermäßig stolz auf seinen silbernen Stern. Richter Moratschek wird von einem Psychopathen verfolgt und bedroht. Sicherheitshalber zieht er beim ...

Franz Eberhofer ist zum Kommissar befördert worden und hammermäßig stolz auf seinen silbernen Stern. Richter Moratschek wird von einem Psychopathen verfolgt und bedroht. Sicherheitshalber zieht er beim Vater vom Franz ein, dort ist die Sicherheit durch Franz gewährleistet und die gute Verpflegung durch die Oma. Als dann auch noch Leopold samt Familie auf dem Hof Urlaub macht, reicht es Franz und er fährt zur Susi nach Italien.


"Wenn ich meine Todesart einmal selber bestimmen könnte, würd ich gern in der Oma ihrer Biersoße ersaufen." (Zitat vom Franz Seite 203)


Es geht mal wieder hoch her in Niederkaltenkirchen. Franz ist endlich befördert, er trägt jetzt einen silbernen Stern - astreine Sache, findet er.

Als erste Amtshandlung mit Stern muss Franz dann bei einer Zwangsverheiratung ein Machtwort sprechen. Die junge Frau sieht zwar unverhältnismäßig häßlich aus, aber wo kämen wir denn da hin.

Sein Hauptfall besteht aber darin, Richter Moratschek vor einen entlaufenen Mörder zu beschützen. Als ein blutiger Schweinskopf in Moratscheks Bett als Warung gefunden wird, beginnt die Sache richtig bedrohlich zu werden. Moratschek nistet sich beim Vater vom Franz ein und die beiden werden ganz enge Freunde.
Ab und zu zwickt Franz schon mal die Sehnsucht nach der Susi und als Leopold mit seiner Sippe auf dem Hof Urlaub macht, fährt Franz halt zur Susi. Sie soll sich mit ihrem Luca Toni-Verschnitt auch nicht mehr so gut verstehen.

Auf jeden Fall hatte ich wieder eine Menge Spaß mit Franz, seiner derben Ausdrucksweise, seiner Vorliebe für die "Sushi" und für seine Freßattacken. Die Oma hat wieder gekocht, wie immer einfach hammermäßig: es gibt Rahmgulasch, Kartoffelsalat und Lauchgemüse. Dazu hält die Autorin auch wieder ein Rezept original von der Oma parat.

Rita Falks Schreibstil ist gewohnt flüssig und humorvoll. Die bayrische Ausdrucksweise kommt lustig rüber und unterhält wunderbar. Ein paar spezielle Begriffe sind in einem Glossar näher erklärt. Verständnisprobleme hatte ich gar keine.

Die Charaktere sind schrullig wie man sie kennt und auch ihre Marotten haben sie (glücklicherweise) noch nicht abgelegt. Oma mit ihrem Faible für Sonderangebote und ihrer Schwerhörigkeit, ihre zwei Sargnägel: Franz und sein Vater, der weiterhin kifft, was das Zeug hält. Wenn man die anderen Bände kennt, kehrt man zurück in eine bekannte Familie. Für Neulinge der Reihe aber auch kein Problem, man lernt sie wieder von ihrer besten Seite kennen.

Die Krimihandlung ist schon wichtig für die Handlung, kann man aber getrost als Nebenhandlung verbuchen. Hier stehen die schrägen Figuren im Vordergrund und das ist auch gut so. Einwandfreie Sache, würde Franz wohl sagen!


Ein lustiger Provinzkrimi mit einem wunderbaren Franz. Einfach ein Sauspaß für unterhaltsame Stunden.

Veröffentlicht am 27.05.2018

Ein weiterer spannender Teil der Waringham-Reihe

Das Spiel der Könige
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Im dritten Band der Reihe werden Blanche und Julian of Waringham, die Kinder von John of Waringham, die Protagonisten. England hat eine schwere Zeit zu überstehen, es geht um den 30-jährigen Rosenkrieg.

Rebecca ...

Im dritten Band der Reihe werden Blanche und Julian of Waringham, die Kinder von John of Waringham, die Protagonisten. England hat eine schwere Zeit zu überstehen, es geht um den 30-jährigen Rosenkrieg.

Rebecca Gablé verknüpft ihre Geschichte um die fiktive Adelsfamilie der Waringhams geschickt mit den wahren historischen Gegebenheiten und baut eine interessante Handlung auf, bei der man die Geschichte aus nächster Nähe mitverfolgen kann.

Der geistig angeschlagenen Henry VI., für den seine französische Frau die Regierungsgeschäfte führt, bietet keine große Angriffsfläche und im Gerangel um die Königskrone kommt das Haus York mit Richard Plantagenet an die Macht. Julian wird Earl und ist damit dem König unterworfen, er kämpft mit seinem walisischen Verbündeten Jasper Tudor für den letzten Lancaster, den jungen Henry Tudor. Es bricht ein grausamer Krieg aus, der legendäre englische Bruderkrieg mit der roten Rose des Hauses Lancaster und der weißen Rose für das Haus York. England wird gespalten und die Geschwister Blanche und Julian geraten zwischen die Fronten.

Julian steht fest zu seiner Meinung, doch er zweifelt mehrfach und sieht auch die grausamen Folgen im Falle eines Widerstands. Es wird gemordet und getötet, nur für die Krone.

Seine Schwester Blanche hat ebenfalls ein schwieriges Schicksal an der Seite ihres gewalttätigen Ehemanns, der bereits zwei Gemahlinnen auf dem Gewissen hat. Blanche entkommt ihrem Mann und hinterlässt ihre Spuren an seinem Körper, sie flieht und lebt heimlich mit Jasper Tudor, der Bruder des Königs, zusammen. Doch die Rache ihres Mannes verfolgt sie wie ein Damoklesschwert.


Die Waringhams haben in diesem Band keinen leichten Stand, es geht ständig an ihre Existenz und um ihr Leben. Damit bekommt man einen authentischen Eindruck über die Grausamkeiten dieses Rosenkrieges, bei dem besonders die Bevölkerung zu leiden hatte.


Die Charaktere zeichnet Rebecca Gablé gewohnt lebendig und ausdrucksstark, was besonders bei der Figur des Julian deutlich wird. Seine innere Zerrissenheit und sein Verantwortungsbewusstsein für seine Leute und Freunde erlebt man betroffen mit. Aber auch Blanches Schicksal lässt mich als Leser mit ihr bangen und hoffen.

In dieser Zeit sind die Namen Henry, Richard und Edward häufig mehrfach vergeben und es ist schwierig sie auseinander zu halten. Die Autorin gibt einigen Spitznamen, aber man muss schon aufmerksam lesen und gegebenenfalls im Stammbaum oder der Personenliste im Anhang des Buches nachschlagen.

Das Buch zieht den Leser in seinen Bann, jedoch kann sich die Handlung durch die historischen Ereignisse nicht ungezwungen und frei entfalten. Stets gibt es Ränkespiele, Kriegsgetümmel und Machtkämpfe, die den Ablauf etwas gezwungener wirken lassen.


Rebecca Gablé ist für mich eine der besten Autorinnnen von mittelalterlichen historischen Romanen. Sie kann Geschichte fesselnd und lehrreich erzählen und haucht ihren Figuren Leben ein. Dieser Roman zeigt die grausamen Rosenkriege mit all ihren Intrigen und Kämpfen und den Folgen für die Bevölkerung.

Veröffentlicht am 26.05.2018

Ein hervorragender historischer Roman

Die Hüter der Rose
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England 1413: Als der dreizehnjährige John of Waringham fürchten muss, von seinem Vater in eine kirchliche Laufbahn gedrängt zu werden, reißt er aus und macht sich auf den Weg nach Westminster. Dort begegnet ...

England 1413: Als der dreizehnjährige John of Waringham fürchten muss, von seinem Vater in eine kirchliche Laufbahn gedrängt zu werden, reißt er aus und macht sich auf den Weg nach Westminster. Dort begegnet er König Harry und wird an dessen Seite schon jung zum Ritter und Kriegshelden. Doch Harrys plötzlicher Tod stürzt England in eine tiefe Krise, denn sein Sohn und Thronfolger ist gerade acht Monate alt ...


Während im ersten Teil der Reihe "Das Lächeln der Fortuna" Robin of Waringham die Hauptfigur ist, wird nun sein Sohn John der Protagonist. Sein Traum ist es Ritter am Hof des Königs zu werden, während sein Vater ihn beim Bischof Henry Beaufort unterbringen möchte. John reißt aus, schlägt sich an den Hof des Königs durch und kommt in den Dienst des jungen Königs Harry. Er zieht als Ritter in den noch andauernden Krieg mit Frankreich, sieht die Schattenseiten des Krieges und schließt dauerhafte Freundschaften mit Somerset und Owen Tudor. Der König schätzt ihn als guten Berater und nach seinem frühen Tod hält John schützend die Hand über den acht Monate alten Königssohn und übernimmt die Aufgabe, ihn für seine zukünftige Rolle als König vorzubereiten. Im Kampf um den Thron folgen Intrigen und Machtgerangel, die das Land in eine Krise stürzen.


Nachdem ich den ersten Band regelrecht geliebt und verschlungen habe, musste ich unbedingt den Fortgang der Geschichte lesen. Die Familie Waringham und die Geschehnisse im mittelalterlichen England haben mich nicht losgelassen.


John Waringham und Henry Beaufort sind sozusagen das Pendant zu Robin und Duke of Lancaster aus dem Vorband.

Auch dieses Buch hat mich gefesselt, mir gefallen besonders die authentisch vorgebrachten Lebensbedingungen, die historischen Ereignisse und das Spiel um Gut und Böse und das Machtgerangel um den Thron.


Rebecca Gablé haucht den Personen Leben ein, sie verbindet die historischen Figuren mit denen der fiktiven Familie Waringham und man glaubt ihr jedes Wort.

Es ist ihr fesselnder Schreibstil, der mit bildhaften Elementen und einer spannenden Handlung gekonnt durch das Buch führt. Ob es die Schilderung vom Leben auf dem Gestüt oder am Königshofe ist oder mitten im Kriegsgetümmel ist, man kann sich dem Buch nicht entziehen.


Die legendäre Schlacht von Agincourt wird mit blutrünstigen Szenen gezeigt. Man kann sich dann aber wieder ein wenig erholen, wenn es um die Pferdezucht der Waringhams geht. Gekonnt vermag die Autorin hier einen Wechsel zu vollziehen.

Die Charaktere sind gegen den ersten Band ein wenig oberflächlicher, die Guten nur gut und die Schlechten nur schlecht und die Frauenrollen hätten ein wenig stärker dargestellt werden können.



Ich gebe eine absolute Leseempfehlung für alle Fans der Waringhams und für Freunde der historischen Romane ebenso. Dennoch kann ich nicht die 5 Sterne vergeben, die für "Das Lächeln der Fortuna" vergeben habe.