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Veröffentlicht am 14.07.2018

Mal wieder ein atemlos machender Pageturner

Der Schmetterlingsjunge
2

Berlin: Als Nils Trojan am Tatort eintrifft bietet sich ihm ein unglaublicher Anblick: Eine ermordetet Frau liegt nackt auf dem Bett, auf ihrem Rücken prangt ein farbiges Gemälde eines Schmetterlings. ...

Berlin: Als Nils Trojan am Tatort eintrifft bietet sich ihm ein unglaublicher Anblick: Eine ermordetet Frau liegt nackt auf dem Bett, auf ihrem Rücken prangt ein farbiges Gemälde eines Schmetterlings. Welcher Verrückte verziert sein Opfer mit so einer sorgfältigen Malerei? Kurz darauf passiert der nächste Mord, auch hier wurde die Leiche mit einem ähnlich eigenwilligen Kunstwerk versehen.

Was treibt den Mörder zu so einer bizarren Handlung? Nils Trojan versucht hinter dieses Rätsel zu kommen, denn der Täter spielt auch mit Trojan ein perfides Spiel und sein Morden geht weiter.


Auch mit diesem Thriller sorgt Max Bentow wieder für atemlose Spannung.

Ein Handlungsstrang führt uns den Täter als Kind vor Augen, zeitliche Rückblenden zeigen einen Jungen, dessen Mutter verstorben ist und dessen Vater sich in ein Leben mit Alkohol und Frauen flüchtete. Leider ohne sich gebührend um den Sohn zu kümmern und nicht einmal das Jugendamt bekommt die Missstände mit. Die Mitarbeiterin sieht nur die äußeren Umstände, in die Kinderseele konnte sie sich nicht einfühlen.


Hinter diesem Killer schlummert eine grausame Zwangsvorstellung, die mit dem Verzieren der Opfer durch Schmetterlinge auffällt. Auch Frauenschuhe mit hohen Absätzen spielen bei diesem Kranken eine besondere Rolle. Daher tappt Nils Trojan auch lange Zeit im Dunkeln und kann sich keinen Reim auf diesen Schmetterlingsmörder machen.

So grausam es ist, erst die weiteren Opfer sorgen für ein entsprechendes Bindeglied zum Mörder. Bis es soweit ist, stehen Trojan und seine Kollegin Stefanie unter enormem zeitlichen Druck.


Für mich war dieser Thriller wieder ein echter Pageturner. Durch den "Schuhtick" und die Schmetterlinge erscheint das Buch auf den ersten Blick ein wenig frauenmäßig verschönert, die Gründe dafür finden sich jedoch in der kranken Seele der Verbrechers. Auch wenn die Taten grausam erscheinen, so ist dieser Thriller doch verhältnismäßig unblutig zu nennen.


Wieder ist ein Serienkiller am Werk, den Trojan zur Vermeidung weiterer Opfer stoppen muss. Dieser zeitliche Druck sorgt für atemlose Spannung beim Lesen und man merkt, wie schwierig sich die Nachforschungen gestalten. Die Geschehnisse sind nicht zufällig, das wird schnell klar, doch wie ist die Verbindung der Opfer zum Täter?


Die Perspektivwechsel zwischen Täter und Ermittlungsebene sorgen für eine sich ständig steigernde Spannung. Hat man eben noch Mitleid in den Rückblenden für das Kind, sorgen seine aktuellen Taten einfach nur für Entsetzen.


Mit diesem Pageturner ist Max Bentow ein stimmiger Thriller gelungen, den sich seine Fans der Reihe wohl kaum entgehen lassen werden.

Veröffentlicht am 03.04.2023

Vom Leben in der Dunkelheit

Lebendige Nacht
1

Das Sachbuch "Lebendige Nacht" von Sophia Kimmig erscheint im Hanser Verlag.

Die Nacht verbirgt einiges Leben, das wir nur erahnen, nach Sonnenuntergang fängt bei vielen Wildtieren das Leben erst richtig ...

Das Sachbuch "Lebendige Nacht" von Sophia Kimmig erscheint im Hanser Verlag.

Die Nacht verbirgt einiges Leben, das wir nur erahnen, nach Sonnenuntergang fängt bei vielen Wildtieren das Leben erst richtig an. In den Städten tummeln sich Wildschweine, Waschbären und Füchse auf der Suche nach Essbarem. In der Dunkelheit der Nacht fangen Eulen und Fledermäuse ihre Nahrung. Die Wildbiologin Sophia Kimmig bringt Licht in die Geheimnisse der Nacht und erklärt, auf welche Weise sich nachtaktive Tiere auf ein Leben in dieser Dunkelwelt angepasst haben.

In kleinen Episoden bringt die Wildbiologin Sophia Kimmig Licht in die Geheimnisse der Nacht. Sie erklärt mit Fachwissen die Erkenntnisse, die sie auf Versuche, Erlebnisse oder Beobachtungen bezieht.

Der Prolog startet etwas mystisch, die folgenden Kapitel sind dann doch weniger märchenhaft angehaucht und gefallen mir deshalb viel besser. Dort wird das Wissen über verschiedene Tiere profund erklärt und mit wissenschaftlichen Hintergründen näher beleuchtet.

Sophia Kimmigs Doktorarbeit dreht sich um Füchse und entsprechende Forschungsprojekte, in denen sie nachtaktive Tiere erlebt und erforscht hat. Diese Kenntnisse bringt sie im Buch ein und streift alle möglichen Themen, die zum Beispiel mit nächtlichem Sehen zusammenhängen, was sie sehr verständlich und fundiert erklärt.

Vorgestellt werden die typischen bekannten nachtaktiven Tiere, wie etwa die Nachtfalter, Eulen, Fledermäuse, Waschbären, Haselmäuse und Siebenschläfer. Doch auch etwas unbekanntere Tiere werden hier mit ihren Lebensgewohnheiten gezeigt, dazu gehören die Kakapos in Neuseeland, der Tüpfelkuskus und die Blattschwanzgeckos, von ihnen hätte ich mir ein paar Fotos gewünscht, um die Tiere genauer vor Augen zu haben. Es gibt einige Illustrationen, die wie Federzeichnungen wirken, Fotos wären noch ausdrucksvoller gewesen.

Bei diesem interessanten Buch wurde mir mal wieder sehr bewusst, wieviel Leben in der Nacht abläuft, was wir nur in geringem Maße wahrnehmen. Dazu müssen sich die Tiere der Nacht in ihren Fähigkeiten spezialisieren, um in ihren Sinnen den tagaktiven Tieren (und Menschen) überlegen zu sein. Man denke nur an die Fledermäuse oder die Nachtfalter, deren Flügel teilweise für Fledermäuse unsichtbar wirken.

Dieses Buch hält unglaublich viele Themen bereit, es geht um flatternde Vielfalt, Unterwasserwelten, Nachtlichter und die Macht des Mondes. Besonders lesenswert sind die eingebauten Fun Facts, die von "klebrigen" Füssen der Siebenschläfer berichten und viele weitere spezielle Fakten aus dem Reich der Tiere bereit halten.

Der Erzählstil ist fachbezogen, aber auch unterhaltsam zu lesen und inhaltlich bringt Sophia Kimmig die Zusammenhänge gut auf den Punkt, sodaß man dem Text gut folgen kann. Man merkt ihrem Buch ihre Begeisterung für die nächtlichen Lebewesen deutlich an, wird über Probleme und Folgen von Umweltverschmutzung aufgeklärt und ganz besonders liegt ihr die Lichtverschmutzung am Herzen.


In "Lebendige Nacht" erlebt man nicht nur faszinierende Tiere, sondern kann die Nacht regelrecht erleben. Meine Leseempfehlung für alle Naturfreunde!

Veröffentlicht am 16.09.2022

Fesselnd, atmosphärisch und wieder recht brutal

Blinde Furcht
1

"Blinde Furcht" ist der 13. Band der Amish-Thriller-Reihe von Linda Castillo der Fischer Verlage.

Als Kate Burkholder zu einem Tatort in Painters Mill gerufen wird, wartet die übel zugerichtete Leiche ...

"Blinde Furcht" ist der 13. Band der Amish-Thriller-Reihe von Linda Castillo der Fischer Verlage.

Als Kate Burkholder zu einem Tatort in Painters Mill gerufen wird, wartet die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau auf sie, Kate ist geschockt, denn sie kennt das Opfer von früher. Es ist Rachael Schwartz, eine unbeugsame und rebellische junge Frau, die sich vor zehn Jahren von ihrer Familie und der Amish-Gemeinde abgewandt hat. Warum ist sie nun in ihre Heimat zurückgekehrt und wer wollte sie aus dem Weg räumen?


Diese Reihe ist immer wieder spannend, weil sie uns neben einer Mordaufklärung das Leben der Amischen und deren Werte und Lebensvorstellungen näher bringt. Rachael hat sich gegen diese Lebensweise entschieden, aber warum kehrt sie jetzt zurück? Kates Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn es gibt etwas in Rachaels Vergangenheit, über dass die Bewohner von Painters Mill schweigen. Es dauert eine Weile bis Kate erfährt, dass Rachael ein Enthüllungsbuch über das Leben in einer Amish-Gemeinde geschrieben hat. Wollte sich der Mörder für eine bestimmte Äußerung darin rächen?

Die flüssig erzählte Story wird aus verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen gezeigt, in Rückblenden erleben wir Vorgänge aus Rachaels Jugend. Das schafft einen gelungenen Spannungsaufbau, dem man sich nicht entziehen kann. Die Ermittlungen sind mit Befragungen und neuen Erkenntnissen gespickt, einige Wendungen sorgen für fesselnde Momente. Immer wieder erfahren wir interessante Fakten aus dem Leben der Amishen, die diese Lebensweise und ihre Einschränkungen deutlich machen. Kate kommt dem Geheimnis Rachaels auf die Schliche und bringt sich damit selbst in Gefahr. Es gibt eine sehr dramatische Schlusshandlung, in der es ziemlich brutal zugeht und bei der ich mich wirklich gefragt habe, wieso Kate bisher schon so viele Übergriffe ohne bleibende Schäden überlebt hat.

Das Motiv für den Täter erklärt die Absicht, aber für mich war das in ihrer Brutalität ein völlig überdimensionierter Mord. Diese Gewalt und das überdramatisiert dargestellte Ende war in meinen Augen absolut übertrieben, weshalb ich einen Stern abziehe.

Linda Castillo hat mit ihrem Einsatz für die Gerechtigkeit gekämpft, ihr Partner John Tomasetti taucht in diesem Band nur am Rande auf und es wird mehr Augenmerk auf den neuen Fall gelenkt. Das Privatleben wird dieses Mal nicht näher beleuchtet, was aber auch nicht unbedingt der Fall sein muss.

Dieses Buch zeigt sehr brutale Szenen, ich konnte gut nachvollziehen, dass Kate diesen Fall unbedingt aufklären wollte. Die überraschenden Wendungen haben mich ans Buch gefesselt und der geschickt konstruierte Plot hat mir Gänsehaut beschert und mich gepackt.

Ein toller Fall der Reihe, der Einblick in das besondere Leben der Amishen gewährt und mit einer spannenden Handlung fesseln kann.

Veröffentlicht am 21.03.2022

Ein atmosphärischer Roman, der die Liebe und das Leben feiert

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
1

"Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach" ist der Debütroman von Julia Mattera, der im Eichborn Verlag erscheint.

Die Geschwister Robert und Elsa Walch betreiben im Elsaß ein Landhotel, dessen gute ...

"Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach" ist der Debütroman von Julia Mattera, der im Eichborn Verlag erscheint.

Die Geschwister Robert und Elsa Walch betreiben im Elsaß ein Landhotel, dessen gute Küche viele Touristen anlockt. Elsa kümmert sich um die Gäste, während der brummige Junggeselle Robert für die Küche, die Hühner und den Gemüsegarten zuständig ist. Nur die besten Gemüse reifen in seinem Garten, vielleicht liegt es daran, dass er mit seinen Möhren spricht. Eines Tages trifft ein Gast aus England ein, die temperamentvolle Maggie, die Robert tief im Herzen berührt. Kann sie ihn aus seiner Zurückgezogenheit hervorlocken?

Man hört es immer mal, dass Menschen mit ihren Pflanzen sprechen, in diesem Buch lernen wir den Koch Robert kennen, der nicht nur mit seinem Gemüse spricht, sondern seinen Karotten auch noch schöne Namen gibt. Eine Art Wertschätzung, die ihm sehr am Herzen liegt und wo man merkt, hinter der rauen Schale liegt ein weicher Kern versteckt. Er ist schon ein merkwürdiger Kauz, sehr wortkarg und er pflegt kaum Kontakt zu anderen Menschen, am liebsten ist er bei seinen Pflanzen und Tieren und in der Küche. Seine einzigen Vertrauten sind seine Schwester Elsa und deren Zwillinge, auch ihnen gegenüber verhält er sich recht mürrisch, könnte sich aber ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Als er Maggie kennenlernt, erkennt er, wie schön das Leben auf einmal für ihn ist.

Die Figuren lernt man schnell kennen. Robert ist meistens nur zu seinem Gemüse und den Tieren nett. Dafür gewannen Elsa und ihre Zwillinge meine Sympathie, besonders weil die Zwillinge, so wie Kinder nun mal sind, allerlei Unfug anstellen. Die Kinderfrau Fatima ist eine Seele von Mensch und ihr Sohn Hassan arbeitet gerne im Garten und verhält sich ähnlich aufmerksam dem Gemüse gegenüber wie Robert. Fast unbemerkt sorgen sie dafür, dass sich Robert, der kauzige Eigenbrödler, öffnet. Ich habe gerne mitverfolgt, wie Robert sich nach und nach aus seinem Schneckenhaus wagt und seine Gefühle für Maggie ihn verändern.

Besonders schön empfand ich die achtsam erledigten Kochvorgänge und den wertschätzenden Umgang mit den Pflanzen und Lebensmitteln, wenn es auch etwas überspitzt beschrieben wird. Die Angst des Gemüses vor dem Ernten sehe ich dann doch eher als Metapher an. In Roberts Küche habe ich ihm gerne über die Schulter geschaut, es gibt einige köstliche Gerichte, die mir Appetit gemacht haben. Und für alle Kochfreunde gibt es im Anhang einige Rezepte zum Nachkochen.
Der Roman ist ruhig, unterhaltsam, manchmal poetisch und er beschreibt auf eine atmosphärische Art die Liebe und das Leben.

Dieser ruhige und atmosphärisch wirkende Roman ist lesenswert, denn er betont die Achtsamkeit für die Natur und wertschätzt die Liebe und das Leben.

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Veröffentlicht am 19.10.2021

Leichte Liebeslektüre für dunkle Herbsttage

Das kleine Chalet in der Schweiz
1

"Das kleine Chalet in der Schweiz" ist der sechste Band der Romantic-Espapes-Reihe von Julie Caplin

Mina Campbell liebt leckeres Essen und arbeitet in Manchester in einer Testküche. Man könnte nun meinen, ...

"Das kleine Chalet in der Schweiz" ist der sechste Band der Romantic-Espapes-Reihe von Julie Caplin

Mina Campbell liebt leckeres Essen und arbeitet in Manchester in einer Testküche. Man könnte nun meinen, sie hat damit ihr Hobby zum Beruf gemacht, das stimmt nicht ganz: viel lieber würde sie kreative Ideen entwickeln. Immerhin darf sie privat ihre Freunde mit einem geselligen Dinner zu bekochen. Um ihren Liebeskummer zu vergessen, reist Mina für eine Auszeit zu ihrer Patentante in die Schweiz, die dort ein charmantes Ski-Chalet betreibt. Das ist genau nach Minas Geschmack, die Schweizer Küche mit Fondue, Rösti und Kirschtorte macht einfach glücklich. Wer braucht da noch Männer? Wäre da nicht der nette Luke, der ihr das verschneite Wallis zeigen möchte.

Mina hat von den Männern die Nase voll, ihr Job langweilt sie total und so freut sie sich auf eine Auszeit bei ihrer Patentante in der Schweiz. Auf der Zugfahrt lernt sie Luke kennen, zufälligerweise läuft er ihr auch nach ihrer Ankunft über den Weg. Dort bietet er ihr an, ihr die verschneite Berggegend näher zu zeigen. Mina findet Luke zwar recht anziehend, aber sie möchte sich lieber von ihm fernhalten.


Passend zu Amelies Ski-Chalet wird das Thema Wintersport perfekt in die Handlung eingebaut, die Figuren sind sehr Ski begeistert und unterhaltsam und sorgen damit für reichlich Abwechslung. Und auch Mina ist eine sympathische Figur, die ich gerne begleitet habe. Leider war ihre sehr vorhersehbare Liebesromanze mit Luke durch einiges Hin und Her reichlich in die Länge gezogen. Das hätte man auch stimmiger und mit mehr Pepp erzählen können. Aber das Ende hat mich dann wieder versöhnen können.

Julie Caplin überzeugt mit ihrem wunderbar flüssigen und einnehmenden Schreibstil. Sie sorgt mit ihrer Liebesgeschichte vor bildhaft gezeigtem Alpenpanorama, einigen kulinarischen Spezialitäten aus der Schweiz und der sogenannten "Schokoladen-Magie" für eine köstliche Wohlfühlstimmung, bei der man einfach Appetit bekommt. Und ein Rezept für eine Basler Kirsch-Torte gibt es noch obendrauf.

Diesen liebenswerten Roman sollte man mit Kuscheldecke und ausreichend Schokolade genießen.

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